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Lächelnd entgegnete Gwydion: „Um die Wahrheit zu sagen, geht es mir mehr um dein Schwert als um deine Harfe, Fflewddur.“

„Wie das?“ rief der Barde enttäuscht; doch dann hellte sich seine Miene auf. „Ich will tun, was ich kann“, versprach er. „Ihr müßt wissen, daß Tapferkeit eine Familieneigenschaft aller echten Fflams ist. Wie oft schon habe ich mir den Weg durch Tausende meiner Gegner gebahnt…“ Er blickte besorgt nach der Harfe, um sich dann rasch zu verbessern: „Es könnte auch sein, daß die Feinde nicht ganz so zahlreich gewesen sind…“ „Laßt uns nun die einzelnen Aufgaben festlegen“, schlug Gwydion vor. Er zog einen auf ein Stück Pergament gezeichneten Plan aus der Tasche, breitete ihn auf dem Tisch aus und erläuterte den Versammelten: „Wir haben uns in Caer Dallben getroffen, weil wir hier unter dem Schutz des mächtigen Zauberers in Prydain stehen. Außerdem ist dieser Ort der günstigste Ausgangspunkt für unser Vorhaben. Um diese Jahreszeit führt der Avren nur wenig Wasser; es wird uns daher ein leichtes sein, ihn zu überqueren. Wenn wir erst einmal drüben sind, ist es nicht weit bis zum Wald von Idris. Von dort aus, so hoffe ich, werden wir rasch und von niemand bemerkt vor das Dunkle Tor gelangen.“ Taran hielt den Atem an. Wie alle in dieser Runde hatte auch er schon vom Dunklen Tor gehört, von den Zwillingsbergen diesseits und jenseits des südlichen Zuganges nach Annuvin. Er wußte von ihren scharfen Klippen und tückischen Schluchten.

„Nach Annuvin hineinzukommen, wird nicht ganz leicht sein“, fuhr Gwydion fort. „Deshalb schlage ich vor, daß wir uns anhören, was Coll dazu zu sagen hat.“

Coll erhob sich. Es war dem alten Krieger mit dem glänzenden Kahlkopf und den riesigen Händen anzumerken, daß er tausendmal lieber in die nächstbeste Schlacht gezogen wäre, als hier eine Rede zu halten. Dennoch überwand er sich und begann nach einigem Räuspern:

„Wir werden Annuvin gewissermaßen von hinten betreten. Der Schwarze Kessel steht in der Halle der Krieger, die sich gleich jenseits des Dunklen Tores befindet; dessen entsinne ich mich ganz zuverlässig. Der Eingang zur Halle wird streng bewacht, es gibt aber eine Hintertür, die zwar mächtig verriegelt ist – doch könnte ein Mann, der wie Doli ungesehen hineinkäme, sie den anderen öffnen.“

„Das sind Dinge, von denen ich wenig halte“, flüsterte Doli dem Jungen ins Ohr. „Diese leidige Kunst, sich unsichtbar machen zu können! Geschenk oder Fluch – wer mag das entscheiden?“ Er schnaufte gereizt durch die Nase, doch zog er es vor, keine weiteren Einwände zu erheben.

„Der Plan ist gewagt“, sagte Gwydion, „doch mit kühnen Gefährten sollte er sich verwirklichen lassen. Wir ziehen gemeinsam bis in die Nähe des Dunklen Tores und teilen uns dann in mehrere Gruppen auf. Zur ersten Gruppe gehören Doli, Coll, Fflewddur und ich; ferner wird König Morgant uns sechs seiner stärksten und tapfersten Reiter zuteilen, die uns begleiten sollen. Sobald Doli die Halle der Krieger von innen geöffnet hat, dringen wir ein und bemächtigen uns des Kessels.“ Nun wandte sich Gwydion König Morgant zu und befahl ihm: „Du bildest mit deinen restlichen Mannen die zweite Gruppe. Während wir in die Halle der Krieger eindringen, greifst du mit deinen Leuten das Dunkle Tor an, um Arawns Streitkräfte in Verwirrung zu bringen und von uns abzulenken.“ Morgant nickte und sagte mit eisiger Höflichkeit: „Ich begrüße es außerordentlich, daß du dich endlich zum Losschlagen gegen Annuvin entschlossen hast. Allerdings mag ich dir nicht verhehlen, daß ich den vorgesehenen Weg für gefährlich halte. Er bietet euch keine Möglichkeit zu schnellem Rückzug, falls ihr von Arawn verfolgt werdet.“

„Es gibt keinen kürzeren Weg für uns“, widersprach ihm Gwydion. „Notfalls suchen wir eben Zuflucht in Caer Cadarn, dem Stützpunkt von König Smoit. Ihn bitte ich, sich mit all seinen Kriegern im Walde von Idris bereitzuhalten.“

„Was muß ich da hören?“ wetterte Smoit. „Wir sollen am Daumen lutschen, während ihr Heldentaten vollbringt? Ich finde, das wäre eher etwas für Morgant, den alten Glatthäuter!“

Morgant verzog keine Miene, er schien die Beleidigung überhört zu haben.

