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Als erfahrener Arzt. Er wußte das Wasser des Kranken

Klug zu besehn; er half der Natur; was immer den Augen,

Was den edelsten Gliedern gebrach, gelang ihm zu heilen;

Kannte wohl die emetischen Kräfte, verstand auch daneben

Auf die Zähne sich gut und holte die schmerzenden spielend.

Gerne glaub ich, Ihr habt es vergessen; es wäre kein Wunder,

Denn drei Jahre hattet Ihr nur. Es legte sich damals

Euer Vater im Winter mit großen Schmerzen zu Bette,

Ja, man mußt ihn heben und tragen. Da ließ er die Ärzte

Zwischen hier und Rom zusammenberufen, und alle

Gaben ihn auf; er schickte zuletzt, man holte den Alten;

Dieser hörte die Not und sah die gefährliche Krankheit.

Meinen Vater jammert' es sehr, er sagte: Mein König,

Gnädiger Herr, ich setzte, wie gern! mein eigenes Leben,

Könnt ich Euch retten, daran! Doch laßt im Glase mich Euer

Wasser besehn. Der König befolgte die Worte des Vaters,

Aber klagte dabei, es werde je länger, je schlimmer.

Auf dem Spiegel war es gebildet, wie glücklich zur Stunde

Euer Vater genesen. Denn meiner sagte bedächtig:

Wenn Ihr Gesundheit verlangt, entschließt Euch ohne Versäumnis,

Eines Wolfes Leber zu speisen, doch sollte derselbe

Sieben Jahre zum wenigsten haben; die müßt Ihr verzehren.

Sparen dürft Ihr mir nicht, denn Euer Leben betrifft es.

Euer Wasser zeuget nur Blut, entschließt Euch geschwinde!

In dem Kreise befand sich der Wolf und hört' es nicht gerne.

Euer Vater sagte darauf. Ihr habt es vernommen,

Höret, Herr Wolf, Ihr werdet mir nicht zu meiner Genesung

Eure Leber verweigern. Der Wolf versetzte dagegen:

Nicht fünf Jahre bin ich geboren! was kann sie Euch nutzen?

Eitles Geschwätz! versetzte mein Vater: es soll uns nicht hindern,

An der Leber seh ich das gleich. Es mußte zur Stelle

Nach der Küche der Wolf, und brauchbar fand sich die Leber.

Euer Vater verzehrte sie stracks. Zur selbigen Stunde

War er von aller Krankheit befreit und allen Gebrechen.

Meinem Vater dankt' er genug, es mußt ihn ein jeder

Doktor heißen am Hofe, man durft es niemals vergessen.

Also ging mein Vater beständig dem König zur Rechten.

Euer Vater verehrt' ihm hernach, ich weiß es am besten,

Eine goldene Spange mit einem roten Barette,

Sie vor allen Herren zu tragen; so haben ihn alle

Hoch in Ehren gehalten. Es hat sich aber mit seinem

Sohne leider geändert, und an die Tugend des Vaters

Wird nicht weiter gedacht. Die allergierigsten Schälke

Werden erhoben, und Nutz und Gewinn bedenkt man alleine,

Recht und Weisheit stehen zurück. Es werden die Diener

Große Herren, das muß der Arme gewöhnlich entgelten.

Hat ein solcher Macht und Gewalt, so schlägt er nur blindlings

Unter die Leute, gedenket nicht mehr, woher er gekommen;

Seinen Vorteil gedenkt er aus allem Spiele zu nehmen.

Um die Großen finden sich viele von diesem Gelichter.

Keine Bitte hören sie je, wozu nicht die Gabe

Gleich sich reichlich gesellt, und wenn sie die Leute bescheiden,

Heißt es: Bringt nur! und bringt! zum ersten, zweiten und dritten.

Solche gierige Wölfe behalten köstliche Bissen

Gerne für sich, und wär es zu tun, mit kleinem Verluste

Ihres Herren Leben zu retten, sie trügen Bedenken.

Wollte der Wolf doch die Leber nicht lassen, dem König zu dienen!

Und was Leber! Ich sag es heraus! Es möchten auch zwanzig

Wölfe das Leben verlieren, behielte der König und seine

Teure Gemahlin das ihre, so wär es weniger schade.

Denn ein schlechter Same, was kann er Gutes erzeugen?

Was in Eurer Jugend geschah, Ihr habt es vergessen;

Aber ich weiß es genau, als wär es gestern geschehen.

Auf dem Spiegel stand die Geschichte, so wollt es mein Vater;

Edelsteine zierten das Werk und goldene Ranken.

Könnt ich den Spiegel erfragen, ich wagte Vermögen und Leben.

Reineke, sagte der König: die Rede hab ich verstanden,

Habe die Worte gehört, und was du alles erzähltest.

War dein Vater so groß hier am Hofe und hat er so viele

Nützliche Taten getan, das mag wohl lange schon her sein.

Ich erinnre michs nicht, auch hat mirs niemand berichtet.

Eure Händel dagegen, die kommen mir öfters zu Ohren,

Immer seid Ihr im Spiele, so hör ich wenigstens sagen;

Tun sie Euch unrecht damit, und sind es alte Geschichten,

Möcht ich einmal was Gutes vernehmen; es findet sich selten.

