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Dem Monitorkorps und dem Personal des Hospitals, das ihn wieder gesund gemacht hatte, schuldete Hellishomar großen Dank, genau wie dem Tarlaner, der geredet und argumentiert und seinen Verstand eingesetzt hatte, um die Einwilligung des Patienten zur Operation zu bekommen. Noch größeren Dank schuldeten ihnen die übrigen Groalterri, doch revanchieren konnte sich weder Hellishomar noch seine Spezies. Der Föderation würde der vollständige Kontakt mit den Groalterri nicht gestattet werden, und auch Lioren konnte keine Antworten auf die beiden Fragen erhalten, die ihm am meisten auf der Zunge brannten.

Bei all seinen Kontakten zu Patienten hatte es sich Lioren nie gestattet, ihre Überzeugungen in nichtmateriellen Fragen zu beeinflussen, wie eigenartig oder albern sie ihm im Licht seiner eigenen größeren Kenntnisse und Erfahrungen auch vorgekommen sein mochten. Er hatte sich stets geweigert, ihnen in ihre Überzeugungen hineinzureden, obwohl er selbst nicht glaubte, an irgend etwas zu glauben. Unter diesen Umständen war Liorens Verhalten moralisch einwandfrei gewesen, und Hellishomar konnte ihm diesbezüglich nur nacheifern. Er durfte seinen tarlanischen Freund nicht in den Genuß des fortschrittlichen groalterrischen philosophischen und theologischen Denkens kommen lassen, indem er ihm sagte, was er glauben sollte. Und eine Antwort auf Liorens zweite Frage war überflüssig, weil der Tarlaner im Begriff stand, die Entscheidung ganz allein zu treffen und etwas zu tun, das seinem Wesen vollkommen fremd war.

Durch die stark gedrängte Methode des Gedankenaustauschs und durch Antworten, die erfolgten, bevor die Fragen vollständig formuliert waren, wurde Lioren immer verwirrter.

Ich schäme mich, Sie an die Schuld zu erinnern, in der Sie bei mir stehen, und Sie zu bitten, einen kleinen Teil davon zu begleichen, dachte Lioren. Immer wenn Sie mit meinem Verstand in Berührung treten, ahne ich ein unermeßliches Wissen, einen riesigen Bereich der Klarheit, den Sie vor mir verbergen. Wenn Sie mich unterweisen könnten, würde ich zum Glauben finden. Warum wollen Sie mir nicht aufgrund Ihrer umfangreicheren Kenntnisse die Wahrheit über Gott mitteilen?

Sie haben sich durch eigene Anstrengungen ein großes Wissen erworben, antwortete Hellishomar. Das haben Sie eingesetzt, um die inneren Schmerzen vieler Lebewesen zu lindern, mein früheres, zurückgebliebenes Selbst eingeschlossen, doch Sie sind noch nicht bereit zu glauben. Die Frage ist bereits beantwortet worden.

Dann wiederhole ich die zweite Frage, fuhr Lioren fort. Gibt es für mich irgendeine Hoffnung, Erleichterung oder Erlösung von der ständigen Erinnerung an Cromsag und meiner Schuld zu finden? Die Entscheidung, mit der ich so lange gerungen habe, bringt ein Verhalten mit sich, das für einen Tarlaner, der einst eine solche gesellschaftliche Position wie ich eingenommen hat, schmachvoll ist, aber das hat nichts zu sagen. Es könnte auch zu meinem Tod führen. Ich frage nur, ob die Entscheidung, die ich getroffen habe, die richtige ist.

Macht Ihnen die Erinnerung an Cromsag denn ständig derart zu schaffen, daß Sie Ihren eigenen Tod als Erlösung empfinden würden? erkundigte sich Hellishomar.

Nein, antwortete Lioren, den die Heftigkeit seiner Gefühle überraschte. Aber das liegt daran, daß meine Gedanken in letzter Zeit mit so vielen anderen Dingen beschäftigt gewesen sind. Den Tod würde ich nicht begrüßen, besonders dann nicht, wenn ich ihm zufällig oder durch eine eigene dumme Entscheidung zum Opfer fallen würde.

