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»Ihr Leute bleibt in Sichtweite, verdammt noch mal«, rief Baretto ihnen nach.

Gomez sagte: »Ich glaube, wir sollten besser gehen.«

Baretto hielt sie am Arm fest. »Erst wenn wir etwas geklärt haben«,

sagte er. »Über die Art, wie diese Expedition geführt wird.«

»Ich glaube, das ist doch alles ziemlich klar«, sagte Gomez.

Baretto beugte sich zu ihr. »Weil mir nicht gefällt, wie du eben...« Der

Rest war so leise, daß die anderen nichts verstanden, sie hörten nur das wütende Zischen in seiner Stimme.

Chris war froh, daß der Pfad eine Biegung machte und er die beiden hinter sich lassen konnte.

Kate schritt forsch aus, und sie spürte, wie die Bewegung die Anspannung in ihrem Körper löste. Ein paar Schritte hinter sich hörte sie Chris und Marek reden. Chris war ängstlich, und Marek versuchte ihn zu beruhigen. Weil sie das alles nicht hören wollte, ging sie noch ein bißchen schneller. Schließlich war es ein Erlebnis, hier zu sein, in diesem phantastischen Wald, umgeben von diesen riesigen Bäumen... Nach ein paar Minuten hatte sie Marek und Chris hinter sich gelassen, aber sie wußte, daß sie noch nahe genug waren. Und sie genoß es, allein zu sein. Der Wald um sie herum war kühl und entspannend. Sie lauschte dem Zwitschern der Vögel und dem Geräusch ihrer Füße auf dem Pfad. Einmal glaubte sie, noch etwas anderes zu hören. Sie ging ein bißchen langsamer, um zu horchen.

Ja, da war noch ein Geräusch: laufende Schritte. Sie hörte jemanden keuchen, als würde er nach Atem ringen.

Und auch noch ein schwächeres Geräusch, wie weit entferntes Donnergrollen. Sie versuchte gerade das Grollen zu identifizieren, als ein Junge um die Biegung gerannt kam und auf sie zustürzte. Der Junge trug schwarze Beinlinge, eine leuchtendgrüne wattierte Jacke und eine schwarze Kappe. Sein Gesicht war rot vor Anstrengung, offensichtlich rannte er schon eine ganze Weile. Er schien überrascht, sie auf dem Pfad zu sehen. Als er auf sie zukam, rief er: »Aydethee anisel! Crassa duc! Aydethee!«

Einen Augenblick später hörte sie die Übersetzung in ihrem

Ohrstöpseclass="underline" »Versteckt Euch, Frau! Um Gottes willen! Versteckt Euch!«

Verstecken wovor? fragte sich Kate. Der Wald schien verlassen. Was konnte er meinen? Vielleicht hatte sie ihn nicht richtig verstanden. Vielleicht war die Übersetzung nicht korrekt gewesen. Als der Junge an ihr vorüberlief, rief er noch einmaclass="underline" »Versteckt Euch!« und gab ihr einen so kräftigen Schubs, daß sie vom Pfad in den Wald taumelte, über eine Wurzel stolperte und ins Gestrüpp stürzte. Sie stieß sich den Kopf an, spürte einen scharfen Schmerz und eine kurze Benommenheit. Als sie sich wieder hochrappelte, erkannte sie, was das Donnern war. Pferde.

Die in gestrecktem Galopp auf sie zustürmten.

Chris sah den Jungen den Pfad entlangrennen, und fast sofort hörte er den Lärm der ihn verfolgenden Pferde. Der Junge, der nun völlig außer

Atem war, blieb einen Augenblick neben ihm stehen, krümmte sich kurz und schaffte es schließlich, »Versteckt Euch! Versteckt Euch!« zu stammeln, bevor er im Wald verschwand.

Marek ignorierte den Jungen. Er sah den Pfad entlang.

Chris runzelte die Stirn. »Was ist denn da los?«

»Jetzt«, sagte Marek, legte Chris den Arm um die Schultern und warf sich mit ihm ins Unterholz.

»O Mann«, sagte Chris, »was soll denn das -«

»Pst!« Marek drückte Chris die Hand auf den Mund. »Willst du, daß man uns umbringt?«

Nein, dachte Chris, da war er sich ganz sicher: Er wollte nicht, daß irgend jemand umgebracht wurde. Nun sah er, was in gestrecktem Galopp den Hügel hoch auf sie zukam: sechs Berittene in voller Rüstung, mit Stahlhelm, Kettenpanzer und Überwurf in Kastanienbraun und Grau. Die Pferde hatten schwarze, mit silbernen Knöpfen verzierte Decken. Das Ganze wirkte bedrohlich. Der Anführer, auf dessen Helm ein schwarzer Federbusch prangte, deutete nach vorne und rief: »Godin!«

Baretto und Gomez standen noch neben dem Pfad; sie standen wirklich einfach nur da und starrten schockiert das an, was auf sie zu galoppiert kam. Im nächsten Augenblick beugte sich der schwarze Reiter ein wenig zur Seite und schlug im Vorbeireiten weit ausholend mit seinem Breitschwert nach Gomez. Chris sah Gomez' kopflosen, blutspritzenden Torso, der langsam zu Boden sank. Das Blut spritzte auf Baretto, er rannte laut fluchend in den Wald. Noch mehr Reiter kamen den Hügel hochgaloppiert. Jetzt riefen sie alle »Godin! Godin!« Einer der Reiter zügelte sein Pferd und spannte seinen Bogen.

