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»Woher weißt du das?« fragte Murgal.

»Tatsache ist, daß Sechnassach von Tara vermutete, daß Mael Düin nach der Macht strebte, und ahnte, daß er eine Intrige spann. Er hatte auch entdeckt, daß Ultan sich mit Mael Düin verbündet hatte, doch wußte er nicht, bis zu welchem Grade. Deshalb beauftragte Sechnassach einige Krieger, Ultan im Auge zu behalten, und sie fanden heraus, daß Bruder Solin in die Sache verwickelt war. Sie verfolgten Bruder Solin und seinen jungen Schreiber, Bruder Dianach, und sahen, daß sie sich mit einer Schar von Mael Düins Kriegern trafen. Diese Krieger waren mit dreiunddreißig Gefangenen nach Gleann Geis unterwegs. Dreiunddreißig«, wiederholte sie bedeutungsvoll. Nach einer Pause fuhr sie fort.

»Die Krieger Sechnassachs beobachteten, daß eine Frau sich zu dem Treffen von Bruder Solin und Dia-nach mit den Männern von Ailech hinzugesellte. Als einer der Gefangenen flüchtete, ritt diese Frau ihm nach und fing ihn wieder ein. Sie führte Bruder Solin und seinen Schreiber zum Eingang der Schlucht nach Gleann Geis.«

»Aber Solin und Dianach kamen allein nach Gleann Geis«, unterbrach sie Orla mit gerötetem Gesicht. »Das wird dir jeder unserer Wachposten an der Schlucht bestätigen.«

»Das bestreite ich auch nicht«, erwiderte Fidelma gelassen, »es ist richtig. Bruder Solin und Dianach ritten allein in Gleann Geis ein - denn sie hatten sich zuvor von der Frau getrennt. Sie zeigte inzwischen zwei Kriegern aus Ailech den Weg, auf dem der Kleriker aus Cashel vermutlich kommen würde, und den Ort, an dem die Leichen ausgelegt werden mußten. Dann gelangte sie auf einem anderen Weg ins Tal, den sie kannte, den geheimen Pfad am Fluß entlang, auf dem man Artgals Leiche fand.«

Orla wollte etwas entgegnen, doch ihr Ehemann kam ihr zuvor.

»Du sagst, die Krieger Sechnassachs seien diesen Leuten hierher gefolgt. Wo sind sie denn? Welchen Beweis haben wir für deine Worte?«

»Du hättest schon darauf kommen können, daß es dieselben Leute sind, die den rath besetzt haben. Ibor von Muirthemne ist ihr Anführer und kein Pferdehändler. Ibor ist Befehlshaber der Craobh Righ von Ulaidh.«

Ibor trat einen Schritt vor und verbeugte sich steif vor Laisre.

»Zu deinen Diensten, Fürst von Gleann Geis«, sagte er förmlich, doch mit Ironie.

»Nicht zu meinen Diensten«, entgegnete Laisre angewidert. »Mach weiter mit deiner langweiligen Geschichte, Fidelma.«

»Mael Düins Leute und ihre Gefangenen näherten sich Gleann Geis. Die Männer von Ailech, ich will sie nicht als >Krieger< bezeichnen, denn sie waren nichts anderes als Schlächter, warteten auf den Kleriker aus Cashel. Mit anderen Worten, sie warteten auf mich. Sobald sie Eadulf und mich sichteten, begann das rituelle Morden. Die Leichen wurden so ausgelegt, daß ich sie finden mußte. Der Rest war dann meine Sache.

Ich verhinderte ihren Plan aber dadurch, daß ich nicht voller Entsetzen entfloh, um Cashels Zorn auf Gleann Geis anzustacheln und Muman in einen Bürgerkrieg zu stürzen.«

»Ja, ja, ja! Das hast du klargestellt, Fidelma von Cashel«, unterbrach sie Murgal hastig. »Aber es bleibt die Tatsache, daß dir das, sobald du das alles wußtest, das stärkste Motiv gab, Solin umzubringen, ein stärkeres, als es jeder andere hier hatte.«

»Jeder andere außer dem wirklichen Mörder. Als Solin starb, wußte ich noch nichts von dieser Intrige und nichts von seiner Verwicklung darin. Das habe ich später von Ibor von Muirthemne erfahren. Da erst begriff ich, daß hier zwei verschiedene Vorgänge abliefen. Der barbarische, um Laisres treffendes Wort zu benutzen, Plan gegen Muman und ein einfacher Mord - obgleich ein Mord nie einfach ist.«

Sie hielt inne und zuckte die Achseln.

»Ehe ich fortfahre, möchte ich noch enthüllen, wer in Gleann Geis an diesem schrecklichen Komplott des Königs von Ailech beteiligt war. Ich erinnere euch an die Frau, die sich mit Mael Düins Leuten traf. Ibor und seine Krieger haben sie gesehen ...«

Fidelma schaute Orla an.

