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ca. 1100 v. Chr.

DORISCHE WANDERUNG    Seit etwa 1100 v. Chr. wanderten aus dem nördlichen Balkan erneut griechisch sprechende Stämme nach Griechenland ein. Sie werden etwas pauschal als »Dorer« bezeichnet. Das ist die zweite – und letzte – große griechische Einwanderungswelle in die Ägäis nach jenen Hellenen, die mehr als 500 Jahre zuvor die »mykenische« Palastkultur aufgebaut hatten. Die etwas herben eisenzeitlichen Dorer sahen allerdings nur noch deren rauchende Trümmer.

Sie verdrängten ortsansässige Frühgriechen aus vielen Regionen auf die Kykladen-Inseln und auf die andere Seite der Ägäis, die Westküste der heutigen Türkei. Durch eine dieser Gruppen erhält diese Küste die Bezeichnung »Ionien«.

um 900 v. Chr.

ETRUSKER I    Die Etrusker erschienen um 900 v. Chr. in Italien. Ihre Herkunft ist ungeklärt, obwohl schon die Antike sie als aus Kleinasien stammend bezeichnete. Sie vermittelten eigene sowie Kulturelemente der archaischen Griechen auf italischem Boden, am nachhaltigsten natürlich das (west)griechische Alphabet.

1000–900 v. Chr.

ITALIKER    Zeitgleich mit der riesigen indoeuropäischen Wanderung am Beginn der Eisenzeit und der Dorischen Wanderung der Griechen über den Balkan sickerten die Italiker (Latiner, Falisker, Umbrer, Osker, Samniten) auf die Apennin-Halbinsel ein und stießen hier auf eine nicht-indoeuropäische Vorbevölkerung (Ligurer, Sikanen).

Die Italiker stammten definitiv aus der nordalpinen Urnenfelderkultur, vermutlich aus mitteleuropäischen Siedlungsräumen an Elbe, Oder, Weichsel. Ihre Sprachen, vor allem das später so wichtige Latein, sind germanischen und möglicherweise auch keltischen Sprachen näher verwandt als dem Griechischen. Der Stamm der Latiner drang bis an den Unterlauf des Tiber vor und wurde auf sieben Hügeln über einer sumpfigen Flusssenke sesshaft. Dort wurden sie Nachbarn eines etruskischen Familienclans, der die Gegend beherrschte. Diese neuen Nachbarn waren die Rumlinna. Von ihnen hat Rom seinen Namen.

900 v. Chr.

POLIS    Da Griechenland sehr gebirgig ist und keine großen zusammenhängenden Flusssysteme hat, wäre hier eine Reichsbildung schwierig gewesen, und sie hat bekanntlich auch nicht stattgefunden. Die Hellenen bildeten keine politische, sondern nur eine sprachliche und kulturelle Einheit mit den panhellenischen Zentren in Delphi und Olympia.

Die neu zugewanderten dorischen Griechen knüpften in nichts an die Kultur ihrer mykenischen Vorgänger an. Die Mykener hatten eine Palastkultur, wo der Fürstenpalast eine Art markt- und landbeherrschendes Großunternehmen war. Ganz anders die dorischen Griechen. Sie entwickelten schon kurz nach ihrer Einwanderung eine Art Selbstverwaltung der öffentlichen Angelegenheiten, das Polis-System.

Es gab Hunderte solcher Landgemeinden, größere oder kleinere, wo die Grundeigentümer das umliegende Land bebauten und ihre Angelegenheiten selbst regelten. Grundbesitz und ausreichend finanzielle Mittel, um sich wenigstens seine Hopliten-(Soldaten-)Ausrüstung leisten zu können, waren für den demos (die freien Grundbauern) die Voraussetzung, um als Gemeindebürger dazuzugehören. Die Landgemeinden waren im Prinzip alle unabhängig. Von »Stadtstaaten« kann man bei den meisten nicht sprechen, denn dafür waren sie einfach zu klein. Städte mit größerem Umland wie Athen und Sparta waren die Ausnahme. Fast jede Polis hatte eine Akropolis und eine Agora. Die gleichberechtigte Teilnahme aller Vollbürger an der Politik wurde aber erst in der Attischen Demokratie um 500 v. Chr. verwirklicht.

ca. 1000–900 v. Chr.

ALPHABET II    Die älteste bisher gefundene griechische Inschrift findet sich auf einer Vase um 900 v. Chr. Demnach kannten die Griechen das phönizische Alphabet bereits, vielleicht schon seit der Zeit um 1000 v. Chr. Mit der Welt des Vorderen Orients, zumal mit den Stadtstaaten der Kleinasien am nächsten gelegenen phönizischen Küste bestand sicher ein Handels- und Kulturaustausch. Die phönizischen Stadtstaaten standen seit Jahrhunderten in voller Blüte; verglichen damit waren die hellenischen Landgemeinden Entwicklungsgebiet. Die Griechen haben sich dieses Kulturimports nie geschämt und die altorientalischen Kulturen, auch Ägypten, immer mit Hochachtung bewundert.

