Выбрать главу

Drew und ihre Clique sahen Piper stirnrunzelnd und mit verschränkten Armen an.

»Morgen.« Piper setzte sich auf und lächelte. »Wunderschöner Tag.«

»Deine Schuld, dass wir zu spät zum Frühstück kommen«, sagte Drew. »Was bedeutet, dass du vor der Inspektion die Hütte putzen musst.«

Eine Woche zuvor hätte Piper Drew entweder eine gescheuert oder sich unter ihrer Decke verkrochen. Jetzt dachte sie an die Zyklopen in Detroit, an Medea in Chicago, an Midas, der sie in Oklahoma in Gold verwandelt hatte. Als sie Drew anschaute, die ihr früher solche Probleme gemacht hatte, lachte Piper.

Drews selbstzufriedene Miene fiel in sich zusammen. Sie trat zurück, dann fiel ihr ein, dass sie eigentlich wütend sein müsste. »Was erlaubst du dir …«

»Dich herauszufordern«, sagte Piper. »Wie wäre es heute Mittag in der Arena? Du hast die Wahl der Waffen.«

Sie stieg aus dem Bett, reckte sich gemächlich und strahlte ihre Mitbewohner an. Sie entdeckte Mitchell und Lacy, die ihr vor dem Einsatz beim Packen geholfen hatten. Sie lächelten zaghaft und ihre Blicke jagten zwischen Piper und Drew hin und her wie bei einem überaus interessanten Tennismatch.

»Ihr habt mir gefehlt«, verkündete Piper. »Wir werden viel Spaß zusammen haben, wenn ich erst Hüttenälteste bin.«

Drew lief knallrot an. Selbst ihre engsten Vertrauen sahen ein wenig nervös aus. Das stand nicht in ihrem Drehbuch.

»Du«, brach es aus Drew heraus. »Du miese kleine Hexe! Ich bin schon länger hier. Du kannst mich nicht einfach …«

»Herausfordern?«, fragte Piper. »Klar kann ich das. Campregeln: Ich bin von Aphrodite anerkannt worden. Ich habe einen Auftrag erledigt, was mehr ist, als du geschafft hast. Wenn ich das Gefühl habe, bessere Arbeit leisten zu können, dann darf ich dich herausfordern. Falls du nicht freiwillig zurücktrittst. Habe ich das alles richtig verstanden, Mitchell?«

»Genau richtig, Piper.« Mitchell grinste. Lacy hüpfte auf der Stelle, als ob sie abheben wollte.

Einige der anderen fingen an zu grinsen, als freuten sie sich über die unterschiedlichen Farben, die Drews Gesicht annahm.

»Zurücktreten?«, kreischte Drew. »Du spinnst doch!«

Piper zuckte mit den Schultern. Dann zog sie so schnell wie eine Viper Katoptris unter ihrem Kissen hervor, riss den Dolch aus der Scheide und hielt Drew die Spitze unter das Kinn. Alle wichen zurück. Ein Junge stieß gegen den Toilettentisch und ließ eine Wolke aus rosa Puder aufstieben.

»Also ein Duell«, sagte Piper fröhlich. »Wenn du nicht bis Mittag warten willst, dann von mir aus auch jetzt. Du hast diese Hütte in eine Diktatur verwandelt, Drew. Silena Beauregard war nicht so blöd. Bei Aphrodite geht es um Liebe und Schönheit. Also darum, liebevoll zu sein und Schönheit zu verbreiten. Gute Freunde. Gute Zeiten. Gute Taten. Nicht nur gutes Aussehen. Silena hat Fehler gemacht, aber am Ende hat sie zu ihren Freunden gehalten. Deshalb war sie eine Heldin. Ich werde die Sache hier wieder in Ordnung bringen und ich habe das Gefühl, dass Mom auf meiner Seite stehen wird. Möchtest du den Test machen?«

Drew schielte, als sie an der Klinge von Pipers Dolch entlangblickte.

Eine Sekunde verging. Dann noch eine. Piper war das egal. Sie war durch und durch glücklich und zuversichtlich. Ihr Lächeln verriet das offenbar.

»Ich … trete zurück«, knurrte Drew. »Aber wenn du glaubst, dass ich das jemals vergessen werde, McLean …«

»Das will ich doch nicht hoffen«, sagte Piper. »Und jetzt lauf zum Speisepavillon und erklär Chiron, warum wir zu spät kommen. Wir hatten hier einen Führungswechsel.«

Drew ging rückwärts zur Tür. Nicht einmal ihre engsten Vertrauten folgten ihr. Sie wollte die Hütte gerade verlassen, als Piper sagte: »Ach, und Drew, Süße?«

Die ehemalige Hüttenälteste drehte sich widerstrebend um.

»Falls du glaubst, ich sei keine wahre Tochter der Aphrodite«, sagte Piper, »sieh Jason Grace nicht einmal an. Er weiß es vielleicht noch nicht, aber er gehört mir. Wenn du auch nur einen Finger rührst, stecke ich dich in ein Katapult und schieße dich über den Long Island Sound.«

Drew drehte sich so eilig um, dass sie gegen den Türrahmen stieß. Dann war sie verschwunden.

