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Reineke dachte: Nun geht es mir schlimm, was soll ich beginnen?

Geb ich mich nicht, so bringt er mich um, und wenn ich mich gebe,

Bin ich auf ewig beschimpft. Ja, ich verdiene die Strafe,

Denn ich hab ihn zu übel behandelt, zu gröblich beleidigt.

Süße Worte versucht' er darauf, den Gegner zu mildern.

Lieber Oheim! sagt' er zu ihm: ich werde mit Freuden

Euer Lehnsmann sogleich mit allem, was ich besitze.

Gerne geh ich als Pilger für Euch zum Heiligen Grabe,

In das Heilige Land, in alle Kirchen, und bringe

Ablaß genug von dannen zurück. Es gereichet derselbe

Eurer Seele zu Nutz und soll für Vater und Mutter

Übrig bleiben, damit sich auch die im ewigen Leben

Dieser Wohltat erfreun; wer ist nicht ihrer bedürftig?

Ich verehr Euch, als wärt Ihr der Papst, und schwöre den teuren

Heiligen Eid, von jetzt auf alle künftige Zeiten

Ganz der Eure zu sein mit allen meinen Verwandten.

Alle sollen Euch dienen zu jeder Stunde. So schwör ich!

Was ich dem Könige selbst nicht verspräche, das sei Euch geboten.

Nehmt Ihr es an, so wird Euch dereinst die Herrschaft des Landes.

Alles, was ich zu fangen verstehe, das will ich Euch bringen:

Gänse, Hühner, Enten und Fische, bevor ich das mindste

Solcher Speise verzehre, ich laß Euch immer die Auswahl,

Eurem Weib und Kindern. Ich will mit Fleiße darneben

Euer Leben beraten, es soll Euch kein Übel berühren.

Lose heiß ich, und Ihr seid stark, so können wir beide

Große Dinge verrichten. Zusammen müssen wir halten,

Einer mit Macht, der andre mit Rat, wer wollt uns bezwingen?

Kämpfen wir gegeneinander, so ist es übel gehandelt.

Ja, ich hätt es niemals getan, wofern ich nur schicklich

Hätte den Kampf zu vermeiden gewußt; Ihr fordertet aber,

Und ich mußte denn wohl mich ehrenhalber bequemen.

Aber ich habe mich höflich gehalten und während des Streites

Meine ganze Macht nicht bewiesen; es muß dir, so dacht ich,

Deinen Oheim zu schonen, zur größten Ehre gereichen.

Hätt ich Euch aber gehaßt, es wär Euch anders gegangen.

Wenig Schaden habt Ihr gelitten, und wenn aus Versehen

Euer Auge verletzt ist, so bin ich herzlich bekümmert.

Doch das Beste bleibt mir dabei: ich kenne das Mittel,

Euch zu heilen, und teil ichs Euch mit, Ihr werdet mirs danken.

Bliebe das Auge gleich weg, und seid Ihr sonst nur genesen,

Ist es Euch immer bequem; Ihr habet, legt Ihr Euch schlafen,

Nur Ein Fenster zu schließen, wir andern bemühen uns doppelt.

Euch zu versöhnen, sollen sogleich sich meine Verwandten

Vor Euch neigen, mein Weib und meine Kinder, sie sollen

Vor des Königes Augen im Angesicht dieser Versammlung

Euch ersuchen und bitten, daß Ihr mir gnädig vergebet

Und mein Leben mir schenkt. Dann will ich offen bekennen,

Daß ich unwahr gesprochen und Euch mit Lügen geschändet,

Euch betrogen, wo ich gekonnt. Ich verspreche, zu schwören,

Daß mir von Euch nichts Böses bekannt ist und daß ich von nun an

Nimmer Euch zu beleidigen denke. Wie könntet Ihr jemals

Größere Sühne verlangen, als die, wozu ich bereit bin?

Schlagt Ihr mich tot, was habt Ihr davon? es bleiben Euch immer

Meine Verwandten zu fürchten und meine Freunde; dagegen,

Wenn Ihr mich schont, verlaßt Ihr mit Ruhm und Ehren den Kampfplatz,

Scheinet jeglichem edel und weise: denn höher vermag sich

Niemand zu heben, als wenn er vergibt. Es kommt Euch so bald nicht

Diese Gelegenheit wieder, benutzt sie. Übrigens kann mir

Jetzt ganz einerlei sein, zu sterben oder zu leben.

Falscher Fuchs! versetzte der Wolf. wie wärst du so gerne

Wieder los! Doch wäre die Welt von Golde geschaffen,

Und bötest du sie mir in deinen Nöten, ich würde

Dich nicht lassen! Du hast mir so oft vergeblich geschworen,

Falscher Geselle! Gewiß, nicht Eierschalen erhielt' ich

Ließ ich dich los. Ich achte nicht viel auf deine Verwandten;

Ich erwarte, was sie vermögen, und denke so ziemlich

Ihre Feindschaft zu tragen. Du Schadenfroher! wie würdest

Du nicht spotten, gäb ich dich frei auf deine Beteurung.

Wer dich nicht kennte, wäre betrogen. Du hast mich, so sagst du,

Heute geschont, du leidiger Dieb! und hängt mir das Auge

Nicht zum Kopfe heraus? Du Bösewicht, hast du die Haut mir

Nicht an zwanzig Orten verletzt? und konnt ich nur einmal

Wieder zu Atem gelangen, da du den Vorteil gewonnen?

