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Hephaistos’ Bart fing an zu schwelen. Zerstreut schlug er die Flammen aus. »Was auch immer meine verdammte Mutter Hera jetzt anstellt – sie ist eine Närrin, die sich überall einmischt und ein gefährliches Spiel spielt, aber in einem Punkt hat sie Recht: Ihr Halbgötter müsst euch zusammentun. Nur so könnt ihr Zeus die Augen öffnen, den Olympiern klarmachen, dass sie eure Hilfe annehmen müssen. Und nur so kann das besiegt werden, was auf uns zukommt. Du spielst dabei eine wichtige Rolle, Leo.«

Der Blick des Gottes schien jetzt in die Ferne zu wandern. Leo hätte gern gewusst, ob Hephaistos sich wirklich in verschiedene Teile aufspalten konnte. Wo war er denn in diesem Moment sonst noch? Vielleicht reparierte seine griechische Seite einen Wagen oder hatte ein Rendezvous, während seine römische Seite einem Ballspiel zusah und eine Pizza bestellte. Leo hätte gern gewusst, was es für ein Gefühl war, eine multiple Persönlichkeit zu haben. Er hoffte, dass das nicht erblich war.

»Wieso ich?«, fragte er, und sowie er das gesagt hatte, strömten weitere Fragen aus einem Mund. »Warum hast du mich jetzt anerkannt? Und nicht schon mit dreizehn, was richtig gewesen wäre? Du hättest mich auch mit sieben anerkennen können, noch vor dem Tod meiner Mom. Warum hast du mich nicht früher gefunden? Warum hast du mich nicht vor dem hier gewarnt?«

Leos Hand loderte auf.

Hephaistos musterte ihn mit trauriger Miene. »Das ist das Schwerste daran, Junge. Meine Kinder ihre eigenen Wege gehen lassen. Einmischung funktioniert nicht. Dafür sorgen die Moiren. Und was das Anerkennen betrifft – du warst ein Sonderfall, Junge. Das Timing musste stimmen. Ich kann nicht viel mehr dazu sagen, aber …«

Leos Traum wurde unscharf. Nur für einen Moment verwandelte er sich in eine Wiederholung von »Wheel of Fortune«. Gleich darauf war Hephaistos wieder zu sehen.

»Verdammt«, sagte er. »Unsere Zeit läuft ab. Zeus spürt einen illegalen Traum. Er ist schließlich der Herr der Luft, und dazu gehören auch die Radiowellen. Aber hör zu, Junge: Du musst deinen Teil beitragen. Dein Freund Jason hat Recht – Feuer ist eine Gabe, kein Fluch. Ich gebe diesen Segen nicht jedem. Ohne dich werden sie die Riesen niemals besiegen können, und die Herrin, der sie dienen, schon gar nicht. Sie ist schlimmer als jeder Gott oder Titan.«

»Wer ist es?«, fragte Leo.

Hephaistos runzelte die Stirn und sein Bild verschwamm wieder. »Ich habe es dir gesagt. Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es dir gesagt habe. Aber sei gewarnt: Irgendwo auf diesem Weg wirst du Freunde und wertvolles Werkzeug verlieren. Aber es ist nicht deine Schuld, Leo. Nichts hält für immer, nicht einmal die besten Maschinen. Und alles lässt sich wiederverwenden.«

»Was soll das heißen? Das klingt gar nicht gut.«

»Nein, tut es auch nicht.« Das Bild des Hephaistos war jetzt kaum noch zu sehen, es war nur ein vager Fleck im Geflimmer. »Hüte dich nur vor …«

Leos Traum wechselte wieder zu »Wheel of Fortune« und gerade hielt das Rad bei »Bankrott« an und das Publikum stöhnte auf. Dann fuhr Leo aus dem Schlaf, weil Jason und Piper schrien.

XXX

Leo

Sie wirbelten im freien Fall durch die Dunkelheit, noch immer auf dem Rücken des Drachen, aber Festus’ Haut war kalt. Seine Rubinaugen waren trübe.

»Nicht schon wieder!«, schrie Leo. »Du darfst nicht wieder abstürzen!«

Er konnte sich kaum mehr festhalten. Der Wind ließ seine Augen brennen, aber er schaffte es, die Klappe am Hals des Drachen zu öffnen. Er zog an den Schaltern. Er zupfte an den Drähten. Der Drache schlug einmal mit den Flügeln, aber dann roch Leo brennende Bronze. Das Antriebsystem war überlastet. Festus hatte keine Kraft mehr, um weiterzufliegen, und Leo konnte die Festplatte nicht aus dem Kopf des Drachen holen – nicht mitten der Luft. Er sah unter ihnen die Lichter einer Stadt – nur ein Aufleuchten im Dunklen, während sie kreiselnd abstürzten. Bis zum Aufprall blieben ihnen nur Sekunden.

