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„Es gibt genug Beschäftigung. Wie wäre es denn, wenn Sie mit einem tragbaren Sender auf einen Berggipfel stiegen? Da müßte doch die Reichweite wesentlich größer sein. Wenn Sie es schaffen, gebe ich eine Runde.“

„Kaum. Vergessen Sie nicht, daß ich jetzt die Ionenschicht als Reflexionsmedium ausnütze. Die Schicht ist höher als alle Berge.“

„Hm, stimmt auch wieder.“

„Ich könnte Ren und Dr. Burkett helfen…“

„Die beiden sind schon mit dem Traktor unterwegs. Vielleicht halten Sie Funkverbindung mit ihnen.“

„Gut.“

Zaino kehrte in die Funkzentrale zurück und hatte keine Schwierigkeiten, Kontakt mit dem Traktor herzustellen, der Hargedon und die Mineralogin zum Vulkan bringen sollte.

Letztere hatte bisher vergeblich versucht, Verbindung zur ALBIREO aufzunehmen und machte einige bissige Bemerkungen über im Dienst schlafende Funker.

Zaino verteidigte sich.

„Schließlich bin ich. der einzige Funker, und ich habe genug damit zu tun gehabt, Eileen und Eric zu rufen. Was macht der Lavastrom?“

„Noch nicht in Sicht“, gab sie zurück. „Wir können die ALBIREO nun nicht mehr sehen, aber es sind noch zwei Kilometer bis zu der Stelle, an der ich schon gewesen bin.

Wahrscheinlich ist der Strom näher gekommen. Ich hatte zu wenig Zeit, aber meiner Schätzung nach bewegt sich die Lava mit einer Geschwindigkeit von hundert Metern in der Stunde. Wir müssen das noch genau messen. Auch halte ich es für unbedingt notwendig, eine Probe der zähflüssigen Masse zu untersuchen. Wenn ich nur wüßte, wie ich eine Probe aus dem Krater direkt erhalten könnte…!

Ehrlich gesagt, ich habe in meinem ganzen Leben keinen merkwürdigeren Vulkan gesehen. Was ist… haben sich Eileen und Eric schon gemeldet?“

„Bisher noch nicht.“

Nach kurzer Pause sagte Burkett:

›Jetzt können wir den Lavastrom sehen. Ungefähr fünfhundert Meter vor uns. Wir gehen so nahe heran, wie es ohne Gefahr möglich ist. Ich muß wissen, ob es wirklich Lava oder nur Schlamm ist.“

„Schlamm? Ist denn das möglich? Ich habe immer gedacht, auf Merkur gäbe es kein Wasser.“

„Das ist auch wahrscheinlich, aber die halbflüssige Form von Schlamm muß nicht immer bedeuten, daß Wasser im Spiel ist.

Wenigstens nicht hier. Der Schlamm kann auch aus Schwefel bestehen.“

„Schwefel oder Schlamm — besser jedenfalls als Lava. Das Schiff wäre dann keiner Gefahr ausgesetzt?“

„Kaum.“

„Warum dann die Aufregung?“

Als sie antwortete, erinnerte ihn ihre Stimme an die einer anderen Frau — an seine Mathematiklehrerin, wenn sie ihn nach den Stunden noch dabehielt und Formehl mit ihm durchging.

„Weil der Strom, soweit ich das beurteilen kann, wahrscheinlich doch aus Lava besteht, und sollte ich mich irren, so bedeutet mein Irrtum die Rettung der Expedition. Ich habe jetzt keine Zeit und keine Lust, Ihnen meinen Standpunkt zu erklären, Zaino. Idi berichte jetzt fortlaufend über unsere Beobachtungen und erwarte, daß Sie mich nur dann unterbrechen, wenn die Lage es erfordert oder wenn Eileen sich meldet. — Entfernung jetzt noch dreihundert Meter. Bewegung wie vorher; es ist also anzunehmen, daß keine Teilung des Stroms erfolgt und er sich nur längs des Tals bewegt.

Die Dicke beträgt einen guten Meter, was auf eine ungewöhnliche Dichte des Materials schließen läßt. Oder mit der Zähflüssigkeit ist es nicht so weit her, was ich für wahrscheinlicher halte. Das Zeug ist genauso schwarz wie die Rauchsäule.“

„Kein Glühen?“ fragte Zaino.

„Schwarz! Wenn wir näher kommen, wird sich die Temperatur leicht messen lassen. Die Front verläuft bis auf einige Ausbuchtungen ziemlich gerade. An einer Stelle fließt sie um einen Dornkegel herum. Übrigens, Zaino, ich hoffe doch, daß Sie alles aufnehmen?“

„Natürlich, Ma’am“, erwiderte er. „Auf mein letztes Tonband.“

„Gut. Wir halten in der Mitte des Tals, etwa einhundert Meter vor dem Strom. Ich werde jetzt aussteigen und zu Fuß weitergehen.

