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Hunter sagte zu Don: »Wie Sie wissen, befinden wir uns bereits in Sichtweite von Vandenberg zwei. Wir wollen weiterfahren, sobald die Flut zurückgegangen ist.«

»Wir suchen Morton Opperly«, warf Margo ein.

»Das ist gut«, sagte Don zu Hunter. »Wenn Sie ihm eine Nachricht von mir überbringen, läßt man Sie vielleicht eher hinein. Richten Sie Oppie aus, daß der Wanderer Linearbeschleuniger mit zwölftausend Kilometer Länge und ein Zyklotron mit gleichem Durchmesser besitzt. Das dürfte ihn überzeugen! Außerdem kann ich leichter landen, wenn die Leute in Vandenberg wissen, daß ich komme.« Er sah zu Margo hinüber. »Dann kann ich dir endlich einen richtigen Kuß geben, Liebling.«

Margo erwiderte seinen Blick und sagte: »Und ich möchte dir auch einen geben, Don. Aber du mußt dir darüber im klaren sein, daß sich einiges verändert hat. Ich habe mich verändert.« Sie nahm Hunters Arm, um anzudeuten, was sie meinte.

Hunter runzelte die Stirn und preßte die Lippen zusammen, aber dann legte er ihr den Arm um die Schultern und nickte. »Richtig«, sagte er kurz.

Bevor Don etwas sagen konnte, leuchteten die Felsen vor Margo und Hunter hellrot auf, wurden wieder dunkel und leuchteten nochmals rot. Auch die umliegende Landschaft wurde in regelmäßigem Rhythmus von diesem roten Licht erhellt. Hunter und Margo hoben gleichzeitig den Kopf und senkten ihn sofort wieder, nachdem sie einen kurzen Blick auf die Lichtquellen an beiden Polen des Wanderers geworfen hatten, die nicht nur die Polkappen, sondern auch den ganzen Himmel der Erde rot erglühen ließen, wenn sie aufblitzten.

»Die Krise ist eingetreten«, erklärte die Paulgestalt. In dem roten Licht wirkte sie noch unheimlicher als zuvor. »Wir können jetzt nicht mehr lange sprechen.«

»Der Wanderer ruft seine Schiffe zurück«, fügte die Dongestalt hinzu.

»Wir bringen Ihre Nachricht nach Vandenberg«, sagte Hunter laut. »Vielleicht sehen wir uns schon bald wieder. Zwölftausend Kilometer lange Linearbeschleuniger und ein Zyklotron mit gleichem Durchmesser. Viel Glück!«

In diesem Augenblick verschwanden die beiden dreidimensionalen Bilder. Sie lösten sich von einem Augenblick zum anderen in Nichts auf.

Hunter und Margo starrten auf das Wasser hinab, das inzwischen noch weiter zurückgegangen war. Selbst die Brandung war rot und leuchtete wie Schaum aus feuerflüssiger Lava. Auch in dem Lager auf der anderen Seite des Hügels herrschte wieder Leben; überall wurden kleine Gestalten sichtbar, die sich bewegten, in Gruppen zusammenstanden und nach oben zeigten.

37

Achtzig Millionen Kilometer von der Erde entfernt sah der Raumfahrer Tigran Birjuzow das rote Signal des Wanderers sehr deutlich, als er und seine fünf Kameraden der Ersten Sowjetischen Raumexpedition in drei Schiffen um den Mars kreisten. Für Tigran waren die Erde und der Wanderer zwei leuchtende Planeten, die voneinander etwa ebenso weit entfernt waren wie nebeneinanderstehende Sterne der Plejaden. Aber selbst im luftleeren Raum waren ihre halbmondförmigen Umrisse mit bloßem Auge nur undeutlich zu erkennen.

Die Funkverbindung mit der Bodenstation war abgerissen, als der Wanderer plötzlich erschienen war, und die sechs Männer hatten in den letzten zwei Tagen genügend Zeit zu allen möglichen Spekulationen über die Ereignisse in Erdnähe gehabt. Die ursprünglich geplante Landung auf dem Mars, die vor zehn Stunden hätte stattfinden sollen, war verschoben worden.

In den Teleskopen war die Entwicklung der Krise deutlich genug zu verfolgen gewesen — die Ablenkung des Mondes, seine Zerstörung und die seltsamen Muster auf der Oberfläche des Wanderers —, aber das war alles, was die Raumfahrer beobachten konnten.

