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Einer der Torflügel stand offen, und da die Sonne hell und voll in den dahinterliegenden Hof schien, fiel auch ein langer, glänzender Sonnenstreif durch die Oeffnung in den finstern Eingang.

Die Einsamkeit und Stille der ganzen Szene verriet einen Anschein von klösterlicher Abgeschiedenheit, und Waverley, der das Pferd beim ersten Tor seinem Diener gegeben hatte, wandelte langsamen Schrittes und an dem kühlen Schatten sich labend, durch die Allee entlang.

Was sein Auge sah, als er den gepflasterten Schloßhof betrat, stand im vollen Einklang zu der Ruhe, die in sein Gemüt eingekehrt war, während er die Allee entlang geritten war. Das Wohnhaus, das aus ein paar schmalen Gebäuden zu bestehen schien, die mit steilen Dächern gedeckt waren, bildete die eine Seite des Gehöfts. Erbaut war es zu einer Zeit, wo man keiner Burgen mehr bedurfte, wo aber die Baumeister in Schottland noch nicht gelernt hatten, sich für ihre Bauten vorher einen Riß zu machen. Fenster gab es in dem Gebäude in Unmenge, aber sie waren samt und sonders sehr klein. Das Dach wies außer mehreren Vorsprüngen oder sogenannten Partisanen in jedem Winkel ein Türmchen auf, das einer Pfefferbüchse höchst ähnlich sah, aber keinem im gotischen Stile gehaltenen Wachtturm. Ebenso zeigte die Front des Hauses verschiedene Dinge, die darauf schließen ließen, daß man sich zur Zeit der Erbauung der Gebäude doch noch nicht völlig sicher vor Angriffen und Ueberfällen gefühlt hatte. So sah man mehrere Schießscharten für Musketen, dann eiserne Gitter an den untern Fenstern der untern Gestocke, wahrscheinlich zum Schutz gegen räuberisches Zigeunergesindel. Die entgegengesetzte Seite des Gebäudevierecks nahmen die Ställe und Wirtschaftsgebäude ein. Die Ställe waren sehr niedrig und hatten statt Fenster schmale Einschnitte, so daß Edwards Diener nicht unrecht hatte, sie mit Gefängnissen zu vergleichen für Mörder und Spitzbuben. Oberhalb von ihnen lagen die Getreidespeicher, zu denen man auf einer steinernen Treppe von außen her gelangte. Zwei mit Zinnen gedeckte Mauern, eine nach dem, Eingang zu befindlich, die andre zwischen Garten und Gehöft hinlaufend, bildeten den Abschluß des Ganzen.

In einem Winkel des Hofes stand, in Form eines Fasses gebaut, ein Taubenhaus von ziemlicher Größe und für einen schottischen Laird der damaligen Zeit keine unbedeutende Beigabe, da solch ein »Columbarium« seine bescheidnen Einkünfte nicht unwesentlich aufbessern half, nämlich auf zweierlei Weise, denn diese flüggen Vollstreckungsbeamten erhoben ihre Futtersteuer auf allen Feldern der angrenzenden Pachthöfe und gestatteten dem Besitzer selbst die Auswahl aus ihren Reihen zur Besserung seiner Beköstigungsverhältnisse.

In einem andern Hofwinkel stand der Brunnen, an dem ein aus Stein gehauener Riesenbär, der sich über ein mächtiges steinernes Becken neigte, in das er das Wässer spie, die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Es war ein Kunstwerk, das weithin als solches in Ruf stand. Wer Gutshof selbst war sehr geräumig und gepflastert. Er wies den denkbar höchsten Grad von Reinlichkeit auf so daß die Vermutung nahe lag, es müsse noch ein Ausgang nach hinten zu aus den Ställen führen, der für ihre Reinigung benützt würde.

Rings herum war alles still und ruhig, und hätte nicht der plätschernde Brunnen ein Geräusch verursacht, das an Leben erinnerte, so würde die Szene einen Eindruck von Oede gemacht haben. Alles wahrte den Begriff klösterlicher Abgeschiedenheit, den Edwards Phantasie ihm entliehen hatte.

