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»Nur, wenn sie für diese Übeltat verantwortlich sind«, erklärte Fidelma.

»Na, noch eins - sie sind ein christliches Volk, also sind sie doch wohl über jeden Verdacht erhaben?« höhnte Colla.

Artgal kam herbei, nahm das Pferd des Tanist und führte es in den Stall. Er entließ die anderen Krieger zu ihren Wohnungen.

Fidelma schaute Colla einen Moment an und sagte dann, wobei sie jedes Wort abwog: »Im Augenblick und ohne Beweise, Colla, können wir nicht sagen, wer den Mord an den jungen Männern begangen hat, außer daß die Art, in der die Leichen angeordnet wurden - unabsichtlich oder absichtlich - jeden, der sie fand, auf heidnische Symbolik hinweisen sollte.«

Sie dankte ihm kühl für seine Bemühungen und ging weiter ins Gästehaus.

Dort traf sie nur Eadulf an. Er saß am Tisch und bediente sich reichlich aus einem Krug mit kaltem Wasser.

»Geht es dir schon besser?« fragte sie aufmunternd.

Er zwang sich zu einem Lächeln. Sein Gesicht war noch blaß.

»Ein bißchen, aber nicht viel.«

»Hast du Lust, eine Einladung Laisres zu einem weiteren Fest anzunehmen?« fragte sie mit ernster Miene.

Eadulf stöhnte laut und stützte den Kopf in die Hände.

Fidelma lächelte schelmisch.

»Das dachte ich mir. Hab keine Angst, ich habe schon für uns beide abgelehnt.«

»Deo gloria!« intonierte er fromm.

»Wir brauchen einen ruhigen Abend, meine ich. Morgen sollten wir unsere Verhandlungen hier abschließen können, und dann brechen wir auf, suchen die Ebene ab und sehen zu, was wir über die hingeschlachteten jungen Männer herausfinden können.«

Eadulf war nicht begeistert.

»Ich dachte, wir warten auf Colla?« wandte er ein.

»Der ist schon zurück«, erklärte Fidelma kurz. »Er hat nicht mehr festgestellt, als wir schon wußten.«

Eadulf hob den Kopf und brachte es trotz seines Zustands fertig, interessiert auszusehen.

»Hat er die Spuren verfolgt?«

»Er sagt, sie hätten sich in den Bergen weiter nördlich verloren.«

»Aber du glaubst ihm das nicht?«

Fidelma setzte sich und goß sich einen Becher kaltes Wasser ein.

»Ich weiß es nicht. Er könnte die Wahrheit sagen. Das Tal hat steinigen Boden. Doch warum kommt er mit dieser Nachricht so bald zurück? Gäbe es ein Komplott, uns noch eine Weile zu beschäftigen, hätte er leicht ein paar weitere Tage mit einer vorgetäuschten Suche verbringen können, bevor er zurückkehrte.«

»Das ist wohl so«, gab Eadulf zu.

Bruder Dianach kam herein. Er wünschte ihnen höflich einen guten Abend.

»Geht ihr heute abend zum Fest?« fragte er unschuldig und blickte dabei den leidenden Eadulf direkt an.

»Nein«, erwiderte Fidelma kurz.

»Wenn ihr mich entschuldigt, dann nehme ich gleich ein Bad vor dem Fest.«

Sie antworteten nicht, und er zögerte nur kurz, bevor er in den Baderaum ging.

»Ein weiterer Gast ist im rath angekommen«, sagte Fidelma zu Eadulf, nachdem sie es im Nebenraum plätschern hörten.

»Ja? Wer denn?« Eadulf wunderte sich über ihren geheimnisvollen Ton.

»Ein junger Mann aus Ulaidh.« »Noch ein Besucher aus Ulaidh?« Eadulf war überrascht.

»Genauso habe ich auch reagiert. Er nennt sich Ibor von Muirthemne und sagt, er sei ein cennaige, ein Pferdehändler.«

»Das klingt so, als ob du ihm nicht glaubst?«

Fidelma nickte.

»Er kennt das Gesetz über den Handel mit Pferden aus Übersee nicht.«

»Müßte er das?«

»Jeder bewanderte Händler kennt die grundlegenden Gesetze.«

»Also ist er kein Pferdehändler. Wer ist er dann, und wozu ist er hier?«

»Ich wünschte, ich wüßte das. Seine Haltung ist die eines waffengewohnten Mannes. Und denke daran, bei den Leichen der jungen Männer haben wir den Halsreif eines Kriegers gefunden, und der war im Norden hergestellt worden. Ich vermute ...«

Die Tür ging geräuschvoll auf, und Cruinns korpulente Gestalt erschien.

