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Weitere Übersetzungen: H. Moser 1889; H. Röhl, Leipzig 1921; W. Ber-gengruen, Zürich 1951; R. Hoffmann, München 1960; S. Geier, Reinbek b. Hamburg 1964.

ZUM ROMAN

Raskolnikoffs Tagebuch. Mit unbekannten Entwürfen, Fragmenten und Briefen zu »Raskolnikoff« und »Idiot«. Hrsg. v. Rene Fülöp-Miller und Friedrich Eckstein. München 1928.

Crime and Punishment. A Collection of Critical Essays. Ed. by R. L. Jackson. Englewood Cliffs, N.J. 1974.

ZU LEBEN UND WERK DOSTOJEWSKIJS

F.M. Dostojewski: Gesammelte Briefe. 1833-1881. Übers., hrsg. und komm, von Friedrich Hitzer. München 1966.

Dostoevskaja, Anna G.: Vospominanija. Vstup. statja, podgot. teksta i prim. S.V. Belova i V.A. Tunimanova. Moskva 1981. Deutsch: Erinnerungen. Das Leben Dostojewskis in den Aufzeichnungen seiner Frau. Hrsg. v. René Fülöp-Miller und Friedrich Eckstein. Übers, v. Dmitri Umanski. München31980.

A. G. Dostojewskaja: Tagebücher. Die Reise in den Westen. Übers, v. Barbara Conrad. Frankfurt 1985.

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F. M. Dostoevskij v vospominananijach sovremennikov. Tom 1, 2.

Moskva 1964. Bachtin, Michaiclass="underline" Probleme der Poetik Dostoevskijs. München 1971. Chapple, Richard: A Dostoevsky Dictionary. Ann Arbor 1983. Doerne, Martin: Gott und Mensch in Dostojewskijs Werk. Göttingen

1957.

Lavrin, Janko: Fjodor M. Dostojevskij in Selbstzeugnissen und Bilddo-kumenten. Reinbek b. Hamburg 1963.

Mereschkowski, Dmitri S.: Tolstoi und Dostojewski. Leben, Schaffen, Religion. Berlin 1934.

Nötzel, Karclass="underline" Das Leben Dostojewskijs. (1925) Osnabrück 1967.

Thiess, Frank: Dostojewski. Realismus am Rande der Transzendenz. Stuttgart 1971.

Müller, Ludolf: Dostoevskij. Tübingen 1977 (= Skripten des Slavischen Seminars der Universität Tübingen, Nr. II).

BIBLIOGRAPHISCHES

Kindlers Literaturlexikon. Bd. 1-7 und ein Ergänzungsband. Zürich

1965-74. Seduro, Vladimir: Dostoyevski in Russian Literary Criticism

1846-1956: New York 1957. Seduro, Vladimir: Dostoevski's Image in Russia Today. Belmont, Mass.

1975-F. M. Dostoevskij. Bibliografija proizvedenij F. M. Dostoevskogo i

literatury o nem: 1917-1965. Moskva 1968.

Setschkareff, V.: Dostojevskij in Deutschland. In: Zeitschrift für Slavi-sche Philologie 22 (1954), S. 12-39.

Gerigk, Horst-Jürgen: Notes Concerning Dostoevskij Research in the German Language after 1945. In: Canadian-American Slavic Studies VI (1972) 2, S.272-285.

Neuhäuser, Rudolf (Hrsg.): Bulletin of the International Dostoevsky Society, I-VI, 1972-76.

Dostoevsky Studies. Journal of the International Dostoevsky Society. Klagenfurt 1980 ff.

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NACHWORT

Im September 1865 schrieb Dostojewski) an den Verleger Kat-kow: »Darf ich darauf hoffen, meine Erzählung in Ihrer Zeit-schrift Russkij Wjestnik unterzubringen? Ich schreibe hier in Wiesbaden daran und werde sie jetzt abschließen. Sie wird fünf bis sechs Druckbögen haben. Mir bleiben noch etwa zwei Wo-chen Arbeit, vielleicht auch mehr. Auf alle Fälle kann ich mit Sicherheit sagen, daß sie in einem Monat, keinesfalls später, der Redaktion des Russkij Wjestnik zugestellt werden könnte.« An-schließend skizzierte er in groben Umrissen Handlung und einige Grundgedanken dieser »Erzählung«.

Dostojewskij befand sich zu der Zeit in einer verzweifelten Lage. Vor seinen Petersburger Gläubigern war er nach Wiesbaden geflohen, nicht zuletzt um sich mit seiner Freundin Polina Suslowa zu treffen. Schließlich gab es in Wiesbaden auch ein Kasino, wo er wieder einmal sein »System« beim Roulette erproben konnte – bald war alles Geld verspielt, das er aus Rußland mitgebracht hatte. Dann ließ ihn auch Polina im Stich, und da saß er nun im Hotel, ringsum verschuldet, der Hotelwirt drohte ihm bereits mit der Polizei...

