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Williamson war in den tiefsten Teil der Schlucht und zufällig an einer Stelle ins Wasser gefallen, die tief genug war, um seinen Fall zu bremsen, zudem war er auf den Kadaver eines Pferdes gekracht, der den Aufprall weiter gedämpft hatte.

Christopher hatte weniger Glück gehabt. Er war neben Williamson gelandet, doch sein linkes Bein war über einen Felsen geschrammt. Sein Knöchel schmerzte höllisch, und das Wasser des Flusses war eiskalt. Er klammerte sich an Williamson, sah sich verzweifelt um und sah keine Anzeichen auf eine Verfolgung. Er nahm an, dass Sharpe angesichts der sich zurückziehenden Franzosen nicht lange auf der Brücke bleiben konnte.

»Bring mich zum Ufer«, sagte er zu Williamson. »Ich glaube, mein Knöchel ist gebrochen.«

»Sie werden wieder in Ordnung kommen, Sir«, sagte Williamson. »Ich bin hier, Sir.« Er legte einen Arm um die Hüfte des Colonels und half ihm zum nächsten Ufer.

»Wo ist Kate?«, fragte Christopher.

»Sie ist weggerannt, aber wir werden sie finden, Sir. Ganz bestimmt. Hier können wir raufklettern, Sir.« Williamson zog Christopher aus dem Wasser auf Geröll und hielt Ausschau nach einem leichten Aufstieg aus der Schlucht.

Stattdessen sah er Sharpe. Er fluchte.

»Was ist los?« Christopher hatte zu starke Schmerzen, um etwas um sich herum wahrzunehmen.

»Dieser verdammte Scheißer«, sagte Williamson und zog den Säbel, den er einem toten französischen Offizier auf der Straße beim Seminar abgenommen hatte. »Der verdammte Sharpe«, erklärte er.

Sharpe war dem Ansturm der nahenden Franzosen entkommen, indem er zur Seite der Schlucht gesprungen war, wo ein junger Baum auf einem Vorsprung gewachsen war. Der Stamm hatte sich unter seinem Gewicht gebogen, doch er war nicht gebrochen, und Sharpe hatte mit den Füßen Halt auf dem Vorsprung gefunden. Von dort aus war er auf einen glatten Felsblock gesprungen und auf dessen gerundeter Seite in den Fluss gerutscht. Das Schwert war noch in seiner Hand. Vor ihm stand Williamson und neben dem Deserteur der nasse und entsetzte Christopher. Regen rauschte, und die dunkle Schlucht wurde grell von einem Blitz erhellt.

»Mein Fernrohr«, sagte Sharpe zu Christopher.

»Natürlich, Sharpe, selbstverständlich.« Christopher griff in eine der Taschen seiner Jacke und zog das Fernrohr heraus. »Unbeschädigt«, sagte er und lächelte trotz seiner Schmerzen. »Ich habe es mir nur geliehen.«

»Legen Sie es auf den Felsen dort«, sagte Sharpe im Befehlston.

»Überhaupt nicht beschädigt!«, sagte Christopher und legte das Fernrohr auf den Felsblock. »Und - Sie haben Ihre Sache gut gemacht, Lieutenant.« Christopher stieß Williamson an, der Sharpe nur beobachtete.

Sharpe trat einen Schritt näher an die beiden Männer heran. Sie wichen zurück. Christopher stieß Williamson wieder an, wollte ihn dazu bringen, Sharpe anzugreifen, doch der Deserteur war vorsichtig. Die längste Klinge, die er jemals in einem Kampf benutzt hatte, war ein Schwertbajonett gewesen, und er hatte es nie gelernt, mit einem Säbel zu kämpfen. Er trat zurück und wartete auf eine gute Gelegenheit.

»Ich bin froh, dass Sie hier sind, Sharpe«, sagte Christopher. »Ich hatte mich schon gefragt, wie ich von den Franzosen wegkomme. Sie haben mich ziemlich genau im Auge behalten, wie Sie sich vorstellen können. Ich habe Sir Arthur viel zu erzählen. Er ist ein guter General, der seine Männer gut geführt hat, oder nicht?«

»Ja, er ist prima«, stimmte Sharpe zu, »und er will Ihren Tod.«

»Seien sie nicht albern, Sharpe! Wir sind Engländer!« Christopher hatte bei seinem Sprung von der Brücke seinen Hut verloren. Sein nasses Haar klebte flach am Schädel. »Wir ermorden keine Leute.«

»Ich tue das«, sagte Sharpe. Er trat wieder einen Schritt näher, und Christopher und Williamson wichen zurück.

