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»Sir?« Harper bemühte sich, mit Sharpe Schritt zu halten. »Die werden Sie abknallen!«

»Bleiben Sie zurück, Sergeant«, sagte Sharpe, »das ist ein Befehl!« Er wollte, dass die Dragoner auf ihn feuerten, nicht auf seine Männer.

»Das wird Ihr Tod sein«, sagte Harper.

»Vielleicht überlegen sie es sich und ergreifen die Flucht«, gab Sharpe zurück.

»Gott schütze Irland«, sagte Harper. »Und warum sollten sie das tun?«

»Weil Gott einen grünen Rock trägt«, sagte Sharpe.

Und in diesem Moment geschah das Unerklärliche. Die Franzosen ergriffen die Flucht. 

KAPITEL 2

Sharpe hatte immer Glück gehabt. Vielleicht nicht in den größeren Dingen des Lebens - gewiss nicht, als ihn eine Straßenhure geboren hatte, die gestorben war, ohne ihren einzigen Sohn ein einziges Mal in den Arm zu nehmen und zu streicheln, und auch nicht in den düsteren Mauern eines Londoner Waisenhauses, das nichts für seine Kinder tat -, aber in den kleineren Dingen, in den Momenten, in denen Erfolg und Scheitern nur eine Kugellänge entfernt war, hatte er fast immer Glück gehabt. Es war großes Glück gewesen, das ihn in den Tunnel gebracht hatte, in dem Tippu Sultan in der Falle gesessen war, und ebenso großes Glück, als eine Ordonnanz bei Assaye enthauptet worden war und Richard Sharpe als ihr Ersatz hinter Sir Arthur Wellesley geritten war, als das Pferd des Generals getötet und Sir Arthur vor dem Feind abgeworfen wurde. Alles Glück, manchmal unglaubliches Glück, doch Sharpe bezweifelte sein Glück, als die Dragoner von der Barrikade flüchteten. War er tot? Träumte er? Hatte er eine Gehirnerschütterung und fantasierte? Doch dann hörte er die Triumphschreie seiner Männer und wusste, dass er nicht träumte. Der Feind hatte wirklich die Flucht ergriffen. Sharpe würde leben, und seine Männer brauchten nicht als Gefangene nach Frankreich zu marschieren.

Dann hörte er die Musketenschüsse und erkannte, dass die Dragoner von hinten angegriffen worden waren. Zwischen den Häusern am Straßenrand wallte Pulverrauch, und weitere Schüsse kamen von einer Obstplantage auf dem Hügel mit dem großen weißen Gebäude auf der Kuppe.

In diesem Moment war Sharpe bei der Barrikade und sprang auf das erste Ruderboot. Die Dragoner hatten ihm bereits den Rücken zugewandt und schossen zu den Fenstern der Häuser hinauf, doch dann drehte sich einer von ihnen um, sah Sharpe und rief eine Warnung.

Ein Offizier tauchte in der Tür des Hauses auf, und Sharpe, der vom Boot sprang, spießte den Mann an der Schulter auf und drückte ihn hart gegen die weiß getünchte Hauswand. In diesem Moment feuerte der Dragoner auf ihn, der zuvor die Warnung ausgestoßen hatte. Die Kugel schlug durch Sharpes schweren Tornister. Sharpe stieß dem Offizier das Knie in den Leib und fuhr zu dem Mann herum, der auf ihn gefeuert hatte. Der Mann wich zurück und keuchte: »Non, non!« Sharpe schlug ihm den Säbel auf den Kopf, sodass der Dragoner stürzte und von den Schützen, die über die Barrikade stürmten, niedergetrampelt wurde. Sie stießen Kriegsschreie aus und hörte nicht auf Harpers Rufen, den Dragonern eine Salve nachzuschicken.

Vielleicht drei Gewehre krachten, doch der Rest der Männer stürmte vorwärts, um mit ihren Bajonetten den Feind anzugreifen, der sich plötzlich einer Attacke von vorn und hinten ausgesetzt sah. Die Dragoner waren von Soldaten aus einem Hinterhalt angegriffen worden, die aus einem Haus etwa fünfzig Yards straßenabwärts gekommen waren, wo sie sich versteckt hatten, und jetzt wurden die Franzosen von zwei Seiten angegriffen.

Der kleine Platz zwischen den Häusern war verschleiert von Pulverrauch. Schreie gellten, das Echo von Schüssen hallte, und Sharpes Männer kämpften mit einer Wildheit, von der die Franzosen erschreckt waren. Sie waren Dragoner, ausgebildet, zu Pferde mit Schwertern zu kämpfen, und nicht auf diesen blutigen Kampf zu Fuß gegen Schützen vorbereitet, die gestählt waren in Jahren von Kämpfen in Tavernen und Kasernenstuben. Die Männer in den grünen Uniformen waren mörderisch im Nahkampf, und die Dragoner flohen auf die Grasfläche auf dem Flussufer, wo ihre Pferde angepflockt waren.

