Выбрать главу

Seine Befehle wurden befolgt. Als er in die gotische Halle trat, wo mancher Waffenzierat hing, den er oder sein Vater erbeutet hatte, stand auf dem eichenen Tische eine Flasche Wein, und seine Gefangenen harrten sein, bewacht von vier Dienern. Wamba hatte die Mütze ins Gesicht gezogen, er war außerdem in Cedrics Kleidern, und das düstere Zwielicht und der Umstand, daß der Baron den Cedric von Angesicht gar nicht einmal genau kannte, denn Cedric mied jeden Umgang mit seinen normannischen Nachbarn und kam selten aus seinen Besitzungen heraus, hinderten Front-de-Boeuf, sogleich zu entdecken, daß ihm der bedeutendste seiner Gefangenen entkommen war.

»Nun, ihr Tapfern von England, wie behagt es euch zu Torquilstone?« redete sie Front-de-Boeuf an. »Spürt ihrs nun, was ihr euch mit euerm Hochmut beim Gastmahle eines Prinzen aus dem Hause Anjou eingebrockt habt? Habt ihr vergessen, wie ihr die Gastfreundschaft des königlichen Prinzen Johann, deren ihr gar nicht wert waret, vergolten habt? Bei Gott und dem heiligen Dionys, wenn ihr dafür nicht ein größeres Lösegeld zahlt, so laß ich euch an den Eisenstäben dieser Fenster an den Beinen aufhängen, bis euch die Geier und Raben zu Gerippen abgenagt haben. – So sprecht, ihr Hunde von Sachsen, was bietet ihr für euer wertloses Leben? Was sagt Ihr, von Rotherwood?«

»Ich gebe nicht 'n Deut,« versetzte der arme Wamba, »und was Euern Gedanken betrifft, uns bei den Beinen aufzuhängen, so habe ich mir sagen lassen, mir sei das Gehirn schon, als ich die erste Kindermütze aufbekam, umgedreht worden. Da kommt es auf diese Weise vielleicht wieder richtig ins Lot.«

»Heilige Genoveva!« rief Front-de-Boeuf. »Wen haben wir da?« Und mit dem Handrücken warf er dem Narren die Kappe herunter, riß ihm den Kragen auf und sah nun das Zeichen der Knechtschaft, das Halsband von Eisen.

»Kerkermeister! Mohrenelement!« schrie er. »Hunde von Vasallen! Wen habt Ihr mir da hergebracht?« In diesem Augenblicke trat de Bracy herein.

»Ich glaube, das kann ich Euch sagen,« sprach er. »Das ist Cedrics Hausnarr, der sich so tapfer den Isaak von York vom Leibe gehalten hat.«

»So sollen sie nun beide an einen Galgen,« rief der Normann, »wenn nicht dieser Eber von Conningsburgh und der Herr des Narren tüchtig für ihr Leben bezahlen. Ihr Reichtum allein langt nicht aus, sie müssen auch mit dem Schwarm abziehen, der ums Schloß herumlungert, und schriftlich Verzicht leisten auf all ihre Rechtsame, so daß sie als Leibeigene unter uns leben. In dieser neuen Verfassung, die nun bald in Kraft treten wird, können sie sich glücklich schätzen, wenn wir ihnen noch das Luftschnappen erlauben. Geht,« setzte er zu zweien seiner Diener hinzu, »holt mir den richtigen Cedric her, und ich will euch euern Irrtum um so eher verzeihen, als ihr einen Narren für einen sächsischen Franklin gehalten habt.«

»Ach,« versetzte Wamba, »Eure ritterliche Exzellenz wird finden, daß unter uns mehr Narren als Franklins sind.«

»Was sagt der Schelm?« fragte Front-de-Boeuf, seine Diener anblickend, die stammelnd und zaudernd hervorbrachten, daß sie nicht wüßten, was aus ihm geworden sei, wenn das nicht der richtige Cedric sei.

