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Das Institut war abends leer. Leerer als irgendein anderes Gebäude. Es war so gebaut worden, daß Hunderte von Studenten durch die Korridore fluten konnten, und wenn die nicht da waren, wirkte das Haus unnatürlich einsam. Oder vielleicht hatte ich dieses Gefühl nur, weil ich mich davor fürchtete, was wohl in unserem Laboratorium im ersten Stock sitzen würde. Jedenfalls klangen unsere Schritte unangenehm laut, und der Aufzug glitt rasselnd nach oben.

»Es wird nicht lange dauern«, sagte ich zu Mary Ann. Aber sie schnaufte nur und sah reizend dabei aus.

Sie konnte es nicht ändern, daß sie reizend aussah.

Cliff hatte den Schlüssel zum Laboratorium, und ich blickte ihm über die Schulter, als er die Tür öffnete. Nichts war zu sehen. Junior war da, natürlich, aber er sah genauso aus wie immer. Die Skalen an seiner Vorderseite registrierten nichts. Ansonsten war er lediglich eine einfache Box, von der ein Kabel zu einer Steckdose an der Wand führte.

Cliff und ich traten vorsichtig zu beiden Seiten an Junior heran. Ich glaube, wir taten das, um sofort zupacken zu können, falls Junior sich bewegen sollte. Aber Junior rührte sich nicht.

Auch Mary Ann betrachtete unsere Maschine, fuhr mit dem Zeigefinger darüber und rieb ihn gegen den Daumen, um den Staub zu entfernen.

»Geh nicht zu nahe an Junior heran, Mary Ann«, sagte ich.

»Wie schmutzig es da ist«, meinte sie.

Sie war bisher noch nie in unserem Laboratorium gewesen, und sie wußte vielleicht nicht, daß ein Laboratorium kein Babyschlafzimmer war. Der Pförtner kommt zweimal am Tag, und er tut nichts anderes als die Abfalleimer leeren. Einmal in der Woche erscheint er mit einem schmutzigen Staubwedel und schiebt den Staub am Fußboden ein wenig hin und her.

»Das Telefon ist nicht dort, wo ich es stehengelassen habe«, sagte Cliff.

»Wieso?« fragte ich.

»Ich habe es hier gelassen.« Er zeigte auf einen Tisch. »Und jetzt ist es da.« Wenn er recht hatte, so hatte das Telefon sich etwas näher zu Junior hin bewegt. Ich schluckte.

»Vielleicht kannst du dich nicht so genau erinnern«, sagte ich. Ich versuchte zu lachen, aber es klang nicht sehr natürlich. »Wo ist der Schraubenzieher?«

»Was willst du tun?«

»Nur ein wenig hineinsehen. So zum Spaß.«

»Du wirst dich ganz schmutzig machen«, sagte Mary Ann. Ich zog also meinen weißen Arbeitskittel an. Mary ist ein sehr kluges Mädchen.

Ich begann mit dem Schraubenzieher zu arbeiten. Wenn Junior einmal fertig sein sollte, würden wir natürlich geschweißte Modelle aus einem Stück herstellen lassen. Wir dachten auch an hübsch geformte farbige Plastikmodelle für den Hausgebrauch. Unser Versuchsmodell im Laboratorium hielten wir der Einfachheit halber mit Schrauben zusammen, so daß wir es, so oft wir wollten, auseinandernehmen konnten.

Aber die Schrauben ließen sich nicht herausdrehen. Ich schnaufte und riß daran und sagte: »Irgendein Witzbold muß sich mit seinem ganzen Gewicht daraufgelegt haben, als er die Dinger zuletzt hineingeschraubt hat.«

»Du bist der einzige, der jemals damit hantiert hat«, sagte Cliff.

Er hatte recht, aber das machte es auch nicht leichter. Ich richtete mich auf, wischte mit dem Handrücken über meine Stirn, hielt ihm den Schraubenzieher hin und fragte:

»Willst du es versuchen?«

Er tat es, aber er erreichte auch nicht mehr als ich.

»Das ist komisch«, sagte er.

»Was ist komisch?«

»Ich drehte gerade an einer Schraube, und sie bewegte sich um etwa einen achtel Zoll zur Seite. Dann glitt der Schraubenzieher ab.«

»Und was ist daran so komisch?«

Cliff trat zurück und legte den Schraubenzieher mit zwei Fingern vorsichtig auf einen Tisch.

»Ich sah, wie sich die Schraube um einen achtel Zoll zurückdrehte und sich selbst wieder befestigte.«

»Warum kommt ihr denn nicht auf die Idee, eine Lötlampe zu verwenden, wenn eure wissenschaftlichen Gemüter schon so vor Neugierde platzen«, sagte Mary Ann nervös. Sie deutete auf eine Lötlampe, die auf einem der Regale stand.