»Die Frau war eine imponierende Erscheinung.«

Orla unterdrückte einen Wutausbruch.

»Seht ihr, was sie vorhat? Es ist schon das zweite Mal, daß sie mich des Mordes beschuldigt. Nicht genug damit, daß sie behauptet, ich hätte Solin von Armagh getötet, jetzt klagt sie mich auch noch eines abscheulichen Verbrechens gegen mein Volk an. Dafür werde ich dich vernichten, Fidelma von Cashel ...«

Sie zog einen Dolch aus dem Gürtel und wollte aufspringen.

Ibor trat auf sie zu, doch Colla versperrte ihr schon den Weg und stellte sich dann schützend vor seine Frau. Er wand ihr sanft, aber bestimmt den Dolch aus der Hand.

»Das ist keine Lösung, Orla«, murrte er. »Dir geschieht nichts, solange ich dich verteidige.« Mit zornblitzenden Augen wandte er sich zu Fidelma um. »Du bekommst es mit mir zu tun, dalaigh«, drohte er. »Du wirst deiner Strafe für die falschen Anschuldigungen gegen meine Frau nicht entgehen.«

Fidelma breitete hilflos die Arme aus.

»Ich kann mich nicht erinnern, irgendwelche Anschuldigungen erhoben zu haben, weder falsche noch andere. Ich stelle lediglich Tatsachen fest. Du wirst es noch hören, wenn ich Anklagen erhebe.«

Colla sah sie verwirrt an und trat einen Schritt vor, doch Ibor berührte ihn leicht mit der Schwertspitze am Arm und schüttelte den Kopf. Zugleich streckte er die Hand nach Orlas Dolch aus, den ihm Colla, ohne zu protestieren, übergab. Ibor machte ihm ein Zeichen, er solle sich wieder setzen.

»Kehren wir nun zu dem zurück, was sich als ein schwaches Glied in dieser schrecklich tragischen Kette erweisen sollte, zu Bruder Solin aus Armagh. Bruder Solin war ehrgeizig und verschlagen, ein würdiger Verschwörer in dieser Sache. Doch er hatte eine Schwäche. Kurz gesagt, er war ein geiler Bock. Er hat dir einen unsittlichen Antrag gemacht, nicht wahr, Orla?«

Die Frau des Tanist lief rot an.

»Ich kann mich selber wehren«, murmelte sie, »besonders gegen so einen Mann.«

»Das konntest du wirklich. Einmal hast du ihn geschlagen.«

»Ich habe es ihm gezeigt«, sagte Orla leise. »Er hat mich nicht berührt. Er machte nur einen unzüchtigen Vorschlag. Das hat er schnell bereut. Er hat seine Lektion gelernt.«

»Nein, das hat er nicht«, widersprach ihr Fidelma. »Er war ein unbelehrbarer Wüstling. Ihn verlangte es noch nach jemand anderem. Diese andere schlug ihn nicht nur, sondern schüttete ihm Wein ins Gesicht. Du erinnerst dich, Orla, daß ich dich fragte, ob du So-lin mit Wein begossen hättest?«

Orla blieb mißtrauisch.

»Ich sagte dir, nein, ich hab’s nicht getan.«

»Stimmt. Es gibt nämlich noch eine andere hübsche Frau im rath, nicht wahr, Murgal? Diese Frau besitzt übrigens eine gewisse Ähnlichkeit mit Orla und ist ebenfalls groß und eine imponierende Erscheinung.«

Der Druide bemühte sich, ihren Gedankengängen zu folgen.

»Du mußtest feststellen, daß sie für deine eigenen Bemühungen auch nicht empfänglich war, nicht wahr? Auf dem Fest schlug dir die Apothekerin Mar-ga ins Gesicht.«

Murgal blinzelte verlegen.

»Das hat ja jeder gesehen«, murmelte er gekränkt. »Weshalb sollte ich das leugnen? Aber ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«

Fidelma wandte sich nun Marga zu. Im Gesicht der Apothekerin spiegelten sich die verschiedensten Emotionen wider.

»Bruder Solin hat dir nicht nur einen unzüchtigen Antrag gemacht - er kam in deine Wohnung und versuchte sich dir gewaltsam zu nähern.«

Marga hob trotzig das Kinn.

»Ich begoß ihn mit Wein, um seine Hitze abzukühlen. Ich schlug ihm ins Gesicht. Getötet habe ich den Mann nicht.«

»Aber er hat dir nachgestellt, Marga«, beharrte Fidelmaruhig. »Und das war der Grund, weshalb Bruder Solin ermordet wurde.«