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Es war drei Uhr nachts. Eine Stunde war vergangen, seit die Tür mit sanftem Klicken ins Schloß gefallen war, hinter Drake und seiner Bürde. Sie wußte nicht, wohin er ging, was er vorhatte .

Benommen saß sie auf der Couch. Sie hatte weder den Wunsch, zu schlafen, noch sich zu bewegen. Sie versuchte, ihre Gedanken in engen Kreisen zu halten, sie nicht zu den Dingen schweifen zu lassen, die sie nicht wissen sollte oder wollte.

Parasitärer Geist! War es Zufall, oder war es eine wunderliche Erinnerung alter Rassen, ein dünnes immerwährendes Raunen von Tradition und innerer Sicht, das unendliche Millionen Jahre zurückreicht, das für ewig den seltsamen Beginn der Menschheit umgeben wird? Rose dachte, daß zwei Intelligenzen das Leben auf der Erde begonnen hatten. Da waren Menschen im Garten Eden, und da war die Schlange, »die klüger war als jedes andere Tier im Garten«. Die Schlange steckte den Menschen an, und das Ergebnis war, daß sie ihre Gliedmaßen verlor. Diese körperlichen Attribute waren nicht mehr notwendig für sie. Und der Mensch wurde aus dem Garten des ewigen Lebens vertrieben. Der Tod betrat die Welt.

Doch trotz ihres Bemühens verließen ihre Gedanken die engen Kreise und flogen zu Drake. Sie holte sie zurück, sie begann zu zählen, die Namen der Dinge aufzusagen, die sich in ihrem Gesichtskreis befanden, sie schrie: »Nein, nein«, aber vergebens. Immer wieder erschien Drake vor ihrem geistigen Auge.

Drake hatte sie belogen. Es war eine sehr plausible Geschichte, und unter anderen Umständen hätte sie sie wahrscheinlich auch geglaubt. Aber Drake war kein Biologe. Krebs ist keine Krankheit, die durch die verlorene Fähigkeit zu normalem Wachstum entsteht, wie Drake sagte. Krebs befällt auch Kinder, während sie noch wachsen. Er kann sogar Embryos befallen. Er befällt Fische, die wie die extraterrestrischen Wesen nicht aufhören zu wachsen, solange sie leben, und die nur durch eine Krankheit oder einen Unfall sterben. Er befällt Pflanzen, die keinen Verstand haben und nicht von intelligenten Parasiten befallen werden können. Krebs hat nichts mit normalem oder abnormem Wachstum zu tun. Es ist die allgemeine Krankheit des menschlichen Lebens, gegen die kein Körper und kein multizellularer Organismus wirklich immun sind.

Er hätte sie nicht belügen sollen. Er hätte nicht dieser dunk-len, sentimentalen Schwäche nachgeben dürfen, die ihn daran gehindert hatte, sie zu töten. Sie würde alles ihren Kollegen im Institut erzählen. Ja, die Parasiten konnten nicht vernichtet werden. Ihr Verschwinden würde den Krebs nicht verursachen. Aber wer würde ihr glauben?

Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen. Die jungen Männer verschwanden gewöhnlich in ihrem ersten Ehejahr. Wie immer die Fortpflanzung der Parasiten vor sich gehen mußte, auf jeden Fall war es notwendig, daß ein Parasit in engen Kontakt zu einem anderen trat. Und das war nur möglich, wenn auch ihre Wirte sich eng miteinander verbanden, wie Mann und Frau in einer jungen Ehe.

Sie fühlte, wie die Gedanken ihr langsam entglitten. Sie würden zu ihr kommen. Sie würden sie fragen: »Wo ist Harg Tholan?« Und sie würde antworten: »Bei meinem Mann.« Dann würden sie fragen »Wo ist Ihr Mann?«, denn auch er war verschwunden. Er brauchte sie nicht mehr. Er würde nie mehr zurückkehren. Sie würden ihn nie finden, denn er war draußen im Weltraum. Sie würde beide, Drake Smollett und Harg Tholan, als vermißt melden.

Sie wollte weinen, aber sie konnte es nicht. Ihre Augen waren trocken und schmerzten.

Und dann begann sie plötzlich zu kichern und konnte nicht aufhören. Es war wirklich komisch. Auf so viele Fragen hatte sie Antworten gesucht und hatte sie gefunden. Jetzt konnte sie sogar die Frage beantworten, von der sie gedacht hatte, sie gehöre gar nicht zur Sache. Sie wußte endlich, warum Drake sie geheiratet hatte.

