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»Kaputt!«, stimmte Cal zu, mit etwas mehr Begeisterung, als Leo für notwendig hielt.

»Warte«, sagte Piper. »Das ist doch eine Notlandung.«

»Ooooh!« Cal sah so enttäuscht aus, dass er Leo fast leidgetan hätte.

Zethes musterte Piper, wie überhaupt schon die ganze Zeit. »Und wieso entscheidet diese Schöne, dass das hier eine Notlandung ist?«

»Wir müssen mit Boreas sprechen. Es ist ungeheuer dringend. Bitte?« Sie rang sich ein Lächeln ab und Leo dachte, dass die Anstrengung sie eigentlich umbringen müsste, aber noch immer wirkte der Segen der Aphrodite und Piper sah umwerfend aus. Da war auch etwas mit ihrer Stimme – Leo ertappte sich dabei, dass er jedes Wort glaubte. Jason nickte und sah total überzeugt aus.

Zethes zupfte an seinem Seidenhemd, vermutlich, um zu kontrollieren, dass es noch immer weit genug geöffnet war. »Na ja … ich enttäusche eine schöne Dame ja nur ungern, aber ihr müsst wissen, meine Schwester würde eine Lawine kriegen, wenn wir euch erlauben …«

»Und unser Drache hat einen Defekt«, fügte Piper hinzu. »Er kann jeden Moment abstürzen.«

Festus bebte hilfsbereit, dann drehte er den Kopf und ließ eine widerliche Flüssigkeit aus seinem Ohr laufen, die sich über einen schwarzen Mercedes auf dem Parkplatz unter ihnen ergoss.

»Nicht kaputt machen?«, jammerte Cal.

Zethes überdachte das Problem. Dann zwinkerte er Piper wieder ruckartig zu. »Na, du bist hübsch, ich meine, du hast Recht. Ein defekter Drache – das könnte ein Notfall sein.«

»Später kaputt?«, schlug Cal vor und freundlicher konnte er wahrscheinlich nicht werden.

»Wir brauchen eine gute Erklärung«, entschied Zethes. »Vater war in letzer Zeit nicht gerade nett zu seinen Besuchern. Aber gut. Kommt, ihr Leute mit dem defekten Drachen. Uns nach.«

Die Boreaden steckten die Schwerter ein und zogen kleinere Waffen aus ihrem Gürtel – jedenfalls hielt Leo sie für Waffen. Dann schalteten die Boreaden sie ein und Leo erkannte, dass es sich um Taschenlampen mit orangefarbenem Licht handelte, wie die, die das Bodenpersonal auf Startbahnen benutzt. Cal und Zethes machten kehrt und fegten auf den Hotelturm zu.

Leo schaute seine Freunde an. »Sind die nicht reizend? Gehen wir mit?«

Jason und Piper sahen nicht begeistert aus.

»Das sollten wir«, entschied Jason. »Wo wir schon mal hier sind. Aber ich wüsste gern, warum Boreas nicht nett zu seinen Besuchern ist.«

»Pfft, der kennt uns eben noch nicht.« Leo stieß einen Pfiff aus. »Festus, folge diesen Taschenlampen!«

Als sie näher kamen, hatte Leo Angst, sie könnten gegen den Turm knallen. Die Boreaden steuerten den grünen Giebel an und wurden kein bisschen langsamer. Dann glitt ein Teil des Dachs zur Seite und enthüllte einen Eingang, durch den Festus locker hindurchpasste. Oben und unten war er von Eiszapfen gesäumt wie von spitz gefeilten Zähnen.

»Das kann nicht gut sein«, murmelte Jason, aber Leo lenkte den Drachen abwärts und sie fegten hinter den Boreaden her ins Haus.

Sie landeten in etwas, das wohl mal eine Penthouse-Suite gewesen war, in die ein plötzlicher Frost Einzug gehalten hatte. Der Flur hatte über zehn Meter hohe gewölbte Decken, riesige Fenster mit dicken Vorhängen und dicke Perserteppiche. Eine Treppe ganz hinten führte in eine ebenso riesenhafte Halle und weitere Gänge bogen rechts und links ab. Aber das Eis ließ die Schönheit des Raumes ein wenig beängstigend wirken. Als Leo vom Drachen glitt, knirschte der Teppich unter seinen Füßen. Eine feine Frostschicht bedeckte die Möbel. Die Vorhänge bewegten sich nicht, denn sie waren starrgefroren, und die vereisten Fenster ließen das Licht des Sonnenuntergangs nur verschwommen herein. Sogar die Decke war dicht an dicht mit Eiszapfen besetzt. Was die Treppe anging, so glaubte Leo, er werde garantiert ausrutschen und sich das Genick brechen, wenn er versuchte hochzusteigen.

