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Ich erzählte ihm, was geschehen war, und dehnte meinen Bericht bis auf die gegenwärtige Stunde aus. Er wußte nicht, was seit dem Augenblicke, an welchem Weller ihn niedergeschlagen hatte, von ihm und mit ihm geschehen war, und fragte, als ich geendet hatte, ganz erstaunt:

»Ist das, was Sie erzählen, wahr? Ich habe Weller erwürgt?«

»Ja. Sie sagten im Fieber, er habe Sie niedergeschlagen. War er es wirklich?«

»Ja. Was ich im Delirium that, brauche ich nicht zu verantworten.«

»Was müssen Sie erlebt haben! Sie werden mir es später erzählen; jetzt sind Sie zu schwach dazu.«

»O nein. Mein Kopf thut zwar weh, aber ich habe, wie Sie wissen, die Natur eines Elefanten. Wenn ich langsam und leise rede, greift es mich nicht an. Lassen Sie mich immerhin erzählen. Wenn Sie gekommen sind, meine Gefährten zu retten, müssen Sie doch baldigst wissen, was geschehen ist.«

»Ich bin allerdings sehr gespannt, es zu hören. Sie wurden von dem "großen Munde" gefangen genommen und dann wieder frei gegeben. Melton und die Weller kamen auch frei, ebenso der Haziendero. Was geschah nachher?«

»Sie hatten ganz recht, uns zu warnen; es war auf uns abgesehen. Melton kaufte dem Haziendero seinen Besitz ab, und damit wurden wir seine Arbeiter.«

»Ja, ich erinnere mich, den Passus des Kontraktes gelesen zu haben, daß alle Rechte des Haziendero auf seinen etwaigen Rechtsnachfolger überzugehen hätten. Das war, wie ich heute weiß, gleich von vornherein so berechnet. Aber Sie waren für die Hazienda, also für

Vieh- und Feldwirtschaft engagiert und brauchten nicht ins Bergwerk zu gehen!«

»Meinen Sie, daß letzteres unser Willen gewesen ist? Wir haben von dem Quecksilber nicht das mindeste gewußt. Melton belog uns, indem er sagte, daß eine kleine Tagereise hinter der Hazienda eine kleine, zu ihr gehörige Estancia liege, wo wir einstweilen beschäftigt werden sollten. Die Wellers sollten uns hinführen, während er mit dem Haziendero nach Ures ritt, um den Kauf rechtsgültig zu machen. Wir erklärten uns einverstanden, da auf der Hazienda für jetzt nur Hunger zu holen war, und brachen mit den Wellers auf. Aber nach vollendetem Tagemarsche fanden wir anstatt einer Estancia ein Indianerlager, dreihundert Mann mit über vierhundert Pferden. Auf einen Teil der überschüssigen Pferde wurden wir gefesselt; die anderen waren Packpferde, welche Lasten zu tragen hatten. Dann wurden wir fortgeschafft, Tag für Tag weiter, bis nach Almaden. Dort giebt es ein vermaledeites Loch, das Mundloch eines Schachtes, in welches gestiegen werden mußte.«

»Habt ihr euch denn auch da nicht gewehrt?«

»Von mir will ich nicht reden, denn wenn ich hineingestiegen wäre, so befände ich mich unter der Erde und nicht hier bei Ihnen; aber die andern, die Kinder, Weiber und Väter, was konnten sie machen? Die paar Menschen gegen die dreihundert Wilden! Uebrigens bedrohte man uns mit dem Tode, sofern wir uns weigerten. Die Frauen und Kinder konnten an keine Gegenwehr denken, und um ihretwillen und um ihnen keine Mißhandlungen zuzuziehen, ergaben sich auch die Männer drein.«

»Was geschah dann mit ihnen unten?«

»Weiß ich es? Ich bin nicht mit unten gewesen.« »Ah so! Sie waren nicht mit in dem Schacht! Wie haben Sie das angefangen?«

»Sehr einfach. Als man mir die Riemen abgenommen hatte und mich nach dem Loche schob, brach ich durch die Indianer und rannte fort, nachdem ich mehrere niedergeschlagen und einem von ihnen, der ein Gewehr besaß, dieses entrissen hatte. Man schoß nicht auf mich, weil man mich lebendig haben wollte; das war meine Rettung. Die Roten rannten mir nach. Ich bin ein starker Kerl, aber ein schlechter Läufer, doch gab mir die Angst die nötige Schnelligkeit. Dennoch hätten mich die leichtfüßigen Schurken eingeholt, wenn ich nicht durch den Erdboden durchgebrochen wäre. Da sahen sie mich nicht mehr und ließen mich stecken.«

