Der zoroastrische Gut-Böse-Dualismus hat die jüdische Religion und religiöse Lehren wie den Manichäismus (gegründet von Mani 241 v. Chr.) und die Gnosis tief beeinflusst. Diese Lehren wurden zwar von den christlichen Kirchenvätern erbittert bekämpft. Aber da der Kirchenvater Augustinus in seiner Jugend selbst stark unter dem Einfluss des Manichäismus stand, finden sich davon auch Züge in der christlichen Religion, zum Beispiel im Verhältnis Gott-Satan.
Was danach geschah: Heute noch lebende und praktizierende Anhänger des Zoroastrismus sind die Parsen, eine kleine, überwiegend wohlhabende Minderheit vor allem in Indien. Bekannte Parsen unserer Zeit sind der, inzwischen verstorbene, Leadsänger von Queen, Freddie Mercury, der Dirigent Zubin Metha und der Ehemann von Indira Gandhi.
ca. 560–480 v. Chr.
BUDDHA Der legendäre oder historische indische Prinz Siddhartha Gautama (etwa 560–480 v. Chr.) stiftete eine Erlösungsreligion, die als einzige in ganz Asien Verbreitung fand, allerdings kaum in Indien.
Die heute bekannteste Ausprägung der von Buddha, dem »Erweckten« und »Erleuchteten«, begründeten Lehre ist der tibetische Lamaismus. Ähnlich wie bei Jesus gibt es von Buddha weder historische Dokumente seiner Existenz noch verbürgte direkte Äußerungen oder Berichte von echten zeitgenössischen Augenzeugen. Die legendenhafte Überlieferung setzte, ähnlich wie bei den Evangelien, etwas später ein. Danach war Prinz Gautama, geboren um 560 v. Chr., der Sohn des Radschas von Kapilavastu, eines kleinen Reiches am Fuße des Himalaja (heute im indisch-nepalesischen Grenzgebiet). Nachdem ihm die existenzielle Unausweichlichkeit von Alter, Krankheit, Leiden und Tod klar geworden war, wandte sich Gautama vom Luxusleben ab, fastete sich fast zu Tode – und erkannte, dass in der Askese kein Erlösungsweg aus dem irdischen Leiden liegt. Im Schatten eines Baumes sitzend kam ihm der Gedanke: Der Grund für den ewigen Kreislauf des Lebens mit seinen immer neuen Wiedergeburten liegt in der Begierde. Gelingt es, diese zu überwinden, kann man den Kreislauf durchbrechen, und zwar über den achtfachen heiligen Pfad: rechter Glaube, rechtes Denken, rechtes Handeln, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Gedenken, rechtes Sich-versenken. Diese Erkenntnis verkündete Gautama für den Rest seines Lebens als Wanderprediger in Nordindien.
In Antike, Mittelalter und Frühneuzeit hatte man in Europa keinerlei Kenntnis vom Buddhismus. Die erste Kunde davon kam in der Hochzeit der Entdeckungsgeschichte im 18. Jahrhundert.
ca. 625–525 v. Chr.
THALES UND DIE IONISCHEN NATURPHILOSOPHEN Um 600 v. Chr. waren Milet und Ephesos sowie die anderen Griechenstädte an der ionischen Westküste Kleinasiens schon seit Jahrhunderten in den intensiven Ost-West-Handels- und Kulturaustausch mit dem Orient eingebunden. Im eng benachbarten Lydien regierte der »Münzerfinder« und Perserherausforderer Krösus (555–541 v. Chr.). Als Thales 30 Jahre alt war, erneuerte Solon den athenischen Staat durch seine neue Verfassung (594 v. Chr.). Athen erlebte um 550 v. Chr. eine erste Blütezeit unter dem »Tyrannen« (Alleinherrscher) Peisistratos.
Thales (625–547 v. Chr.) sagte eine Sonnenfinsternis für den 23. Mai 585 voraus. Dieses Datum ist in zweierlei Hinsicht besonders markant für die Kulturgeschichte Europas. Erstens handelt es sich um eines der ganz wenigen zuverlässig datierbaren Ereignisse aus der Zeit vor 500. Zweitens wurde ein Naturereignis erstmals nicht mythologisch-religiös aus göttlichen Wirkkräften, sondern rational erklärt. Thales war auch Mathematiker (Satz des Thales) und berechnete die Höhe der Pyramiden anhand von deren Schatten.
Als Kaufmann der Handelsmetropole Milet war der vielseitige Thales weit gereist; seine mathematischen und astronomischen Kenntnisse hatte er sicher im babylonisch-phönizischen »Nahen Osten« erworben. Das Wasser hielt er für den Urstoff allen Lebens. Philosophisch daran ist der Versuch, ein Urprinzip, eine grundlegende Erkenntnis oder »Wahrheit« über das Leben zu suchen – und zwar in der Natur, nicht in mythischer Überlieferung.
