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»Die Lady Rowena,« erwiderte Athelstane fest, »ist meine Braut. Eher sollen mich wilde Pferde zerreißen, ehe ich sie mir nehmen lasse. Der Sklave Wamba hat heute das Leben des guten Vaters Cedric gerettet. Eher will ich meines hingeben, ehe ich dulde, daß ihm auch nur ein Haar gekrümmt werde.«

»Lady Rowena deine Braut?« rief de Bracy. »Die Braut eines Vasallen wie du einer bist? Sachse, die Zeiten sind vorüber! Die Prinzen aus dem Hause Anjou geben ihre Pflegebefohlenen nicht an einen Mann von deiner Herkunft.«

»Meine Herkunft, hochnäsiger Normann,« versetzte Athelstane, »ist von reinerer und älterer Quelle als die eines bettelarmen Franzmanns, der seinen armseligen Lebensunterhalt gewinnt, indem er das Leben der Diebe verkauft, die er unter seiner kläglichen Fahne versammelt. Meine Vorfahren waren Könige, tapfer im Felde und weise im Rat, sie haben tagtäglich in ihrer Halle mehr Hunderte von Männern gespeist, als du einzelne Anhänger hast. Minnesänger haben ihre Namen der Ewigkeit überliefert, ihre Gesetze sind unvergänglich, ihre Gebeine wurden unter den Gebeten der Heiligen zur Ruhe bestattet, und über ihren Gräbern türmen sich Münster.«

»Da hast du dein Fett,« höhnte Front-de-Boeuf, zufrieden, daß de Bracy so derb abgefertigt wurde. »Das hat dir der Sachse gut gegeben.«

»So gut es einer kann, der in Ketten ist,« erwiderte de Bracy mit erkünstelter Gleichgültigkeit. »Wem die Hände gebunden sind, der muß die Zunge frei haben. – Aber deine spitze Antwort,« wandte er sich an Athelstane, »vermag dir die Freiheit der Lady Rowena doch nicht zu erwirken.«

Athelstane gab keine Antwort, er hatte in der Tat schon viel mehr gesprochen, als sonst seine Gepflogenheit war. Auch erschien jetzt ein Dienstbote mit der Meldung, ein Mönch bitte am Tore um Einlaß. »Im Namen des heiligen Bennet, des obersten dieser Popanze,« rief Front-de-Boeuf, »haben wir uns diesmal eines echten Mönches oder wieder eines Betrügers zu versehen? Untersucht mir das, Sklaven. Wenn ihr mir einen zweiten Schwindler hereinlaßt, so lasse ich euch die Augen ausreißen und glühende Kohlen in die Höhlen stecken.«

»Euer Zorn treffe mich in all seiner Schwere, Gebieter,« sagte der Kerkermeister Giles, »wenn dieser nicht ein echter Glatzkopf ist. Euer Knappe Jocelyn kennt ihn genau, es ist der Bruder Ambrosius, der beim Prior von Jorlvaux in Diensten ist.«

»Schafft ihn her,« sagte Reginald, »er bringt uns wahrscheinlich Botschaft von seinem lustigen Herrn. Mir scheint, der Teufel hat sich jetzt zum Oberhaupt der Kirche aufgeschwungen und die Priester sind ihres Dienstes entlassen, daß sie so wild durchs Land streifen. Die Gefangenen hier bringt wieder weg, und du, Sachse, denke daran, was du gehört hast.«

»Ich verlange ein anständiges Gefängnis,« sagte Athelstane, »mit einem ordentlichen Bett und einem ordentlichen Tisch, wie es meinem Range zukommt und wie es sich für einen gehört, der wegen Lösegeld in Unterhandlung steht. Außerdem mache ich den Besten unter Euch verbindlich, mir mit dem Leibe Genugtuung zu geben für diese Freiheitsberaubung. Diese Herausforderung ist Euch bereits übersendet worden. Euch geht sie an, Front-de-Boeuf, Ihr müßt Euch mir stellen. Da liegt mein Handschuh.«

»Auf die Herausforderung meines Gefangenen stelle ich mich nicht,« entgegnete der Normann, »und auch Ihr dürft es nicht, de Bracy. Giles,« setzte er hinzu, »hänge den Handschuh dort an die Enden des Hirschgeweihes auf, er mag da hängen, bis sein Herr wieder ein freier Mann ist. Wenn er ihn dann wiederfordert oder mir nachweist, daß ich ihn widerrechtlich zu meinem Gefangenen gemacht habe, dann soll er in mir einen Mann finden, der sich nie davor gescheut hat, sich seinem Feinde zu stellen, ob er nun zu Fuß oder zu Roß, allein oder mit seinen Vasallen gekommen ist.«

Die sächsischen Gefangenen wurden weggebracht, und gleichzeitig trat der Mönch Ambrosius herein, der in größter Aufregung zu sein schien.

