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„Weil es viel leichter ist, einen Unterschied zu finden, um seinen Hass zu begründen, als nach der Gemeinsamkeit zu suchen, die uns verbindet.“ Tyrathan lachte kurz. „Wenn ich zur Allianz zurückkehre und ihnen erzähle, was wir gemeinsam erlebt haben …“

„Wird man dich für einen Wahnsinnigen halt’n?“

„Wird man mich des Verrats bezichtigen und mich hängen.“

„Noch etwas, das wir gemein haben. Eine Exekution wäre zumindest sauberer als ein Attentat.“

„Und doch beruht alles auf den Unterschieden zwischen uns.“ Der Mensch schüttelte den Kopf. „Du weißt, selbst wenn die ganze Welt zusehen und begreifen würde, warum wir in dieser Schlacht kämpfen, würde trotzdem niemand ein Lied darüber singen oder davon erzählen, was wir geleistet haben.“

Vol’jin nickte. „Aber kämpfen wir, um in Liedern besung’n zu werden?“

„Nein. Sie würden nicht durch meine Tür passen.“

„Dann, mein Freund, sollen nur die Zandalari sing’n, und zwar Klagelieder.“ Vol’jin erhob sich und blickte vom Berg hinab. „Tausend Generationen lang sollen sie angestimmt werden, damit wir sie in alle Ewigkeit hören können.“

21

Die Shado-Pan-Mönche bereiteten sich in bewundernswerter Konzentration auf den Krieg vor, auch wenn ihnen der grimmige Humor fehlte, den Vol’jin bei anderen Völkern gesehen hatte, wenn sie dieselben Vorbereitungen trafen. Vier Pandaren, zwei von ihnen Überlebende der blauen Einheit, die beiden anderen von der roten, wurden per Los ausgewählt, Vol’jin, Tyrathan und Chen zu begleiten. Es war zwar angeblich eine zufällige Wahl, aber der Troll vermutete, dass die Auslosung nur dazu diente, jene Mönche, die der Mission nicht gewachsen waren, zu schützen, ohne dass sie ihr Gesicht verloren.

Der Angriff auf das Tal der Ewigen Blüten würde kein leichtes Unterfangen sein. Der Ort war in Schatten gehüllt und umgeben von unpassierbaren Bergen, eine Festung, die seit Tausenden Jahren niemand erforscht hatte. Dass der Ort so schwer zugänglich war, hatte nur ein Gutes, nämlich dass die Zandalari mit ihrer gewaltigen Streitmacht noch viel größere Probleme haben würden, dieses Ziel zu erreichen.

Zumindest hoffe ich das.

Jeder der sieben bereitete sich auf seine eigene Weise vor. Tyrathan durchforstete die Waffenkammer des Klosters nach den besten Pfeilen, dann nahm er sie auseinander und befiederte sie selbst neu. Die Schäfte bemalte er grellrot und die Federn blau – zu Ehren der roten und blauen Mönche, wie er sagte. Als man ihn fragte, warum er die Pfeilspitzen mit Ruß schwärze, erklärte er, das wäre zu Ehren der schwarzen Herzen der Zandalari.

Chen machte sich daran, die Versorgung der Expedition zu sichern. Die Mönche hatten keinerlei Erfahrung mit der Art von Krieg, wie er ihnen gegen die Zandalari bevorstand, und ihnen mochte das Treiben des Braumeisters vielleicht beinahe schon albern vorkommen, aber Vol’jin verstand die doppelte Absicht seines Freundes. Einerseits würden ordentliches Essen, Trinken und Verbandszeug von großer Bedeutung für den Erfolg ihrer Mission sein, andererseits war das Chens Art, sich um die anderen zu kümmern. Ganz gleich, was der Krieg ihm gezeigt hatte oder wozu er ihn noch zwingen würde, Chen wollte seiner Natur treu bleiben, und Vol’jin war dankbar dafür.

Taran Zhu näherte sich der Mauer, an der der Troll saß und mit einem Schleifstein über die gezackte Schneide an einer der beiden Klingen seiner Gleve strich. „Kein weiterer Zug könnte diese Klinge schärfer machen. Bereits jetzt kann sie die Nacht vom Tag trennen.“

Vol’jin hob die Waffe und sah zu, wie das goldene Sonnenlicht vom Rand der Schneide blitzte. „Und den Kämpfer zu schärf’n, der sie schwingen wird, würde mehr Zeit in Anspruch nehm’n, als wir haben.“

„Ich glaube, auch er ist äußerst schlagfertig.“ Der alte Mönch blickte gen Süden, wo die Berge um das Tal einen See aus Wolken zurückdrängten. „Damals, als der letzte Mogu-Kaiser fiel, führten Mönche die Rebellion an. Ich bezweifle, dass die Mönche jener Zeit die Shado-Pan als ihre Erben wiedererkennen würden, ebenso wie wir sie vermutlich nicht als unsere Inspiration identifizieren könnten. Wir verehren ihre Legenden zu sehr, und sie hätten sich gewiss mehr von uns erhofft.“