Normalerweise käme ich gar nicht auf die Idee, Junior mit einer Lötlampe zu bearbeiten. Das war genauso, als würde ich an mir selbst herumlöten. Aber ich hatte so meine Gedanken, und auch Cliff hatte so seine Gedanken, und wir beide dachten dasselbe. Junior wollte sich nicht öffnen lassen.

»Was meinst du, Bill?« fragte Cliff.

»Ich weiß es nicht, Cliff.«

»Beeil dich doch, du Schwachkopf«, sagte Mary Ann. »Wir werden die Show versäumen.«

Ich nahm also die Lötlampe und stellte den Oxygenzylinder ein. Es war mir, als müßte ich einen lieben Freund erstechen.

Aber Mary Ann unterbrach meine Vorbereitungen.

»Wie dumm Männer doch manchmal sein können! Diese Schrauben sind locker. Du mußt den Schraubenzieher in die falsche Richtung gedreht haben!«

Es gibt zwar nicht viele Möglichkeiten, einen Schraubenzieher in die falsche Richtung zu drehen, aber wie dem auch sei, ich brachte es nicht über mich, Mary Ann zu widersprechen, und sagte: »Mary Ann, stehe nicht zu nahe bei Junior. Warum wartest du nicht an der Tür?«

Aber sie sagte nur: »So schau doch!« Und sie hielt eine Schraube in der Hand, und an Juniors Vorderfront war ein Loch. Sie hatte die Schraube mit der Hand herausgedreht.

»Du lieber Himmel«, rief Cliff.

Sie drehten sich, alle Schrauben, das ganze Dutzend. Sie drehten sich von selbst, wie kleine Würmer schlängelten sie sich aus den Gewinden und fielen heraus. Ich sammelte sie auf, und nur eine war noch übrig. Sie hing aus ihrem Loch, und Juniors Vorderplatte pendelte daran, bis ich endlich danach griff. Die letzte Schraube fiel, und die Platte sank sanft in meine Arme.

»Das hat er absichtlich getan«, sagte Cliff. »Er hat gehört, wie wir von der Lötlampe gesprochen haben, und da hat er es aufgegeben.« Sein Gesicht ist normalerweise rosa, aber jetzt war es weiß.

Ich fühlte mich selbst etwas komisch.

»Was will er denn vor uns verstecken?«

»Ich weiß es nicht.«

Wir beugten uns über ihn und starrten in sein geöffnetes Innenleben. Ich konnte hören, wie Mary Anns Zehe wieder nervös auf den Fußboden trommelte. Ich blickte auf meine Armbanduhr und mußte vor mir selbst zugeben, daß wir nicht mehr viel Zeit hatten. Eigentlich hatten wir überhaupt keine Zeit mehr.

Und dann sagte ich: »Er hat eine Membrane.«

»Wo?« Cliff beugte sich näher über Junior.

Ich zeigte es ihm.

»Und da hat er einen Lautsprecher.«

»Und du hast diese Dinge nicht eingebaut?«

»Natürlich nicht. Ich pflege zu wissen, was ich eingebaut habe. Und wenn ich das da eingebaut hätte, würde ich mich daran erinnern.«

»Wie ist das dann hineingekommen?«

Wir redeten und stritten, und dann sagte ich schließlich: »Er hat diese Dinge selbst gemacht, nehme ich an. Vielleicht wachsen sie in ihm. Sieh dir das einmal an.«

Ich zeigte auf zwei verschiedene Stellen in der Box. Da waren Spulen aus irgend etwas, das wie ein dünner Gartenschlauch aussah, außer daß sie aus Metall bestanden. Die Spiralen waren so eng, daß sie ganz flach dalagen. Am Ende jeder Spule teilte sich das Metall in vier oder fünf dünne Drähte, die sich auch in kleinen Spiralen ringelten.

»Die hast du auch nicht hineingetan?«

»Nein, die habe ich auch nicht hineingetan.«

»Was ist das?«

Er wußte, was diese Spulen waren, und ich wußte es auch. Junior mußte ja irgend etwas haben, das hinausgreifen konnte und ihm Material holte, wenn er etwas basteln wollte, irgend etwas, das nach dem Telefon greifen konnte. Ich nahm die Vorderplatte und sah sie mir noch einmal an. Ich entdeckte, daß zwei runde Metallstückchen herausgeschnitten und mit einem Scharnier versehen waren, so daß sie sich öffnen und schließen konnten. Wenn sie sich öffneten, entstand ein Loch, durch das allerlei hindurchschlüpfen konnte.