»Das ist der wahre Deus vobiscum,« sagte Wamba, »die anderen waren alle unecht.«

»Heilige Mutter Gottes!« rief der Mönch, indem er die versammelten Ritter begrüßte, »endlich bin ich sicher und unter Christen.«

»In Sicherheit bist du,« antwortete de Bracy, »und was das Christliche anbelangt, hier steht der tapfere Front-de-Boeuf, dessen größter Abscheu ein Jude ist, und der edle Tempelritter Brian de Bois-Guilbert, dessen Lieblingsbeschäftigung es ist, Sarazenen totzuschlagen – sofern das keine echten Zeichen der Christlichkeit sind, haben wir nicht andere.«

»Ihr seid Freunde und Verbündete unseres ehrwürdigen Vaters in Gott, des Priors von Jorlvaux,« sprach der Mönch. »Ihr seid ihm Hilfe schuldig, nicht nur aus ritterlicher Treue, sondern auch aus christlicher Liebe. Wisset, tapfere Ritter, ein paar mörderische Schurken haben ohne Furcht vor Gott und der Kirche meinen Herrn gefangen genommen. Er ist in den Händen der Kinder Belials, Räuber in den Wäldern und Sünder gegen die Heilige Schrift. Denn wie steht geschrieben? Taste meine Gesalbten nicht an und tu kein Leid meinen Propheten.«

»Neue Arbeit für unsere Schwerter, meine Herren!« rief Front-de-Boeuf. »Statt daß uns der Prior von Jorlvaux zu Hilfe kommt, will er Hilfe von uns. Man ist übel dran mit diesen feigen Dienern der Kirche – immer gerade, wenn man selber alle Hände voll zu tun hat! Sage uns, Priester, was erwartet dein Herr von uns?«

»Wehe!« sagte Ambrosius. »Von rohen gewalttätigen Händen ist mein würdiger Herr, der heiligen Schrift zum Hohne, geplündert worden. Die Kinder Belials haben ihm die Mantelsäcke und sein ganzes Gepäck, dazu zweihundert Mark seinen Goldes abgenommen, und nun verlangen sie von ihm eine hohe Summe, ehe sie ihn wieder aus ihren unreinen Händen lassen. Der ehrwürdige Vater in Gott bittet daher Euch, die Ihr seine liebsten Freunde seid, Ihr möchtet entweder das Lösegeld für ihn zahlen oder ihn mit Waffengewalt befreien.«

»Der Teufel soll den Prior holen!« versetzte Front-de-Boeuf, »er hat entschieden heute morgen zu viel getrunken. Wann hätte dein Herr je gehört, daß ein normannischer Baron den Beutel gezogen hätte, um einen Diener der Kirche loszukaufen, dessen Geldsäcke zehnmal so schwer sind wie unsere, und wie sollen wir ihn mit dem Schwert befreien können, da wir hier von einer zehnmal so großen Anzahl, wie wir selber haben, eingeschlossen sind und jeden Augenblick auf einen Sturmangriff gefaßt sein müssen?«

»Richtig, das wollte ich sagen,« sprach der Mönch, »über Euerm Ungestüm bin ich gar nicht zu Worte gekommen. Gott sei mir gnädig, ich bin alt und dieser Kriegslärm verwirrt mir die Sinne. Aber es ist gewiß wahr, sie schlagen ein Lager auf und werfen einen Wall auf gegen die Schloßmauern!«

»Auf die Zinnen!« rief Bracy, »wir wollen sehen, was die Schurken draußen treiben.« Er riß ein Giebelfenster auf und rief denen in der Halle zu: »Beim heiligen Dionys! der Mönch hat die Wahrheit gesagt! Sie schleppen Schutzdächer und breite Schilde heran, und die Bogenschützen stehen am Waldsaum wie finstere Wolken vor einem Hagelsturm.« Reginald Front-de-Boeuf sah auch hinaus und stieß in sein Horn. Ein lautes langes Signal gebot den Bewaffneten, ihre Plätze auf den Wällen einzunehmen.

»De Bracy, geht Ihr an die Ostseite, dort sind die Mauern am niedrigsten. – Edler Bois-Guilbert, Euch hat das Leben erfahren gemacht in der Verteidigung und im Angriff, übernehmt Ihr die Westseite. Ich selbst will auf dem Außenwerk Posten fassen. – Aber bleibt nicht auf Euern Plätzen allein, meine Freunde, wir müssen heute überall sein. Wir müssen uns vervielfältigen, wenn es geht, so daß einer dem andern Hilfe bringen kann, wo der Ansturm am heftigsten ist. Wir sind unserer wenig, aber Mut und Tatkraft muß ersetzen, was an Mannschaft fehlt. Wir haben es ja auch nur mit Schurken von Bauern zu tun.«

»Aber, edler Ritter,« rief Vater Ambrosius, in das Getümmel hinein, »will denn niemand die Botschaft des ehrwürdigen Vaters in Gott, meines Herrn, des Priors von Jorlvaux, hören? Ich bitte Euch, edler Reginald Front-de-Boeuf, hört mich an!«