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Er hörte weit über sich Beifallsrufe, hob den Kopf und sah den Lieferwagen, der zwei Kurven weiter über ihm am Straßenrand hielt. Er winkte den anderen zu und rannte zu dem Thunderbird zurück. Bevor er Margo die Pistole in die Hand drückte überzeugte er sich davon, daß die Ladung anscheinend doch nicht völlig erschöpft war, denn der violette Strich war noch am untersten Ende der Skala sichtbar. Als er anfuhr, hörte er hinter sich quietschende Bremsen und wütende Stimmen.

»Die Leute von vorhin können also in dieser Richtung nicht weiterfahren?« erkundigte Ann sich nachdenklich.

»Die Straße ist für jeden unpassierbar geworden«, erklärte Rama Joan.

»Hoffentlich«, warf Margo spöttisch vom Rücksitz aus ein.

»Die Straße ist völlig versperrt«, antwortete er kurz. »Wer die Felsen fortschaffen will, muß schon einen Kranwagen mitbringen.«

»Ich meine aber die netten Leute, die neben ihren Wagen am Straßenrand gestanden sind«, fügte Ann hartnäckig hinzu.

»Sie haben selbst eine Straße gehabt, auf der sie gekommen sind«, stellte Hunter aufgebracht fest. »Ich kann nichts dafür wenn sie die Gelegenheit nicht benutzt haben. Dann sind sie eben nur reiche Idioten gewesen!«

Ann wich vor ihm zurück und drängte sich dichter an ihre Mutter. Hunter hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, weil er einem Kind gegenüber so unbeherrscht gewesen war. Doc wäre das nicht passiert.

»Professor Hunter hat völlig recht, Ann«, sagte Wanda vom Rücksitz her. »Ein Mann muß immer zuerst an die Frauen in seiner Begleitung und ihre Sicherheit denken.«

Rama Joan sagte leise zu Ann: »Die Götter haben immer Schwierigkeiten bei der Anwendung ihrer Zauberwaffen. Das wird in jeder Mythologie geschildert.«

Hunter versuchte sich auf die kurvenreiche Straße zu konzentrieren und hätte beide am liebsten angebrüllt, sie sollten endlich den Mund halten. Aber er beherrschte sich mühsam und schwieg verbissen.

Erst zwanzig Minuten später hatten sie den Lieferwagen wieder eingeholt. Hixon hatte ihn unmittelbar vor der Abzweigung einer weiteren Nebenstraße geparkt.

»Hier steht ›Nach Vandenberg‹«, rief er und zeigte dabei auf einen Wegweiser, als der Thunderbird neben ihm zum Stehen gekommen war. »Wahrscheinlich führt die Straße ohne große Umwege durch die Hügel. Nachdem wir nach Vandenberg wollen, weil sich dieser komische Opperly angeblich dort aufhält, könnten wir eigentlich gleich hier abbiegen. Auf diese Weise sparen wir uns ein paar Kilometer an der Küstenstraße entlang.«

Hunter stand von seinem Platz auf und hielt sich am oberen Rand der Windschutzscheibe fest. Die Nebenstraße schien nicht beschädigt zu sein — jedenfalls nicht auf dem ersten sichtbaren Stück. Der Straßenbelag unterschied sich nicht von dem der Hauptstraße, auf der sie gekommen waren. Hunter überlegte einige Sekunden lang.

In dieser Pause erschütterte ein leiser Donner die Luft. Das Geräusch schien aus Südosten gekommen zu sein und pflanzte sich nach Nordwesten fort. Die Mitglieder der kleinen Gruppe hoben erstaunt die Köpfe, aber keiner von ihnen erriet, daß der leise Donner den letzten Ausläufer der Schockwelle darstellte, die erst jetzt anzeigte, daß der Isthmus von Nikaragua vom Meer überflutet und von Vulkaneruptionen zerstört worden war.

Hunter schüttelte den Kopf und sagte laut: »Nein, wir bleiben auf dem Monica Mountainway. Wir sind erst gestern hier gewesen und wissen, daß die Straße in Ordnung ist — keine Erdrutsche und so weiter. Eine neue Straße ist eine unbekannte Größe.«

»Wirklich?« meinte Hixon langsam. »Ich sehe nur, daß sie meinen Vorschlag ausgeführt haben, die Straße mit Felsen zu blockieren, damit unsere Verfolger nicht weiterkönnen.«

»Ganz richtig«, antwortete Hunter, weil ihm im Augenblick nichts anderes einfiel. Er zuckte mit den Schultern.