»Leute«, sagte Leo, »wenn hier jemand den Thermostat repariert, dann ziehe ich gern ein.«

»Ich nicht.« Jason sah besorgt die Treppe an. »Irgendwas kommt mir nicht richtig vor. Etwas da oben …«

Festus bebte und schnaubte Flammen. Auf seinen Schuppen bildete sich Reif.

»Nein, nein, nein.« Zethes kam anmarschiert, obwohl Leo sich einfach nicht vorstellen konnte, wie er in diesen spitzen Lederschuhen laufen konnte. »Der Drache muss ruhiggestellt werden. Wir können hier kein Feuer dulden. Die Hitze ruiniert mir die Frisur.«

Festus knurrte und ließ seine spitzen Zähne wirbeln.

»Schon gut, Junge.« Leo wandte sich Zethes zu. »Das mit dem Ruhigstellen macht den Drachen ein wenig nervös. Aber ich habe eine bessere Lösung.«

»Kaputt?«, schlug Cal vor.

»Nichts da. Hör auf mit diesem Kaputt-Gerede. Warte einfach ab.«

»Leo«, sagte Piper nervös, »was hast du …«

»Sieh zu und lern daraus, Schönheitskönigin. Als ich Festus heute Nacht repariert habe, habe ich alle möglichen Knöpfe gefunden. Bei einigen willst du gar nicht wissen, wozu sie dienen, aber bei anderen – ach, ich zeig’s euch.«

Leo schob die Finger hinter das linke Vorderbein des Drachen. Er drückte auf einen Hebel und der Drache schüttelte sich von Kopf bis Fuß. Alle wichen zurück, als Festus sich wie Origami zusammenfaltete. Seine Bronzeplatten schoben sich übereinander. Hals und Schwanz zogen sich in seinen Rumpf. Seine Flügel fielen zusammen und sein Körper wurde immer kompakter, bis er ein eckiges Metallteil von der Größe eines Koffers war.

Leo versuchte, ihn hochzuheben, aber er wog ungefähr sechs Milliarden Pfund. »Äh … ja. Moment. Ich glaube – aha.«

Er drückte auf einen anderen Knopf und ein Griff kam zum Vorschein. Unter dem Koffer fuhren kleine Rollen aus.

»Bitte sehr«, verkündete er. »Der schwerste Reisekoffer aller Zeiten.«

»Das ist unmöglich«, sagte Jason. »Etwas so Großes kann doch nicht …«

»Stopp!«, befahl Zethes. Er und Cal zogen die Schwerter und starrten Leo hasserfüllt an.

Leo hob die Hände. »Hört mal … was hab ich denn verbrochen? Ganz ruhig bleiben, Jungs. Wenn euch das nicht gefällt, dann brauche ich den Koffer ja nicht mitzunehmen …«

»Wer bist du?« Zethes stieß Leos Brust mit der Schwertspitze an. »Ein Kind des Südwindes, das hier spionieren will?«

»Was? Nein!«, sagte Leo. »Sohn des Hephaistos. Ein freundlicher Schmied, der keinem was tut!«

Cal knurrte. Er hielt sein Gesicht an Leos und aus der Nähe war er auch nicht hübscher mit seinen geschwollenen Augen und seinen eingeschlagenen Zähnen. »Rieche Feuer«, sagte er. »Feuer nix gut.«

»Oh.« Leos Herz hämmerte wie besessen. »Na ja, also … meine Klamotten sind ein bisschen angesengt und ich habe mit Öl gearbeitet und …«

»Nein!« Zethes schob Leo mit der Schwertspitze zurück. »Wir können Feuer riechen, Halbgott. Wir dachten, das kommt von dem quietschenden Drachen, aber der Drache ist jetzt ja ein Koffer. Und ich rieche noch immer Feuer … an dir!«

Wenn es im Penthouse nicht höchstens drei Grad gewesen wären, wäre Leo jetzt der Schweiß ausgebrochen. »He … also … ich weiß nicht …« Er schaute verzweifelt seine Freunde an. »Leute, wie wär’s mit ein bisschen Hilfe?«

Jason hatte seine Goldmünze bereits in der Hand. Er trat vor und schaute Zethes ins Gesicht. »Hör mal, das ist ein Irrtum. Leo ist kein Feuerfreak. Sag es ihnen, Leo. Sag ihnen, dass du kein Feuerfreak bist.«

»Äh …«

»Zethes?« Piper versuchte es wieder mit ihrem umwerfenden Lächeln, obwohl sie dafür eigentlich ein wenig zu nervös und verfroren aussah. »Wir sind doch alle gute Freunde, Leute. Legt eure Schwerter hin und dann reden wir.«

»Das Mädchen ist hübsch«, gab Zethes zu. »Und sie kann nichts dafür, dass mein umwerfendes Wesen sie anzieht, aber leider habe ich gerade keine Zeit für Romantik.« Er bohrte seine Schwertspitze tiefer in Leos Brust und Leo spürte, wie der Frost sich unter seinem Hemd ausbreitete und seine Haut taub werden ließ.