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Artgal merkte, welch schlechten Eindruck sein Zögern machte, und versuchte, seine Haltung zurückzugewinnen.

»Weshalb sollte ich daraus einen Nutzen ziehen?«

»Eine Gegenfrage ist keine Antwort auf die Frage, die ich dir gestellt habe«, fuhr ihn Eadulf an. »Hast du einen Nutzen von deiner Aussage?«

»Nein.«

»Nein? Du hast einen Eid geleistet.«

»Nein.«

»Wieder nein? Muß ich dich daran erinnern, daß ein Betrag von zwei seds bereits den Besitzer gewechselt hat und ein weiterer sed in deine Hände gelangt, wenn Fidelmas Verhandlung vorbei ist? Wobei jeder sed den Wert einer Milchkuh darstellt?«

Ein Murmeln lief durch den Saal.

»Diese Beschuldigung wirst du beweisen müssen, Angelsachse«, rief Murgal.

»O ja, die werde ich beweisen, keine Angst«, erwiderte Eadulf mit grimmigem Lächeln. »Soll ich den Namen der Person nennen, von der dieser Reichtum kam, Artgal?«

Vor Eadulfs zuversichtlicher Haltung schien der Krieger zusammenzuschrumpfen. Er schüttelte den Kopf.

»Dann sag uns, wofür du dieses Geld erhalten hast beziehungsweise noch erhalten sollst?«

»Es war keine Bestechung«, protestierte Artgal.

»Keine Bestechung?« Nun war es an Eadulf zu spotten. »Warum solltest du dann für deine Aussage bezahlt werden, wenn es keine Bestechung war?«

»Ich habe doch Fidelma im Stall gesehen. Ich habe wirklich gesehen, wie sie sich über Solin beugte. Sie muß ihn getötet haben.«

»Muß? Das ist etwas anderes, als was du gesagt hast, nämlich daß du sie tatsächlich dabei gesehen hast«, warf Murgal ernst ein.

»Eins folgt aus dem anderen«, wehrte sich der Krieger und Grobschmied.

»Muß bedeutet nur >sollte< oder >könnte<, aber nichts, was tatsächlich war«, stellte Eadulf fest.

»Das Gericht kennt die Bedeutung des Wortes«, erklärte Murgal gereizt. »Und wir nehmen zur Kenntnis, daß Artgal seine Aussage geändert hat. Aber, Artgal, gibst du auch zu, daß du für sie bezahlt wurdest?«

»Nicht dafür, daß ich sie gemacht habe«, widersprach Artgal. »Nur dafür, die Aussage nicht zu ändern.«

Eadulf atmete tief durch und warf erst jetzt Fidelma einen triumphierenden Blick zu. Sie starrte auf den Boden, die Schultern angespannt und gebeugt.

»Ich verstehe das nicht«, sagte Murgal. »Warum hättest du deine Aussage ändern sollen?«

»Das wollte ich ja auch nicht. Sie ist wahr. Aber ein paar Stunden nach Fidelmas Verhaftung kam ein Mann zu mir und bot mir zwei seds, wenn ich bei meiner Aussage bliebe. Die wollte er gleich zahlen und noch einen sed, wenn die Verhandlung gegen Fidelmavon Cashel vorbei war. Mit Geld kann man in Gleann Geis nicht viel anfangen, und so stimmte ich zu, daß er mir statt dessen drei Milchkühe überlassen wollte. Die nahm ich als Zahlung an. Das bedeutet für mich Sicherheit für den Rest meines Lebens.«

»Wer war dieser Mann, der dir das Geld anbot?« fragte Laisre ernst.

»Das weiß ich nicht, Lord. Es war dunkel, und ich habe ihn nicht gesehen. Ich hörte nur seine Stimme.«

»Und wie hörte die sich an?« forschte Murgal.

Artgal hob hilflos die Hand.

Etwas ließ Eadulf ein Risiko eingehen.

»Du hast die Stimme des Mannes deutlich genug vernommen, Artgal«, hakte er nach. »Sprach er mit nördlichem Akzent?«

Artgals Miene war kläglich geworden. Die Prahlerei war völlig daraus verschwunden.

»Sprach er mit einem Akzent wie ein Mann aus Ulaidh?« beharrte Eadulf.

Artgal nickte trübsinnig.

Alle Blicke richteten sich dahin, wo Ibor von Mu-irthemne saß. Dessen Gesicht hatte sich gerötet, aber er starrte mit steinerner Miene vor sich hin.

»Was hat diese Stimme dir gesagt?« fragte Murgal grimmig.