»Doddsy hat mich vorhin daran erinnert, daß wir an der Küste auch mit der Flut rechnen müssen«, fuhr Hixon fort.

»Wenn wir vor Sonnenuntergang auf die Küstenstraße kommen, ist alles in Ordnung«, versicherte Hunter ihm. »Die Ebbe setzt um fünf Uhr nachmittags ein. Natürlich unter der Voraussetzung, daß die Gezeiten den früheren Rhythmus einhalten — aber gestern war das jedenfalls noch nicht anders.«

»Ja ... wenn«, murmelte Hixon.

»An den Küsten müssen wir überall mit den Gezeiten rechnen«, antwortete Hunter aufgebracht. Er spürte, daß seine Nerven bis zum Zerreißen gespannt waren. »Los, wir müssen weiter«, fügte er laut hinzu. »Ich fahre jetzt voraus.«

Er setzte sich wieder hinter das Steuer und fuhr auf dem Monica Mountainway weiter. Nach einer Minute sagte Margo beruhigend: »Hixon fährt hinter uns her.«

»Haben Sie etwas anderes erwartet?« erkundigte Hunter sich grinsend.

Barbara Katz hatte das kleine Teleskop unter dem Arm, als sie auf das Dach des Rolls-Royce kletterte, der mit einer Panne am Straßenrand stand. Sie wollte einen Blick über die niedrigen Mangrovenwälder werfen, die sich zu beiden Seiten der engen Landstraße erstreckten. Die Sonne stand bereits tief am Horizont und strahlte die Wolken dunkelrot an, die der kühle Südostwind rasch über den Himmel trieb. Das Wetter hatte sich in der letzten halben Stunde völlig verändert.

Hester streckte den Kopf aus dem Fenster der Limousine und flüsterte: »Sie dürfen nicht dort oben herumtrampeln, Miß Barbara. Mister K. ist sehr schwach und muß endlich ruhig schlafen.«

Helen kauerte am Straßenrand und reichte Benjy Werkzeuge zu. Irgendwie hatte sich ein längeres Stück Draht am linken Hinterrad verfangen und war jetzt fest um die Achse gewickelt so daß eine Windung neben und über der nächsten lag. Benjy war erst darauf aufmerksam geworden, als das Hinterrad blockierte.

Der Chauffeur kam rückwärts unter dem Wagen hervor, blieb neben Helen in der Kniebeuge und schüttelte trübselig den Kopf. »Keine Ahnung, wie ich das verdammte Zeug loskriegen soll«, sagte er dann. »Ich habe einfach nicht die richtige Zange dafür. Und der Draht ist zu fest aufgewickelt — mindestens fünfzigmal.«

Barbara, die noch immer auf dem Dach der Limousine stand und sich große Mühe gab, so wenig Lärm wie möglich zu machen, während sie auf der glatten Oberfläche einen festen Halt suchte, wunderte sich ohnehin noch jetzt darüber, daß es Benjy gelungen war, den Rolls-Royce wieder in Gang zu bringen. Als das Wasser wieder gesunken war, hatte er fieberhaft an dem Motor des Wagens gearbeitet; eine halbe Stunde später hatte er ein Triumphgeheul ausgestoßen, als der Motor beim ersten Startversuch spuckte, stotterte und wieder gleichmäßig lief. Dann waren sie etwa vierzig Kilometer weiter nach Norden gefahren bevor diese Panne mit dem Draht eintrat.

Hester beugte sich aus dem Fenster und sah nach hinten. »Hoffentlich schaffst du es doch, Benjy«, meinte sie besorgt.

»Die Gegend hier ist noch flacher als sonst — und die kleinen Bäume verschwinden bestimmt sofort unter Wasser.«

»Unmöglich, Hes«, widersprach Benjy. Er zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls dauert es noch zwei oder drei Stunden.«

»He!« rief Barbara plötzlich aufgeregt. »Dort vorn an der Straße ... vielleicht eineinhalb Kilometer entfernt ... sehe ich ganz deutlich ... zwischen den Bäumen ... ein weißes Dreieck! Jetzt sind wir gerettet, glaube ich!«

»Und was soll uns ein weißes Dreieck helfen, Kind?« fragte Hester.

»Benjy«, rief Barbara, »können Sie eine Art Tragbahre für Mister K. herrichten — oder ihn einen Kilometer weit tragen?«