Das für die Weltkulturgeschichte wichtigste Ergebnis des kulturellen Austauschs ist die Übernahme des Alphabets von den Phöniziern und die Anpassung der Vokale. Wie bei vielen frühen Schriftsystemen wurden im phönizischen Alphabet nur Konsonanten wiedergegeben. So war es auch bei den Hieroglyphen, weswegen man zum Beispiel nicht weiß, wie die Pharaonensprache ausgesprochen wurde. Im Phönizischen gab es einige Laute, für die die Griechen keine Verwendung hatten. (So wie es im Deutschen kein englisches th oder keine französische Nasale gibt). Diese »freien« Zeichen verwendeten die Griechen dazu, Vokallaute darzustellen und vervollständigten damit das Alphabet zu der Form, an die wir heute noch gewöhnt sind.

Da es weder Wörterbücher noch Rechtschreibkommissionen gab, waren mehrere voneinander abweichende Varianten in Umlauf. In den Kolonien in Sizilien und Unteritalien war es das westgriechische Alphabet, von dem das lateinische Alphabet abstammt, das Sie gerade lesen. Es wurde durch die nachfolgende geschichtliche Entwicklung (Römisches Reich, römisch-lateinische Kirche, weltweite Kolonisation der Europäer) zum wichtigsten und weltweit erfolgreichsten Schriftsystem der Gegenwart.

BIBLISCHE GESCHICHTE

Das alte Ägypten hatte im Neuen Reich mit den Ramsessiden den Höhepunkt seiner Macht erreicht. In der Zeit der Seevölkerwanderung geriet der Nahe Osten in Bewegung. Die Kanaaniter waren hier gewissermaßen die Urbevölkerung. Ethnisch handelte es sich um niemand anderes als die Handel treibenden, größere und kleinere Stadtstaaten bewohnenden Phönizier. Seit 1200 v. Chr. bestand in Phönizien – oder Kanaan – ein Machtvakuum. Das Hethiter-Reich war untergegangen, Assyrien und Ägypten geschwächt. Die phönizisch-kanaanäischen Stadtstaaten, bisher eine Randkultur, blühten auf. Die für Palästina namengebenden Philister waren kurz zuvor eingewandert und dominierten den Süden (heute Gaza-Streifen und Umgebung). Es gab ferner (halb)nomadische Stämme wie Ammon, Edon, Moab und den Stammesverband der Israeliten.

ca. 1200 v. Chr.

EXODUS UND DIE ZEHN GEBOTE    Mehr als zwei Jahrtausende lang haben gläubige Juden und Christen den dramatischen Bericht vom Auszug (lat.: exodus) des Volkes Israel aus Ägypten als einen historischen Tatsachenbericht gelesen. Demnach flohen die Israeliten nach düsteren Ankündigungen (»Sieben Plagen«) vor den Ägyptern durch das Rote Meer und lieferten sich anschließend im Sinai mit der Übergabe der Zehn Gebote einerseits und dem »Tanz ums Goldene Kalb« andererseits regelrechte »Glaubenskämpfe«.

Problematisch daran ist, dass weder aus der ägyptischen Geschichte noch aus der ägyptischen Kunst irgendein Hinweis, geschweige denn ein Nachweis über dieses Ereignis bekannt ist. Ja nicht einmal die (jahrzehntelange? jahrhundertelange?) Anwesenheit der Israeliten in Ägypten ist irgendwie belegbar. Auch im Hinblick auf den legendären Anführer dieser kleinen Völkerwanderung, Moses, streiten sich die Gelehrten vieler Sparten, ob er Israelit oder Ägypter war, ob er gelebt hat oder nur eine Legendenfigur ist. Unbestritten ist hingegen, dass die (nomadischen) Stämme, die später das Volk Israel bildeten, um 1200 v. Chr. in Kanaan einwanderten. Man weiß nur nicht, woher sie kamen. Die erste Erwähnung des Namens »Israel« findet sich auf der ägyptischen Stele des Merenptah (ca. 1220 v. Chr.), eines Sohnes von Ramses II.

Die biblische Geschichte verknüpft die Begründung der monotheistischen Jahwe-Religion und ihres Kultes aufs engste mit dem angeblichen Auszug aus Ägypten und mit Moses. JHWH habe sich ihm als Gott Abrahams offenbart, indem er ihm seinen Namen nannte, habe einen Bund mit seinem »auserwählten Volk« geschlossen und ihm die Zehn Gebote gegeben. An ihrem Anfang steht die Forderung, ausschließlich den einen Gott zu verehren (»Monotheismus«), dann folgen die Grundregeln für das menschliche Zusammenleben, die bis heute eine Grundlage für die Rechtsordnungen der abendländischen Kultur bilden. Laut dem Bericht der Bibel hat Moses das von Jahwe dem Volk Israel verheißene Land noch von Ferne gesehen, aber nicht mehr selbst betreten.