In der Hütte war es still. Alle starrten Piper an. Plötzlich war sie unsicher. Sie wollte nicht durch Angst regieren. Sie war nicht wie Drew, aber sie wusste nicht, ob die anderen sie akzeptieren würden.

Dann brachen die Aphrodite-Kinder spontan in so lauten Jubel aus, dass sie sicher im ganzen Camp zu hören waren. Sie schoben Piper aus der Hütte, hoben sie auf ihre Schultern und trugen sie den ganzen Weg zum Speisepavillon. Piper war noch im Schlafanzug und ihre Haare waren ein totales Chaos, aber das war ihr egal. Sie hatte sich noch nie besser gefühlt.

Am Nachmittag hatte Piper sich bequeme Campkleidung angezogen und die Aphrodite-Hütte durch ihre Morgenaktivitäten geführt. Sie war jetzt reif für eine Runde Freizeit.

Etwas von der Erregung über ihren Sieg war verflogen, denn sie war ins Hauptgebäude bestellt worden.

Chiron erwartete sie auf der Vorderveranda, in Menschengestalt, in seinen Rollstuhl gedrückt.

»Komm rein, meine Liebe. Die Videokonferenz kann sofort losgehen.«

Der einzige Computer im Camp stand in Chirons Büro, und der ganze Raum war mit Bronze getäfelt.

»Halbgötter und Technologie passen nicht zueinander«, erklärte Chiron. »Telefongespräche, SMS, sogar Surfen im Internet – das alles kann Monster anlocken. Erst in diesem Herbst mussten wir in einer Schule in Cincinnati einen jungen Helden retten, der die Gorgonen gegoogelt hatte und etwas mehr bekam, als er erwartet hatte, aber egal. Hier im Camp bist du sicher. Dennoch … wir versuchen, vorsichtig zu sein. Du wirst nur für wenige Minuten reden können.«

»Alles klar«, sagte Piper. »Danke, Chiron.«

Er lächelte und rollte aus dem Büro. Piper zögerte, ehe sie auf den Anrufknopf drückte. Chirons Büro war vollgestopft und gemütlich. Eine Wand war gepflastert mit T-Shirts von allerlei Treffen – PARTYPONYS ’09 VEGAS, PARTYPONYS ’10 HONOLULU und so weiter. Piper wusste nicht, wer die Partyponys waren, aber wenn sie nach den Flecken, Brandspuren und Waffenrissen in den T-Shirts ging, liefen die Treffen ziemlich wild ab. Im Regal über Chirons Schreibtisch stand ein altmodischer Kassettenrekorder und Musikkassetten mit der Aufschrift »Dean Martin« und »Frank Sinatra« und »Hits der Vierzigerjahre«. Chiron war so alt, dass Piper überlegte, ob damit 1940, 1840 oder tatsächlich das Jahr 40 gemeint war.

Aber der größte Teil der Bürowände war beklebt mit Bildern von Halbgöttern, wie in einer Ruhmeshalle. Eins der neueren Bilder zeigte einen Jungen mit dunklen Haaren und grünen Augen. Da er Arm in Arm mit Annabeth dastand, ging Piper davon aus, dass das Percy Jackson war. Auf einigen der älteren Fotos erkannte sie berühmte Leute: Geschäftsmänner, Athleten, sogar einige Schauspieler, die ihr Dad kannte.

»Unglaublich«, murmelte sie.

Piper fragte sich, ob auch ihr Foto eines Tages an dieser Wand kleben würde. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, ein Teil von etwas zu sein, das größer war als sie selbst. Es gab schon seit Jahrhunderten Halbgötter. Was immer sie tat, sie tat es für sie alle.

Sie holte tief Luft und drückte den Anrufknopf. Der Videoschirm leuchtete auf.

Gleeson Hedge grinste sie aus dem Büro ihres Dad an. »Nachrichten gesehen?«

»Waren schwer zu verpassen«, sagte Piper. »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun.«

Chiron hatte ihr beim Mittagessen eine Zeitung gezeigt. Die geheimnisvolle Rückkehr ihres Dad machte Schlagzeilen. Die Assistentin Jane war gefeuert worden, weil sie sein Verschwinden verschwiegen und nicht die Polizei informiert hatte. Neue Angestellte waren angeheuert und von Tristan McLeans »Lebensberater« Gleeson Hedge persönlich auf Herz und Nieren geprüft worden. Der Zeitung zufolge behauptete Mr McLean, sich an die vergangene Woche nicht erinnern zu können, und die Medien stürzten sich gierig auf die Geschichte. Einige hielten sie für einen cleveren Marketingtrick für einen Film – vielleicht würde McLean jemanden spielen, der sein Gedächtnis verloren hatte? Andere glaubten, er sei von Terroristen oder fanatischen Fans entführt worden und sei den Erpressern auf heldenhafte Weise entkommen, wobei seine unglaublichen Kampfeskünste aus »Der König von Sparta« zum Einsatz gekommen waren. Was immer die Wahrheit sein mochte, Tristan McLean war berühmter denn je.