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Donna wusste, dass er nie auch nur eine Sekunde seines Abenddienstes schwänzen würde, und hatte darum ihre Telefongespräche mit Michael auf diese Abende be­schränkt. Er hatte es Schwarz auf Weiß: Jeder Anruf bei Michael war an einem Mittwochabend zwischen sechs und neun gemacht worden.

Na schön, wenn ihr der Mittwochabend so gut gefiel, dann würde er sie an einem Mittwochabend umbringen.

Er konnte ihre Nähe kaum noch ertragen, nachdem er den Beweis ihres Verrats in den Händen hatte. Sie merkte, dass etwas nicht stimmte, weil er kein Verlangen mehr zeigte, sie zu berühren. Ihre dreimal wöchentlich unter­nommenen Kopulationsversuche - so katastrophal sie jedes Mal verlaufen waren - gehörten nun der Vergangenheit an. Dennoch tat sie so, als stünde nichts und niemand zwischen ihnen, wackelte in ihrer Reiz­wäsche durchs Schlafzimmer, um ihn dazu zu verleiten, sich zum Narren zu machen, damit sie später mit seinem Bruder Michael darüber lachen konnte.

Ohne mich, Baby, dachte Douglas. Dir wird's noch Leid tun, dass du mich lächerlich gemacht hast.

Als sie sich schließlich im Bett an ihn kuschelte und murmelte: »Doug, was ist los? Hast du etwas auf dem Herzen? Ist alles okay?«, hätte er sie am liebsten weggestoßen. Nein, nichts war okay. Es würde nie wieder gut sein. Aber wenigstens würde er ein gewisses Maß an Selbstachtung retten können, indem er dem kleinen Luder gab, was es verdiente.

Sich einen Plan auszudenken war einfach, nachdem er sich gleich für den folgenden Mittwoch entschieden hatte.

Es bedurfte lediglich einer Fahrt zuRadio Shack. Er wählte den Laden der Kette, in dem am meisten los war, tief imbarrio in Santa Ana, und stöberte absichtlich so lange herum, bis der jüngste Verkäufer mit dem pickeligsten Gesicht und dem schwächsten Verstand frei war, um ihn zu bedienen. Seinen Einkauf bezahlte er bar: eine Anrufweiterschaltung, genau das, was der ständig in der Gegend herum schwirrende Südkalifornier, der keinen eingehenden Anruf verpassen wollte, dringend brauchte. Ein Anrufbeantworter kam für diesen Typen nicht in Frage. Diese kleine Vorrichtung würde mittels eines simplen Computerchips einen Anruf von einer Nummer zu einer anderen umleiten. Douglas brauchte sie nur auf die Nummer zu programmieren, zu der eingehende Anrufe weitergeschaltet werden sollten, und schon hatte er für den Abend der Ermordung seiner Gattin ein Alibi. Wie einfach das alles war!

Schön dumm von Donna, ihn hintergehen zu wollen. Noch dümmer von ihr, sich die Mittwochabende dafür auszusuchen; genau das nämlich hatte ihn auf die Idee gebracht, wie er sie abservieren konnte. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Telefonnotrufs arbeiteten in Schichten. Im Allgemeinen waren immer zwei Leute da, jeweils einer für einen Anschluss. Aber die Reichen von Newport Beach kamen nicht oft auf Selbst­mordgedanken, und wenn doch, marschierten sie eher zu Neiman Marcus und erstickten ihre Depression in einem Kaufrausch. Besonders in der Wochenmitte war Flaute bei den Tablettenschluckern und Pulsadernaufschlitzern, und darum war das Nottelefon mittwochs immer nur von einer Person pro Schicht besetzt.

Douglas nutzte die Tage vor dem Mittwoch, um einen Zeitplan mit militärischer Präzision auszuarbeiten. Um halb neun sollte Donnas letztes Stündchen schlagen. So blieb ihm die Zeit, sich aus der Telefonzentrale zu schleichen, nach Hause zu fahren, ihr das Lebenslicht auszublasen und rechtzeitig, bevor um neun seine Ablösung kam, wieder in der Zentrale zu sein. Das war zwar ziemlich knapp berechnet und ließ ihm nur einen Spielraum von fünf Minuten, aber anders ging es nicht, wenn er ein glaubhaftes Alibi haben wollte.

Es durfte natürlich weder Lärm noch Blutvergießen geben. Lärm würde die Nachbarn auf die Beine bringen. Blut würde ihn bei den heutigen Möglichkeiten der DNA­Analyse überführen, wenn er auch nur ein Tröpfchen davon auf seine Kleider brachte. Er wählte also seine Waffe mit Bedacht und war sich der Ironie seiner Wahl dabei wohl bewusst. Er würde den Satingürtel eines ihrer verführerischen Negliges von Victoria's Secret nehmen. Sie hatte ein halbes Dutzend davon. Eines würde er vor dem Mord entwenden, den Gürtel an sich nehmen, das Neglige in einen Müllcontainer werfen, und zwar bevor er sie umbrachte - dieser besondere Touch, das Beweismaterial vor dem Verbrechen verschwinden zu lassen, gefiel ihm, welchem Killer war so etwas je eingefallen? -, und dann am Mittwochabend mit dem Gürtel seine treulose Ehefrau erdrosseln.

