Выбрать главу

»Wer bist du?«, fragte der Wächter mit lauter Stimme auf Arabisch.

Hali Kasim hörte die Frage und wusste, dass nun die Probleme begannen. Der Wächter griff nach einer Trillerpfeife, die er an einer Schnur um den Hals trug. Doch ehe er hineinblasen konnte, rang ihn der falsche Wächter zu Boden.

»Jeder kann jetzt tun, was er für richtig hält!«, brüllte Hali Kasim seinen Männern zu. »Nur darf niemand entkommen.«

Hali Kasim, die restlichen drei falschen Wächter und die vier anderen Männer verließen ihre Verstecke und rannten über den Hof auf die Kaaba zu. Schnell zogen sie zwei weitere Wächter aus dem Verkehr, aber einer riss sich los und flüchtete zum Tor.

Kasim verfolgte ihn sofort, aber der Wächter war schnell. Er hatte den Hof überquert und schon fast den Torbogen, der nach draußen führte, erreicht, als einer der Männer, die nach versteckten Bomben suchten, aus dem Schatten trat und ihn mit einer reflexartigen Armbewegung von den Beinen riss.

Der Wächter landete auf den Steinboden und verabschiedete sich ins Land der Träume. Ein dünner Blutfaden sickerte von seinem Hinterkopf auf die Marmorplatten.

»Schleift ihn ins Wächterhaus«, befahl Kasim, als er herüberkam, »und wickelt ihm etwas um den Kopf.«

Zwei Männer packten den bewusstlosen Wächter unter den Achselhöhlen und brachten ihn fort.

Hali Kasim kehrte eilig zur Kaaba zurück, überzeugte sich, dass die falschen Wächter ihre vorgeschriebenen Positionen einnahmen, und half dann, die echten Wächter ins Wächterhaus zu bringen. Danach warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie zeigte 2:08 Uhr. Daraufhin begab sich Kasim zum Eingang der Moschee, um auf den CIA-Agenten zu warten. Dieser traf kurz darauf mit dem Suburban ein. Er stieg aus, stellte einen Karton mit den chemischen Detektoren ab und holte den Behälter mit dem Stein Abrahams vom Rücksitz.

»Ich bin Kasim, geben Sie mir den Stein.«

Der Agent zögerte. »Ich bin Muslim«, drängte Kasim, »her mit dem Stein.«

Der Agent reichte Kasim den Karton.

»Bringen Sie die Detektoren hinein und geben Sie sie dem ersten Mann, den Sie treffen«, erklärte Kasim. »Anschließend verschwinden Sie von hier. Das Ganze wird nicht so glatt laufen, wie wir es geplant haben.«

»Okay«, sagte der Agent.

Kasim, den Behälter mit dem Stein unterm Arm und dem CIA-Agenten im Schlepptau, kehrte in den Innenhof der Moschee zurück. Der Agent übergab einem von Kasims Männern den Behälter mit den chemischen Detektoren und verfolgte, wie Kasim den Hof überquerte und hinter dem Vorhang verschwand, der die Kaaba verbarg. Dann verließ er die Moschee und stieg in den Suburban, der kurz darauf mit quietschenden Reifen in der Dunkelheit untertauchte.

Sobald er sich auf der anderen Seite des Vorhangs befand, überkam Kasim ein Gefühl des Friedens und der Ruhe. Die wechselvolle Geschichte des Heiligtums teilte sich ihm fast körperlich mit. Für einen kurzen Moment regte sich in ihm die Hoffnung, es möge noch nicht alles verloren sein. Ein einzelner Scheinwerfer beleuchtete die silberne Einfassung der Nische im schwarzen Block der Kaaba, in der jetzt noch der auf Grönland gefundene Meteorit ruhte.

Kasim setzte den Karton mit dem Stein Abrahams ab und zerschnitt mit seinem Taschenmesser die Verpackung. Er richtete sich auf, nahm den Grönland-Stein aus der Nische und legte ihn neben den Karton. Dann hob er den Stein Abrahams vorsichtig aus seinem Behältnis.

Behutsam und andächtig trug er ihn zurück auf seinen angestammten Platz.

Dann trat Hali Kasim zurück, murmelte ein kurzes Gebet und deponierte den Grönland-Stein im Karton. Nun tauchte er unter dem Vorhang auf und brachte den Karton zum Wächterhaus. Inzwischen durchsuchten seine restlichen Männer die Moschee mit Hilfe der Detektoren. Er nutzte diese Zeit, um zu telefonieren.

