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»Verdammter Landesverräter«, sagte Sharpe zu der Leiche. Dann blickte er auf und sah einen großen Schatten am Rand der Schlucht über sich. Einen Lidschlag lang dachte er, es müsse ein Franzosen sein, dann hörte er Harpers Stimme.

»Ist er tot?«

»Ja. Er hat sich nicht mal zum Kampf gestellt. Williamson ist ebenfalls tot.«

Sharpe kletterte hoch zu Harper. Der Sergeant ließ sein Gewehr sinken und zog Sharpe den Rest des Weges hoch. Feldwebel Macedo war ebenfalls dort oben, und die drei Männer konnten nicht zur Klippe zurückkehren, denn die Franzosen waren auf der Straße, und so suchten sie Schutz vor dem Regen zwischen den Felsen oberhalb der Misarella-Schlucht. Sharpe berichtete Harper, was geschehen war. Dann fragte er den Iren, ob er Kate gesehen hatte.

»Vicente hat sich ihrer angenommen«, antwortete Harper. »Als Letztes habe ich gesehen, wie sie sich in seinen Armen ausgeweint und er ihren Rücken gestreichelt hat. Frauen lieben es, wenn sie bei jemandem Trost finden, haben Sie das schon bemerkt?«

»Das habe ich«, sagte Sharpe. »Das habe ich.«

»Dann fühlen sie sich gleich besser«, sagte Harper. »Komisch, dass es bei uns nicht funktioniert.«

Sharpe gab Harper eine von Christophers Goldmünzen, Macedo die zweite und behielt die dritte. Die Dunkelheit war hereingebrochen, und es versprach eine lange, kalte und hungrige Nacht zu werden, aber das machte Sharpe nichts aus.

»Ich habe mein Fernrohr wieder«, erzählte er Harper.

»Das dachte ich mir.«

»Es ist sogar noch intakt. Jedenfalls hat Christopher das behauptet.« Das Glas hatte nicht geklirrt, als er es geschüttelt hatte, und so nahm Sharpe an, dass es tatsächlich unbeschädigt war.

Der Regen ließ nach, und Sharpe lauschte. Er hörte nur das Scharren von Stiefelsohlen auf den Steinen der Saltador-Brücke, das Säuseln des Windes und das Rauschen des Flusses. Er nahm keine Schüsse wahr. Der ferne Kampf bei der Ponte Nova war also vorüber, und Sharpe bezweifelte nicht, dass er mit einem Sieg der Briten geendet hatte.

Die Franzosen zogen sich zurück. Sie waren Sir Arthur Wellesley begegnet, und er hatte sie ordentlich verprügelt. Sharpe lächelte bei diesem Gedanken, denn obwohl Wellesley ein kalter Mensch war, unfreundlich und hochnäsig, war er ein verdammt guter Soldat. Er hatte König Nicolas' Utopien zerstört. Und Sharpe hatte ihm dabei geholfen.

HISTORISCHE ANMERKUNG

Sharpe ist wieder einmal schuldig, einem anderen Mann die Meriten gestohlen zu haben. Es war tatsächlich ein portugiesischer Barbier, der mit einem kleinen Boot über den Douro gerudert ist und Colonel Waters auf die Existenz dreier gestrandeter Boote auf dem Nordufer des Flusses aufmerksam gemacht hat, aber er tat es aus eigener Initiative und es waren zu diesem Zeitpunkt keine britischen Soldaten auf dem nördlichen Ufer und keine Schützen von den 95th Rifles halfen bei der Verteidigung des Seminars. Die Franzosen glaubten, alle Boote entweder zerstört oder entfernt zu haben, doch sie vergaßen diese drei Boote, mit denen die Rotröcke einen schwerfälligen Fährdienst begannen, der sie zum Seminar transportierte, das unerklärlich ungeschützt geblieben war. Die Geschichte, dass der Schrapnellbeschuss die französische Geschützmannschaft vernichtet hat, ist Omans A History of the Peninsular war, Band II, entnommen. General Sir Edward Paget wurde bei diesem Kampf am Arm verwundet. Er verlor den Arm, kehrte nach England zurück, um zu genesen, und kehrte dann zur Pyrenäenhalbinsel als General der Ersten Division zurück, doch sein Pech setzte sich fort, als er von den Franzosen gefangen genommen wurde.

Die Briten verloren bei dem Kampf beim Seminar siebenundsiebzig Männer - getötet oder verwundet -, während die Verluste der Franzosen mindestens drei- oder viermal so groß waren. Die Franzosen konnten auch nicht die Fähre bei Barca d'Avintas zerstören, die am Morgen des Angriffs wieder flottgemacht wurde und zwei Infanteriebataillone der Deutschen Legion des Königs und die Dragoner des 14. Leichten Regiments über den Fluss transportierte, eine Streitmacht, die den Franzosen ernsthafte Probleme bereitet haben könnte, als sie aus Oporto flohen, doch der befehlshabende General der Einheiten, George Murray, ließ den Feind untätig passieren, obwohl er nördlich der Amarante-Straße vorrückte.

