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Jahrhunderte zuvor eingestürzt.

Wieder metallisches Klirren und hallendes Gelächter.

Dann Schritte.

Sie brauchte einen Augenblick, bis sie merkte, daß sie auf sie zu kamen. Marek ließ sich auf das durchweichte, glitschige und faulig stinkende Stroh fallen. Chris rutschte auf dem Matsch aus und stolperte neben ihn. Die Zellentür wurde zugeworfen. Sie befanden sich am Ende eines Gangs mit Zellen auf allen drei Seiten. Durch die Gitterstangen sah Marek, wie die Wachen lachend davongingen. Einer sagte: »He, Paolo, was glaubst du, wo du hingehst? Du bleibst hier und bewachst sie.« »Warum? Die können doch hier nicht raus. Ich will das Turnier sehen.« »Es ist deine Wache. Und Lord Oliver will, daß sie bewacht werden.« Proteste und Flüche waren zu hören. Dann wieder Gelächter und sich entfernende Schritte. Der stämmigere der Wachen kam zurück, starrte sie durch die Gitterstäbe an und fluchte. Er wirkte nicht sehr glücklich -sie waren schuld daran, daß er das Turnier verpaßte. Er spuckte auf den Boden ihrer Zelle und ging dann ein paar Schritte zu einem hölzernen Hocker. Ihn selbst konnte Marek nun nicht mehr sehen, aber seinen Schatten auf der gegenüberliegenden Wand. Es sah aus, als stocherte er in seinen Zähnen.

Marek stellte sich dicht an die Stangen und versuchte, in die anderen Zellen zu schauen. In der rechten Nachbarzelle konnte er nichts erkennen, aber in der Zelle direkt gegenüber sah er eine Gestalt, die, an die Wand gelehnt, in der Dunkelheit saß. Als seine Augen sich an das trübe Licht gewöhnt hatten, erkannte er, daß es der Professor war.

30:51:09

Stern saß im privaten Eßzimmer von ITC. Es war ein kleiner Raum mit einem einzigen Tisch. Auf dem weißen Tischtuch standen vier Gedecke. Gordon saß ihm gegenüber und aß hungrig Rühreier mit Schinken. Stern sah zu, wie Gordons Bürstenschnitt auf und nieder wippte, während er Eier mit der Gabel in sich hineinschaufelte. Der Mann aß wirklich schnell.

Draußen stieg die Sonne bereits über den Tafelbergen im Osten in die Höhe. Stern sah auf die Uhr: sechs Uhr morgens. ITC-Techniker ließen auf dem Parkplatz einen Wetterballon steigen; er erinnerte sich, daß Gordon erzählt hatte, jede Stunde werde einer losgeschickt. Der Ballon gewann schnell an Höhe und verschwand in den Wolken. Die Männer machten sich nicht die Mühe, ihm nachzusehen, sondern kehrten zu einem nahen Laborgebäude zurück.

»Wie ist Ihr French Toast?« fragte Gordon und hob den Kopf. »Wollen Sie lieber was anderes?«

»Nein, der ist gut«, antwortete Stern. »Ich bin nur nicht sehr hungrig.« »Lassen Sie sich von einem alten Militär einen Rat geben«, sagte Gordon. »Essen Sie bei jeder Mahlzeit. Sie wissen nie, wann Sie die nächste bekommen.«

»Da haben Sie sicher recht«, sagte Stern. »Aber ich habe einfach keinen Hunger.«

Gordon zuckte die Achseln und aß weiter.

Ein Mann in gestärkter Kellnerjacke kam ins Zimmer. »Ach, Ha-rold«, sagte Gordon, »haben Sie den Kaffee fertig?«

»Habe ich, Sir«, erwiderte der Mann in der weißen Jacke. »Auch Cappuccino, wenn Ihnen das lieber ist.«

»Ich nehme ihn schwarz.« »Natürlich, Sir.«

»Was ist mit Ihnen, David?« fragte Gordon. »Kaffee?« »Mit fettarmer Milch, wenn Sie die haben«, sagte Stern. »Natürlich, Sir.« Harold entfernte sich.

Stern starrte zum Fenster hinaus. Er hörte, wie Gordons Gabel über den Teller schabte, hörte seine Eßgeräusche. Schließlich sagte er: »Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe. Im Augenblick können sie nicht zurückkommen, korrekt?« »Korrekt.«

»Weil es keinen Landeplatz gibt.« »Korrekt.«

»Weil der unter Schutt begraben ist.« »Korrekt.«

»Und wie lange dauert es, bis sie zurückkommen können?« Gordon seufzte. Er schob seinen Stuhl zurück. »Machen Sie sich keine Sorgen, David«, sagte er. »Es kommt alles wieder in Ordnung.« »Sagen Sie es mir einfach. Wie lange?«

»Na, dann wollen wir doch mal nachzählen. Noch drei Stunden, bis die

Luft in der Höhle ausgetauscht ist. Geben wir zur Sicherheit noch eine dazu. Vier Stunden. Dann zwei Stunden, um den Schutt wegzuräumen.

