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So sah der Plan aus. Und Malcolm verspürte - wie gesagt - ab und an ein Fünkchen Sorge, als er nicht mit der erwarteten Geschwindigkeit aufging. Doch er sagte sich, Betsys Widerstreben, ihm die Wahrheit zu enthüllen, sei Teil des großen Plans Gottes. So hatte er Zeit, sein Manuskript fertig zu stellen. Und er nutzte die Zeit gut.

Da er und Betsy sich einig gewesen waren, dass nach Bernies Tod Diskretion angebracht wäre, sahen sie einander nur in den Schulkorridoren, nachdem sie ihre Arbeit wieder aufgenommen hatte. In dieser Zeit rief Malcolm sie jeden Abend zu einer kleinen Telefonsex­Sitzung an, nachdem er gemerkt hatte, dass er sie so bei der Stange halten konnte, und korrigierte währenddessen die Anfangskapitel seines Werks.

Endlich dann, drei Monate und vier Tage nach Bernies unglücklichem Hinscheiden, flüsterte Betsy ihm im Korridor vor dem Direktorat etwas zu. Ob er am Abend zu ihr zum Essen kommen könne? Sie wirkte nicht so bedrückt, wie Malcolm es in Anbetracht ihrer Mittel­losigkeit und enttäuschten Träume gern gesehen hätte, aber er dachte sich nichts weiter dabei. Betsy hatte sich ja bereits als erstaunlich begabte Schauspielerin erwiesen. Ganz klar, dass sie in der Schule nicht zeigen wollte, wie ihr zumute war.

Bevor Malcolm an diesem Nachmittag nach Hause fuhr, überreichte er in der herrlichen Gewissheit, dass sein Traum endlich wahr werden würde, dem Direktor seine Kündigung. Samuel Montgomery nahm sie mit einer etwas irritierenden Bereitwilligkeit an, was Malcolm nicht sonderlich gefiel. Obwohl der Direktor seine freudige Überraschung hinter heuchlerischem Bedauern darüber verbarg, dass der Schule ein Mann verloren ginge, der »zu einer wahren Institution« geworden sei, merkte Malcolm genau, wie froh er war, einen Lehrer los zu werden, den er für einen pädagogischen Dinosaurier hielt. So war die Kündigung für ihn mit mehr Genugtuung verbunden, als er für möglich gehalten hätte, da er wusste, wie groß sein eigener Triumph sein würde, wenn er sich erst in der Welt der englischen Geschichte einen Namen gemacht hatte.

Malcolm hätte nicht vergnügter sein können, als er an diesem Abend zur Windsong Farm hinausfuhr. Der lange Winter seines Missvergnügens war in einen herrlichen Frühling übergegangen, und in wenigen Minuten würde er nicht nur ein fünfhundert Jahre altes Unrecht endlich wieder gutmachen, sondern sich zugleich einen Platz im Pantheon der großen Historiker erobern. Gott ist gut, dachte er, als er in die lange Einfahrt des Hofs einbog. Schade, dass Bernie Perryman hatte sterben müssen, aber da sein Tod der Richtigstellung eines schweren histo­rischen Irrtums gedient hatte, konnte man in diesem Fall wohl sagen, dass der Zweck die Mittel geheiligt hatte.

Als er aus dem Wagen stieg, riss Betsy die Haustür auf. Malcolm kniff die Augen zusammen, verwundert über ihre Kostümierung. Er brauchte einen Moment, um zu registrieren, dass sie einen beinahe bodenlangen Pelz­mantel trug. Silbernerz, allem Anschein nach, oder möglicherweise Hermelin. Nicht gerade die klügste Garderobenwahl in Zeiten militanter Tierschützer, aber Betsy hatte noch nie weit über ihre eigenen Wünsche hinausgedacht.

Ehe Malcolm Gelegenheit hatte, sich zu fragen, wie Betsy den Kauf eines Pelzmantels hatte finanzieren können, schlug sie mit großer Geste den Mantel auseinander und stand splitterfasernackt in der offenen Tür.

»Darling!«, jubelte sie. »Wir sind reich, reich, reich. Und du errätst nie, was ich dafür verkauft habe.«