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Barak. Gott!

Kalaf. Mir liess der Kaiser diese Boerse reichen,

Ein schoenes Pferd und dieses Ritterkleid.

Den greisen Eltern sag' ich Lebewohl;

Ich gehe, rief ich, mein Geschick zu aendern,

Wo nicht, dies traur'ge Leben zu verlieren!

Was thaten sie nicht, mich zurueckzuhalten

Und, da ich standhaft blieb, mich zu begleiten!

Verhuet' es Gott, dass sie, von Angst gequaelt,

Nicht wirklich meinen Spuren nachgefolgt!

Hier bin ich nun, zu Peckin, unerkannt,

Viel hundert Meilen weit von meiner Heimath.

Entschlossen komm' ich her, dem grossen Khan

Vom Lande China als Soldat zu dienen,

Ob mir vielleicht die Sterne guenstig sind,

Durch tapfre That mein Schicksal zu verbessern.

-Ich weiss nicht, welche Festlichkeit die Stadt

Mit Fremden fuellt, dass kein Karvanserai

Mich aufnahm-Dort in jener schlechten Huette

Gab eine Frau aus gutem Herzen mir

Herberge.

Barak. Prinz, das ist mein Weib.

Kalaf. Dein Weib?

Preise dein Glueck, dass es ein fuehlend Herz

Zur Gattin dir gegeben! (Er reicht ihm die Hand.)

Jetzt leb' wohl.

Ich geh' zur Stadt. Mich treibt's, die Festlichkeit

Zu sehn, die so viel Menschen dort versammelt.

Dann zeig' ich mich dem grossen Khan und bitt'

Ihn um die Gunst, in seinem Heer zu dienen.

(Er will fort. Barak haelt ihn zurueck.)

Barak. Bleibt, Prinz! Wo wollt Ihr hin? Moegt Ihr das Aug'

An einem grausenvollen Schauspiel weiden?

O, wisset, edler Prinz-Ihr kamt hieher

Auf einen Schauplatz unerhoerter Thaten.

Kalaf. Wie so? Was meinst du?

Barak. Wie? Ihr wisst es nicht,

Dass Turandot, des Kaisers einz'ge Tochter,

Das ganze Reich in Leid versenkt und Thraenen?

Kalaf. Ja, schon vorlaengst im Karazanenland

Hoert' ich dergleichen-und die Rede ging,

Es sei der Prinz des Koenigs Keicobad

Auf eine seltsam jammervolle Art

Zu Peckin umgekommen-Eben dies

Hab' jenes Kriegesfeuer angeflammt,

Das mit dem Falle seines Reichs geendigt.

Doch Manches glaubt und schwatzt ein dummer Poebel,

Worueber der Verstaend'ge lacht-Darum

Sag' an, wie sich's verhaelt mit dieser Sache?

Barak. Des Grosskhans einz'ge Tochter, Turandot,

Durch ihren Geist beruehmt und ihre Schoenheit,

Die keines Malers Pinsel noch erreicht,

Wie viele Bildnisse von ihr auch in der Welt

Herumgehn, hegt so uebermueth'gen Sinn,

So grossen Abscheu vor der Ehe Banden,

Dass sich die groessten Koenige umsonst

Um ihre Hand bemueht-

Kalaf. Das alte Maerchen

Vernahm ich schon am Hofe Keicobads

Und lachte drob-Doch fahre weiter fort

Barak. Es ist kein Maerchen. Oft schon wollte sie

Der Khan, als einz'ge Erbin seines Reichs,

Mit Soehnen grosser Koenige vermaehlen.

Stets widersetzte sich die stolze Tochter,

Und, ach! zu blind ist seine Vaterliebe,

Als dass er Zwang zu brauchen sich erkuehnte.

Viel schwere Kriege schon erregte sie

Dem Vater, und obgleich noch immer Sieger

In jedem Kampf, so ist er doch ein Greis

Und unbeerbt wankt er dem Grabe zu.

Drum sprach er einsmals ernst und wohlbedaechtlich

Zu ihr die strengen Worte: Stoerrig Kind!

Entschliesse dich einmal, dich zu vermaehlen,

Wo nicht, so sinn' ein ander Mittel aus,

Dem Reich die ew'gen Kriege zu ersparen;

Denn ich bin alt; zu viele Koen'ge schon

Hab' ich zu Feinden, die dein Stolz verschmaehte.