Einen Radiometer und Sammelgefäß nehme ich mit. Hoffentlich funktioniert die Funkanlage des Anzuges.“

Zaino zuckte zusammen, als er das hörte. Dr. Burkett wurde immer bissiger, daran konnte kein Zweifel bestehen. Aber Zaino war ein schlechter Psychologe. Er kam nicht auf den Gedanken, daß die Frau Angst haben könnte.

„Ren, Sie bleiben hier stehen, bis ich Ihnen sage, daß Sie weiterfahren können. Der Traktor darf auf keinen Fall gefährdet werden. Zuerst werde ich die Temperatur messen, dann Proben entnehmen. Ich kehre danach zurück, um die Markierungszeichen zu holen, die ich setzen werde.“

„Kann ich das nicht tun, während ich auf Sie warte?“

„Natürlich könnten Sie das, aber es ist mir lieber, wenn Sie hinter dem Steuer sitzen bleiben, Ren.“

Hargedon gab keine Antwort. Dr. Burkett setzte ihren Bericht fort:

„Ich gehe dem Strom entgegen und bewege mich dabei schneller als er. Noch zwanzig Meter. Ich beginne mit den Strahlungsmessungen.“ Es entstand eine kurze Pause. „Es geht los… neunsechzig … neunachtzig … neunneunzig. Die Daten stammen vom Fuß des Dornkegels. Neunachtzigfünf …“ Es kamen weitere Daten, dann sagte Burkett: „Ich gehe jetzt näher heran … ich muß, weil die Stange des Sammelgefäßes nur drei Meter lang ist. Bin da. Die Lava ist sehr flüssig — es ist nicht schwer, eine Probe zu entnehmen. Die Dichte ist nur gering. Jetzt gehe ich zum Traktor zurück — nein, Ren! Sie sollen bleiben, wo Sie sind! Kommen Sie mir nicht entgegen!“

Es entstand eine längere Pause.

Zaino konnte sich die vom Raumanzug eingehüllte Gestalt der Wissenschaftlerin gut vorstellen, wie sie sich von der kriechenden Gefahr entfernte und auf den Traktor zueilte. Er war froh, als er wieder ihre Stimme vernahm:

„Schon hart geworden, Ren. Geben Sie mir die Markierungen.“

Wieder eine Pause, kürzer diesmal.

„Ich habe die erste Markierung angebracht. Sie ist mit den anderen durch eine Leuchtschnur verbunden, die ich abrolle, während ich zum Traktor zurückgehe. Nun warten wir und registrieren die Zeit, die der Strom benötigt, um die einzelnen Markierungen zu erreichen.“

„Wie weit sind Sie vom Zentrum entfernt?“ fragte Zaino.

„Zu weit, um es sehen zu können. Auch die Entnahme einer Probe ist leider nicht möglich. Wir… mein Gott! Was war das?“

Zaino hatte gerade noch Zeit zu fragen:

„Was meinen Sie?“

Dann wußte er auch schon, was sie gemeint hatte.

4

Im ersten Augenblick glaubte er, daß die ALBIREO unverhofft gestartet sei, aber dann entschied er sich dafür, daß sie einfach umgefallen war. Schließlich aber rang sich in ihm die Erkenntnis durch, daß das Schiff zwar immer noch stand, der Fels darunter jedoch eine abrupte Aufwärtsbewegung durchgeführt hatte.

Erdbeben waren so häufig, daß niemand sie noch beachtete, aber dieses war kaum zu ignorieren. Captain Rowson vergaß seine gute Erziehung und fluchte wie nie zuvor in seinem Leben. Er widerlegte damit seine Behauptung, bei der Raumfahrt müsse man auf Abenteuer verzichten. So schnell er konnte, eilte er nach unten, um die Schäden im Maschinenraum zu untersuchen. Schloßberg und Babineau folgten ihm. Der Arzt blieb einen Augenblick bei Zaino stehen und fragte ihn, ob er verletzt sei. Der Funker schüttelte den Kopf und widmete sich seiner ursprünglichen Aufgabe. Dr. Burkett redete schon wieder, aber sie sprach schneller als vorher:

„… spielt keine Rolle, wenn die Probe nicht richtig befestigt ist.

Wenn wir sie verlieren, holen wir uns später eine neue. Es ist genug davon vorhanden. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Arnie, stellen Sie die Verbindung zu Mardikian und Marini her. Sagen Sie ihnen, daß der Vulkan gefährlich ist. Der Verlauf des Lavastroms läßt sich ebenfalls nicht voraussagen. Jeder Traktor sollte so schnell wie möglich zum Schiff zurückkehren. Vergessen Sie nicht, daß wir die großen Krater, die Eileen entdeckte, nicht für Meteoreinschläge hielten. Ich habe keine Ahnung, ob der Vulkan in einer Stunde, in einem Jahr oder überhaupt nicht explodiert, aber wenn er es tut, bleibt auch so ein Krater zurück. Vielleicht fungiert er aber auch nur als eine Art Sicherheitsventil. Ren, der Strom wird schneller und dicker, auch, fällt mehr Asche. Sehen Sie genug, um fahren zu können?“