Thales war nicht der einzige Naturdenker im Ionien jener Zeit. Ebenfalls in Milet lebten seine Schüler und Nachfolger Anaximander (610–546) und Anaximenes (575–525 v. Chr.).
Anaximander schuf die erste Weltkarte der Griechen, auf der die damals bekannte Welt mit Europa, Asien und Libyen (Afrika) rund um das Mittelmeer angeordnet ist, umflossen vom Ozean. Nach seiner Vorstellung schwebte die Erde frei im Weltraum und der Mond empfing sein Licht von der Sonne. Thales und Anaximander versuchten sich an Erklärungen der Weltentstehung und der Grundelemente der Natur ohne göttlichen Schöpfungsakt. Sie starben fast im gleichen Jahr (547/546 v. Chr.). Noch zu ihren Lebzeiten überschritt Krösus den Halys und verlor sein Reich an den Perser Kyros II. Damit stand die neue Macht unmittelbar vor der Haustür der Griechen. Die ionischen Städte wurden tributpflichtig, blieben ansonsten aber noch unabhängig.
Weitere bedeutende Naturdenker der Zeit um 500 gingen vom Mathematiker Pythagoras (580–496 v. Chr.) aus, der neben seinem berühmten Lehrsatz die mathematischen Grundlagen der Musik, die Intervalle, entdeckte und in Unteritalien eine für die Antike ungewöhnliche Seelenwanderungslehre verkündete. Pythagoras stammte von der unmittelbar vor Ephesos gelegenen Insel Samos und wich nach Unteritalien aus, als die Perser den Druck auf die ionischen Städte verstärkten. Die Pythagoreer wussten um die Kugelgestalt der Erde.
544–483 v. Chr.
HERAKLIT: »ALLES FLIEßT« Ähnlich bedeutend wie Milet war das benachbarte Ephesos, jahrhundertelang eine Weltstadt der Antike. Aus einer Familie des ephesischen Priesteradels stammte Heraklit (544–483 v. Chr.), von dem nur Fragmente überliefert sind. Den politisch-historischen Hintergrund seines Lebens bildete die voll entbrannte griechisch-persische Auseinandersetzung, die in Marathon 490 und Salamis 480 v. Chr. ihren Höhepunkt erreichte. Von Heraklit stammt der berühmte Satz »Der Streit ist der Vater aller Dinge«, was allerdings nicht auf die politische Situation gemünzt war. Heraklit gilt bis in die Gegenwart als »tiefer« Denker, der ein Urprinzip der Welt im Werden und Vergehen, in den überall zutage tretenden Gegensätzen erkennen wollte. »Alles fließt« – philosophisch und modern gesprochen ein dialektisches Prinzip. Dementsprechend sah er im Feuer ein Urbild des Kosmos. Mythologische Vielgötterei lehnte er ab.
um 450 v. Chr.
WASSER, ERDE, FEUER, LUFT Empedokles (495–435 v. Chr.) aus Agrigent (Sizilien) fasste die verschiedenen Theorien über die »Urelemente« zusammen zu der später so genannten Vier-Elemente-Lehre: Aus Wasser, Erde, Feuer und Luft sollte sich alles zusammensetzen. Der jüngste der vorsokratischen Naturphilosophen und Universalgelehrten Demokrit (460–371 v. Chr.) wiederum nahm an, die Materie bestehe aus kleinsten, unteilbaren Teilchen, die schon sein Lehrer Leukipp »Atome« genannt hatte (griechisch atomos, »unteilbar«). Demokrit stellte sich vor, dass auch die Seele aus besonders feinen Seelenatomen bestand. Das ist also schon eine recht »materialistische« Naturanschauung. Die Vier-Elemente-Lehre wurde schließlich von Aristoteles »kanonisiert«. Seither begnügte man sich auch in Europa bis in die Barockzeit mit dieser »Erklärung« der Zusammensetzung der materiellen Welt und hielt es nicht weiter für nötig, über Erscheinungen der Natur nachzudenken oder sie gar systematisch zu erforschen.
Das oftmals in Ekstase vorgebrachte Wahrsagen oder Weissagen war im Alten Orient weit verbreitet. Orientalische Sternendeuterei, Orakeltum und dergleichen war aber gerade nicht die Sache der jüdischen Propheten. Sie verkündeten und offenbarten JHWH, Sein Wort und Seinen Willen. Seine Gesetze und Seine Gebote waren zu befolgen, damit Sein Heil erlangt wurde. Es ging den Propheten darum, nur IHM und keinen anderen »Götzen« wie den Baal, El und Moloch der phönizisch und babylonisch geprägten Umgebung zu folgen. Sie prangerten Fruchtbarkeitskulte und Sexualriten an, aber auch soziale Missstände und obrigkeitliche Missbräuche innerhalb des Judentums.