Skutter saß auf dem Beifahrersitz des Lieferwagens. Seine Leute hatten es sich im Laderaum bequem gemacht. Da klingelte das Telefon.

»Wir beobachten euch von oben«, meldete Max Hanley. »Unsere Pläne haben sich ein wenig geändert — ihr braucht nicht nach Jeddah zu fahren. Wir holen euch schon vorher raus.«

Auf der Oregon beobachtete Hanley das von einem Satelliten übermittelte Infrarotbild des Lieferwagens auf seiner Fahrt nach Süden. »Fahren Sie noch etwa zehn Kilometer weiter«, gab Hanley durch, »und halten Sie an. Dicht vor der Küste liegt ein Schiff. Sie schicken gleich eine Barkasse an Land, um Sie aus der Bucht zu holen. Schaffen Sie Ihre Männer an Bord, Captain Skutter, und dann sind wir am Zug.«

»Wie viele Sprengsätze haben Hali und sein Team gefunden?«, wollte Eric Stone wissen.

»Fünf«, sagte Hanley.

»Weißt du, Max, ich würde empfehlen, den Rest den Saudis zu überlassen. Ich habe soeben einen Anruf von der Frau eines der Wächter abgefangen. Sie hat sich bei der örtlichen Polizei erkundigt, warum ihr Mann noch nicht zu Hause eingetroffen ist.«

»Es ist erst zwanzig nach zwei!«, schimpfte Hanley.

»Frauen«, stieß Eric Stone kopfschüttelnd aus. »Manchmal können sie einem das Leben verdammt schwer machen.«

Hanley griff nach seinem Telefon.

Kasim war soeben im Begriff, einen C-6-Sprengsatz zu entschärfen, als sein Mobiltelefon vibrierte.

»Zieht euch sofort zurück!«, befahl Hanley.

»Wir haben noch nicht alle –«, wollte Kasim widersprechen.

»Schnellstens«, unterbrach ihn Hanley. »Wir sind geplatzt. Ich lasse euch mit einem Wagen zum zweiten Treffpunkt bringen. Hast du verstanden, Hali?«

»Alles klar, Max.«

»Dann los.«

Noch während Hali Kasim sein Telefon in einer Tasche verstaute, fuhr vor der großen Moschee ein CIA-Agent in einem umgebauten Ford-Gelände-Pick-up vor. Er schaute sich nervös um, während die Sekunden verstrichen.

»Er ist da!«, rief Kasim über den Innenhof. »Alle zum Ausgang!«

Die vier falschen Wächter verließen ihre Posten, während die Angehörigen des Bombensuchtrupps hinter Gebäuden und Säulen auftauchten. Kasim rannte zum Wagen.

»Wir kommen sofort«, gab er dem Fahrer Bescheid.

»Sie sollen sich auf die Ladefläche legen«, sagte der Fahrer, »und unter der Plane verstecken.«

Kasim öffnete die hintere Ladeklappe und half seinen Männern beim Hinaufklettern. Dabei zählte er sie ab — zehn, elf, zwölf, dreizehn. Mit ihm waren es vierzehn — ein Mann befand sich noch in der Moschee. Kasim ging zum Tor und suchte den Innenhof ab. Er entdeckte den letzten Mann, als er sich aus den Schatten löste und auf ihn zusprintete.

»Tut mir Leid«, keuchte der Mann atemlos, »ich war gerade dabei, eine Ladung lahm zu legen, als Sie riefen.«

Kasim packte seinen Arm und zerrte ihn zum Wagen.

»Springen Sie rein!«, rief er.

Dann vergewisserte er sich, dass alle unter der Abdeckplane Platz gefunden hatten, und stieg zum Fahrer.

»Sie wissen, wohin es geht?«, fragte er, während der CIA-Agent Gas gab.

»Selbstverständlich«, antwortete der Fahrer.

U.S. Air Force Major Hamilton Reeves legte zwar großen Wert auf militärische Etikette, pflegte jedoch mit seiner Besatzung einen eher lockeren Umgang. Er hängte das Funkmikrofon in seine Halterung und wandte sich an seinen Kopiloten und seinen Flugingenieur.

»Was haltet ihr davon, heute Abend in den Luftraum eines souveränen Staates einzudringen?«

»Ich habe nichts Besonderes vor«, erwiderte der Kopilot.

»Solange uns nicht der Sold gekürzt wird, gern«, schloss sich der Flugingenieur an.

»Dann mal los«, sagte Reeves, »statten wir Saudi-Arabien einen kleinen Besuch ab.«