Drum nenne mir ein Mittel, wie ich mich

Der wiederholten Werbungen erwehre,

Und leb' hernach und stirb, wie dir's gefaellt-

Erschuettert ward von diesem ernsten Wort

Die Stolze, rang umsonst, sich loszuwinden;

Die Kunst der Thraenen und der Bitten Macht

Erschoepfte sie, den Vater zu bewegen;

Doch unerbittlich blieb der Khan-Zuletzt

Verlangt sie von dem ungluecksel'gen Vater,

Verlangt-Hoert, was die Furie verlangte!

Kalaf. Ich hab's gehoert. Das abgeschmackte Maerchen

Hab' ich schon oft belacht-Hoer', ob ich's weiss!

Sie fordert' ein Edict von ihrem Vater,

Dass jedem Prinzen koeniglichen Stamms

Vergoennt sein soll, um ihre Hand zu werben.

Doch dieses sollte die Bedingung sein:

Im oeffentlichen Divan, vor dem Kaiser

Und seinen Raethen allen, wollte sie

Drei Raethsel ihm vorlegen. Loeste sie

Der Freier auf, so moeg' er ihre Hand

Und mit derselben Kron' und Reich empfangen.

Loest er sie nicht, so soll der Kaiser sich

Durch einen heil'gen Schwur auf seine Goetter

Verpflichten, den Ungluecklichen enthaupten

Zu lassen.-Sprich, ist's nicht so? Nun vollende

Dein Maerchen, wenn du's kannst vor langer Weile.

Barak. Mein Maerchen? Wollte Gott! Der Kaiser zwar

Empoert' sich erst dagegen; doch die Schlange

Verstand es, bald mit Schmeichelbitten, bald

Mit list'ger Redekunst das furchtbare

Gesetz dem schwachen Alten zu entlocken.

Was ist's denn auch? sprach sie mit arger List;

Kein Prinz der Erde wird so thoericht sein,

In solchem blut'gen Spiel sein Haupt zu wagen!

Der Freier Schwarm zieht sich geschreckt zurueck,

Ich werd' in Frieden leben. Wagt es dennoch

Ein Rasender, so ist's auf seine eigne

Gefahr, und meinen Vater trifft kein Tadel,

Wenn er ein heiliges Gesetz vollzieht!-

Beschworen ward das unnatuerliche

Gesetz und kund gemacht in allen Landen.

(Da Kalaf den Kopf schuettelt.)

-Ich wuenschte, dass ich Maerchen nur erzaehlte

Und sagen duerfte. Alles war ein Traum!

Kalaf. Weil du's erzaehlst, so glaub' ich das Gesetz.

Doch sicher war kein Prinz wahnsinnig gnug,

Sein Haupt daran zu setzen.

Barak (zeigt nach dem Stadtthor). Sehet, Prinz!

Die Koepfe alle, die dort auf den Thoren

Zu sehen sind, gehoerten Prinzen an,

Die toll genug das Abenteuer wagten

Und klaeglich ihren Untergang drin fanden,

Weil sie die Raethsel dieser Sphinx zu loesen

Nicht faehig waren.

Kalaf. Grausenvoller Anblick!

Und lebt ein solcher Thor, der seinen Kopf

Wagt, um ein Ungeheuer zu besitzen!

Barak. Nein! Sagt das nicht. Wer nur ihr Konterfei

Erblickt, das man sich zeigt in allen Laendern,

Fuehlt sich bewegt von solcher Zaubermacht,

Dass er sich blind dem Tod entgegen stuerzt,

Das goettergleiche Urbild zu besitzen.

Kalaf. Irgend ein Geck.

Barak. Nein, wahrlich! Auch der Kluegste.

Heut ist der Zulauf hier, weil man den Prinzen

Von Samarcanda, den verstaendigsten,

Den je die Welt gesehn, enthaupten wird.

Der Khan beseufzt die fuerchterliche Pflicht;

Doch ungeruehrt frohlockt die stolze Schoene.

(Man hoert in der Ferne den Schall von gedaempften Trommeln.)

Hoert! Hoert Ihr! Dieser dumpfe Trommelklang

Verkuendet, dass der Todesstreich geschieht;

Ihn nicht zu sehen, wich ich aus der Stadt.

Kalaf. Barak, du sagst mir unerhoerte Dinge.

Was? Konnte die Natur ein weibliches

Geschoepf wie diese Turandot erzeugen,