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Was uns dann weiter ermutigte, waren die Ergebnisse, nachdem wir die ersten Fühler ausgestreckt hatten; es zeigte sich, daß Potential in der Geschichte steckte. Nicht nur hatten Wissenschaftler versucht, Instrumente in Tornadoschlote zu packen, sondern es gab auch viele überlieferte Episoden von sogenannten »Ausbrüchen« von Tornados, sogar von nicht weniger als Hunderten an einem einzigen Tag, oft nur in Abständen von wenigen Minuten. Genau so etwas konnten wir für unsere Story brauchen. Es kommt nämlich gar nicht so selten vor. In den letzten zehn Jahren hat es sieben Tornadoausbrüche gegeben, in denen jeweils bis zu vierzig und mehr Einzeltornados rasch hintereinander entstanden. Als der schlimmste solche Ausbruch gilt, Ted Fujita zufolge, der vom April 1974, als an einem einzigen Tag nicht weniger als 148 Einzeltornados buchstäblich vom Himmel fielen und einen Pfad der Vernichtung von insgesamt 2400 Meilen hinterließen.

Kurzum, unsere Story schien durchaus möglich. Also setzten wir uns, wenn auch mit einigen Vorbehalten, hin, um sie gemeinsam zu schreiben. Das war im Januar 1994. Wir wußten beide überhaupt nicht, ob dabei wirklich etwas Brauchbares herauskäme, oder ob wir sie überhaupt zu Ende bringen würden. Zumal uns jede Menge guter Ratschläge erteilt wurden, daß der beste Weg, eine Ehe zu ruinieren, das gemeinsame Schreiben und Arbeiten sei. Doch es stellte sich heraus, daß sich unser gemeinsames Arbeiten leicht und problemlos gestaltete. Der Aufbau war ja ungewöhnlich klar und bestimmte schon vom Ansatz her, was jeweils als nächstes passieren sollte. Außerdem bedienten wir uns vieler Episoden und Details, die wirklich geschehen waren und in der Zeitung gestanden hatten. Richtig erfunden haben wir eigentlich überhaupt nichts. Das war auch wichtig, weil Tornados in sich selbst schon etwas so Dramatisches sind, daß es leicht ist, dabei auf die übliche Art von Hollywood zu übertreiben, und weil es uns ausdrücklich darauf ankam, dennoch der mit dem Thema verbundenen Realität treu zu bleiben.

Nun war aber allein die Realität zuweilen ganz schön problematisch. So konnten wir zum Beispiel nicht wissen, ob es im Frühjahr und Sommer 1994 wirklich möglich sein würde, Szenen zu filmen, wie wir sie so leichthin aufs Papier warfen. Natürlich richteten wir uns nach einschlägigen Computergraphiken, aber es ist eben sehr viel schwieriger, aus einem Computer einen Tornado zu zaubern als beispielsweise einen Dinosaurier. Andererseits ist das Industrial Light and Magic (ILM) von George Lucas eines der erfolgreichsten Forschungs- und Entwicklungsunternehmen der amerikanischen Geschichte. Wir gingen also einfach davon aus, diese rapide Entwicklung der Computertechnik bei ILM gehe auch in diesem Tempo weiter, so daß, wenn wir unser Skript fertig hätten, dann bereits computergenerierte Filmtornados möglich seien. Und wirklich, genauso war es. Im Januar 1995 sahen wir einen Testfilm, der geradezu beängstigend realistisch war.

Wie so oft bei großen Hollywood-Filmproduktionen, übernahmen das Projekt andere, und es entwickelte sich auch in anderen Richtungen weiter. Was als fertiger Film im Kino zu sehen ist, stellt das Endprodukt der Arbeit vieler weiterer ungenannter Autoren dar. Aber es mag Leser geben, die es interessiert, wie die ganze Sache ihren Anfang nahm.

In der wirklichen Welt haben mittlerweile Howard Bluestein und andere Forscher die Idee, ein Instrumentenpack in einen Tornadoschlot zu plazieren, längst aufgegeben. Sie haben es fünf Jahre lang versucht, aber jedesmal erfolglos, obwohl sie einsahen, daß TOTO wohl vor allem zu leicht war und in einem Tornadowirbel einfach zu schnell umkippte. Trotzdem bringen wir der Ausdauer, der Kühnheit und dem Wagemut der Sturmforscher unsere größte Hochachtung entgegen. Und beim Schreiben dieses Drehbuchs hofften wir, daß sie es vielleicht ganz amüsant finden, zumindest im Film zu sehen, daß ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt werden.