Sharpe schrie seine Männer an, weiterhin ostwärtszulaufen.

»Lasst sie laufen. Lasst sie! Weiter!«

Französische Infanterie war nahe, es gab mehr französische Kavalleristen in Oporto, und Sharpes Priorität war es jetzt, so weit wie möglich von der Stadt wegzukommen. »Sergeant!«

»Ich habe Sie gehört, Sir!«, rief Harper, ging in eine Gasse und zerrte Schütze Tongue von einem Franzosen fort. »Komm mit, Isaiah! Beweg dich!«

»Ich bring den Bastard um, Sergeant. Ich mach ihn alle!«

»Der Bastard ist bereits tot! Jetzt komm!« Karabinerkugeln flogen in die Gasse. Eine Frau schrie in einem der nahen Häuser. Ein fliehender Dragoner stolperte über einen Haufen geflochtener Weidekörbe und stürzte auf den Hof des Anwesens, wo ein anderer Franzose unter einem Stapel trocknender Wäsche lag, die er sterbend von der Leine gerissen hatte. Die weißen Laken waren rot von seinem Blut.

Gataker zielte auf einen Dragoneroffizier, der es geschafft hatte, sich auf sein Pferd zu schwingen, doch Harper zog ihn fort. »Lauf weiter! Lauf weiter!«

Dann wimmelte es plötzlich zu Sharpes Linker von blau Uniformierten. Er fuhr herum, das Schwert erhoben, und sah, dass es Portugiesen waren. »Freunde!«, rief er, um seine Männer aufmerksam zu machen. »Passt auf, es sind Portugiesen!«

Die portugiesischen Soldaten waren diejenigen, die ihn vor einer schändlichen Kapitulation bewahrt hatten, und jetzt, nachdem sie die Franzosen aus dem Hinterhalt angegriffen hatten, schlossen sie sich Sharpes Männern bei ihrer Flucht nach Osten an.

»Lauft weiter!«, bellte Harper.

Einige der Schützen rangen keuchend nach Atem und wurden langsamer, bis ein Schusshagel der überlebenden Dragoner sie wieder zur Eile antrieb. Die meisten der Schüsse lagen zu hoch. Eine Kugel knallte neben Sharpe auf die Straße, prallte ab und schlug als Querschläger in eine Pappel. Eine andere traf Tarrant in die Hüfte. Der Schütze stürzte schreiend zu Boden.

Sharpe riss ihn hoch, wuchtete ihn sich auf die Schulter und rannte mit ihm weiter. Die Straße und der Fluss beschrieben nach links eine Kurve, und es standen Bäume und Büsche am Ufer. Dieser Grüngürtel war nicht weit entfernt. Der Baum- und Gebüschstreifen war zu nahe bei der Stadt, um dort vor den Franzosen sicher zu sein, aber er würde ihnen als Deckung dienen, während Sharpe die Formation seiner Männer neu ordnete.

»Zu den Bäumen!«, rief Sharpe. »Lauft zu den Bäumen!«

Tarrant hatte Schmerzen, jammerte und hinterließ auf der Straße eine Blutspur. Sharpe setzte ihn ab und zog ihn zwischen die Bäume. Dann stellte er sich neben die Straße und befahl den Männern, eine Linie vor den Bäumen zu bilden.

»Abzählen, Sergeant!«, rief er Harper zu.

Die portugiesischen Infanteristen begannen ihre Musketen aufzuladen. Sharpe nahm sein Gewehr von der Schulter und feuerte auf einen Kavalleristen, der sein Pferd zum Flussufer trieb, bereit zur Verfolgung. Das Pferd scheute und warf seinen Reiter ab. Andere Dragoner hatten ihre Schwerter gezogen und wollten sich rachsüchtig an die Verfolgung machen, doch dann befahl ein französischer Offizier den Kavalleristen, zu bleiben, wo sie waren. Er hatte wohl begriffen, dass ein Angriff auf den Grüngürtel, in dem Infanteristen steckten, einem Selbstmord gleichkam. Er würde warten, bis seine eigene Infanterie eintraf.

Daniel Hagman hatte die Schere hervorgeholt, mit der er Sharpe die Haare geschnitten hatte, und schnitt jetzt Tarrants Hose an der verwundeten Hüfte auf. Blut spritzte aus der Wunde. Hagman schnitt eine Grimasse. »Ich nehme an, er verliert das Bein, Sir.«