»Heilige des Himmels!« rief de Bracy, »so muß er in den Kleidern des Mönches entkommen sein.«

»Teufel der Hölle!« schrie Front-de-Boeuf. »Also hab ich den Eber von Rotherwood zur Hintertür geführt und sie ihm mit eigenen Händen aufgemacht. Und du,« sagte er zu Wamba, »dessen Narrheit die Weisheit von größeren Dummköpfen, als du bist, überboten hat, ich will dich zum Priester machen – ich will dir den Schädel scheren – hier, reißt dem Hallunken die Haut vom Schädel und stürzt ihn kopfüber von den Zinnen herab. Es ist dein Beruf, Spaß zu machen, was? kannst du das auch jetzt?«

»Ihr machts noch besser mit mir, als Eure Reden andeuten,« stammelte der arme Wamba, der selbst angesichts des nahen Todes nicht von der Gewohnheit, zu scherzen, ablassen konnte. »Wenn Ihr mir, wie Ihr vorhabt, eine rote Kappe gebt, so macht Ihr mich nicht bloß zum Mönch, sondern sogar zum Kardinal.«

»Der arme Schächer,« sagte de Bracy, »will in seinem Berufe sterben. Front-de-Boeuf, Ihr dürft ihn nicht umbringen. Schenkt ihn mir, ich will ihn zum Spaßmacher für meine Freischar haben. Was meinst du, Schelm, willst du Pardon annehmen und mit mir in den Krieg ziehen?«

»Ja, aber nur, wenns mein Herr erlaubt,« sagte Wamba, »denn seht,« und er deutete auf sein Halsband, »das hier kann ich nicht abtun wider den Willen meines Herrn.«

»Ihr treibt es sauber, de Bracy,« sagte Front-de-Boeuf. »Haltet Euch mit dem Gewäsch eines Narren auf, und draußen bricht die Vernichtung gegen uns los. Begreift Ihr denn nicht, daß wir überlistet sind und daß unser Plan, uns mit unsern Freunden zu verbinden, durch eben denselben buntscheckigen Edelmann vereitelt worden ist, den Ihr jetzt so brüderlich behandelt. Was haben wir zu gewärtigen als jeden Augenblick den Sturmangriff?«

»Auf die Mauern denn!« rief de Bracy, »wenn es zu kämpfen gilt, so bin ich stets ernsthaft bei der Sache. Rufe den Templer her, er mag hier nur halb so tapfer, wie er für den Orden gekämpft hat, um sein Leben fechten – Ihr selbst mit Euerm Riesenleibe stellt Euch auf die Mauer – und auch ich will meinen Mann stellen, und dann sage ich Euch, eher werden die sächsischen Geächteten den Himmel erstürmen als Schloß Torquilstone. Wenn Ihr sonst mit den Banditen verhandeln wollt, warum braucht Ihr nicht den würdigen Franklin da zum Vermitler, der in ernste Betrachtungen der Weinflasche versunken zu sein scheint? Hier, Sachse,« fuhr er fort und reichte Athelstane einen Becher Wein, »spüle deine Kehle aus mit diesem edeln Getränk und rüttle deine Seele auf, daß du uns sagen kannst, was du für deine Freiheit tun willst.«

»Was ein Mann vom Stande vermag,« erwiderte Athelstane, »ohne seiner Männlichkeit nahezutreten. Wenn Ihr mich mitsamt meinen Gefährten frei laßt, so will ich tausend Mark Lösegeld zahlen.«

»Und willst du dich außerdem verpflichten, dafür zu sorgen, daß der Menschenschwarm dort abzieht?« fragte Front-de-Boeuf.

»Soweit es in meinen Kräften steht,« entgegnete Athelstane. »Ich will sie zum Rückzüge auffordern und zweifle nicht daran, daß mich Vater Cedric dabei unterstützen wird.«

»So sind wir einig,« sagte Front-de-Boeuf. »Du und die andern werden in Freiheit gesetzt, und gegen ein Lösegeld von tausend Mark soll Friede sein auf beiden Seiten. Das ist eine sehr geringe Summe, Sachse, und du kannst uns dankbar sein, daß wir so bescheiden sind. Aber merke wohl, in dieser Summe ist der Jude Isaak nicht einbegriffen.«

»Auch seine Tochter nicht,« sagte der Templer, der eben hereintrat.

»Beide nicht,« stimmte Reginald bei, »sie gehören nicht zur Gesellschaft dieses Sachsen.«

»Auch Lady Rowena ist nicht mit einbegriffen,« sagte de Bracy. »Es soll mir nicht nachgesagt werden, ich hätte einen so schönen Preis ohne Schwertstreich hingegeben.«

»Auch der erbärmliche Hausnarr nicht,« setzte Front-de-Boeuf hinzu, »den will ich behalten, um für jeden Narren, der sichs herausnimmt, aus Scherz Ernst zu machen, ein abschreckendes Beispiel zu geben.«