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ich spreche von diesen kurzgeschorenen Mädchen: d.h. den jungen Frauen, die um die Möglichkeit eines Studiums, mei-stens der Medizin, kämpften und sich gegen alle Verdächtigun-gen damit zur Wehr setzten, daß sie sich die Haare abschnitten. In Zürich, wohin damals viele Russinnen gingen, wurden sie deshalb »Kosakenpferdchen« genannt.

683 Sibirien. Am Ufer eines großen, einsamen Flusses: Dostojewskij beschreibt hier das Gefängnis von Omsk am Irtysch, in dem er vier Jahre verbracht hat; viele Beobachtungen und Empfindun-gen seines Helden beruhen auf eigener Erfahrung (vgl. seine Aufzeichnungen aus einem toten Hause).

698 eine neue Art Trichinen: im Winter 1865/66 berichteten die russischen Zeitungen erstmals über die bis dahin der Medizin noch unbekannten Trichinen und die von ihnen verursachten Epidemien.

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ZEITTAFEL

1821Fjodor Michailowitsch Dostojewskij wird am 11. No-

vember als Sohn eines Armenarztes in Moskau gebo-ren.

1837Tod der Mutter.

1838-43 Besuch der Ingenieurschule der Petersburger Militär-akademie. Erste literarische Versuche, besondere Be-geisterung für Puschkin und Gogol, für Schiller und E. T. A. Hoffmann.

1839Ermordung des Vaters durch Leibeigene auf seinem

Landgut.

Anstellung als technischer Zeichner im Kriegsmini-sterium.

Entschluß als freier Schriftsteller zu leben; Dosto-jewskij wird auf eigenen Wunsch aus dem Staats-dienst entlassen.

Bekanntschaft mit den Dichtern Nekrassow und Turgenjew und dem Literaturkritiker Wissarion Be-linskij.

Dostojewskijs Erstling, der Briefroman Arme Leute, erscheint in Nekrassows berühmtem Sammelband Petersburger Almanach und macht Dostojewskij schlagartig zu einem berühmten Schriftsteller. Be-kanntschaft mit Alexander Herzen.

Die Erzählung Die Wirtin erscheint in der Zeitschrift Otetsckestwennyje Sapiski und wird von Belinskij vernichtend kritisiert. Bruch mit Belinskij. Regelmä-ßiger Besuch der »Freitagsgespräche«, des revolutio-nären Kreises um Petraschewskij.

Mehrere Erzählungen, darunter Weiße Nächte, Ein schwaches Herz, Der ehrliche Dieb.

Der Roman Netotschka Neswanowa beginnt in der

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Zeitschrift Otetschestwennyje Sapiski zu erscheinen (nie abgeschlossen). Am 5.Mai Verhaftung Dosto-jewskijs und aller anderen Mitglieder der Petra-schewskij-Gruppe. Im September Prozeß mit Todes-urteil, dessen Umwandlung zu vier Jahren Katorga (Zwangsarbeit in Ketten) und vier Jahren Militär-dienst in Sibirien erst auf dem Richtplatz verkündet wird.

1850-54 Strafhaft in der Festung Omsk (Sibirien). Auftreten der ersten Epilepsieanfälle.

1854-56 Dostojewskij dient als Gemeiner in Semipalatinsk in Sibirien.

Beförderung vom Unteroffizier zum Fähnrich.

6. Februar Eheschließung mit Marja Dmitrijewna Is-sajewa in Kusnezk. Der Roman Ein kleiner Held erscheint in den Otetschestwennyje Sapiski unter dem Pseudonym M-ij.

1859Ausscheiden aus dem Militärdienst aus Gesundheits-

gründen. Rückkehr nach St. Petersburg. Der Roman Das Dorf Stepantschikowo und seine Bewohner er-scheint in den Otetschestwennyje Sapiski.

1861Bekanntschaft mit Gontscharow, Tschernyschews-

kij, Dobroljubow, Ostrowskij und Saltykow-

Schtschedrin. Beginn der leidenschaftlichen Liebe zu

Apolinaria (»Polina«) Prokofjewna Suslowa. Der

Roman Die Erniedrigten und Beleidigten erscheint in

der Zeitschrift Wremja, ebenfalls Die Aufzeichnun-

gen aus einem toten Hause, eine Darstellung der

sibirischen Leidensjahre.

1861-63 Mitarbeit an der von seinem Bruder Michail heraus-gegebenen Zeitschrift Wremja. Zusammenarbeit mit Nikolai Strachow und Apollon Grigorjew.

Erste Europareise: Berlin, Dresden, Paris, London, Genf, Florenz, Mailand, Venedig, Wien. In London Besuch beim exilierten russischen Publizisten und Revolutionär Alexander Herzen sowie bei Bakunin.