»Der Mann sagte mir, wenn ich heute morgen hinausginge, würde ich dicht bei meinem Hof zwei Milchkühe angebunden finden. In neun Tagen würde ich eine dritte vorfinden, vorausgesetzt, ich änderte meine Aussage gegen Fidelma nicht. Ich schwöre, ich hatte keine Wahl, als darauf einzugehen. Er stand in der Dunkelheit an meinem Bett. Er hätte mir ebensogut einen Dolch in die Kehle stoßen können, statt mir Geld anzubieten.«

»Und du bist am Morgen, am heutigen Morgen, hinausgegangen und hast die Milchkühe vorgefunden?« fragte Murgal.

»Ja.«

»Kurzum, deine Aussage wurde erkauft«, faßte Ea-dulf triumphierend zusammen.

»Ich hatte meine Aussage schon gemacht, bevor ich die Kühe bekam«, wandte Artgal ein.

Laisre wandte sich fast eifrig an Murgal.

»Darin hat er recht. Das kann man doch nicht als Bestechung zur Aussage werten?«

Eadulf wollte schon Einspruch erheben, doch Murgal rieb sich nachdenklich das Kinn, bevor er dem Fürsten antwortete.

»Es bedeutet, daß wir nach dem Gesetz Artgals Aussage gegen Fidelma nicht verwenden können. Er hat seine Ehre verwirkt und ist nicht mehr glaubwürdig. Einen anderen Beweis gegen Fidelma von Cashel außer seiner Aussage gibt es nicht.«

Mit kaum unterdrückter Wut wandte sich Laisre an Artgal.

»Der Mann, der dir die Kühe anbot, sprach mit dem Akzent des Königreichs im Norden, sagst du?«

»Ja, Lord.«

»Bist du sicher, daß er mit nördlichem Akzent sprach? Könnte es nicht zum Beispiel ein angelsächsischer Akzent gewesen sein?«

Ein lautes Gemurmel erhob sich, als die Versammelten mit Staunen die offene Beschuldigung des Fürsten vernahmen.

»Mein Fürst«, mahnte Murgal besorgt, »man kann nicht einfach unterstellen, daß der Angelsachse Artgal in eine Falle lockte, um ihn unglaubwürdig zu machen und damit diese Entscheidung zu erreichen.«

Laisre schaute Eadulf finster an.

»Warum nicht? Die eine Erklärung ist so gut wie die andere.«

»Lord, überdenke deine voreiligen Worte noch einmal. Die Beweislage ist klar. Artgal kann einen nördlichen Akzent von einem angelsächsischen unterscheiden und hätte das auch gesagt. Wenn du das bestreitest, bringst du dein Amt in schlechten Ruf.«

Laisre sah aus, als hätte er die Auseinandersetzung gern noch weitergeführt, doch wegen Murgals Ablehnung seines Einspruchs konnte er das nicht tun.

»Nun gut. Wir müssen jetzt wohl alle mit nördlichem Akzent befragen, nehme ich an.«

Bruder Dianach stand auf und erhob Protest. Selbst Eadulf war überrascht von seinem plötzlich veränderten Verhalten, denn er war immer scheu und unsicher gewesen. Doch Zorn und vielleicht auch Furcht brachten ihn dazu, aus sich herauszugehen.

»Ihr wißt alle, daß außer Bruder Solin nur ich und der Pferdehändler aus dem Norden hier sind. Ich verwahre mich gegen jede Beschuldigung!«

Seine Stimme hatte sich fast zum Falsett gesteigert. Sein Gesicht war feuerrot.

»Der Junge war es nicht«, erklärte Artgal hastig. »Es war eine tiefere Männerstimme.«

Nur Fidelma bemerkte, daß Laisres Besorgnis für einen Moment der Befriedigung gewichen war.

Die Blicke richteten sich auf den Platz, an dem Ibor von Muirthemne gesessen hatte. Er war nicht mehr da.

»Gelehrter Richter«, schaltete sich Eadulf eilig ein, »ehe wir das Hauptthema dieser Verhandlung aus dem Auge verlieren: Dieser Zeuge hat genug gesagt, um meine Behauptung zu bestätigen, daß seine Annahme des Geldes seine Aussage entwertet.«

Murgal stimmte düster zu.

»Das ist richtig. Artgal, du darfst diesen Raum verlassen, aber halte dich im rath auf. Ich muß überlegen, was mit dir geschehen soll. Du hast deinem Fürsten und deinem Clan Schande bereitet.«

Artgal hatte kaum seinen Platz im Zeugenstand verlassen, als Eadulf wieder das Wort ergriff.

»Ich schlage vor, da Artgals Aussage hinfällig ist, daß Schwester Fidelma auf fir testa hin sofort freigelassen wird.«