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Altoum. Ich bin's nicht

Zufrieden. Nichts gestatt' ich. Das Gesetz

Will ich vollzogen wissen.

Kalaf (faellt ihm zu Fuessen). Maecht'ger Kaiser!

Wenn Bitten dich bewegen-wenn du mein,

Wenn du der Tochter Leben liebst, so duld' es!

Bewahren mich die Goetter vor der Schuld,

Dass sich ihr Geist nicht saettige. Er weide

Mit Wollust sich an meinem Blut-Sie loese

Im Divan, wenn sie Scharfsinn hat, mein Raethsel!

Turandot (fuer sich).

Er spottet meiner noch, wagt's, mir zu trotzen!

Altoum (zu Kalaf).

Unsinniger! Ihr wisst nicht, was Ihr fordert,

Wisst nicht, welch einen Geist sie in sich hat,

Das Tiefste auch versteht sie zu ergruenden.

-Sei's denn! Die neue Probe sei verstattet!

Sie sei des Bandes mit Euch los, kann sie

Im Divan morgen uns die Namen nennen.

Doch eines neuen Mordes Trauerspiel

Gestatt' ich nicht-Erraeth sie, was sie soll,

So zieht in Frieden Euren Weg-Genug

Des Blutes ist geflossen. Folgt mir, Prinz!

-Unkluger Juengling! Was habt Ihr gethan?

(Der Marsch wird wieder gehoert. Altoum geht gravitaetisch mit dem

Prinzen, Pantalon. Tartaglia, den Doctoren und der Leibwache

durch die Pforte ab, durch die er gekommen. Turandot, Adelma,

Zelima, Sklavinnen und Truffaldin mit den Verschnittenen entfernen

sich durch die andere Pforte, ihren ersten Marsch wiederholend.)

Dritter Aufzug.

Ein Zimmer im Serail.

Erster Auftritt.

Adelma allein.

Jetzt oder nie entspring' ich diesen Banden.

Fuenf Jahre trag' ich schon den gluehnden Hass

In meiner Brust verschlossen, heuchle Freundschaft

Und Treue fuer die Grausame, die mir

Den Bruder raubte, die mein ganz Geschlecht

Vertilgte, mich zu diesem Sklavenloos

Herunterstiess-In diesen Adern rinnt,

Wie in den ihren, koenigliches Blut;

Ich achte mich, wie sie, zum Thron geboren.

Und dienen soll ich ihr, mein Knie ihr beugen,

Die meines ganzen Hauses Moerderin,

Die meines Falles blut'ge Ursach ist.

Nicht laenger duld' ich den verhassten Zwang,

Erschoepft ist mir die Kraft, ich unterliege

Der lang getragnen Buerde der Verstellung.

Der Augenblick ist da, mich zu befrein,

Die Liebe soll den Rettungsweg mir bahnen.

All' meine Kuenste biet' ich auf-Entweder

Entdeck' ich sein Geheimniss oder schreck' ihn

Durch List aus diesen Mauern weg-Verhasste!

Du sollst ihn nicht besitzen! Diesen Dienst

Will ich aus falschem Herzen dir noch leisten.

Mir selber dien' ich, suesse Rache ueb' ich,

Dein Herz zerreiss' ich, da ich deinem Stolz

Verraethrisch diene-ich durchschaute dich!

Du liebst ihn, aber darfst es nicht gestehn.

Du musst ihn von dir stossen und verwerfen,

Wider dich selber musst du thoericht wuethen,

Den laecherlichen Ruhm dir zu bewahren;

Doch ewig bleibt der Pfeil in deiner Brust,

Ich kenn' ihn; nie vernarben seine Wunden.

-Dein Frieden ist vorbei! Du hast empfunden!

(Turandot erscheint im Hintergrund, auf Zelima gelehnt,

welche beschaeftigt ist, sie zu beruhigen.)

Sie kommt, sie ist's! Verzehrt von Scham und Wuth

Und von des Stolzes und der Liebe Streit!

Wie lab' ich mich an ihrer Seele Pein!

-Sie naehert sich-Lass hoeren, was sie spricht!

Zweiter Auftritt.

Turandot im Gespraech mit Zelima. Adelma, anfangs ungesehen.