Die verrückte Maschine

Ich glaube, eine der gängigsten Phrasen, die jeder irgendwann einmal benutzt, lautet: »Also, was findet er bloß an der?« beziehungsweise: »Wasfindet sie bloß an dem?«

Das ist natürlich eine lächerliche Frage, denn was er an ihr beziehungsweise sie an ihm findet, ist wahrscheinlich etwas, das jeder von uns sehr gut kennt.

Abgesehen davon bin ich genauso geneigt, mich über den nächstbesten Burschen, dem ich begegne, lustig zu machen, und wenn ich einen Film sehe, in dem ein Mädchen sich in einen Kerl verliebt, der keine anderen sichtbaren Vorzüge hat, als daß er groß, schlank, stark und furchtlos ist und unglaublich gut aussieht, widert mich das natürlich an. »Was findet sie nur an dem?« frage ich mich.

Wenn man mich nach dem Grund meines Hohns fragt, so kann ich antworten, daß dieser große, schlanke, starke und furchtlose Kerl, der so unglaublich gut aussieht, im allgemeinen über die Geisteskräfte einer Mücke verfügt. Er spricht in gelegentlichen Grunzlauten und betrachtet die Welt aus trüben Augen unter einer glanzlosen Stirn. Er ist überall bekannt und beliebt, und natürlich ganz besonders bei dem Mädchen, das seine verrückte Leidenschaft für ihn als Faible für diese »rührenden Dummköpfe« und »reizenden Tölpel« auszugeben versucht.

Diesen Schwachköpfen ist die weibliche Psyche völlig unverständlich, und je mehr sie das zur Schau stellen, desto verzweifelter werden sie geliebt.

Das ist mir unerträglich, sage ich Ihnen. Und die Tatsache, daß ich jedesmal, wenn ich mit so einem großen schlanken Kretin um die Gunst eines Mädchens wetteifere, den kürzeren ziehe, macht es noch schlimmer. So beschloß ich, mich zu rächen. Nie sollte so ein Schwachkopf in einer meiner Erzählungen vorkommen.

Soviel ich weiß, ist das auch nie geschehen. Bis gestern hätte ich geschworen und jede Summe gewettet, daß in keiner meiner Geschichten so ein Kerl auftritt. Bis ich »Die verrückte Maschine« noch einmal gelesen habe, um eine passende Einleitung zu finden. Und da entdeckte ich ungläubig und traurigen Herzens, daß da so ein Riesenschwachkopf vorkommt.

Großer Gott!

Es war nicht unser Fehler, wirklich nicht. Wir hatten keine Ahnung, daß irgend etwas schiefgelaufen war, bis ich Cliff Anderson anrief und mit ihm sprach, während er am anderen Ende gar nicht an der Strippe hing. Und was noch schlimmer war: Ich hätte das gar nicht gemerkt, wenn er nicht ins Zimmer getreten wäre, während ich noch mit ihm telefonierte. Nein, nein, nein ...

Ich werde nie imstande sein, das der Reihe nach zu erzählen. Es regt mich viel zu sehr auf. Aber am besten fange ich von vorn an. Ich heiße Bill Billings, und Cliff Anderson ist mein Freund. Ich bin Elektroingenieur, er ist Mathematiker, und wir arbeiten am Technologischen Institut im Mittelwesten.

Jetzt wissen Sie, wer wir sind.

Seit wir die Uniform ausgezogen haben, arbeiten Cliff und ich mit Rechenmaschinen. Sie wissen, was das ist. Norbert Wiener hat darüber in seinem Buch »Kybernetik«, geschrieben. Wenn Sie Bilder von diesen Maschinen gesehen haben, so wissen Sie, daß das Riesendinger sind. Sie nehmen eine ganze Wand ein und sind sehr kompliziert. Und teuer.

Aber Cliff und ich, wir hatten Ideen. Sehen Sie, eine Denkmaschine ist nur deshalb so groß, weil sie voller Drähte und Vakuumröhren ist, so daß die winzigkleinen elektrischen Strömungen genau kontrolliert werden und auf und ab und hin und her flimmern können. Es sind also diese kleinen elektrischen Strömungen, auf die es ankommt ...

»Warum können wir die Strömungen nicht ohne diesen ganzen Salat kontrollieren?« fragte ich Cliff einmal.

»Sicher, warum nicht?« erwiderte Cliff und begann zu rechnen.

Wie wir in zwei Jahren dorthin kamen, wo wir heute sind, ist nicht so wichtig. Die Sorgen begannen jedenfalls erst, als wir fertig waren. Es kam ein Ding heraus, das war etwa so hoch, so breit und so tief ...