Выбрать главу

Yalia winkte sie heran und wies jedem ein Tier zu. „Das sind Wolkenschlangen. In vergangenen Zeiten wurden sie gefürchtet, dann freundete sich eine tapfere junge Frau mit ihnen an. Sie lehrte uns, was sie tun können. Heute gibt es nicht mehr viele von ihnen, aber das Kloster kann auf die Unterstützung eines Schwarms bauen.“

Vol’jin blickte zum Kloster zurück und entdeckte Taran Zhu auf einem Balkon. Der Mönch ließ sich nicht anmerken, dass er ihn überhaupt bemerkte, aber das konnte Vol’jin nicht täuschen. Der alte Pandaren behauptete, unwissend in der Kriegsführung zu sein, aber er wusste nur allzu gut, dass Wissen Macht war, und darum hatte er seine Besucher nur mit einem Mindestmaß an Informationen versorgt. Man hätte Vol’jin sofort von diesen Wolkenschlangen erzählen müssen, aber niemand hatte etwas gesagt.

Man hat mir nichts erzählt, was den Zandalari nutzen könnte, falls sie mich gefangen nehmen.

Zorn flackerte in ihm auf, aber dann fing er sich. Er zog in einen Krieg, aber es war nicht sein Krieg. Die Zandalari fielen in Pandaria ein, nicht auf den Echo-Inseln. Trotzdem: Wenn es nicht mein Krieg ist, warum kämpfe ich dann? Damit Chen eine Brauerei an der Nordküste aufmach’n kann? Um den Zandalari eins auszuwisch’n?

Ein Gedanke hallte durch seinen Geist, ausgesprochen von einer tiefen, fernen Stimme – Bwonsamdis Stimme, die aus der Leere empordrang. Oder um zu beweisen, dass Vol’jin nicht tot ist?

Er hatte keine Antwort darauf, aber er legte sich eine zurecht, während er hinter einem Mönch in den Sattel kletterte. Ich ziehe in den Krieg, Bwonsamdi, damit du ein paar neue Gäste für die Ewigkeit begrüß’n kannst. Du glaubst vielleicht, du kennst mich nicht länger, aber ich kenne dich noch. Es ist Zeit, dich daran zu erinnern.

Der Flugmeister – der eine Mönch, der allein ritt – gab ein Signal, und die Wolkenschlangen glitten auf den Rand des Bergplateaus zu, dann stürzten sie sich in den Abgrund. Sie rasten der Erde entgegen, und Vol’jin, der keinen Helm trug, weil keiner aus dem Kloster ihm gepasst hatte, spürte, wie der Wind an seinen roten Haaren zerrte. Er brüllte aufgeregt.

Doch da flutete die kalte Bergluft seine Lungen und erweckte den Schmerz in seinem Hals zu neuem Leben. Der Troll hustete und spürte sogleich ein leichtes Stechen in seiner Seite. Mit einem Knurren atmete er durch die Nase ein und verfluchte die Wunden aus seinem letzten Kampf.

Die Wolkenschlangen krümmten sich und schossen hoch in den Himmel. Ihre schuppigen Leiber zuckten und tanzten dabei spielerisch, geradezu vergnügt. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte Vol’jin den Flug vermutlich ebenfalls genossen, aber die grimmige Natur ihrer Mission zog ihm den Magen zusammen. Sie waren unterwegs, um das Gegenteil von Freude zu verhindern, und er war sich nicht einmal sicher, ob sie rechtzeitig eintreffen würden, um die Katastrophe noch abwenden zu können.

Sie erreichten die Berge nahe Zouchin im letzten Moment, und Vol’jin wünschte sich, dass sie entweder viel schneller oder sehr viel später angekommen wären. Fünf Schiffe waren bereits in den Hafen gesegelt, draußen auf dem Ozean brannte ein Fischerboot gerade bis auf den Kiel herunter. Belagerungsmaschinen – allesamt von der kleineren Sorte, die für den Einsatz auf Schiffen geeignet war – schleuderten Steine an Land, und als diese Geschosse durch das Dorf rollten, zerschmetterten sie Häuser, doch wie durch ein Wunder blieben keine zermalmten Leiber hinter ihnen zurück.

Vol’jin betrachtete die Schlacht, die sich vor ihm entfaltete, dann tippte er dem Mönchsreiter auf die Schulter. Er machte eine Kreisbewegung mit dem Finger und deutete nach Süden, wo sich ein Ziegenpfad aus dem Dorf herausschlängelte. Einige Pandaren hatten sich bereits in diese Richtung zurückgezogen.

Wissen ist Macht. Die Zandalari werd’n verhindern wollen, dass man die umliegend’n Orte alarmiert.