Mit Hilfe der Anrufweiterschaltung würde er sich sein Alibi sichern. Er würde das Gerät in die Notrufzentrale mitnehmen, ans Telefon anschließen und auf die Nummer seines Funktelefons programmieren. So würde es den Anschein haben, als wäre er an einem Ort gewesen, während seine Frau am anderen ermordet worden war. Er vergewisserte sich, dass Donna zu Hause sein würde, indem er das tat, was er jeden Mittwoch tat: Er rief sie aus dem Büro an, bevor er zu seinem abendlichen Dienst aufbrach.

»Ich fühl mich wie ausgekotzt«, teilte er ihr um zwanzig vor sechs mit.

»Ach, Doug, nein!«, rief sie. »Bist du krank oder nur deprimiert, weil ...«

»Ich fühl mich miserabel«, unterbrach er sie. Das Letzte, was er sich jetzt anhören wollte, waren ihre geheuchelten Teilnahmsbekundungen. »Vielleicht war's das Mittag­essen.«

»Was hast du denn gegessen?«

Nichts. Er hatte seit zwei Tagen nichts mehr gegessen. Aber er sagte »Krabben«, weil er sich vor ein paar Jahren einmal mit Krabben eine Lebensmittelvergiftung geholt hatte und dachte, sie würde sich vielleicht daran erinnern, wenn sie sich überhaupt noch an etwas erinnerte, das mit ihm zu tun hatte. »Ich werde versuchen, beim Notruf früher wegzukommen. Aber das geht nur, wenn ich jemanden finde, der meine Schicht übernimmt. Ich fahr jetzt rüber. Wenn ich einen Ersatz auftreibe, fahre ich bald nach Hause.«

Er merkte genau, wie sie versuchte, ihre Bestürzung zu verbergen, als sie antwortete: »Aber Doug . ich meine, was glaubst du, wann du da sein wirst?«

»Keine Ahnung. Spätestens um acht, hoffe ich. Was spielt das für eine Rolle?«

»Oh. Keine. Überhaupt keine. Ich habe nur gedacht, du würdest vielleicht gern essen .«

Worüber sie in Wirklichkeit nachdachte, war, dass sie ihre heiße Verabredung mit seinem kleinen Bruder würde absagen müssen. Douglas grinste bei der Erkenntnis, wie gekonnt er soeben ihr nettes kleines Kartenhaus zum Einsturz gebracht hatte.

»Unsinn, Donna, ich hab überhaupt keinen Hunger. Ich will nur ins Bett. Massierst du mir dann den Rücken? Du bist doch da? Oder gehst du weg?«

»Aber nein. Wohin sollte ich denn gehen? Doug, du hörst dich so merkwürdig an. Ist was nicht in Ordnung?«

Keine Spur, sagte er. Aber er sagte ihr nicht, wie prächtig alles in Ordnung war und wie prächtig es in Ordnung sein würde. Er hatte sie genau da, wo er sie haben wollte: Sie würde zu Hause sein, und sie würde allein sein. Sie würde vielleicht Michael anrufen, um ihm zu sagen, dass sein Bruder früher nach Hause käme, sie sich also nicht sehen könnten, aber selbst wenn sie das tat, würde Michaels Aussage nach ihrem Tod durch Douglas' ununterbrochene Anwesenheit in der Zentrale des Notrufs widerlegt werden.

Er musste nur dafür sorgen, dass er rechtzeitig in der Zentrale zurück war, um die Weiterschaltung abzu­montieren. Er würde das Ding auf der Heimfahrt verschwinden lassen - nichts leichter, als es irgendwo in den Müll zu werfen, zum Beispiel hinter dem riesigen Kinokomplex, der auf seinem Weg vom Notrufbüro nach Harbour Heights, wo er wohnte, lag - und zur gewohnten Zeit, um zwanzig nach neun, zu Hause ankommen, um den Mord an seiner geliebten Frau zu »entdecken«.

Ach, es war alles so einfach. Und so viel sauberer, als sich von dieser kleinen Nutte scheiden zu lassen.

Es war bemerkenswert, wie ruhig er, in Anbetracht dieser Dinge, innerlich war. Er war noch einmal bei Thistle gewesen, und sie hatte seine Rolex, seinen Trauring und seine Manschettenknöpfe auf ihrer Hand gehalten, um ihm aus der Zukunft zu lesen. Sie hatte ihn mit den Worten begrüßt, dass er eine starke Aura habe und sie die pulsierende Kraft fühlen könne, die von ihm ausgehe. Und als sie über seinen Besitztümern die Augen geschlossen hatte, hatte sie gesagt: »Ich fühle, dass eine bedeutende Veränderung in Ihrem Leben eintreten wird, Nicht-David. Eine Ortsveränderung, vielleicht auch eine Klimaveränderung. Haben Sie vor, eine Reise zu unternehmen?«