Töricht wär es gehandelt, wenn ich für Schaden und Schande

Dir nun Gnad und Mitleid erzeigte. Du brachtest, Verräter,

Mich und mein Weib in Schaden und Schmach, das kostet dein Leben.

Also sagte der Wolf. Indessen hatte der Lose

Zwischen die Schenkel des Gegners die andre Tatze geschoben;

Bei den empfindlichsten Teilen ergriff er denselben und ruckte,

Zerrt' ihn grausam, ich sage nicht mehr — Erbärmlich zu schreien

Und zu heulen begann der Wolf mit offenem Munde.

Reineke zog die Tatze behend aus den klemmenden Zähnen,

Hielt mit beiden den Wolf nun immer fester und fester,

Kneipt' und zog; da heulte der Wolf und schrie so gewaltig

Daß er Blut zu speien begann, es brach ihm vor Schmerzen

Über und über der Schweiß durch seine Zotten, er löste

Sich vor Angst. Das freute den Fuchs, nun hofft' er zu siegen,

Hielt ihn immer mit Händen und Zähnen, und große Bedrängnis,

Große Pein kam über den Wolf, er gab sich verloren.

Blut rann über sein Haupt, aus seinen Augen, er stürzte

Nieder, betäubt. Es hätte der Fuchs des Goldes die Fülle

Nicht für diesen Anblick genommen; so hielt er ihn immer

Fest und schleppte den Wolf und zog, daß alle das Elend

Sahen, und kneipt' und druckt' und biß und klaute den Armen,

Der mit dumpfem Geheul im Staub und eigenen Unrat

Sich mit Zuckungen wälzte, mit ungebärdigem Wesen.

Seine Freunde jammerten laut, sie baten den König:

Aufzunehmen den Kampf, wenn es ihm also beliebte.

Und der König versetzte: Sobald Euch allen bedünket,

Allen lieb ist, daß es geschehe, so bin ichs zufrieden.

Und der König gebot: die beiden Wärter des Kreises,

Lynx und Lupardus, sollten zu beiden Kämpfern hineingehn.

Und sie traten darauf in die Schranken und sprachen dem Sieger

Reineke zu: es sei nun genug, es wünsche der König,

Aufzunehmen den Kampf, den Zwist geendigt zu sehen.

Er verlangt, so fuhren sie fort: Ihr mögt ihm den Gegner

Überlassen, das Leben dem Überwundenen schenken.

Denn, wenn einer getötet in diesem Zweikampf erläge,

Wäre es schade auf jeglicher Seite. Ihr habt ja den Vorteil!

Alle sahen es, Klein und Große. Auch fallen die besten

Männer Euch bei, Ihr habt sie für Euch auf immer gewonnen.

Reineke sprach: Ich werde dafür mich dankbar beweisen!

Gerne folg ich dem Willen des Königs, und was sich gebühret,

Tu ich gern; ich habe gesiegt, und Schöners verlang ich

Nichts zu erleben! Es gönne mir nur der König das Eine,

Daß ich meine Freunde befrage. Da riefen die Freunde

Reinekens alle: Es dünket uns gut, den Willen des Königs

Gleich zu erfüllen. Sie kamen zu Scharen zum Sieger gelaufen,

Alle Verwandte, der Dachs und der Affe und Otter und Biber.

Seine Freunde waren nun auch der Marder, die Wiesel,

Hermelin und Eichhorn und viele, die ihn befeindet,

Seinen Namen zuvor nicht nennen mochten, sie liefen

Alle zu ihm. Da fanden sich auch, die sonst ihn verklagten,

Seine Verwandte anjetzt, und brachten Weiber und Kinder,

Große, mittlere, kleine, dazu die kleinsten; es tat ihm

Jeglicher schön, sie schmeichelten ihm und konnten nicht enden.

In der Welt gehts immer so zu. Dem Glücklichen sagt man:

Bleibet lange gesund! er findet Freunde die Menge.

Aber wem es übel gerät, der mag sich gedulden!

Ebenso fand es sich hier. Ein jeglicher wollte der nächste

Neben dem Sieger sich blähn. Die einen flöteten, andre

Sangen, bliesen Posaunen und schlugen Pauken dazwischen.

Reinekens Freunde sprachen zu ihm: Erfreut Euch, Ihr habet

Euch und Euer Geschlecht in dieser Stunde gehoben!

Sehr betrübten wir uns, Euch unterliegen zu sehen,

Doch es wandte sich bald, es war ein treffliches Stückchen.

Reineke sprach: Es ist mit geglückt, und dankte den Freunden.

Also gingen sie hin mit großem Getümmel, vor allen

Reineke mit den Wärtern des Kreises, und so gelangten

Sie zum Throne des Königs, da kniete Reineke nieder.

Aufstehn hieß ihn der König und sagte vor allen den Herren:

Euren Tag bewahrtet Ihr wohl, Ihr habet mit Ehren

Eure Sache vollführt, deswegen sprech ich Euch ledig;

Alle Strafe hebet sich auf, ich werde darüber

Nächstens sprechen im Rat mit meinen Edlen, sobald nur

Isegrim wieder geheilt ist; für heute schließ ich die Sache.