Taran Zhu runzelte die Stirn. „Bei jenem Aufstand waren nicht nur die Pandaren an ihrer Seite. Die Jinyu, die Ho-zen, ja selbst die Grummel standen ihnen bei. Und obwohl die Lehrensucher nie Derartiges erwähnt haben, könnte es sogar sein, dass Trolle und Menschen mit den Pandaren kämpften.“

Vol’jin lächelte. „Höchst unwahrscheinlich. Die Mensch’n waren zu jener Zeit Primitivlinge, und die Zandalari hätten die Mogu noch immer als Verbündete angeseh’n.“

„Aber in jedem Volk gibt es Ausnahmen.“

„Ihr denkt an die Verrückt’n und die Abtrünnig’n.“

„Ich denke, der Kampf um unsere Freiheit war ein Kampf, den Ihr damals verstanden hättet und den Ihr heute versteht.“ Der Mönch schüttelte den Kopf. „Dieser Krieg und das, was ihm vorausging, die Zeit unserer Knechtschaft, sie waren so schrecklich, dass sie Narben auf unserer Seele zurückgelassen haben. Vielleicht konnte diese Wunde nie wirklich verheilen, vielleicht war sie verdammt, auf ewig vor sich hin zu eitern.“

Der Troll drehte seine Waffe herum und fuhr scharrend mit dem Schleifstein über die zweite geschwungene Klinge. „Wunden, die eitern, müssen aufgeschnitten und gesäubert werden.“

„In dem Bestreben, unseren Albtraum zu vergessen, ist uns dieses Wissen womöglich abhandengekommen. Nicht das Wissen, wie es geht, aber das Wissen, warum es notwendig ist.“ Der alte Mönch nickte. „Eure Gegenwart hier und Euer bisheriges Verhalten haben mir geholfen, das zu erkennen.“

Ein Schauder rann Vol’jins Wirbelsäule hinab. „Das freut mich, aber es macht mich auch traurig. Ich habe genug vom Krieg geseh’n, um ihn zu hassen. Nicht so wie andere, die nur dafür leb’n.“

„Wie der Mensch?“

„Nein, nicht er. Er ist gut darin, aber wäre er die Art Person, die den Krieg braucht, hätte er diesen Ort schon längst verlass’n.“ Die Augen des Schattenjägers wurden zu Schlitzen. „Eine Sache, die er und ich teilen, ist die Bereitschaft, Verpflichtung’n anzunehmen, vor denen andere zurückschreck’n. Dasselbe trifft auch auf die Shado-Pan zu. Ihr wisst also, warum es so wichtig ist.“

„Ja.“ Der Pandaren nickte. „Wie wir besprochen hatten, habe ich Boten zu den Jinyu und den Ho-zen geschickt. Ich hoffe, sie werden uns beistehen.“

„Die Grummel scheinen jedenfalls bereit dazu.“ Eine Traube dieser kleinen, langarmigen Kreaturen hatte sich um Chen versammelt, und der Braumeister wies jeder von ihnen einen Gepäcksack zu. Sie würden die Ausrüstung der Einheit zum Tal bringen und anschließend ins Kloster zurückkehren, um Taran Zhu zu berichten, ob die sieben es bis zu ihrem Ziel geschafft hatten. Ihre Ausdauer und gewaltige Stärke würden es dem Stoßtrupp erlauben, seine Kräfte für den zweiten Teil der Mission aufzusparen, wenn sie das Tal selbst betraten.

„Sie sind entgegenkommend und weiser, als sie scheinen mögen.“ Der Mönch lächelte. „Wir, und damit meine ich die Völker von Pandaria, werden Euch nie genug für das danken können, was Ihr getan habt. Ich habe meine besten Bildhauer in den Berg geschickt, damit sie Eure Ebenbilder in die Knochen meißeln. Solltet Ihr sterben …“

Vol’jin nickte. Sollte eine dieser Statuetten aus dem Berg fallen, wäre es für ihn nur von militärischem Interesse; doch die Shado-Pan sahen darin etwas völlig anderes. „Ihr erweist mir eine große Ehre.“

„Und doch ist es unpassend, dass wir Eure Dienste nur mit einem Denkmal würdigen. Mönche haben die Rebellion geführt, und jetzt werden Mönche ein neues Ende für diese Geschichte niederschreiben.“

Der Troll zog eine Augenbraue hoch. „Ihr wisst, dass wir Euch nur ein wenig Zeit verschaff’n werden. Wir können sie behindern, wir können sie aufhalt’n. Aber ob nun sieben oder siebenundvierzig, wir sind nicht genug, um die Zandalari oder die Mogu zurückzudräng’n.“