Assur war bereits um 2000 v. Chr. ein vage definierter eigenständiger Machtbereich am Oberlauf des Tigris. Nach dem Zusammenbruch der hethitischen Großmacht und dem Ende der Kassiten-Dynastie in Babylon (ca. 1150 v. Chr.) dominierten die Assyrer ganz Mesopotamien mit beispielloser Brutalität. Hauptsächlich durch sie hat sich der Weltgeschichte das Bild vom grausamen orientalischen Despoten eingeprägt. Unterworfene Völker wurden verschleppt, die Armee terrorisierte die Nachbarvölker, die Strafen waren barbarisch, Zwangsarbeit zum Ausbau der Riesenpaläste und Städte stand auf der Tagesordnung.
ab 1100 v. Chr.
ASSYRISCHES REICH Seit König Tiglatpileser III. (745–727 v. Chr.) dehnte sich das Assyrische Reich nochmals weit aus, vor allem Richtung Mittelmeer nach Palästina und Phönizien. Wegen der großen kultischen und sicher auch kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt machte Tiglatpileser Babylon wieder zur Hauptstadt. Angesichts dieser Vormacht war es kein Wunder, dass sich die jüdischen Völker in jenen Jahrhunderten ständig von »Babylon« bedroht sahen.
Drei Nachfolger Tiglatpilesers III. (Sargon II. 721–705 v. Chr., Sanherib 704–681 v. Chr., Asharraddon 680–670 v. Chr.) dehnten das neuassyrische Reich immer weiter aus, das nun vor allem die phönizischen Stadtstaaten tributabhängig machte sowie Palästina beherrschte. Im dortigen Süden berührten sich die Machtsphären der Ägypter und Assyrer.
um 650 v. Chr.
DIE BIBLIOTHEK VON NINIVE Unter Assurbanipal eroberten die Assyrer um 650 v. Chr. die Pharaonenhauptstadt Theben mit dem Tempel von Karnak für etwa zehn Jahre. Dies war die größte Ausdehnung des Reiches. Assurbanipal, der letzte neuassyrische Herrscher, war nicht nur ein geübter Kriegsherr und Stratege. Er war kein Analphabet, sondern beherrschte die Schreib- und Rechenkunst. Um überliefertes Wissen zu bewahren, ließ er Keilschrifttafeln sammeln und in Ninive, am Oberlauf des Tigris (heute Nord-Irak), in einer eigens eingerichteten »Bibliothek« aufbewahren. Diese berühmte Bibliothek von Ninive ist mit ihren rund 25000 Keilschrifttafeln einer der bedeutendsten Funde der modernen Archäologie. Ihr verdankt man ein immenses Wissen über die mesopotamische Kultur und Geschichte. Assurbanipal hatte viele Abschriften älterer »Texte« anfertigen lassen, die ansonsten für immer verloren wären. Dazu zählt auch das Gilgamesch-Epos.
600 v. Chr.
NEU-BABYLON UND DAS ISCHTAR-TOR Nabopolassar II. regierte von 604 bis 562 v. Chr. Der in der Bibel Nebukadnezar genannte König setzte die Großmachtpolitik dieses nunmehr »neubabylonischen« Reiches unter der Herrschaft der nicht-assyrischen kaldäischen Dynastie fort. Er ließ Babylon weiter ausbauen und den legendären Turm von Babel wiedererrichten – höher denn je. Wie eindrucksvoll die Stadtmauern damals waren, davon hat jeder Besucher des Pergamon-Museums in Berlin eine Vorstellung, wenn er dort die Prozessionsstraße mit den blau lasierten Ziegeln und symbolischen Tierdarstellungen entlanggeht und das Ischtar-Tor durchschreitet.
nach 600 v. Chr.
DIE HÄNGENDEN GÄRTEN DER SEMIRAMIS Die Kunde von den Hängenden Gärten geht auf mehrere Autoren der Spätantike zurück und fällt je nach Autor etwas anders aus. Es gibt weder zeitgenössische Berichte noch eindeutige archäologische Funde. Auch in der Bibel, die so viel aus Babylon zu berichten weiß, werden sie nicht erwähnt. Ob die Hängenden Gärten in Zusammenhang mit terrassierten Hochbauten stehen, ob die Festungskrone der Stadtmauern bepflanzt war oder ob es sich um einen verschlossenen Parkbezirk innerhalb des Königspalastes handelte, lässt sich nicht verlässlich sagen. Auch der oft verwendete Zusatz Hängende Gärten »der Semiramis« erlaubt keine zeitliche oder örtliche Zuordnung. Über ähnlich klingende assyrisch-babylonische Königinnen-Namen wie Šammuramat kann man nur Vermutungen anstellen.