»Sonderbar! Wenn sie hinter Ihnen her waren, müssen sie doch auch an die Stelle, wo Sie durchgebrochen sind, gekommen sein?«

»Ja, aber ich war nicht geradeaus gerannt, sondern hatte eine doppelte Schwenkung gemacht. Ich kam nämlich an eine Felsenecke, bog um dieselbe herum, um den Indianern aus dem Gesicht zu kommen, und schwenkte dann noch um eine zweite Ecke, hinter welcher der Boden unter mir wich, so daß ich in die Tiefe fuhr.«

»Ich habe erfahren, daß der Felsen dort aus Kalkstein besteht; der ist bekanntlich, wo er auftritt, gern von natürlichen Höhlungen durchzogen.«

»Eine Höhlung war dies nicht, sondern ein Gang, ein Stollen, der schräg abwärts in die Erde läuft.« »Haben Sie ihn untersucht?«

»Das konnte ich nicht, denn es war dunkel, und ich hatte kein Licht. Eine Strecke bin ich abwärts gegangen, aber nicht weit, da es mir gefährlich erschien, weiter zu gehen. Dann ging ich aufwärts, Schritt um Schritt und

vorsichtig tastend, ehe ich den Fuß weitersetzte. Das war gut, denn sonst wäre ich in die Tiefe gestürzt, da ich sehr bald an einem Abgrunde stand.«

Bei diesen Worten fiel mir die Höhle ein, von welcher der Player gesprochen hatte; sie mündete zu Tage und endete hinten in einem Abgrunde. Darum fragte ich:

»Können Sie mir die Oertlichkeit genau beschreiben, wo Sie eingebrochen sind?« »Ich kann Ihnen ganz Almaden beschreiben.«

»Das ist mir lieb. Haben Sie denn Gelegenheit gehabt, sich die Gegend anzusehen, obgleich Sie sich nicht erblicken lassen durften?«

»Ich habe es gewagt, um Judiths willen. Sie war nämlich die einzige, welche unterwegs nicht gefesselt wurde und dann auch nicht in den Schacht zu steigen brauchte. Gerade als man mich losband, damit ich hinunter sollte, verhöhnte sie mich und sagte mir, daß ich unten Quecksilber graben müsse, während sie oben die Wirtschafterin des Bergwerksherrn sein werde. Das machte mich verwegen, und die Wut darüber gab mir die Kraft, mich durchzuschlagen und dann nach ihr zu suchen.«

»Wie kamen Sie aus dem tiefen Loche?«

»Indem ich Steine aufeinander baute.« »Haben Sie die Judith gefunden?«

»Ihren Aufenthaltsort vermochte ich nicht ausfindig zu machen, denn ich durfte mich nur des Nachts hervorwagen; aber begegnet bin ich ihr einmal. Sie erschrak zuerst; dann wurde sie freundlich. Dabei versprach sie mir, mir ihre Wohnung zu zeigen; nur müsse sie erst nachsehen, ob Melton fest schlafe, weil dieser mich nicht gewahren dürfe.«

»Das glaubten Sie ihr?«

»Ja. Aber als sie fort war, kamen mir Bedenken; ich verließ den Ort, an welchem ich auf sie warten sollte, und versteckte mich in der Nähe. Sie kam nicht wieder, dafür aber Melton mit den beiden Weller und einigen Indianern, die mich ergreifen wollten.«

»So hat Ihre Angebetete Sie verraten. Wie kann ein Mann wie Sie noch Liebe zu einem solchen Geschöpfe hegen! Wie lange haben Sie denn Ihr Versteck benutzt?«

»Bis vor zwei Tagen; dann trieb mich der Hunger fort, und ich schlug ganz natürlich den Weg ein, auf welchem wir gekommen waren. Wenn es mir glückte, eine bewohnte Gegend zu erreichen, wollte ich meinen armen Gefährten von dort aus Hilfe bringen. Nun aber sind ja Sie da; das ist besser.«

»Wovon ernährten Sie sich denn?«

»Von den wenigen Pflanzen, welche es dort giebt. Ein wenig Wasser fand ich in meinem Verstecke, wo ich es von den Wänden leckte.«

»Schrecklich! Ein Wild konnten Sie nicht schießen?«

»Ich besaß keine Munition. Als ich wie ein Tier alle Halme verzehrt hatte, die es im Umkreise gab, mußte ich fort.«

»Wurden Sie nicht angehalten?« »Nein.«

»So haben die Indianer die Gegend nicht eingeschlossen?«