Später an diesem Tag führte General Charles Stewart das 14. Leichte Dragonerregiment in einem großartigen Angriff, der die Nachhut der Franzosen aufrieb, aber Murray weigerte sich immer noch, seine Infanterie vorrücken zu lassen, und so war alles zu spät.

Ich habe vielleicht Marschall Soult verleumdet, indem ich schrieb, er sprach mit seinem Koch, als die Briten den Fluss überquerten, doch er schlief an diesem Morgen fast bis elf Uhr, und was auch immer sein Koch zum Abendessen zubereitet hatte, wurde tatsächlich von Sir Arthur Wellesley gegessen.

Das Seminar steht immer noch, obwohl es jetzt von Oportos Vorstädten aufgesogen worden ist, doch eine Gedenktafel erinnert an seine Verteidigung am 12. Mai 1809. Eine andere Gedenktafel am Kai, nahe der Stelle, an der jetzt Eiffels prächtige Eisenbrücke die Schlucht überspannt, erinnert an das Grauen am 29. März, als sich die portugiesischen Flüchtlinge auf der beschädigten Pontonbrücke drängelten.

Es gibt zwei Erklärungen für das Ertrinken der vielen Menschen. Eine behauptet, dass portugiesische Soldaten auf dem Rückzug die Zugbrücke hochgezogen hätten, um zu verhindern, dass die Franzosen sie benutzten. Die zweite Erklärung, die ich bevorzuge: Das Gewicht der Flüchtlinge versenkte die mittleren Pontons, die dann unter dem Druck der Strömung brachen. Was auch immer die Schuld daran hatte, das Ergebnis war der Tod für Hunderte Leute, die meisten Zivilisten, die von dem geborstenen Ende der Brücke in den Fluss gestürzt und ertrunken waren.

Mit diesem Kapitel von Oporto hatte Marschall Soult das nördliche Portugal erobert, und dann, als er seine Kräfte für den Marsch nach Lissabon sammelte, spielte er tatsächlich mit dem Gedanken, sich selbst zum König zu ernennen. Es war mehr als ein Gedankenspiel für ihn, denn er warb bei seinen Generälen für diese Idee, versuchte Unterstützung unter den Portugiesen zu finden und ermunterte die Zeitung Diario do Oporto, die während der französischen Besatzung der Stadt gegründet worden war und von einem Priester geleitet wurde, der ein Unterstützer der neuen französischen Ideen war. Wie Napoleon auf eine solche Selbsternennung reagiert hätte, ist nicht schwer zu erraten, und es war vermutlich die Aussicht auf das Missfallen des Kaisers, die Soult überzeugte, sich gegen die Ausführung seiner Idee zu entscheiden.

Doch die Idee war real, und so gab man Soult den Spitznamen »König Nicolas«. Damit provozierte er fast eine Meuterei, die von Oberst Donadieu und Oberst Lafitte und einigen unbekannten Offizieren angeführt werden sollte. Hauptmann Argenton machte zwei Ausflüge durch die Linien, um die Briten zu konsultieren. Argenton wollte, dass die Briten ihren Einfluss bei den Portugiesen nutzten, um sie zu überreden, Soult zu ermuntern, sich zum König zu ernennen, denn wenn Soult dies tat, würde die Meuterei ausbrechen, und zu diesem Zeitpunkt würden Donadieu und die anderen die Armee nach Frankreich zurückführen. Die Briten wurden gebeten, Soult zu diesem Unsinn zu ermuntern, indem sie die Straßen nach Osten gen Spanien blockierten, die nördlichen Straßen jedoch unbedroht ließen

Sir Arthur Wellesley, der in Lissabon eintraf, um Cradock abzulösen, traf Argenton und betrachtete die Verschwörungstheorie als erledigt. Argenton kehrte daraufhin zu Soult zurück, wurde verraten und festgenommen, aber man versprach, ihn am Leben zu lassen, wenn er alles, was er im Zusammenhang mit dem Verschwörungsplan wusste, preisgab. Unter seinen Enthüllungen war die Tatsache, dass die britische Armee sich nicht aus Portugal zurückziehen wollte, sondern einen Angriff im Norden vorbereitete. Die Warnung gab Soult die Chance, seine sich südlich des Douro befindlichen Streitkräfte rechtzeitig über den Fluss zurückzuziehen. Argentons Karriere war nicht vorüber. Er schaffte es, aus der Haft zu entkommen, erreichte die britische Armee und bekam eine sichere Passage nach England. Aus irgendeinem Grund entschied er sich dann, nach Frankreich zurückzukehren, wo er erneut gefangen genommen und diesmal erschossen wurde. Es ist ebenso wert, erwähnt zu werden, wenn wir über finstere Verschwörungen diskutieren, dass das Bestreben Napoleons für ein »europäisches System, eine europäische Rechtsprechung und eine einzige Nation in Europa, Europäer« tatsächlich von Bonaparte artikuliert wurde.