Jetzt sah Tigran nicht nur das rote Signal, das von dem Wanderer ausging, sondern auch die dunkle Reflexion von der Erdoberfläche. Er wollte seine Beobachtung in das Logbuch eintragen, aber dann runzelte er die Stirn, starrte angestrengt die Decke über sich an und schlug schließlich mit der geballten Faust auf den Tisch. Rote Blitze! dachte er verwirrt und wütend zugleich. Was denn noch? Was kommt als nächstes?

Die Untertassen-Beobachter stellten Dutzende von Fragen über die bedauerlicherweise so kurze Unterhaltung mit Don und Paul. Als Margo und Hunter sie endlich beantwortet hatten, blitzte das rote Signal nicht mehr. Das Wasser war weiter zurückgegangen, so daß die Straße nach Vandenberg fast völlig und die Küstenstraße teilweise wieder aufgetaucht waren.

Hixon faßte das Gehörte zusammen, indem er dabei mit dem Daumen auf den Wanderer wies: »Sie besitzen also Fliegende Untertassen, was uns allerdings schon bekannt war. Und sie haben Energiewaffen, die in größerer Ausführung ganze Berge zertrümmern und vermutlich sogar Planeten durchlöchern können. Und sie haben dreidimensionales Fernsehen, das unserem weit überlegen ist, was mir durchaus einleuchtet. Aber sie befinden sich angeblich in Gefahr, was ich nicht verstehe! Warum sollten sie in Gefahr sein?«

»Vielleicht ist ein anderer Planet hinter ihnen her«, warf Ann ein.

»Bitte, Annie, nur das nicht!« protestierte Wojtowicz. »Mehr als einen unheimlichen Planeten halte ich einfach nicht aus.«

In diesem Augenblick wurde es um sie herum merklich heller. Clarence Dodd, der als einziger nach Osten sah, gab einen erstickten Laut von sich, als wollte er gleichzeitig schreien und den Schrei zurückdrängen. Er trat erschrocken einen Schritt nach hinten und zeigte gleichzeitig zum Himmel auf.

Zwischen dem Wanderer und der zerklüfteten Bergkette am Horizont hing eine Kugel, die um die Hälfte größer als der Wanderer war; ihre Außenfläche war durchgehend stahlgrau, aber genau in ihrem Mittelpunkt blitzte ein helleres Licht.

Jetzt ist der Himmel zu schwer geworden, dachte Margo. Jetzt muß er zusammenstürzen ...

Der Ladestock dachte: Und eine Stimme wie eine Trompete ertönte, und das Lamm brach ein neues Siegel ... und ein neues ... und ein neues ... und ein neues ...

»Mein Gott, Ann hat doch recht gehabt«, flüsterte Wojtowicz. »Es ist wirklich ein neuer Planet.«

»Und er ist größer.« Das war Mrs. Hixon.

»Aber nicht völlig rund«, protestierte Hixon fast wütend.

»Doch, doch«, widersprach Hunter, »aber er ist teilweise im Schatten — jedenfalls mehr als der Wanderer. Er steht ebenso weit im Schatten der Erde wie der Mond, wenn er noch dort wäre.«

»Er ist fast sieben Wandererdurchmesser dichter über dem Horizont als der Wanderer selbst«, stellte der kleine Mann fest. Er hatte sich schneller als die anderen von dem ersten Schock erholt und zog jetzt bereits sein Notizbuch aus der Tasche. »Das sind fünfzehn Grad — ungefähr eine Stunde.« Er schraubte die Kappe seines Füllfederhalters ab und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.

»Der Lichtpunkt ist eine Reflexion der Sonne«, sagte Rama Joan. »Die Oberfläche muß Ähnlichkeit mit einem trüben Spiegel haben.«

»Der neue Planet gefällt mir nicht, Mommy«, klagte Ann. »Der Wanderer ist fast unser Freund, weil er so schöne Farben hat, aber der andere sieht so streng und drohend aus.«

Rama Joan strich ihr beruhigend über die Haare. »Die Götter führen Krieg miteinander, Kind«, sagte sie. »Der fremde Teufel ist gekommen, um den Dämon zu bekämpfen, den wir bereits kennen.«

Der kleine Mann, der eifrig Notizen machte, sah auf und meinte zustimmend: »Am besten nennen wir ihn einfach ›der Fremde‹ — das müßte genügen.«