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«Konrad, «sagte er,»nimm alle Leute mit Dir! schlagt Euch durch, wenn Ihr könnt — mit mir ist es vorbei! Ich bin Manns genug, um, aufs äußerste gehetzt, einige dieser landstreicherischen Schotten zur Hölle zu senden!«

Sein Leutnant gehorchte und eilte mit den noch übrig gebliebenen Landsknechten nach dem äußersten Ende der Straße, in der Absicht, sich durch die vorrückenden Burgunder einen Weg zu bahnen. Ungefähr sechs der besten Leute des von der Mark blieben bei ihrem Herrn, um mit ihm zu sterben, und stellten sich den Bogenschützen, deren Zahl nicht viel größer war, entgegen. — »Der Eber! Der Eber! Holla! Ihr schottischen Edelleute!«rief er, seine Keule schwingend.»Welchen von euch gelüstet es, eine Grafenkrone zu gewinnen? Wer führt den Streich nach des Ebers Haupte? Ihr, junger Mann, deucht mir, habt große Lust dazu, — allein Ihr müßt sie erst gewinnen, ehe Ihr sie tragen könnt!«

Quentin hörte diese Worte nur undeutlich, da sie zum Teil in der Wölbung des Helmes verklangen; allein schon sprang von der Mark wie ein Tiger auf ihn los, indem er mit der Keule einen wuchtigen Hieb nach ihm führte, der einen Ochsen zu Boden gestreckt hätte; Quentin aber, behend und scharfblickend, wie er war, entging dem Streiche durch einen Sprung zur Seite. Zwar fielen nun die Streiche des verzweifelten Räubers wie die Schläge des Hammers auf den Amboß, aber dem jungen Bogenschützen gelang es weiter, ihnen durch seine schnellen Bewegungen und die geschickte Führung des Schwertes zu entgehen und sie mit der Spitze seiner zwar minder geräuschvollen, aber gefährlicheren Waffe zu erwidern. Das tat er so oft und mit solcher Wirksamkeit, daß die Riesenkraft seines Gegners zu ermatten begann, als der Boden, auf dem er stand, ganz mit Blut getränkt war. Immer noch focht er mit ungeschwächtem Arm und mit derselben Geisteskraft wie zuvor. Sein Sieg schien noch immer zweifelhaft und fern, als eine weibliche Stimme hinter ihm seinen Namen nannte und schrie:»Hilfe! Hilfe! Um der gebenedeiten Mutter Gottes willen!«

Er wandte sich um und erkannte auf den ersten Blick Gertrude Pavillon, wie sie, den Mantel von den Schultern gerissen, von einem französischen Soldaten mit Gewalt fortgeschleppt und [Wort fehlt im Buch] wurde.»Wartet einen Augenblick!«rief Quentin dem Eber zu und eilte seiner Wohltäterin nach, um sie aus einer Lage zu befreien, deren Gefahr er sich recht gut vorstellen konnte. — »Ich warte auf niemand, «sagte von der Mark, seinen Rückzug antretend, ohne Zweifel froh, auf so bequeme Weise von einem so gefährlichen Gegner befreit zu sein. — »Ihr sollt, mit Verlaub, doch wohl so lange warten, bis ich komme!«sprach Balafré,»denn so lasse ich meinem Neffen nicht mitspielen!«Mit diesen Worten ging er dem Eber mit seinem zweihändigen Schwerte zu Leibe.

Gertruds Räuber, von seinen Kameraden unterstützt, weigerte sich, von seinem Raube zu lassen, und während Durward mit Hilfe einiger Landsleute ihn zu bezwingen suchte, sah er den Vorteil, den der Zufall ihm zu Glück und Reichtum so gründlich in die Hände gegeben, schwinden: und als er endlich mit dem befreiten Mädchen auf der Straße stand, war niemand mehr zu sehen. Der hilflosen Lage des Mädchens gänzlich vergessend, stand er im Begriffe, dem Eber nachzueilen, wie der Windhund die Spur des Wildes verfolgt, als sich Gertrud verzweiflungsvoll au seinen Arm hing und rief:»Um Eurer Mutter Ehre willen, laßt mich nicht hier! So wahr Ihr ein Edelmann seid, geleitet mich sicher nach dem Hause meines Vaters, das einst Euch und Gräfin Isabelle Schutz gewährte! Um ihretwillen verlaßt mich nicht!«Ihr Ruf klang wie der einer Sterbenden, aber er war unwiderstehlich. Mit unaussprechlich bitterem Gefühl allen frohen Hoffnungen Lebewohl sagend, führte Quentin, wie ein Geist, der mit Widerwillen einem Zauberer gehorcht, Gertrud nach Pavillons Haus und kam eben noch recht an, um es gegen die Wut der zügellosen Soldaten zu schützen.

Der König und der Herzog zogen indessen durch eine der Breschen in die Stadt ein. Beide waren vollständig gewappnet; der Herzog aber, vom Helmbusch bis zu den Sporen mit Blut bedeckt, trieb sein Streitroß wütend die Bresche hinauf, während Ludwig bedächtig wie ein Mönch, der eine Prozession anführt, folgte. Sie gaben Befehl, mit der Plünderung einzuhalten und die zerstreute Truppe zu sammeln. Dann begaben sie sich nach der Hauptkirche, teils um die vornehmeren Einwohner zu schützen, die sich dorthin geflüchtet hatten, teils, um nach der Anhörung der Messe Kriegsrat zu halten.

Gleich anderen Offizieren seines Ranges beschäftigt, die unter seinen Befehlen stehende Truppe zu sammeln, begegnete Lord Crawford, indem er um die Ecke bog, die nach der Maas führte, Balafré, der gemächlich dem Flusse zuschritt, ein menschliches Haupt an den blutigen Haaren haltend.

«Nun, Ludwig, «fragte der Lord,»was willst Du mit diesem Aase machen?«—»Das ist alles, was von einem Stück Arbeit übrig geblieben ist, das sich mein Neffe ausgesucht hatte und womit er auch selbst zu Ende gekommen wäre; ich brauchte nur die letzte Hand anzulegen, «sagte Balafre.»Es war ein tüchtiger Bursche, den ich ins Jenseits spedierte; er hat mich noch gebeten, seinen Kopf in die Maas zu weisen!«—»Und Ihr wollt den Kopf auch in die Maas werfen?«fragte Crawford, dieses grause Haupt näher ins Auge fassend. — »Allerdings, «sagte Ludwig.»Wenn Ihr einem Sterbenden die letzte Bitte versagt, so werdet Ihr von seinem Geiste geplagt; und ich schlafe nachts gern ruhig!«—»Ihr müßt es schon mit dem Geiste aufnehmen, Freund!«sagte Crawford.»Es liegt, meiner Seel, an dem toten Dinge weit mehr, als Ihr Euch träumen laßt. Kommt mit mir — kein Wort mehr! Kommt nur, kommt!«—»Nun, wenn's an dem ist, «sagte Balafré,»ich hab's ihm ja eigentlich nicht versprochen; denn in Wahrheit, ich hatte ihm schon den Kopf heruntergehauen, ehe er mit dem Gesuche zu Ende kam.«