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Es sah ganz so aus, als käme dieses System ohne chemischen Sauerstoffvorrat aus. Wenn keine mikroskopisch kleine Pumpe vorhanden war, die die ausgeatmete Luft ganz schnell aufnahm und sie mit unglaublichem Druck in einen anderen Teil des kleinen Tankes drückte, hätte man die beim Ausatmen entstehenden Blasen sehen müssen. Ich sah keine Anzeichen für ein solches Rückverarbeitungssystem, aber ich konnte auch keine Blasen sehen. Ich hatte mir schon den Kopf zerbrochen, welche Gas-Mischung sie wohl atmete — bei diesem Druck hätte ein halbes Prozent Sauerstoff ihr die Lungen verbrannt, und ein Verdünnungsmittel war mir nicht bekannt. Sogar Helium war hier unten so stark löslich, daß Dekompression eine Sache von vielen Stunden war.

Blitzartig kam mir der Gedanke, daß hier Menschen vielleicht ständig unter diesem Druck lebten und eine fast reine Helium-Atmosphäre mit dem Bruchteil eines Prozentes Sauerstoff darin atmeten.

Wenn dies der Fall war, begriff ich aber noch immer nicht, warum der Anzug des Mädchens keine Bläschen von sich gab. Angenommen, es gäbe jeden erdenklichen wirtschaftlichen Grund, Helium wiederzugewinnen, so gibt es dabei doch technische Probleme, die meiner Ansicht nach noch nicht hinlänglich gelöst sind.

Nein. Sämtliche Hypothesen unzulänglich. Beobachtung fortsetzen! Als Tatsache liegt bislang nur vor, daß sie sich in einem geschlossenen System bei Außendruck völlig normal zu bewegen und darin zu leben scheint, und daß der fragliche Druck — lassen wir mal das alte Ammenmärchen, daß ein menschlicher Körper flachgedrückt würde — ausreichend hoch ist, um alle mit Gasdynamik zusammenhängenden biophysischen oder biochemischen Vorgänge umzustoßen.

Viel zu beobachten gab es nicht mehr. Das Mädchen hängte die Lampe wieder an ihren Gürtel, warf einen letzten Blick aufs Wrack und schwamm dann fort. Sie schlug dabei nicht den Weg ein, den sie gekommen war, sondern schwamm rechts an mir vorüber, fort aus dem beleuchteten Bereich.

Nach wenigen Sekunden war sie verschwunden, obgleich ich wußte, daß sie noch nicht sehr weit sein konnte.

Wahrscheinlich war sie unterwegs, um Hilfe zu holen. Wie lange es nun dauern würde, bis sie mit den anderen wieder zurückkam, war nicht abzuschätzen. Der Zelteingang konnte wenige hundert Yards entfernt sein oder aber auch mehrere Meilen.

Meine erste Vermutung kam mir ein wenig wahrscheinlicher vor, aber ich würde nicht einen einzigen Cent darauf setzen.

Nur meine Zukunft.

Möglich, daß sie das technische Zubehör bemerkt hatte, das meinen Tank bewegte und auf dem Boden festhielt. Und unter den gegebenen Umständen bedurfte es keines überragenden schauspielerischen Talents ihrerseits, um eine überraschte Miene zu verbergen. Wenn sie es bemerkt hatte und meldete, dann würden die, die mit ihr kamen, große Neugierde für den gesamten Bereich entwickeln. Das Tank-Äußere war in den Umrissen absichtlich ein wenig unregelmäßig gehalten, damit es nicht zu sehr als künstliches Objekt auffiel, doch konnte das Ding niemanden hinters Licht führen, der es sich genauer ansah. Vielleicht war es vorteilhafter, wenn ich mich ein Stück weiter weg bewegte. Meine persönliche Sicherheit kümmerte mich wenig.

Ich konnte immer noch entkommen, doch bevor sich das als notwendig erweisen sollte, wollte ich soviel als möglich sehen.

Das redete ich mir selbst ein.

Das Fortbewegen war in meinem Fall ein langsamer Vorgang. Beweglichkeit gehörte nicht zu den hervorragendsten Eigenschaften des Tanks. Er verfügte über zwei Dutzend Beine, und ich hatte genügend vorrätige Energie, um sie mehrere tausend Mal einzuziehen (es hatte deswegen einige Debatten gegeben), aber ich war schließlich kein geborenes Seepferdchen. Ein wenig Praxis hatte ich ja mittlerweile und konnte mich unter Wasser dahinrollen lassen, aber dieses Rollen sollte dazu dienen, mich in eine bessere Beobachtungsposition zu bringen und nicht, etwaigen Suchern zu entgehen.

Falls man mich entdeckte, blieb mir gar nichts anderes übrig, als Ballast abzuwerfen und an die Oberfläche aufzusteigen. Das war eine Einweg-Operation, zu der ich erst Zuflucht nehmen wollte, wenn es unbedingt sein sollte. Ich hatte immer noch einige Hoffnung, nähere Einzelheiten über die Vorgänge hier unten in Erfahrung zu bringen.