Katkow und der Russkij Wjestnik waren für Dostojewskij keineswegs die erste Wahl. Seit dem Sommer hatte er sich darum bemüht, seine noch unfertige Erzählung gegen Vorauszahlung in einer Zeitschrift unterzubringen. Die Sankt-Peterburgskije Wje-domosti, die Otetschestwennyje Sapiski, der Sowremennik und die Biblioteka dlja Tscbtenija hatten abgelehnt; niemand hatte das Risiko eingehen wollen, einen nicht abgeschlossenen (oder noch gar nicht geschriebenen?) Text zu akzeptieren, auch nicht den eines damals doch schon bekannten Autors wie Dostojew-skij. Katkow endlich nahm die »Erzählung« an und schickte den so dringend benötigten Vorschuß.

Dostojewskij hatte sein Manuskript aber trotz fieberhafter

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Arbeit auch nach einem Monat noch nicht fertiggestellt, im Gegenteiclass="underline" Er mußte schließlich erkennen, daß sein Stoff für eine Erzählung zu komplex war, sich nicht auf »fünf bis sechs Druck-bögen« zusammendrängen ließ. Ende November 1865 verwarf er alles bis dahin Geschriebene. »Ich verbrannte alles, jetzt kann ich es zugeben. Es gefiel mir selbst nicht mehr. Eine neue Form, ein neuer Plan begeisterte mich und ich begann von vorn«, gestand er später einem Freund. Und so setzte er noch einmal völlig neu an und schrieb allen Widrigkeiten seiner zerrütteten Gesundheit, der sich häufenden epileptischen Anfälle zum Trotz mit bewunderungswürdiger Konzentration nunmehr keine Er-zählung, sondern einen großen Roman – mit einem Umfang von zweiundfünfzig Druckbögen! –, wovon die ersten Kapitel be-reits Mitte Dezember 1865 an den Russkij Wjestnik gingen. Von der Januarausgabe der Zeitschrift an erschien der Roman Schuld und Sühne fortlaufend mit wenigen Unterbrechungen bis De-zember 1866.

In einem ständigen Wettlauf mit der Zeit, einem permanenten Überlebenskampf, ist dieses Werk entstanden – »und dabei wird diese Erzählung, die ich jetzt schreibe, vielleicht das beste, was ich je geschrieben habe...« Gleich die ersten Teile des Romans hatten großen Erfolg beim Publikum, in der ersten Rezension (Golos, 17.Februar 1866) heißt es: »...der Roman verspricht, ein Hauptwerk des Autors der Aufzeichnungen aus einem toten Hause zu werden...«. In der Tat, mit Schuld und Sühne hat Dostojewskij »ein Hauptwerk« geschrieben, einen der großen Romane der Weltliteratur, und was seine literarische Nachwir-kung anbetrifft, sicherlich auch einen der einflußreichsten der russischen Literatur. 1867 erschien der Roman in einer revidier-ten und 1877 in der endgültigen Buchfassung.

Allerdings gab es nicht nur einhellige Zustimmung. Vor allem in der Presse der revolutionären Demokraten erkannte man in Schuld und Sühne nicht zu Unrecht einen Angriff auf die »fort-schrittlichen« Studenten und reagierte äußerst empfindlich. Ein Rezensent hielt dem Autor den Schriftsteller Turgenjew vor, der sich in seinem Roman Väter und Söhne ja auch mit den »Unzu-länglichkeiten« der jungen Generation befasse, »aber doch nicht mit so schmutzigen Unterstellungen!« Dostojewskij sage zwar

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nicht offen, daß die liberalen Ideen und die Naturwissenschaften junge Männer zum Mord und junge Frauen zur Prostitution verführten, aber indirekt vermittle er diesen Eindruck!

Tatsächlich attackierte Dostojewskij in seinem Roman das auch damals vor allem in der Intelligenzija verbreitete Fort-schrittsdenken, die sozialistischen Zukunftsträume, wo westeu-ropäischer Materialismus und Utilitarismus eine eigentümliche Verbindung eingegangen waren. In der Geschichte des Studen-ten Raskolnikow, der das perfekte Verbrechen begehen wollte, um sich selbst zu beweisen, daß er »keine Laus« sei, sondern ein »Auserwählter«, für den die Gesetze der Moral außer Kraft seien, griff Dostojewskij, wie er in seinem Brief an Katkow erläuterte, einige der »unausgegorenen Ideen« an, die damals »in der Luft lagen«. Er zielte dabei insbesondere auf den zu jener Zeit ungeheuer populären Roman N. Tschernyschewskijs Was tun? Am Erzählungen von neuen Menschen (1863) und die darin vertretene Moral des »vernünftigen Egoismus«, die verbunden ist mit den Zukunftsvisionen einer vernunftgeleiteten menschli-chen Gesellschaft nach den Vorstellungen des Fourierschen »utopischen Sozialismus«. Dieses Denken führte er in verschie-denen Spielarten vor: zum einen in dem um seine Überzeugun-gen ringenden Helden, dem Studenten Raskolnikow selbst, den er an diesem Kampf zerbrechen läßt, zum anderen aber verspot-tete er es in der Vulgarisierung bei Lebesjatnikow, dem kleinen Beamten, der seine unausgegorenen Ideen mit missionarischem Eifer zu verbreiten sucht, und in der völligen Pervertierung durch den Opportunisten Luschin. Dostojewskij wollte dieses Denken, indem er es auf die Spitze trieb, in seiner ganzen Inhumanität bloßstellen.