Der Pfeil traf Baretto im Laufen an der linken Schulter, die Stahlspitze kam auf der anderen Seite wieder heraus, und die Wucht des Aufpralls warf ihn auf die Knie. Fluchend richtete er sich wieder auf, erreichte schließlich seine Maschine und kullerte hinein. Er griff nach seinem Gürtel, riß eine Granate heraus und drehte sich, um sie zu werfen. Im selben Moment traf ihn ein Pfeil mitten in die Brust. Baretto zog ein überraschtes Gesicht, hustete und kippte nach hinten, so daß er halb sitzend, halb liegend an einer der Stangen lehnte. Er machte einen schwachen Versuch, sich den Pfeil aus der Brust zu ziehen, doch der nächste Pfeil durchdrang seinen Hals. Die Granate fiel ihm aus der Hand.

Die Pferde auf dem Pfad wieherten und stiegen in die Höhe, die Reiter drehten sich im Kreis und schrien und deuteten. Dann gab es einen hellen Lichtblitz.

Als Chris sich wieder umdrehte, sah er, daß Baretto noch immer bewegungslos dasaß, wahrend die Maschine mehrfach aufblitzte und schrumpfte.

Augenblicke später war die Maschine verschwunden. Helles Entsetzen stand den Reitern ins Gesicht geschrieben. Der Anführer mit dem schwarzen Federbusch rief den anderen etwas zu, und die Gruppe spornte die Pferde an und galoppierte den Hügel hoch und außer Sicht. Als der schwarze Reiter wenden wollte, stolperte sein Pferd über Gomez' Leiche. Fluchend riß er es noch einmal herum, ließ es steigen und auf der Leiche herumtrampeln. Blut spritzte in die Luft; die Vorderläufe des Pferds färbten sich dunkelrot. Schließlich wendete er wieder und galoppierte mit einem letzten Fluch den anderen nach. »O Gott.« Die Plötzlichkeit des Ganzen, diese beiläufige Gewalt ...

Chris rappelte sich hoch und rannte zum Pfad.

Gomez' Leiche lag, zertrampelt fast bis zur Unkenntlichkeit, in einer Schlammpfütze. Aber eine Hand war seitlich weggestreckt und lag geöffnet auf der Erde. Und neben der Hand lag der weiße Keramikmarker.

Er war gesprungen, die elektronischen Eingeweide waren zu sehen.

Chris hob ihn auf. Die Keramik zerbrach in seinen Händen, weiße und silberne Fragmente rieselten zu Boden und versanken im Schlamm. Und in diesem Augenblick wurde ihm die Situation bewußt.

Ihre Führer waren beide tot.

Eine Maschine war verschwunden.

Ihr Navigationsmarker für die Rückkehr war kaputt.

Was bedeutete, daß sie an diesem Ort festsaßen. Gefangen, ohne Führer oder Hilfe. Und ohne jede Aussicht, je zurückkehren zu können.

Nie mehr.

36:30:42

Achtung«, sagte ein Techniker. »Sie kommt.«

Auf dem Gummiboden im Zentrum der bogenförmigen Wasserschilde zeigten sich kleine Lichtblitze.

Gordon warf Stern einen Blick zu. »Jetzt erfahren wir gleich, was passiert ist.«

Die Blitze wurden heller, und auf dem Gummiboden erschien eine Maschine. Sie war gut einen halben Meter hoch, als Gordon sagte: »Verdammt! Dieser Kerl macht doch immer nur Schwierigkeiten.« Stern sagte etwas, aber Gordon achtete nicht auf ihn. Er sah, daß Baretto gegen eine Stange gelehnt auf dem Boden saß. Er war offensichtlich tot. Als die Maschine ihre volle Größe erreichte, erkannte Gordon die Pistole in Barettos Hand. Er wußte natürlich, was passiert war. Obwohl Kramer Baretto ausdrücklich davor gewarnt hatte, hatte dieser Hurensohn moderne Waffen mitgenommen. Natürlich hatte ihn Gomez deshalb zurückgeschickt, und — Ein kleiner dunkler Gegenstand rollte auf den Boden. »Was ist das?« fragte Stern.