Achtes Kapitel

Als sich Waverley ein paar Minuten lang umgesehen und seine Neugierde befriedigt hatte, ließ er den wuchtigen Klopfer gegen die Mauer fallen, auf dessen Stirnseite die Jahreszahl 1594 eingegraben stand. Aber es kam keine Antwort, trotzdem der Donner des Widerhalls durch eine Reihe von Zimmern getragen wurde, sich an den Mauern und Wänden brach, die Tauben aus ihrem ehrwürdigen Bau aufscheuchte und alle Hunde im Dorfe alarmierte, das ihr Gebell von neuem erschütterte. Waverley war des Spektakels, den er machte, ohne daß ihm Antwort zu teil wurde, schon müde geworden und schaute sich um, ob sich ihm nicht irgendwo ein Helfer in der Not zeigen wolle. Da fiel sein Blick auf eine kleine eichne Pforte, die mit Nägeln beschlagen und bloß zugeklinkt war. Waverley schritt hindurch und gelangte nun in den Schloßgarten, der einen sehr netten Eindruck machte.

Die Südseite des Hauses war mit Immergrün bewachsen und zog sich in ihrer ganzen, zwar unregelmäßigen, aber ehrwürdigen Front an einer Terrasse hin, die halb mit Steinen gepflastert, halb mit Sand bestreut war, aber fast durchweg den schönsten Blumenschmuck und reichsten Bestand an seltnen Gesträuchen aufwies.

Die Terrasse stieg in drei Treppenabsätzen, die in der Mitte sowohl wie an den beiden Seiten liefen, zum Garten hernieder, der mit einer steinernen Brustwehr und einem Geländer von plumper Form umzogen war, und einen merkwürdig reichen Bestand an grotesken Tierfiguren aufwies, unter denen wiederum der Bär an erster Stelle stand. In der Mitte der Terrasse trug ein Riesenexemplar dieser Tiergattung in seinen Vordertatzen und auf seinem Kopfe eine Sonnenuhr von ziemlicher Größe, die weit mehr mathematische Figuren und Zeichen aufwies, als Edward zu enträtseln im stande war.

Der Garten schien aufs sorgfältigste gepflegt zu werden und barg eine sehr große Menge Fruchtbäume in seinem Bereiche, außer zahllosen Blumen und einem reichen Schmuck von immergrünen Blumen, die zu allerhand grotesken Figuren zurecht geschnitten waren. Er war in Terrassen abgeschieden, die sich stufenweis von der westlichen Mauer bis zu einem Bache hinunter zogen, der seine Fluten in ruhigem, mildem Geplätscher vorbeiführte; aber dort, wo er aufhörte, die Grenze des Gartens zu bilden, wurde er schnell zum schäumenden Gießbach, der sich brausend über einen hohen Damm ober ein Wehr ergoß, um am Fuß eines achteckigen Gartenhauses einen gewaltigen Wasserfall zu bilden. Auf der Spitze dieses Oktogons von Gartenhaus erhob sich wiederum die Figur eines Bären, der eine Wetterfahne bildete.

Unterhalb von ihm entschwand der Bach in schnellem Laufe dem Auge in einem tiefen waldigen Tale, wo sich ein alter, verfallner Turm erhob, der ehemalige Wohnsitz der Barone von Bradwardine.

Schon verzweifelte Waverley daran, hier durch einen Helfer aus seiner Not befreit zu werben, als er eines Mannes ansichtig wurde, der auf einem der vielen Gänge des Gartens sich auf die Stelle zu bewegte, wo er unschlüssig stand.

In der Meinung, es könne der Gärtner sein oder sonst jemand vom Hausgesinde, stieg Waverley von der Terrasse nieder. Als er sich aber der Gestalt näherte, setzte ihn ihr wunderliches Aussehen und Benehmen in Verwunderung. Dieser schnurrige Kauz hielt bald die Hände zusammengeschlagen über den Kopf wie ein büßender Hindu, bald ließ er sie niederhängen und schwang sie wie ein Pendel nach rechts und links; bald wieder schlug er sie schnell hintereinander kreuzweis über der Brust zusammen nach Art des Lohnkutschers, wenn er an hellen Wintertagen seinem Vieh entgegengeht, um es aus seiner Ruhe aufzuscheuchen. So sonderbar wie seine Handbewegungen war auch sein Gang, denn zuweilen sprang er in einem fort auf dem rechten Fuße, dann auf dem linken, dann schloß er die beiden Beine dicht zusammen und sprang auf beiden zugleich.

Auch sein Anzug wies einen ganz altmodischen Schnitt auf und sah im höchsten Grade komisch aus. Er bestand aus einem Ding von Oberkleid, das die meiste Ähnlichkeit hatte mit einem Wams. Es war grau von Farbe, hatte rote Aufschläge und Schutzärmel, unter denen rotes Futter zum Vorschein kam. Die übrigen Teile des Anzugs wiesen die gleiche graue Farbe auf, bloß die Strümpfe waren rot und die Mütze war rot, und über der Mütze tanzte eine rote Truthahnfeder.