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Drew schaute sie wütend an und Lacys Stimme versagte.

»Vor allem«, sagte Drew dann, »wollen wir unser Image nicht von Spioninnen ruinieren lassen, klar, Piper?«

Piper versuchte zu antworten, aber das gelang ihr nicht. Drew konnte doch wohl nichts über ihre Träume wissen oder darüber, dass ihr Dad entführt worden war?

»Wirklich schade, dass du es nicht mehr erleben wirst«, sagte Drew seufzend. »Aber wenn du deinen kleinen Einsatz doch überstehst, dann keine Sorge, ich finde schon einen, der zu dir passt. Vielleicht einen von diesen grobschlächtigen Hephaistos-Jungs. Oder Clovis? Der ist auch ganz schön abstoßend.« Drew musterte Piper mit einer Mischung aus Mitleid und Ekel. »Ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass Aphrodite wirklich ein hässliches Kind haben könnte, aber … wer war denn dein Vater? War der so eine Art Mutant oder …«

»Tristan McLean«, fauchte Piper.

Kaum hatte sie das gesagt, da hasste sie sich auch schon. Niemals in ihrem Leben hatte sie bisher die »Mein Dad ist berühmt«-Karte ausgespielt. Aber Drew hatte es einfach zu weit getrieben. »Mein Dad ist Tristan McLean.«

Das verblüffte Schweigen war einige Sekunden lang befriedigend, aber dann schämte Piper sich. Alle fuhren herum und starrten DAS POSTER an, auf dem ihr Dad für die ganze Welt seine Muskeln spielen ließ.

»Oh mein Gott«, schrie die Hälfte der Mädchen im selben Moment.

»Cool«, sagte ein Junge. »Der Typ mit dem Schwert, der in diesem Film den anderen Typen abgemurkst hat?«

»Dafür, dass er so alt ist, ist er total scharf«, sagte ein Mädchen und lief dann rot an. »Äh, entschuldige. Ich weiß, er ist dein Dad. Das ist total seltsam.«

»Das ist wirklich seltsam«, sagte Piper zustimmend.

»Glaubst du, du könntest mir ein Autogramm besorgen?«, fragte ein anderes Mädchen.

Piper rang sich ein Lächeln ab. Sie konnte ja nicht sagen, wenn mein Dad überlebt …

»Ja, kein Problem«, brachte sie heraus.

Das Mädchen kreischte vor Aufregung auf und alle drängten sich um Piper und stellten ein Dutzend Fragen auf einmal.

»Warst du schon mal am Set?«

»Wohnt ihr in einem Schloss?«

»Isst du mit Filmstars zu Mittag?«

»Hast du deinen Übergangsritus schon vollzogen?«

Das verwirrte Piper. »Was für einen Ritus?«, fragte sie.

Die anderen kicherten und stießen sich gegenseitig an, als sei dieses Thema wahnsinnig peinlich.

»Den Übergangsritus für ein Kind der Aphrodite«, erklärte jemand. »Du musst jemanden dazu bringen, sich in dich zu verlieben, und dann brichst du ihm das Herz, weist ihn ab. Wenn du das geschafft hast, hast du bewiesen, dass du der Aphrodite würdig bist.«

Piper starrte die anderen an, um zu sehen, ob sie Witze machten. »Jemandem einfach so das Herz brechen? Das ist grausam.«

Die anderen sahen verwirrt aus.

»Warum?«, fragte ein Junge.

»Oh mein Gott«, sagte ein Mädchen. »Ich wette, Aphrodite hat deinem Dad das Herz gebrochen. Ich wette, er hat sich nie wieder verliebt, oder? Das ist ja so romantisch. Wenn du deinen Übergangsritus hinter dir hast, kannst du genauso werden wie Mom.«

»Das kannst du vergessen!«, schrie Piper ein wenig lauter als geplant. Die anderen wichen zurück. »Ich breche niemandem das Herz, bloß weil das ein blöder Übergangsritus sein soll!«

Was natürlich Drew die Gelegenheit gab, sich wieder als Herrin der Lage aufzuspielen. »Na ja, deine Sache«, warf sie ein. »Silena hat das auch gesagt. Sie hat die Tradition gebrochen, sich in diesen Beckendorf verliebt und ist verliebt geblieben. Wenn du mich fragst, hat sie deshalb so ein tragisches Ende genommen.«

»Das stimmt nicht!«, quiekte Lacy, aber Drew warf ihr einen wütenden Blick zu und sofort verschwand Lacy wieder im Hintergrund.

»Spielt aber sowieso keine Rolle«, sagte nun Drew, »denn, Piper, Schatz, du könntest ja doch niemandem das Herz brechen. Und dieser Blödsinn, dass Tristan McLean dein Dad sein soll – auch eine Art, um Aufmerksamkeit zu flehen!«

Einige der anderen blinzelten verwirrt.