Zweite Europareise (Wiesbaden, Paris, Italien), z.T. in Begleitung Polinas. In Wiesbaden erstmals am

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Roulett-Tisch. Große Spielverluste in Baden-Baden und Bad Homburg. Veröffentlichung des Berichts über die erste Europareise: Winterliche Aufzeichnun-gen über sommerliche Eindrücke in der Zeitschrift Wremja. Im April Verbot der Wremja. 1864-65 Mit Michail Dostojewskij Herausgabe der Zeitschrift Epocha.

Am 16. April Tod seiner Ehefrau Marja Dmitrijewna. Am 10. Juni Tod des Bruders Michail. Dostojewskij führt die Zeitschrift Epocha allein weiter. Der Roman Aufzeichnungen aus einem Kellerloch erscheint in Epocha.

Dritte Europareise (Wiesbaden, Kopenhagen). Er-neutes Zusammensein mit Polina. Wieder große Spielverluste.

Der Roman Schuld und Sühne erscheint in der Zeit-schrift Russkij Westnik. Der in 26 Tagen niederge-schriebene Roman Der Spieler erscheint in den Ge-sammelten Werken, Bd. 3, der Ausgabe des Peters-burger Buchhändlers Stellowskij.

Am 15.Februar Eheschließung mit Anna Grigor-jewna Snitkina. Im April Flucht beider vor den Gläu-bigern ins Ausland. (Aufenthalt in Dresden, Leipzig, Frankfurt a. M., Baden-Baden, Basel, Genf, Saxon-les-bains).

1867-71 Aufenthalt des Ehepaars in Westeuropa, überwie-gend in Deutschland. Dostojewskijs Spielsucht und schließlich Heilung davon. In Baden-Baden letzte Begegnung mit Turgenjew und endgültiger Bruch.

Am 5. März Geburt der Tochter Sonja in Genf, die am 24. Mai stirbt. Der Roman Der Idiot erscheint in der Zeitschrift Russkij Westnik.

Am 26. September in Dresden Geburt der Tochter Ljubow.

1871Im Juli Rückkehr nach St. Petersburg, wo der Sohn

Fjodor geboren wird. 18 71-72 Der Roman Die Dämonen erscheint in der Zeitschrift

Russkij Westnik. Neuer literarischer Ruhm.

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1873Dostojewskij übernimmt für 15 Monate die Schrift-

leitung der Zeitschrift Graschdanin.

1875Geburt des zweiten Sohnes Aljoscha (gest. 1878).

Wegen eines Lungenemphysems Kuraufenthalt in Bad Ems. Der Roman Der Jüngling erscheint in den Otetschestwennyje Sapiski.

1876-77 Herausgeber und alleiniger Autor der Monatsschrift Tagebuch eines Schriftstellers (darin u. a. Die Sanfte).

1877Im Dezember wird Dostojewskij zum Korrespondie-

renden Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wis-senschaften ernannt.

1879-80 Der Roman Die Brüder Karamasow erscheint in der Zeitschrift Russkij Westnik.

Am S.Juni Ansprache anläßlich der Enthüllung des Puschkin-Denkmals in Moskau (Puschkin-Rede).

Dostojewskij stirbt am 9. Februar an den Folgen eines Blutsturzes in St. Petersburg. Beisetzung im Alexander-Newskij-Kloster auf dem Tichwinskoje-Friedhof.

1882-83 Polnoje Sobranije Sotschinenij, 14 Bde. (St. Petersburg)

1906-19 Sämtliche Werke (dt.). Unter Mitarbeit von Dmitrij Mereschkowskij, hg. von Arthur Moeller van den Brück. Übers, v. E. K. Rahsin. 22 Bde. München (Piper) 1906-1919.

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LITERATURHINWEISE

AUSGABEN

Prestuplenie i Nakazanie. Erstdruck in: Russkij vestnik Nrr. 1, 2, 4, 6, 8, II, 12 1866. Revidierte Buchausgabe Petersburg 1867 (Ausg. Stellov-skij). Endgültige Fassung 1877.

Kritische Ausgabe: Polnoe sobranie socinenij v 30 tt. Leningrad 1972-1988. Band 6-7 (1973).

ÜBERSETZUNGEN

Raskolnikow. Übers, v. W. Henckel. 3 Bde. Leipzig 1882 [dt. Erst-ausg.].

Rodion Raskolnikoff. Schuld und Sühne. Übers, v. E. K. Rahsin. Mün-chen 1909 [= Sämtliche Werke. Unter Mitarbeit von Dmitri Meresch-kowski hrsg. v. Arthur Moeller van den Brück. 22 Bde. München 1906-1919, Bd. 1-2]; zahlreiche Neuaufl. u. Einzelausg., revid. Neuausg. 1953, zuletzt 1989