Michael Crichton

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Aussen/Ländliches Oklahoma/Stürmischer Tag Grossaufnahme hohes Gras, das sich im Wind bewegt.

EIN MÄDCHEN, etwa zehn Jahre alt, läuft durch das Gras auf uns zu. An Kleid und Haaren zerrt der Wind.

MÄDCHEN Mami, Mami!

Sie läuft an uns vorbei und weiter bis zum Farmhaus. Hinter ihr schwarzer, drohender Himmel. Der Wind wird rasch stärker. Bäume neigen sich.

Beim Haus

DER VATER steht am offenen Sturmkeller und winkt das Kind, während es auf ihn zuläuft, herbei. Der Wind ist bereits sehr stark.

VATER

Komm schon, komm!

Er beeilt sich, in den Keller zu kommen, und reicht das Kind der Mutter hinein, die schon unten ist. Mit einem letzten besorgten Blick schließt er den Kellerverschlag, was ihm wegen des Windes schon einige Mühe bereitet.

NAH: DER VERSCHLAG

Die Türflügel beginnen zu klappern, dann zu vibrieren, während die unsichtbare Hand des Sturms sie fortzureißen versucht.

FAHRT SEITLICH vom Kellerverschlag an den Fenstern vorbei; sie klappern und zerspringen dann; bis zur Ecke des Hauses. Wir sehen das Haus in seinen Fundamenten wanken und schwanken. Das ganze Haus verdreht sich wie der Schraubverschluß eines Glases. Dann hebt es ab und wird buchstäblich aus seinen Fundamenten gezerrt, der Beton zerspringt, der Wind steigert sich zu infernalischem Heulen -und mit einem Mal IST DAS HAUS FORT, einfach emporgezogen und weg.

Eine tiefe Dunkelheit verhüllt alles.

Fernsehnachrichten

EIN AMATEURFILM MIT REC-Anzeige in der Ecke zeigt einen etwas entfernten Blick auf das Haus, das eben zu sehen war, wie es von dem Tornado gepackt und fortgetragen wird.

NACHRICHTENSPRECHER

(darüber)

So sah es vor wenigen Minuten aus, als ein Twister in der Nähe von Lancaster niederging. Wir befinden uns in der Hauptsaison für Tornados, und genau deshalb ist Oklahoma als »Tornado-Allee« bekannt.

IM NACHRICHTENRAUM

Der Nachrichtensprecher sitzt vor einer Farbschablonen-Landkarte von Oklahoma, mit Überleger der aktuellen Wetterfront.

NACHRICHTENSPRECHER

Der nationale Wetterdienst spricht von der größten Sturmfront seit 1992. Ganze Teams von Sturmforschern sind aus dem ganzen Lande angereist. In den nächsten 24 Stunden werden noch zahlreiche weitere Tornados erwartet.

Während der Nachrichtensprecher redet, läuft am unteren Bildschirmrand in Weiß der Text durch:

WATCH FOR THE COUNTIES OF ... (TORNADOALARM FÜR DIE Landkreise ...)

Aussen/Ländliches Oklahoma/Stürmischer Tag Ein bedrohlich SCHWARZER HIMMEL hängt tief über flachen grünen Feldern mit einem alleinstehenden weißen Farmhaus. BLITZE zucken knisternd herab.

EIN AUTO fährt im Vordergrund vorüber.

Wassertropfen auf der Windschutzscheibe. Die Straße verliert sich weit in der Ferne.

Innen/im Wagen

BILL HaRDING, 35, Cowboytyp, in Jeans und Arbeitshemd, blinzelt am Steuer angestrengt auf die Straße nach vorne.

MELISSA HUNTLEY neben ihm auf dem Beifahrersitz ist 30, auf eine großbürgerliche, zugeknöpfte Art hübsch. Maßhose und weißes Hemd. Sieht zum Fenster hinaus.