»Ich höre, heute abend gibt es wieder ein Fest«, sagte sie zur Begrüßung. »Ich wollte sehen, ob ihr vorher noch etwas von mir braucht.«

»Bruder Eadulf und ich gehen nicht zu dem Fest«, erklärte ihr Fidelma.

Cruinns Augen verrieten ihre Überraschung. »Ihr geht nicht?« wiederholte sie, als wäre das etwas ganz Unerhörtes. »Aber es ist Laisre, der das Fest gibt.«

»Wir wollen deine Dienste nicht zu sehr in Anspruch nehmen«, versicherte ihr Fidelma, ohne auf ihr Mißfallen einzugehen. »Wenn du uns ein Essen mit kaltem Fleisch und Brot auf den Tisch bringen kannst, genügt das.«

Cruinn schaute in Eadulfs abgezehrtes Gesicht.

»Ich könnte auch eine heiße Brühe kochen, aus Lauch und Hafermehl, mit Kräutern daran.«

Eadulf leckte sich erwartungsvoll die Lippen.

»Das wäre genau das richtige, um einen rebellischen Magen zu beruhigen«, meinte er.

Die rundliche Frau eilte davon in die Küche, um das Essen zuzubereiten, während Fidelma und Eadulf am Tisch sitzen blieben.

»Ich nehme an, die anderen - Solin und der junge Mann - gehen zum Fest?« rief Cruinn über die Schulter zurück.

»Bruder Dianach ist im Baderaum. Er sagte aber, daß er geht«, erklärte ihr Fidelma. »Bruder Solin haben wir heute nachmittag noch nicht gesehen. Ich bin sicher, er wird auch hingehen.«

Fidelma erhob sich, stellte sich neben Cruinn und sah zu, wie sie mit geschickten Händen das Mahl bereitete.

»Hast du immer in Gleann Geis gelebt, Cruinn?« fragte sie plötzlich und setzte hinzu: »Ich habe gehört, es gibt viele Zugezogene im Tal.«

»Ich habe immer hier gelebt«, bestätigte die Frau. »Die du meinst, das sind die christlichen Frauen und ein paar Männer aus der Umgebung, die bei den ursprünglichen Siedlern im Tal eingeheiratet haben.«

»Magst du die Christen?«

Die füllige Frau lachte.

»Du könntest genausogut fragen, ob ich die Berge mag. Sie sind eben da. Was soll man weiter machen, als mit ihnen leben?«

»Du bist klug.« Fidelma lächelte. »Sehen alle Leute im Tal das so philosophisch wie du?«

Das verstand die Dicke nicht.

Fidelma versuchte, ihr die Frage einfacher zu stellen.

»Sind alle anderen im Tal derselben Meinung wie du? Oder fühlen sie sich den Christen gegenüber unsicher?«

»Wir sind sehr sicher hier in diesem Tal, denn es gibt nur zwei Wege hinein und zwei Wege hinaus«, erwiderte Cruinn, die die Frage mißverstanden hatte.

Fidelma wollte ihr schon erklären, daß sie nicht körperliche Furcht gemeint hatte, als ihr aufging, was Cruinn gesagt hatte.

»Zwei Wege? Ich dachte, es gäbe nur den einen Weg durch die Schlucht?«

»O nein, es gibt noch den Pfad am Fluß.«

»Doch mir wurde gesagt, der Fluß sei durch die Stromschnellen unpassierbar.«

»Das stimmt, aber es gibt einen kleinen Fußpfad neben dem Fluß. Er ist schwierig und stellenweise versteckt, weil er durch Höhlen verläuft, aber wer gut zu Fuß ist, kann es schaffen. Er führt in das Tal dahinter. Als Kinder haben ihn die meisten von uns ausprobiert. Aber niemand könnte .«

Die Frau hielt inne und kniff die Augen zusammen.

Sie hatte wohl plötzlich gemerkt, daß sie zu offen sprach. Ihre Verlegenheit wurde dadurch verdeckt, daß Bruder Dianach aus dem Baderaum kam und bestätigte, daß er auf das Fest gehen werde. Nach Bruder Solins Absichten gefragt, erwiderte er, daß er den Geistlichen eine Weile nicht gesehen hätte, aber davon ausginge, daß er auch teilnehmen werde.

Fidelma verkündete, sie werde vor ihrem abendlichen Bad noch einen kleinen Spaziergang machen. Sie versprach, bald zurück zu sein, und verließ das Gästehaus, während Cruinn das Abendessen vorbereitete.