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Abt von Schluckauf gesetzt und gab es meinem Gemahle,

Dem er sich günstig erwies, auf einen Zettel geschrieben.

Dieses Gebet, so sagte der Abt, ist heilsam den Männern,

Die ins Gefecht sich begeben; man muß es nüchtern des Morgens

Überlesen, so bleibt man des Tags von Not und Gefahren

Völlig befreit, vorm Tode geschützt, vor Schmerzen und Wunden.

Tröstet Euch, Neffe, damit, ich will es morgen beizeiten

Über Euch lesen, so geht Ihr getrost und ohne Besorgnis.

Liebe Muhme, versetzte der Fuchs: ich danke von Herzen,

Ich gedenk es Euch wieder. Doch muß mir immer am meisten

Meiner Sache Gerechtigkeit helfen und meine Gewandtheit.

Reinekens Freunde blieben beisammen die Nacht durch und scheuchten

Seine Grillen durch muntre Gespräche. Frau Rückenau aber

War vor allen besorgt und geschäftig, sie ließ ihn behende

Zwischen Kopf und Schwanz und Brust und Bauche bescheren

Und mit Fett und Öle bestreichen; es zeigte sich aber

Reineke fett und rund und wohl zu Fuße. Daneben

Sprach sie: Höret mich an, bedenket, was Ihr zu tun habt,

Höret den Rat verständiger Freunde, das hilft Euch am besten.

Trinket nur brav und haltet das Wasser, und kommt Ihr des Morgens

In den Kreis, so macht es gescheit, benetzet den rauhen

Wedel über und über und sucht den Gegner zu treffen;

Könnt Ihr die Augen ihm salben, so ists am besten geraten,

Sein Gesicht verdunkelt sich gleich; es kommt Euch zustatten,

Und ihn hindert es sehr. Auch müßt Ihr anfangs Euch furchtsam

Stellen und gegen den Wind mit flüchtigen Füßen entweichen.

Wenn er Euch folget, erregt nur den Staub, auf daß Ihr die Augen

Ihm mit Unrat und Sande verschließt. Dann springet zur Seite,

Paßt auf jede Bewegung, und wenn er die Augen sich auswischt,

Nehmt des Vorteils gewahr und salbt ihm aufs neue die Augen

Mit dem ätzenden Wasser, damit er völlig erblinde,

Nicht mehr wisse, wo aus noch ein, und der Sieg Euch verbleibe.

Lieber Neffe, schlaft nur ein wenig, wir wollen Euch wecken,

Wenn es Zeit ist. Doch will ich sogleich die heiligen Worte

Über Euch lesen, von welchen ich sprach, auf daß ich Euch stärke.

Und sie legt' ihm die Hand aufs Haupt und sagte die Worte:

Nekräts negibaul geid sum namteflih dnudna mein tedahcs!

Nun Glück auf! nun seid Ihr verwahrt! Das Nämliche sagte

Oheim Grimbart; dann führten sie ihn und legten ihn schlafen.

Ruhig schlief er. Die Sonne ging auf; da kamen die Otter

Und der Dachs, den Vetter zu wecken. Sie grüßten ihn freundlich,

Und sie sagten: Bereitet Euch wohl! Da brachte die Otter

Eine junge Ente hervor und reicht' sie ihm, sagend:

Eßt, ich habe sie Euch mit manchem Sprunge gewonnen

An dem Damme bei Hünerbrot; laßts Euch belieben, mein Vetter.

Gutes Handgeld ist das, versetzte Reineke munter:

So was verschmäh ich nicht leicht. Das möge Gott Euch vergelten,

Daß Ihr meiner gedenkt! Er ließ das Essen sich schmecken

Und das Trinken dazu und ging mit seinen Verwandten

In den Kreis, auf den ebenen Sand, da sollte man kämpfen.

Zwölfter Gesang

Als der König Reineken sah, wie dieser am Kreise

Glatt geschoren sich zeigte, mit Öl und schlüpfrigem Fette

Über und über gesalbt, da lacht' er über die Maßen.

Fuchs! wer lehrte dich das? so rief er: mag man doch billig

Reineke Fuchs dich heißen, du bist beständig der Lose!

Allerorten kennst du ein Loch und weißt dir zu helfen.

Reineke neigte sich tief vor dem Könige, neigte besonders

Vor der Königin sich und kam mit mutigen Sprüngen

In den Kreis. Da hatte der Wolf mit seinen Verwandten

Schon sich gefunden; sie wünschten dem Fuchs ein schmähliches Ende;

Manches zornige Wort und manche Drohung vernahm er.

Aber Lynx und Lupardus, die Wärter des Kreises, sie brachten

Nun die Heilgen hervor, und beide Kämpfer beschworen,

Wolf und Fuchs, mit Bedacht die zu behauptende Sache.

Isegrim schwur mit heftigen Worten und drohenden Blicken:

Reineke sei ein Verräter, ein Dieb, ein Mörder und aller

Missetat schuldig, er sei auf Gewalt und Ehbruch betreten,

Falsch in jeglicher Sache; das gelte Leben um Leben!

Reineke schwur zur Stelle dagegen: er seie sich keiner

Dieser Verbrechen bewußt, und Isegrim lüge wie immer,

Schwöre falsch wie gewöhnlich, doch soll' es ihm nimmer gelingen,

Seine Lüge zur Wahrheit zu machen, am wenigsten diesmal.