»Du meinst, er ist gar nicht ihr Dad?«, fragte jemand.

Drew verdrehte die Augen. »Also bitte. Und jetzt ist Zeit für das Frühstück, Leute, und Piper muss zu diesem kleinen Auftrag aufbrechen. Also helfen wir ihr beim Packen und schaffen sie von hier weg!«

Drew sorgte dafür, dass alle sich in Bewegung setzten. Sie nannte sie »Schatz« und »Liebes«, aber ihr Tonfall stellte klar, dass sie Gehorsam erwartete. Mitchell und Lacy halfen Piper beim Packen. Sie standen sogar vor dem Badezimmer Wache, als Piper hineinging und sich passendere Reisekleidung anzog. Die Kleider, die sie bekommen hatte, waren nichts Elegantes – den Göttern sei Dank –, sondern einfach abgetragene Jeans, ein T-Shirt, ein bequemer Wintermantel und perfekt sitzende Wanderstiefel. Sie schnallte sich ihren Dolch Katoptris an den Gürtel.

Als Piper aus dem Badezimmer kam, fühlte sie sich fast wieder normal. Die anderen aus der Hütte standen vor ihren Betten, während Drew ihren Inspektionsgang machte. Piper schaute Mitchell und Lacy an und formte mit den Lippen ein Danke. Mitchell nickte düster. Lacy zeigte lächelnd ihre Zahnklammer. Piper bezweifelte, dass Drew ihnen je für irgendetwas gedankt hatte. Sie registrierte auch, dass das »König von Sparta«-Poster zusammengeknüllt und in den Müll geworfen worden war. Auf Befehl von Drew, zweifellos. Obwohl Piper das Plakat selbst hatte von der Wand nehmen wollen, war sie jetzt stocksauer.

Als Drew sie entdeckte, applaudierte sie in falscher Bewunderung. »Sehr nett. Unsere kleine Ritterin jetzt wieder in Müllklamotten. Und jetzt los mit dir! Du brauchst nicht mit uns zu frühstücken. Viel Glück bei … egal wobei. Ciao.«

Piper schulterte ihre Tasche. Sie spürte die Augen aller im Rücken, als sie zur Tür ging. Sie könnte einfach verschwinden und das alles hier vergessen. Das wäre das Einfachste. Was interessierten sie denn diese Hütte und diese oberflächlichen Leute?

Nur hatten einige versucht, ihr zu helfen. Einige hatten sich ihretwegen sogar mit Drew angelegt.

In der Tür drehte sie sich um. »Wisst ihr was, ihr braucht Drew eigentlich gar nicht zu gehorchen.«

Die anderen traten von einem Fuß auf den anderen. Mehrere schauten zu Drew hinüber, aber die sah zu verblüfft aus, um zu reagieren.

»Äh«, brachte jemand heraus. »Sie ist aber unsere Hüttenälteste.«

»Sie ist eine Tyrannin«, korrigierte Piper. »Ihr könnt selbst denken. Aphrodite muss doch mehr zu bieten haben als das hier.«

»Mehr als das hier«, wiederholte jemand.

»Selbst denken«, murmelte jemand anderes.

»Leute!«, kreischte Drew. »Seid nicht blöd. Sie beeinflusst euch mit Charme-Sprech.«

»Nein«, sagte Piper. »Ich sagte einfach die Wahrheit.«

Das glaubte Piper jedenfalls. Sie begriff nicht ganz, wie diese Sache mit dem Charme-Sprech funktionierte, aber sie hatte nicht das Gefühl, besondere Kraft in ihre Worte zu legen. Sie wollte keine Diskussion durch Tricks gewinnen. Dann wäre sie auch nicht besser als Drew. Piper meinte ganz einfach, was sie sagte. Außerdem hatte sie das Gefühl, wenn sie es wirklich mit Charme-Sprech versuchte, würde das bei einer anderen Charme-Sprecherin wie Drew nicht sehr gut wirken.

Drew starrte sie spöttisch an. »Du magst vielleicht sogar ein bisschen Macht haben, Miss Filmstar. Aber du hast keine Ahnung von Aphrodite. Was hast du denn für tolle Vorstellungen? Was glaubst du denn, worum es in dieser Hütte geht? Sag es ihnen. Dann werde ich ihnen vielleicht auch etwas über dich erzählen. Na?«

Piper hätte gern eine vernichtende Antwort gegeben, aber ihre Wut verwandelte sich in Panik. Sie war eine feindliche Spionin, genau wie Silena Beauregard es gewesen war. Eine Verräterin an Aphrodite. Wusste Drew davon oder bluffte sie? Unter Drews Blick brach Pipers Selbstvertrauen in Stücke.

»Nicht darum«, brachte Piper heraus. »Bei Aphrodite geht es nicht darum