ca. 1000 v. Chr.
DIE ÄLTESTE FAMILIE IN DEUTSCHLAND Der Berufsschullehrer Manfred Huchthausen aus Förste bei Osterrode im Harz ist der direkte Nachfahre von Menschen aus der Bronzezeit, die vor ungefähr 3000 Jahren ganz in der Nähe bei der Lichtenstein-Höhle lebten. Das haben DNA-Tests von Anthropologen ergeben, die dort neben Schmuck- und Kultgegenständen auch Knochen von 39 Angehörigen eines Familienclans bergen konnten, die sich unter günstigen klimatischen Bedingungen gut erhalten hatten. Anschließend analysierte man Speichelproben von 300 Menschen aus der Umgebung von Osterrode und stieß in zwei Fällen auf ein sehr seltenes genetisches Muster sowohl in den Bronzezeitknochen wie bei zwei Menschen der Gegenwart. Zwischen Manfred Huchthausen und seinen bronzezeitlichen »Vorfahren« aus der Urnenfelder-Kultur, die Zeitgenossen König Davids und König Salomons aus der Zeit des ersten Tempelbaus in Jerusalem waren und lange vor »Homer« lebten, liegen schätzungsweise 120 Generationen. »Ötzi« war noch einmal 2500 Jahre oder nochmals 100 Generationen älter.
900 v. Chr.
KELTEN »Die Kelten« waren trotz mancher sprachlicher und kultischer Gemeinsamkeiten alles andere als eine völlig homogene Kultur oder gar ein einheitliches Volk. Sie bildeten nie und nirgendwo eine Einheit, ein einheitliches Reich, übrigens genauso wenig wie die Germanen, da ihre Stämme stets sehr auf Unabhängigkeit bedacht waren. Aber es gab enge Verknüpfungen mit der griechischen Kultur, sowohl sprachlich als auch wirtschaftlich durch den Handel von Luxusgütern, im künstlerischen Austausch und in den teilweise ähnlichen Gesellschaftsstrukturen.
Grob gesagt, siedelten die Germanen in der Norddeutschen Tiefebene und an den Nord- und Ostseeküsten, die Kelten südlich davon im Mittelgebirgsraum bis in die Alpen und später weit nach Westeuropa hinein bis an die Atlantik- und Ärmelkanalküste. Die Kelten waren über ganz Westeuropa verbreitet, in Spanien als sogenannte Keltiberer teils unter der Herrschaft der Karthager und später der Römer. Auf der britischen Hauptinsel gerieten die Kelten ebenfalls unter römische Herrschaft. In Irland ist sogar die moderne Staatssprache Gälisch eine keltische. Gewaltige keltische Menschenmassen wanderten nach Osten, nach Böhmen und ins Donaugebiet. Eine Gruppe stieß bis nach Kleinasien vor und wurde dort als »Galater« ansässig, an die der Apostel Paulus Missionsbriefe richtete. In Oberitalien gründeten die Kelten um 600 v. Chr. Mailand, übernahmen das etruskische Bologna und das rätische Verona. Erstmals deutlich fassbar in Mitteleuropa wurde die keltische Zivilisation aber in der
800 v. Chr.
HALLSTATT-KULTUR Die Kultur ist benannt nach einem bedeutenden Fundort im österreichischen Salzkammergut. 1846 wurde hier ein großes Gräberfeld mit über 1000 Gräbern entdeckt, darin die ersten Eisenwaffen und -werkzeuge Mitteleuropas. (Natürlich wurden auch von den Kelten weiterhin Bronzegegenstände angefertigt, sie waren sogar große Meister dieser Kunst.) Die Hallstatt-Kultur ging bruchlos aus der Urnenfelder-Kultur hervor, daher reichen die Anfänge der Kelten auch sicher weiter zurück als das »um 800«, was man als Beginn der Hallstatt-Kultur anzugeben pflegt. Nun aber gab es einen wesentlich intensiveren Handels- und Kulturaustausch mit den Griechen der Ägäis, vor allem auch mit den Etruskern und den Kolonial-Griechen im Rhône-Tal.
Gleichzeitig mit der Hallstatt-Kultur entfaltet sich die etruskische Kultur.
FÜRSTENSITZE Die einzelnen keltischen Stämme standen unter der Führung von Häuptlingen oder »Fürsten«, in deren Händen der Abbau von Salz und Erzen und die dazugehörigen weiträumigen Handelskontakte lagen. Anders ist deren Reichtum nicht zu erklären. Anscheinend war die keltische Gesellschaft recht deutlich geschichtet, möglicherweise bis hin zu einer Art Kastenwesen, weil es keine »sozialen Aufstiegsmöglichkeiten« gab. Die auf einem Bergsporn gelegene Heuneburg in Oberschwaben, den Hohenasperg in Württemberg und den Glauberg in der hessischen Wetterau hält man für Herrschaftszentren derartiger keltischer »Fürsten«.
um 500 v. Chr.