Turandot. Hilf, rath mir, Zelima. Ich kann's nicht tragen,

Mich vor dem ganzen Divan ueberwunden

Zu geben!-Der Gedanke toedtet mich.

Zelima. Ist's moeglich, Koenigin? Ein so edler Prinz

So liebeathmend und so liebenswerth,

Kann nichts als Hass und Abscheu-

Turandot. Abscheu! Hass! (Sie besinnt sich)

-Ich hass' ihn, ja. Abscheulich ist er mir!

Er hat im Divan meinen Ruhm vernichtet.

In allen Landen wird man meine Schande

Erfahren, meiner Niederlage spotten.

O, rette mich-In aller Fruehe, will

Mein Vater, soll der Divan sich versammeln,

Und loes' ich nicht die aufgegebne Frage,

So soll in gleichem Augenblick das Band

Geflochten sein-"Wess Stamms und Namen ist

"Der Prinz, der, um sein Leben zu erhalten,

"Gezwungen ward, als niedrer Knecht zu dienen

"Und Lasten um geringen Preis zu tragen;

"Der endlich auf dem Gipfel seiner Hoffnung

"Noch ungluecksel'ger ist, als je zuvor?"-

-Dass dieser Prinz er selbst ist, seh' ich leicht.

Wie aber seinen Namen und Geschlecht

Entdecken, da ihn Niemand kennt, der Kaiser

Ihm selbst verstattet, unerkannt zu bleiben?

Geaengstigt, wie ich war, geschreckt, gedraengt,

Ging ich die Wette unbedachtsam ein.

Ich wollte Frist gewinnen-Aber wo

Die Moeglichkeit, es zu errathen? Sprich!

Wo eine Spur, die zu ihm leiten koennte?

Zelima. Es gibt hier kluge Frauen, Koenigin,

Die aus dem Thee-und Kaffeesatz wahrsagen-

Turandot. Du spottest meiner! Dahin kam's mit mir!

Zelima. Wozu auch ueberall der fremden Kuenste?

-O, seht ihn vor Euch stehn, den schoenen Prinzen!

Wie ruehrend seine Klage war! Wie zaertlich

Er aus zerrissnem Herzen zu Euch flehte!

Wie edelmuethig er, sein selbst vergessen,

Zu Eures Vaters Fuessen fuer Euch bat,

Fuer Euch, die kein Erbarmen mit ihm trug,

Zum zweitenmal sein kaum gerettet Leben

Darbot, um Eure Wuensche zu vergnuegen!

Turandot (weggewendet). Still, still davon!

Zelima. Ihr kehrt Euch von mir ab!

Ihr seid geruehrt! Ja, ja! Verbergt es nicht!

Und eine Thraene glaenzt in Eurem Auge-

O, schaemt Euch nicht der zarten Menschlichkeit!

Nie sah ich Euer Angesicht so schoen.

O, macht ein Ende! Kommt-

(Adelma ist im Begriff hervorzutreten.)

Turandot. Nichts mehr von ihm!

Er ist ein Mann. Ich hass' ihn, muss ihn hassen.

Ich weiss, dass alle Maenner treulos sind,

Nichts lieben koennen als sich selbst; hinweg-

Geworfen ist an dies verraeterische Geschlecht

Die schoene Neigung und die schoene Treue.

Geschmeid'ge Sklaven, wenn sie um uns werben,

Sind sie Tyrannen, gleich, wo sie besitzen.

Das blinde Wollen, den gereizten Stolz,

Das eigensinnig heftige Begehren,

Das nennen sie ihr Lieben und Verehren.

Das reisst sie blind zu unerhoerter That,

Das treibt sie selber auf den Todespfad;

Das Weib allein kennt wahre Liebestreue.

-Nicht weiter, sag' ich dir. Gewinnt er morgen,

Ist mir der Tod nicht schrecklicher, als er.

Mich sah' die Welt, die mir gehaessig ist,

Zu dem gemeinen Loos herabgewuerdigt

An eines Mannes und Gebieters Hand!

Nein, nein! So tief soll Turandot nicht sinken!

-Ich seine Braut! Eh' in das offne Grab

Mich stuerzen, als in eines Mannes Arme!

(Adelma hat sich wieder zurueckgezogen.)