Vielleicht war das Mut, vielleicht aber auch nur mein angeborener Optimi smus.

III

Ich fing also an, die Beine zu bewegen und hoffte dabei, keine in der Nähe befindlichen Instrumente würden die Gleichstromimpulse auffangen, als ich die Einklapp-Solenoide ein— und ausschaltete. Die Praxis hatte gezeigt, daß ich einen fünf— oder sechsgradigen Hang erklettern konnte, wenn der Untergrund hart war und den „Füßchen“ Halt bot, daß aber, wenn der Hang steiler war, das Gehen reine Glückssache wurde. Wenn ich Übergewicht bekam und wieder bergab rollte, dann bedurfte es blitzschneller und emsiger Betätigung der genau richtigen Füße, um das Rollen zu stoppen. Die Kugel hatte nämlich ein beträchtliches Trägheitsmoment. Wegen der äußeren Unregelmäßigkeit waren gewisse Stellungen natürlich stabiler als andere, und andere wiederum noch wackliger. Das war der Augenblick, da ich mir mehr Übung wünschte, obwohl ich mich mit dem Gedanken trösten konnte, daß unser Boß den zusätzlichen Energieverbrauch ohnehin nicht bewilligt hätte.

Ich hatte mich etwa dreißig bis vierzig Yards den Hang hochgearbeitet und dabei nur einen Fehler begangen, der mich ein Stück Weges kostete, als die erwartete Truppe auftauchte.

Groß war sie nicht — alles in allem vier Personen.

Eine davon hätte das Mädchen sein können, das ich zuvor sah. Die anderen sahen aus wie Männer, nur war das aus dieser Entfernung mi t Sicherheit nicht festzustellen. Einer zog einen Ausrüstungsgege nstand hinter sich her, schätzungsweise drei Fuß lang, zylinderförmig, Durchmesser wenig mehr als ein Fuß. Das Ding hatte einen leicht negativen Auftrieb, verständlich — man wollte sichergehe n, daß nichts an die Oberfläche gelangte, was sich losriß.

Sie schwammen an das Wrack heran. Zwei Mann fingen nun an, Leinen aus dem Zylinder zu ziehen.

Diese Schnüre befestigten sie an geeigneten Teilen der „Pugnose“, während der dritte aus dem anderen Zylinderende etwas zog, das aussah wie ein schw eres Netzbündel mit einem luftleeren Ballon darin.

Als die Seile festgemacht waren, werkelte er an dem Zylinder herum, und der Ballon füllte sich langsam. Das Wrack hatte nicht viel Unterwassergewicht, und es dauerte nicht lange, und der Ballon hatte es vom Dach hochgehoben. Die vier schwammen zur anderen Seite und schoben nun mit wild schlagenden Schwimmflossen kräftig an.

Nach wenigen Minuten hatten sie das Wrack von der glatten Fläche fortgeschafft und waren außerhalb des beleuchteten Bereiches. Ich nahm an, damit wäre alles erledigt, aber ich sollte mich tä uschen. Nun war das Zeltdach nicht mehr gefährdet, und sie schwammen hin und her und schoben ihre Fracht in die Richtung, die das Mädchen nach seiner Entdeckung eingeschlagen hatte.

Das konnte gefährlich werden. Vielleicht wollten sie das Wrack bloß als Souvenir. Daneben bestand aber auch die Möglichkeit, daß sie es unter günstigeren Bedingungen — in besserem Licht oder gar außerhalb des Wassers — genauer begutachten wollten. Egal was zutreffen mochte, solange bei ihnen Interesse bestand, solange bestand auch die Mö glichkeit, daß jemandem die Befestigungsvorrichtungen für den Tank auffielen. Mir wäre viel wohler gewesen, wenn sie den Bugteil einfach von ihrem Dach geschoben und die ganze Angelegenheit vergessen hätten. Jetzt hatte ich keine Ausrede mehr, mich nicht an ihre Fersen zu heften. Ja noch mehr, ich mußte den Eingang oder einen der Eingänge zu dem System feststellen.

Sie schwammen nicht sehr schnell, aber immerhin viel schneller, als ich mit dem Tank dahinrollen konnte. Wieder wünschte ich mir, man hätte das Ding beweglicher gebaut, doch das Gegenargument hatte gelautet, der Tank sollte einem U-Boot mö glichst unähnlich sein, damit die Tarnung leichter sei. Schon damals hatte mir das nicht eingeleuchtet und ich hätte die Debatte mit größtem Vergnügen wieder aufgenommen. Im Augenblick aber konnte ich nur auf eine spätere Chance hoffen und abwarten, bis die Schwimmer ihre Last ein Stück weitergeschafft hatten, um sodann in dieselbe Richtung zu rollen.