Herr, versetzte Reineke drauf: ich darf mich hierüber

Wohl erklären vor Euch, denn mich betrifft ja die Sache.

Gutes hab ich Euch selber getan! es sei Euch nicht etwa

Vorgeworfen; behüte mich Gott! ich erkenne mich schuldig,

Euch zu leisten, soviel ich vermag. Ihr habt die Geschichte

Ganz gewiß nicht vergessen. Ich war mit Isegrim glücklich

Einst ein Schwein zu erjagen, es schrie, wir bissen es nieder;

Und Ihr kamt und klagtet so sehr und sagtet: es käme

Eure Frau noch hinter Euch drein, und teilte nur jemand

Wenige Speise mit Euch, so wär euch beiden geholfen.

Gebet von Eurem Gewinne was ab! so sagtet Ihr damals.

Isegrim sagte wohclass="underline" Ja! doch murmelt' er unter dem Barte,

Daß man kaum es verstand. Ich aber sagte dagegen:

Herr! es ist Euch gegönnt, und wärens der Schweine die Menge.

Sagt, wer soll es verteilen? Der Wolf! versetztet Ihr wieder.

Isegrim freute sich sehr; er teilte, wie er gewohnt war,

Ohne Scham und Scheu und gab Euch eben ein Viertel,

Eurer Frauen das andre, und er fiel über die Hälfte,

Schlang begierig hinein und reichte mir außer den Ohren

Nur die Nase noch hin und eine Hälfte der Lunge;

Alles andre behielt er für sich, Ihr habt es gesehen.

Wenig Edelmut zeigt' er uns da. Ihr wißt es, mein König!

Euer Teil verzehrtet Ihr bald, doch merkt ich, Ihr hattet

Nicht den Hunger gestillt, nur Isegrim wollt es nicht sehen,

Aß und kaute so fort und bot Euch nicht das geringste.

Aber da traft Ihr ihn auch mit Euren Tatzen gewaltig

Hinter die Ohren, verschobt ihm das Fell, mit blutiger Glatze

Lief er davon, mit Beulen am Kopf, und heulte vor Schmerzen.

Und Ihr rieft ihm noch zu: Komm wieder, lerne dich schämen!

Teilst du wieder, so triff mirs besser, sonst will ich dirs zeigen.

Jetzt mach eilig dich fort und bring uns ferner zu essen!

Herr! gebietet Ihr das? versetzt ich: so will ich ihm folgen,

Und ich weiß, ich hole schon was. Ihr wart es zufrieden.

Ungeschickt hielt sich Isegrim damals, er blutete, seufzte,

Klagte mir vor; doch trieb ich ihn an, wir jagten zusammen,

Fingen ein Kalb! Ihr liebt Euch die Speise. Und als wir es brachten,

Fand sichs fett; Ihr lachtet dazu und sagtet zu meinem

Lobe manch freundliches Wort; ich wäre, meintet Ihr, trefflich

Auszusenden zur Stunde der Not, und sagtet daneben:

Teile das Kalb! Da sprach ich: Die Hälfte gehöret schon Euer!

Und die Hälfte gehört der Königin: was sich im Leibe

Findet, als Herz und Leber und Lunge, gehöret, wie billig,

Euern Kindern; ich nehme die Füße, die lieb ich zu nagen,

Und das Haupt behalte der Wolf, die köstliche Speise.

Als Ihr die Rede vernommen, versetztet Ihr: Sage! wer hat dich

So nach Hofart teilen gelehrt? ich möcht es erfahren.

Da versetzt ich: Mein Lehrer ist nah, denn dieser mit rotem

Kopfe, mit blutiger Glatze, hat mir das Verständnis geöffnet.

Ich bemerkte genau, wie er heut frühe das Ferkel

Teilte, da lernt ich den Sinn von solcher Teilung begreifen;

Kalb oder Schwein, ich find es nun leicht und werde nicht fehlen.

Schaden und Schande befiel den Wolf und seine Begierde.

Seinesgleichen gibt es genug! Sie schlingen der Güter

Reichliche Früchte zusamt den Untersassen hinunter.

Alles Wohl zerstören sie leicht, und keine Verschonung,

Ist zu erwarten, und wehe dem Lande, das selbige nähret!

Seht! Herr König, so hab ich Euch oft in Ehren gehalten.

Alles, was ich besitze und was ich nur immer gewinne,

Alles widm ich Euch gern und Eurer Königin; sei es

Wenig oder auch viel, Ihr nehmt das meiste von allem.

Wenn Ihr des Kalbes und Schweines gedenkt, so merkt ihr die Wahrheit,

Wo die rechte Treue sich findet. Und dürfte wohl etwa

Isegrim sich mit Reineken messen? Doch leider im Ansehn

Steht der Wolf als oberster Vogt, und alle bedrängt er.

Euren Vorteil besorgt er nicht sehr; zum halben und ganzen

Weiß er den seinen zu fördern. So führt er freilich mit Braunen

Nun das Wort, und Reinekens Rede wird wenig geachtet.

Herr! es ist wahr, man hat mich verklagt, ich werde nicht weichen,

Denn ich muß nun hindurch, und also sei es gesprochen:

Ist hier einer, der glaubt zu beweisen, so komm er mit Zeugen,