Christopher sah, dass Sharpe das Fernrohr aufhob. »Nicht beschädigt, sehen Sie? Ich habe es pfleglich behandelt.« Er musste laut sprechen, um im Rauschen des Regens und des reißenden Flusses gehört zu werden. Er schob Williamson wieder vor, doch der Deserteur weigerte sich weiterhin, Sharpe anzugreifen, und Christopher gab es auf, sich aus seiner verzweifelten Lage herauszureden. Er stieß den Deserteur auf Sharpe zu und schrie: »Töte ihn! Töte ihn!«

Der harte Stoß in seinen Rücken schien Williamson zu erschrecken. Trotzdem riss er den Säbel hoch und schlug nach Sharpes Kopf. Er traf jedoch nur die Klinge des Schwerts, das Sharpe blitzschnell hochgerissen hatte. Im nächsten Augenblick trat Sharpe dem Deserteur gegen das linke Knie, sodass Williamsons Bein nachgab. Sharpe, dem keinerlei Anstrengung anzumerken war, zog das Schwert über Williamsons Hals, und als der Deserteur ins Wanken geriet, stieß er die breite Klinge durch den grünen Rock des Sergeants in seinen Bauch. Sharpe drehte die Klinge und riss sie frei, dann schaute er zu, wie Williamson in den Fluss stürzte. »Ich hasse Deserteure«, sagte er.

Christopher sah, dass sein Mann besiegt worden war und Sharpe kaum hatte kämpfen müssen. »Nein, Sharpe, Sie verstehen nichts!« Er versuchte, Worte zu wählen, die Sharpe verunsicherten, ihn nachdenken und von ihm wegtreten ließen, doch der Colonel war in Panik und konnte keine klaren Worte formulieren, die Sharpe von ihm ablenkten.

Sharpe beobachtete Williamson. Für einen Moment versuchte sich der sterbende Mann aus dem Fluss zu stemmen, aber Blut rann aus seinem Bauch und Hals, und plötzlich sank er zurück und sein Gewicht zog ihn unter Wasser.

»Ich hasse Deserteure - und Verräter«, sagte Sharpe und blickte Christopher an. »Ist Ihre Klinge gut für etwas anderes, als in Ihren Zähnen zu stochern, Colonel?«

Wie betäubt zog Christopher seinen Säbel. Er hatte in London oft mit einem Säbel trainiert. Es hatte viel Geld gekostet, in Horace Jacksons Hall of Arms in der Jermyn Street in London Privatstunden in der Fechtkunst zu nehmen, und der große Jackson selbst hatte ihn sogar gelobt, doch in dem noblen Fechtsalon Schaukämpfe zu bestreiten und mit Richard Sharpe in der Schlucht des Misarella kämpfen zu müssen, das war etwas völlig anderes.

»Nein, Sharpe«, sagte er, als der Schütze auf ihn zutrat, dann zuckte das Schwert auf ihn zu, und er hob in Panik seinen Säbel zur Parade.

Sharpes Ausfall war eine Finte gewesen, ein Test, um zu sehen, ob Christopher kämpfen würde, aber der Blick in die Augen seines Gegners sagte ihm, dass dieser Mann kampflos sterben würde.

»Kämpfe, du Feigling«, sagte er und stieß wieder zu, und abermals machte Christopher den schwachen Versuch, zu parieren, und dann sah der Colonel einen Felsbock im Fluss und dachte, er könne einfach hinspringen und von dort aus das andere Ufer erreichen und in Sicherheit klettern. Er drosch ein paar Mal wild mit dem Säbel um sich, dann fuhr er herum und sprang, doch sein gebrochener Knöchel rutschte auf dem nassen Fels ab, und er wäre in den Fluss gestürzt, wenn Sharpe ihn nicht am Kragen gepackt hätte. So landete Christopher auf dem Vorsprung, den Säbel nutzlos in der Hand, und Sharpe ragte über ihm auf.

»Nein!«, stieß Christopher hervor und sah flehend zu Sharpe auf. »Sie haben mich gerettet, Sharpe!« Es wurde ihm klar, was soeben passiert war, und eine plötzliche Hoffnung durchfuhr ihn. »Sie sind mein Retter.«

»Ich kann Ihnen nicht die Taschen ausräumen, wenn Sie unter Wasser sind«, sagte Sharpe. Und dann verzog sich sein Gesicht vor Zorn, und er stieß mit dem Schwert zu.

Christopher starb an dem Vorsprung oberhalb des Flusses, in dem Williamson ertrunken war. Der Strudel bei der Leiche des Deserteurs färbte sich mit neuem Blut, das Rot wurde zu Rosa und löste sich dann auf. Sharpe tauchte sein Schwert ins Wasser und spülte das Blut ab. Dann durchsuchte er schnell die Taschen des Colonels und fand drei Goldmünzen, eine defekte Uhr und ein Lederetui mit zusammengefalteten Papieren, die vielleicht Hogan interessieren würden.