»Jason«, schrie er. »Nimm Piper und flieg weg!«

»Was?«

»Wir müssen Ballast abwerfen. Ich kann Festus vielleicht wieder hochfahren, aber er ist zu schwer beladen.«

»Was ist mit dir?«, rief Piper. »Wenn du ihn nicht wieder hochfahren kannst …«

»Es wird schon gut gehen«, schrie Leo. »Folgt mir einfach auf die Erde. Los!«

Jason packte Piper um die Taille. Beide öffneten ihre Sicherheitsgurte und gleich darauf waren sie verschwunden – sie schossen einfach durch die Luft davon.

»So« sagte Leo. »Jetzt sind wir unter uns, Festus – mit diesen schweren Käfigen. Du kannst es schaffen, Junge.«

Leo redete bei der Arbeit auf den Drachen ein, während sie in tödlichem Tempo abstürzten. Er sah die Lichter der Stadt unter sich immer näher kommen. Er beschwor Feuer in seiner Hand herauf, um sehen zu können, was er tat, aber der Wind blies es immer wieder aus.

Er zog an einem Draht, von dem er glaubte, dass der das Nervenzentrum des Drachen mit dessen Kopf verband, und hoffte auf einen kleinen Aufwachkick.

Festus stöhnte – in seinem Hals quietschte Metall. Seine Augen flackerten müde auf und er breitete die Flügel aus. Der Absturz verwandelte sich in einen steilen Gleitflug.

»Gut!«, sagte Leo. »Weiter so, Großer, weiter so!«

Sie flogen noch immer viel zu steil nach unten und der Boden war zu nahe. Leo brauchte eine Stelle zum Landen – und zwar sofort.

Da war ein großer Fluss – nein. Nicht gut für einen Feuer speienden Drachen. Er würde Festus niemals vom Grund hochbekommen, wenn er versank, schon gar nicht bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Dann entdeckte Leo am Flussufer eine weiße Villa mit einem riesigen verschneiten Rasen innerhalb einer hohen Klinkermauer – sie sah aus wie der private Landsitz irgendeines reichen Menschen, und alles war hell erleuchtet. Eine perfekte Landefläche. Er gab sich alle Mühe, um den Drachen auf den Rasen zuzusteuern, und Festus schien wieder zum Leben zu erwachen. Sie konnten es schaffen!

Dann ging alles schief. Beim Anflug auf den Rasen richteten sich von überall auf der Mauer Scheinwerfer auf sie und Leo war geblendet. Er hörte Krachen wie von Leuchtspurmunition und Metall, das in Fetzen gerissen wurde – und einen lauten Knall.

Und dann wurde alles schwarz.

Als Leo wieder zu sich kam, beugten Jason und Piper sich über ihn. Er lag im Schnee und war mit Schlamm und Maschinenöl bedeckt. Er spuckte einen Klumpen gefrorenes Gras aus.

»Wo …«

»Lieg still.« Piper hatte Tränen in den Augen. »Du bist ziemlich hart aufgeschlagen, als … als Festus …«

»Wo ist er?« Leo setzte sich auf, aber in seinem Kopf rutschte alles durcheinander. Sie waren auf dem Grundstück gelandet. Irgendwas war dabei passiert – Schüsse?

»Echt, Leo«, sagte Jason. »Vielleicht bist du verletzt. Du darfst nicht …«

Leo zwang sich zum Aufstehen. Dann sah er das Wrack. Festus hatte offenbar die großen Vogelbauer fallengelassen, als er über die Mauer geflogen war, denn sie waren in unterschiedliche Richtungen gerollt und vollkommen unversehrt auf der Seite gelandet.

Festus hatte nicht so viel Glück gehabt.

Der Drache hatte sich in seine Bestandteile aufgelöst. Seine Glieder waren überall auf dem Rasen verstreut. Sein Schwanz hing an der Mauer. Der größte Teil seines Rumpfes hatte einen fast sieben Meter breiten und zwanzig Meter langen Graben durch den Vorhof der Villa gepflügt, ehe er auseinandergebrochen war. Seine Schuppen waren nur noch ein verkohlter rauchender Schrotthaufen. Nur sein Hals und Kopf waren einigermaßen intakt und lagen auf einer Reihe von gefrorenen Rosensträuchern wie auf einem Kissen.