FÜRSTENGRÄBER In der Spätphase der Hallstatt-Kultur um 500 v. Chr., kurz bevor die Griechen den Persern bei Marathon die Stirn boten und den Bau des Parthenons begannen, entstanden die berühmten »Fürstengräber«. Sie befanden sich stets unter Grabhügeln, deren Aufschichtung einen gewaltigen Aufwand erforderte. Allein das, sowie der Reichtum der Beigaben einiger glücklicherweise unberaubter Grabkammern (zum Beispiel im württembergischen Hochdorf), lässt auf die herausragende Stellung der bestatteten Persönlichkeiten schließen. Das wäre in den Urnenfelder-Kulturen mit ihren egalitären Urnengräbern ohne nennenswerte Beigaben undenkbar gewesen. Allerdings fällt die Deutung schwer, ob die aufwendigst gearbeiteten Trinkhörner, Kessel, Bronzewagen »kultischen« Zwecken dienten oder reine Luxusgegenstände waren. Zumindest die Kessel scheinen auch eine religiöse Bedeutung gehabt zu haben. Im Grab der Fürstin von Vix in Burgund (500 v. Chr.) wurde 1953 der bislang größte bekannte Kessel gefunden. Der Krater von Vix, ein über 1000 Liter fassendes Bronzeprunkgefäß, stammt aus einer süditalienischen Werkstatt und wurde von dort an die Seine »exportiert«.
DRUIDEN Eine gewisse Einheitlichkeit der keltischen Kulturen ergab sich durch die religiösen Kulte. Priesterliche Funktionen hatten die recht aristokratischen Druiden, die offenbar umfassend gebildet und ausgebildet wurden und vielleicht eine Klasse für sich darstellten, ähnlich den Brahmanen in Indien. Der Weitergabe von Wissen in schriftlicher Form verschloss man sich in diesen Kreisen ausdrücklich. »Geheimes Wissen« wurde nur mündlich tradiert, was der Nachwelt Raum für allerlei Spekulationen ließ. Cäsar erwähnte das Schriftverbot ausdrücklich. Gerade deshalb weiß man aber auch fast nichts Konkretes über die Druiden, ihre Kulte und ihre religiösen Vorstellungen.
Nicht nur die Hellenen, auch andere Völker erschienen nach dem Zusammenbruch des Hethiter-Reiches in Kleinasien und an der Ägäis-Küste. Sie hinterließen ihre Spuren im Gedächtnis der Geschichte und spielten eine wichtige Rolle bei der Vermittlung altorientalischer Kultur nach Europa.
800–500 v. Chr.
ETRUSKER II Von den Etruskern, die sich selbst Rasenna nannten, hat die heutige Toskana, ihr Hauptsiedlungsgebiet in Mittelitalien zwischen Arno und Tiber, ihren Namen: Etrusci wurde zunächst zu Tusci und dann später zu Toskana.
Sie sind ein nicht-indoeuropäisches altmediterranes Volk, vermutlich aus dem Umkreis der minoischen Kultur in Westanatolien, die dem Druck der eisenzeitlichen Wanderung auswichen. Wahrscheinlich überlagerte ein kleiner »etruskischer«, kulturell überlegener Stamm die eingesessene bäuerliche Villanova-Kultur in Mittelitalien. Die Etrusker waren Händler, Seefahrer und Seeräuber mit Handelsbeziehungen in der ganzen Mittelmeerwelt, zu Griechen, phönizischen Karthagern und den Hallstatt-Kelten.
Politisch organisierten sich die Etrusker in unabhängigen Städten, nicht in einem »Reich«. Etruskische Gründungen sind Arezzo, Perugia, Volterra, Cortona, Orvieto und einige andere heute nicht mehr besonders bedeutende, damals aber wichtige Orte wie Vulci oder Veji.
Oberste Gottheit war ein später bei den Römern Vertumnus genannter Vegetationsgott, der ein ziemliches Ungeheuer gewesen sein muss. Die Etrusker fühlten sich sehr abhängig vom Willen ihrer Götter, deswegen verwendeten sie viel Zeit und Mühe darauf, diesen zu erforschen. Die von den Auguren betriebene Eingeweideschau und ähnliche divinatorische Praktiken zur Vorhersage des Schicksals vererbten sie den Römern.
Die bedeutendsten erhaltenen Bauwerke der Etrusker befinden sich nicht über, sondern unter der Erde. Es sind die ausgedehnten Nekropolen mit ihren verzweigten und geradezu wohnlich ausgestatteten Grabkammern.