Trotzdem glauben Sie, daß Ihre Entscheidung die ernste Gefahr einer schweren Verletzung oder des Todes birgt, und ich kann keinerlei Anzeichen dafür entdecken, daß Sie Ihre Ansicht ändern werden, entgegnete Hellishomar. Jedenfalls werde ich Ihnen nicht sagen, ob Ihre Entscheidung richtig oder falsch oder gar dumm ist, oder Sie über die möglichen Folgen aufklären, sondern möchte Sie nur daran erinnern, daß in diesem Daseinszustand nichts zufällig passiert.

Folgendes werde ich für Sie tun, fuhr Hellishomar fort. Die Maßnahme, die Sie demnächst ergreifen werden, wird in keiner Weise von irgend jemandem behindert werden. Da Sie Ihre Entscheidung inzwischen getroffen haben, schlage ich Ihnen vor, Ihre Qual und Ungewißheit nicht weiter in die Länge zu ziehen und sofort aufzubrechen.

Als Lioren in eine Arbeitsumgebung zurückkehrte, in der Gespräche in träger sprachlicher Form geführt wurden und die Bedeutungen getrübt waren, geriet sein Verstand einen Moment lang in Verwirrung. Offenbar war O'Mara gerade damit fertig geworden, die Fehler des Auszubildenden aufzuzählen. Conway entblößte die Zähne und erinnerte den Chefpsychologen daran, daß er seinen ernstlichen Unwillen schon über jeden Mitarbeiter des Orbit Hospitals zum Ausdruck gebracht habe, und insbesondere über diejenigen, die es gewagt hätten, Diagnostiker zu werden, und es hatte ganz den Anschein, daß alle Anwesenden auf der Station Lioren erwartungsvoll anblickten und sich ihm zu nähern versuchten.

„Dem Patienten geht es gut“, berichtete Lioren. „Er hat keine sensorischen Beschwerden und berichtet von einer ständigen merklichen Verbesserung seiner Denkfähigkeit. Er möchte den allgemeinen Kanal benutzen, um sich bei Ihnen allen einzeln zu bedanken.“

Die Anwesenden waren alle viel zu aufgeregt und zu erfreut, um zu bemerken, wie Lioren die Station verließ. Er überlegte sich den schnellsten Weg zur Station, auf der die Cromsaggi lagen, und versuchte, den Kopf von allen anderen Gedanken frei zu machen.

Da er die Dienstpläne bereits überprüft hatte, wußte er, daß sich zur Zeit nur zwei Schwestern auf der Station befanden. Wenn die Patienten nicht in Behandlung waren oder auf ihre Entlassung warteten, sondern sich auf dem Weg der Besserung befanden und nur unter Beobachtung standen, war dies das übliche Verfahren; doch einen bewaffneten Angehörigen des Monitorkorps am Eingang zur Station aufzustellen war nicht normal.

Bei dem Wächter handelte es sich um einen terrestrischen DBDG, der nur zwei Arme und zwei Beine besaß, über weniger als die Hälfte von Liorens Körpermasse verfügte und eine Lähmungswaffe trug. Mit ihr konnte er Liorens willkürliche Muskulatur — abhängig von der Einstellung der Stärke — beeinträchtigen oder vollständig lahmen, ihn aber keinesfalls töten.

„Lioren, psychologische Abteilung“, stellte sich der Tarlaner in forschem Ton vor. „Ich bin hier, um die Patienten zu befragen.“

„Und ich bin hier, um Sie davon abzuhalten“, entgegnete der Wächter trocken. „Major O'Mara hat gesagt, Sie würden vielleicht versuchen, sich unter die cromsaggischen Patienten zu mischen, und der Zutritt sollte Ihnen zu Ihrer eigenen Sicherheit verwehrt werden. Bitte ziehen Sie sich sofort zurück, Sir.“

Der Wächter bewies zwar die Achtung und den Respekt, die Liorens früherem Rang als Oberstabsarzt gebührten, doch Wohlwollen und Mitleid, wie stark auch immer, konnten ihn bestimmt nicht dazu veranlassen, seine Befehle zu mißachten. Zweifellos war O'Mara genügend über tarlanische Psychologie bekannt, um zu wissen, daß Lioren nicht versuchen wollte, einer gerechten Strafe zu entgehen, indem er sich absichtlich das Leben nahm. Vielleicht hatte der Chefpsychologe geglaubt, selbst dieser Tarlaner könnte seine Meinung und seinen starren Verhaltenscodex ändern und sich dazu zwingen, etwas zu tun, das von ihm vorher als unehrenhaft angesehen worden war, und hatte einfach Vorsichtsmaßnahmen getroffen.