„Unser Erfolg“, sagte Gwydion, „besteht in der Überraschung, im schnellen Vordringen. Je geringer an Zahl wir sind, desto besser. Du mußt uns den Rücken decken, Smoit, deine Aufgabe ist nicht minder wichtig als die der anderen.“

Gwydion richtete nun den Blick auf Adaon. „Die vierte und letzte Gruppe wird mit den Packpferden diesseits des Dunklen Tores zurückbleiben und uns den Durchgang freihalten. Adaon soll sie führen, Taran und Ellidyr werden ihm zugeteilt.“

Ellidyr brauste auf. „Warum muß ich hinten bleiben? Bin ich nichts Besseres als ein Schweinejunge?“ Taran fuhr hoch. „Ich habe an Gwydions Seite gegen die Kesselkrieger gefochten!“ rief er. „Und wo hast du dich bewährt, Prinz Flickmantel?“

Ellidyrs Hand fuhr zum Schwertknauf. „Ich lasse mich nicht verhöhnen! Schon gar nicht von einem Schweinejungen!“ Gwydion gebot ihm, zu schweigen. „Der Mut eines Hilfs-Schweinehirten wiegt nicht geringer als der eines Prinzen. Ich warne dich, Ellidyr! Wenn du dich nicht beherrschen kannst, bist du in dieser Runde fehl am Platz!“ Dann wandte der Fürst sich an Taran und sagte unwirsch: „Ich hatte gehofft, du wüßtest dich besser im Zaum zu halten. Adaon wird es mit euch nicht leicht haben, fürchte ich. Darum merkt euch, ihr Hitzköpfe, daß ihr ihm während der Zeit meiner Abwesenheit in allen Dingen Gehorsam zu leisten habt – und zwar beide!“ Taran bekam einen roten Kopf und setzte sich hin. Auch Ellidyr nahm seinen Platz wieder ein, mit finsterer Miene freilich und offensichtlich in seinem Stolz verletzt.

„Wir wollen die Ratsversammlung beschließen“, fuhr Gwydion fort. „Haltet euch also bereit! Ich habe mit Coll noch einiges unter vier Augen zu besprechen. Morgen früh, wenn der Tag graut, brechen wir nach Annuvin auf.“

Während die Versammlung sich auflöste, trat Taran auf Ellidyr zu. Er bot ihm die Hand und sagte: „Findest du nicht, daß wir unsere Feindschaft begraben sollten, bevor wir losreiten?“

„Spar dir die Mühe!“ entgegnete Ellidyr. „Ich hab’ keine Lust, mich mit einem Schweinejungen gemein zu machen. Vergiß nicht, daß ich der Sohn eines Königs bin! Wessen Sohn bist denn du, der du angeblich gegen die Kesselkrieger gefochten hast? Bilde dir bloß nichts auf deine Freundschaft mit Gwydion ein! Mir gegenüber wird sie dir wenig nützen, da mußt du schon selbst für dich einstehen!“

„Also schön“, sagte Taran, von neuem in Zorn geratend. „Du brauchst nicht zu glauben, daß ich dir nachlaufe – dazu bin ich mir viel zu gut!“

Adaon kam auf sie zu. „Gemach, Freunde!“ rief er lachend. „Ich denke, wir wollen gemeinsam gegen Arawn kämpfen? Also Schluß mit der Streiterei zwischen euch!“

Dann fügte er ruhig, aber mit Nachdruck hinzu: „Von morgen an sind wir auf Leben und Tod aufeinander angewiesen. Ich hoffe, daß euch das klar ist.“ Ellidyr hüllte sich fester in seinen geflickten Mantel, er stelzte wortlos davon. Als auch Taran und Adaon gehen wollten, rief Dallben den Jungen zurück. „Ihr seid wie zwei Kampfhähne“, meinte er kopfschüttelnd, „einer so reizbar und aufbrausend wie der andere! Ich gestehe, da fällt mir die Wahl schwer.“ „Ellidyr hatte leider recht“, sagte Taran bitter. „Wessen Sohn bin ich denn? Ich weiß nicht einmal, wie ich wirklich heiße – denn meinen Namen hast du mir gegeben. Ellidyr aber ist ein Prinz.“

„Und was hat er davon?“ erwiderte Dallben. „Es ist keine große Sache, wenn man der jüngste Sohn eines kleinen, unbedeutenden Königs ist. Was zu erben war, haben Ellidyrs ältere Brüder ihm weggeerbt; deshalb besitzt er nichts außer seinem guten Namen und seinem Schwert – und ich fürchte, daß er von beiden nicht eben den klügsten Gebrauch macht. Nun ja, man wird sehen, wohin es führt. – Übrigens, daß ich es nicht vergesse: Ich möchte dir ein Geschenk machen!“ Dallben öffnete eine der mächtigen Eichentruhen, mit denen der Raum bestückt war. Er beugte sich weit vornüber und kramte darin herum. „Ich glaube, hier habe ich etwas für dich gefunden …“