Sechs Stunden. Dann müssen wir die Wasserschilde neu aufbauen.«

»Die Wasserschilde neu aufbauen?«

»Drei Abschirmungsringe. Die sind unentbehrlich.«

»Warum?«

»Um das Risiko von Transkriptionsfehlern zu minimieren.«

Stern fragte: »Was genau sind Transkriptionsfehler?«

»Fehler beim Wiederaufbau. Wenn die Person von der Maschine rekonstruiert wird.«

»Sie haben mir gesagt, daß es keine Fehler gibt. Daß Sie exakt rekonstruieren können.«

»Im Grunde genommen, ja. Solange wir die Schilde haben.« »Und wenn wir keine Schilde haben?«

Gordon seufzte. »Wir werden Schilde haben, David.« Er sah auf die Uhr. »Es wäre mir lieber, wenn Sie aufhören würden, sich den

Kopf zu zerbrechen. Es dauert noch mehrere Stunden, bis wir den Transitbereich reparieren können. Sie regen sich unnötig auf.« »Mir geht einfach der Gedanke nicht aus dem Kopf«, sagte Stern, »daß es doch irgendwas geben muß, das wir tun können. Eine Nachricht schicken, irgendeine Art von Kontakt herstellen ...« Gordon schüttelte den Kopf. »Nein. Keine Nachricht, kein Kontakt. Es ist einfach nicht möglich. Im Augenblick sind sie völlig von uns abgeschnitten. Und es gibt absolut nichts, was wir dagegen tun können.«

Kate Erickson drückte sich flach an die Wand und spürte den feuchten Stein an ihrem Rücken. Sie war in eine der Zellen geschlüpft, und jetzt wartete sie mit angehaltenem Atem, während die Wachen, die Marek und Chris eingesperrt hatten, an ihr vorbeigingen. Die Wachen lachten, sie schienen guter Stimmung zu sein. Einen der beiden hörte sie sagen: »Sir Oliver war sehr verstimmt über diesen Hainauter, weil er einen Narren aus seinem Stellvertreter gemacht hat.«

»Und der andere war noch schlimmer! Reitet wie ein nasser Sack, aber bricht zwei Lanzen mit Tete Noire!« Gelächter.

»Fürwahr, er hat einen Narren aus Tete Noire gemacht. Und dafür wird

Lord Oliver sie köpfen, bevor die Nacht hereinbricht.«

»Wenn ich mich nicht täusche, schlägt er ihnen die Köpfe noch vor dem

Festmahl ab.«

»Nein, danach. Dann gibt es mehr Zuschauer.« Wieder Gelächter. Sie gingen den Korridor entlang, ihre Stimmen wurden schwächer. Bald konnte sie sie kaum mehr hören. Dann kam eine kurze Stille — stiegen sie jetzt die Treppen hoch? Nein, noch nicht. Sie hörte sie noch einmal lachen. Das Lachen dauerte an. Aber es klang merkwürdig, gezwungen. Irgend etwas stimmte nicht.

Sie horchte angestrengt. Sie sagten etwas über Sir Guy und Lady Claire. Kate konnte es nicht richtig verstehen. Sie hörte: »... arg geplagt von unserer Lady ...« und wieder Gelächter. Kate runzelte die Stirn.

Ihre Stimmen klangen nicht mehr ganz so schwach.

Nicht gut. Sie kamen zurück. Warum? dachte sie. Was war da los?

Sie schaute zur Zellentür. Und dort auf dem Steinboden sah sie ihre nassen Fußspuren, die in die Zelle führten.

Ihre Schuhe waren naß vom Gras am Bachufer. Auch die Schuhe aller anderen waren naß, und so verlief in der Mitte des Steinbodens ein nasser, schlammiger Pfad aus vielen Fußabdrücken. Aber ein

Abdruckpaar bog ab in ihre Zelle.

Und irgendwie hatten die Männer das bemerkt.

Verdammt.

Eine Stimme: »Wann geht das Turnier zu Ende?« »Zur None.«

»Wohlan, dann ist es ja bald soweit.«

»Lord Oliver wird sich beeilen zu speisen und sich dann auf den Erzpriester vorbereiten.«

Sie horchte und versuchte, die verschiedenen Stimmen zu zählen. Wie viele Wachen waren es gewesen? Mindestens drei. Vielleicht fünf? Sie hatte zuvor nicht darauf geachtet. Verdammt.

»Es heißt, der Erzpriester bringt tausend Männer unter Waffen.«