Tyrathan pfiff laut und hob den Arm. Auch er hatte es gesehen. Ob er nun wirklich so gute Augen hatte oder ob er gewusst hatte, wo die Zandalari ihren Hinterhalt legen würden, weil er genau dieselbe Stelle gewählt hätte, machte keinen Unterschied. Vol’jin deutete ebenfalls dorthin, und die ersten beiden Wolkenschlangen stürzten vom Himmel herab.

Der Flugmeister schnellte vor den anderen in die Tiefe und zog sein Tier dann in eine weite Schleife. Die Kreatur duckte sich hinter eine Reihe von Hügeln und landete auf einem ebenen Fleck, hundert Schritt westlich des Weges. Nachdem sie alle am Boden angekommen waren, stiegen die Mönche ohne ein Wort ab. Tyrathan hatte seinen Bogen bereits griffbereit, und Vol’jin tat es ihm einen Herzschlag später gleich. Die beiden übernahmen nun die Spitze, während die Pandaren ihnen folgten.

Dieses Land mochte weder Troll noch Mensch gehören, aber sie kannten sich auf dem Schlachtfeld besser aus als die Mönche. Chen, dem der Krieg ebenso wenig fremd war, nahm die blaue Einheit und führte sie direkt auf den Pfad zu, während die roten Pandaren hinter Vol’jin und dem Menschenjäger, so schnell sie konnten, nach Norden drängten.

Vor ihnen tauchte ein Zandalari-Schütze auf einem Hügel auf und zielte mit einem Bogen auf sie. Tyrathan sah ihn und legte in einer flüssigen Bewegung einen Pfeil an seine eigene Sehne. Er maß die Entfernung, dann zog er mit sparsamen, erfahrenen Bewegungen den Pfeil an seine Brust und ließ ihn los. Das Geschoss zischte durch die breiten Blätter, dann stieg es höher und raste auf den Hals des Trolls zu. Seine Spitze bohrte sich auf der einen Seite unter dem Kiefer in die Kehle und trat auf der anderen Seite unter dem Ohr wieder heraus.

Der Pfeil des Zandalari hüpfte von der Sehne, und sein kraftloser Flug endete bereits, bevor der Troll die Hand an den Schaft heben konnte, der aus seinem Hals hervorragte. Er versuchte, auf das Geschoss hinabzublicken – was unmöglich war, denn je weiter er den Kopf drehte, desto weiter drehte sich die Pfeilspitze vor ihm weg. Schließlich streifte die Befiederung auf der anderen Seite gegen seine Schulter, und die Augen des Trolls weiteten sich. Er öffnete den Mund, aber anstelle von Worten sprudelte nur Blut hervor. Der Zandalari brach zusammen und rollte leblos den Hügel hinab.

Und dann brachte Krieg die Welt aus dem Gleichgewicht.

14

Gebrüllte Befehle leiteten die Schlacht ein, doch sie wurden ohne Panik gegeben; die Zandalari kannten keine Panik. Eine Einheit sollte nach Süden ziehen und angreifen, während die anderen die Straßen blockierten. Pfeile flogen auf unsichtbare Ziele zu, doch den Schützen ging es gar nicht darum, etwas zu treffen. Sie wollten nur ihre Beute aufschrecken.

Eines der Geschosse pfiff an Vol’jins Ohr vorbei, und um eine Haaresbreite wäre all die Mühe, es wieder anzunähen, umsonst gewesen. Er schoss zurück, erwartete aber nicht, seinen Feind zu töten. Der Pfeil traf den Zandalari, durchdrang aber nicht die Rüstung, und der überraschte Schrei verwandelte sich in ein dankbares Grunzen. Der Kerl musste wohl glauben, dass das Glück auf seiner Seite war.

Aber das ist nicht dasselbe, wie die Loa auf seiner Seite zu hab’n.

Vol’jin fiel die ungeduldige Disziplinlosigkeit auf, mit der der Zandalari durchs Gebüsch brach. Bislang war er nicht auf ernsthafte Gegenwehr gestoßen, und er hatte keine organisierte Verteidigung gesehen. Der Pfeil, der ihn getroffen hatte, war kaum mehr als ein Spielzeug. Sämtliche Informationen, die der Angreifer bislang über seine Gegner hatte, deuteten also darauf hin, dass er leichtes Spiel haben würde.

Er sieht keine Bedrohung. Sein Fehler.

Vol’jin, der sich zusammengekauert hatte, während der Troll den kleinen Hügel herunterstürmte, sprang nun wieder auf und schwang seine Gleve in einem Bogen. Der Zandalari blockte die Waffe mit seinem Schwert ab, aber seine Bewegung kam zu spät und zu langsam. Vol’jin verlagerte seinen Griff und schob die obere Klinge nach vorne, dann drehte er sie herum und hieb zu. Während die Geschwindigkeit seines Gegners ihn weiter den Hügel hinabtrug, sank der geschwungene Stahl tief in seinen Hals, und als Vol’jin die Spitze freiriss, ergoss sich eine Fontäne hellen Blutes aus der Schlagader.