Was danach geschah: Unter Nebukadnezar wurde auch Jerusalem erobert und die Juden in die Babylonische Gefangenschaft (586–538 v. Chr.) verschleppt. Die letzte, kaldäisch-babylonische Herrschaft fand kurz darauf 539 v. Chr. durch die Perser ein Ende. Eben jene Perser, die dann 60 Jahre später 490 v. Chr. in der griechischen Küstenebene von Marathon auftauchten.
ca. 800–230 v. Chr.
CHOU-DYNASTIE In China kam am Huangho die neue Chou-Dynastie an die Macht. Der Himmel, so hieß es, habe das Herrschermandat an die Chou weitergegeben, weil die vorangehende Shang-Dynastie dekadent und degeneriert sei. Eine solche Geschichte war bei den häufigen Dynastiewechseln in China noch öfter zu hören. Bei dieser Art von chinesischer Translatio imperii gab es in der Regel keine Brüche in der Kultur oder der Gesellschaft.
Die ersten drei Chou-Könige errichteten einen typischen Feudalstaat mit der Vergabe von Lehen an ihre Familienangehörigen und enge Gefolgsleute. In konfuzianischer Zeit wurde ihre Herrschaft zum Goldenen Zeitalter verklärt.
Der Aufstand gegen den tyrannisch herrschenden König Li 814 v. Chr. gilt als erstes gesichertes Datum der chinesischen Geschichte. Eine Generation später teilte sich Chou in Ost-Chou und West-Chou, danach gewannen einzelne Vasallenstaaten als Fürstentümer Souveränität. Diese Fürsten verwendeten erstmals systematisch Dienstleute oder »Beamte« zur Verwaltung statt des Kriegeradels. In jener etwas verworrenen Zeit, in der auch Konfuzius lebte, liegt der Ursprung der späteren chinesischen Reichsbeamtenschaft der Mandarine.
ca. 800–400 v. Chr.
OLMEKEN Die Olmeken waren die erste Hochkultur in Mittelamerika und damit in Amerika überhaupt. Das Wort »Olmeken« ist aztekisch, die wissenschaftliche Bezeichnung lautet La-Venta-Kultur nach einem bedeutenden Pyramiden- und Tempelfundort, dessen Blütezeit von 800 bis 400 v. Chr. währte. Besonders charakteristisch sind die tonnenschweren, gedrungenen Kolossalköpfe, die »körperlos« auf einem Steinfundament auf dem Boden sitzen. Manche sind fast drei Meter hoch.
Über diese Kultur ist wenig bekannt: Man weiß nichts über die Herkunft der Olmeken, wie sie sich nannten, und welche Sprache sie sprachen. Auch ihre Mythen kennt man nicht.
Dennoch gelten die Olmeken als Mutterkultur der mittelamerikanischen Hochkulturen, insbesondere der Maya. Steinbearbeitung, Schriftgebrauch, Kalender, Tempelpyramidenbau und Ritualballspiel werden auf sie zurückgeführt. Die Kultur verschwand schlagartig um 400 v. Chr. Aufgrund von mutwilligen Zerstörungen an den Großköpfen ihrer Tempelanlagen kann man kriegerische Einwirkungen vermuten. Die für Eurasien geltenden Einteilungen in Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit sind auf Amerika nicht übertragbar. Hier existierten Jäger und Sammler, Ackerbauern und Nomaden bis in die europäische Neuzeit parallel. Es gab keine »Neolithische Revolution«, die sich flächendeckend ausgebreitet hätte.
Die wirtschaftliche Grundlage war der jeweils lokal betriebene Ackerbau. Die präkolumbianischen amerikanischen Kulturen kannten kein Rad, keine Töpferscheibe, verarbeiteten außer Gold und Silber keine Metalle, vor allem keine Bronze und kein Eisen.
Während die Griechen in ihren Polis-Städten in den Ebenen sesshaft wurden, ihre Vasen im geometrischen Stil bemalten und auch schon das phönizische Alphabet gelernt hatten, entfaltete sich in Mittelitalien die etruskische und nördlich der Alpen die keltische Hallstatt-Kultur.