Und es sagten die Wärter des Kreises: Ein jeglicher tue,

Was er schuldig zu tun ist! das Recht wird bald sich ergeben.

Groß und klein verließen den Kreis, die beiden alleine

Drin zu verschließen. Geschwind begann die Äffin zu flüstern:

Merket, was ich Euch sagte, vergeßt nicht, dem Rate zu folgen!

Reineke sagte heiter darauf: Die gute Vermahnung

Macht mich mutiger gehn. Getrost! ich werde der Kühnheit

Und der List auch jetzt nicht vergessen, durch die ich aus manchen

Größern Gefahren entronnen, worein ich öfters geraten,

Wenn ich mir dieses und jenes geholt, was bis jetzt nicht bezahlt ist,

Und mein Leben kühnlich gewagt. Wie sollt ich nicht jetzo

Gegen den Bösewicht stehen? Ich hoff, ihn gewißlich zu schänden,

Ihn und sein ganzes Geschlecht, und Ehre den Meinen zu bringen.

Was er auch lügt, ich tränk es ihm ein. Nun ließ man die beiden

In dem Kreise zusammen, und alle schauten begierig.

Isegrim zeigte sich wild und grimmig, reckte die Tatzen,

Kam daher mit offenem Maul und gewaltigen Sprüngen.

Reineke, leichter als er, entsprang dem stürmenden Gegner

Und benetzte behende den rauhen Wedel mit seinem

Ätzenden Wasser und schleift' ihn im Staube, mit Sand ihn zu füllen.

Isegrim dachte, nun hab er ihn schon! da schlug ihm der Lose

Über die Augen den Schwanz, und Hören und Sehen verging ihm.

Nicht das erstemal übt' er die List, schon viele Geschöpfe

Hatten die schädliche Kraft des ätzenden Wassers erfahren.

Isegrims Kinder blendet' er so, wie anfangs gesagt ist;

Und nun dacht er den Vater zu zeichnen. Nachdem er dem Gegner

So die Augen gesalbt, entsprang er seitwärts und stellte

Gegen den Wind sich, rührte den Sand und jagte des Staubes

Viel in die Augen des Wolfs, der sich mit Reiben und Wischen

Hastig und übel benahm und seine Schmerzen vermehrte.

Reineke wußte dagegen geschickt den Wedel zu führen,

Seinen Gegner aufs neue zu treffen und gänzlich zu blenden.

Übel bekam es dem Wolfe! denn seinen Vorteil benutzte

Nun der Fuchs. Sobald er die schmerzlich tränenden Augen

Seines Feindes erblickte, begann er mit heftigen Sprüngen,

Mit gewaltigen Schlägen auf ihn zu stürmen, zu kratzen

Und zu beißen und immer die Augen ihm wieder zu salben.

Halb von Sinnen tappte der Wolf, da spottete seiner

Reineke dreister und sprach: Herr Wolf, Ihr habt wohl vorzeiten

Manch unschuldiges Lamm verschlungen, in Euerem Leben

Manch unsträfliches Tier verzehrt: ich hoffe, sie sollen

Künftig Ruhe genießen, auf alle Fälle bequemt Ihr

Euch, sie in Frieden zu lassen, und nehmet Segen zum Lohne.

Eure Seele gewinnt bei dieser Buße, besonders

Wenn Ihr das Ende geduldig erwartet. Ihr werdet für diesmal

Nicht aus meinen Händen entrinnen, Ihr müßtet mit Bitten

Mich versöhnen, da schont ich Euch wohl und ließ Euch das Leben.

Hastig sagte Reineke das und hatte den Gegner

Fest an der Kehle gepackt und hofft ihn also zu zwingen.

Isegrim aber, stärker als er, bewegte sich grimmig,

Mit zwei Zügen riß er sich los. Doch Reineke griff ihm

Ins Gesicht, verwundet' ihn hart und riß ihm ein Auge

Aus dem Kopfe, es rann ihm das Blut die Nase herunter.

Reineke rief: So wollt ich es haben! so ist es gelungen!

Blutend verzagte der Wolf, und sein verlorenes Auge

Macht' ihn rasend, er sprang, vergessend Wunden und Schmerzen,

Gegen Reineken los und druckt' ihn nieder zu Boden.

Übel befand sich der Fuchs, und wenig half ihm die Klugheit.

Einen der vorderen Füße, die er als Hände gebrauchte,

Faßt' ihm Isegrim schnell und hielt ihn zwischen den Zähnen.

Reineke lag bekümmert am Boden, er sorgte zur Stunde

Seine Hand zu verlieren und dachte tausend Gedanken.

Isegrim brummte dagegen mit hohler Stimme die Worte:

Deine Stunde, Dieb, ist gekommen! Ergib dich zur Stelle,

Oder ich schlage dich tot für deine betrüglichen Taten!

Ich bezahle dich nun, es hat dir wenig geholfen,

Staub zu kratzen, Wasser zu lassen, das Fell zu bescheren,

Dich zu schmieren; wehe dir nun! du hast mir so vieles

Übel getan, gelogen auf mich, mir das Auge geblendet,

Aber du sollst nicht entgehn, ergib dich, oder ich beiße!