Выбрать главу

SENAT    bedeutet »Ältestenrat« und stammt von dem lateinischen Wort senex für »Greis«. Auch »senil« gehört zu diesem unmittelbaren Wortumfeld, doch natürlich brauchte man nicht senil im heutigen Sinne zu sein, um Senator zu werden. Auch junge Oberhäupter von Patrizierfamilien gehörten diesem obersten Gremium an. Der Senat war eine Adelsversammlung mit anfänglich etwa 100, dann 300, in der Kaiserzeit sogar 600 Mitgliedern. Rom war eine Adelsrepublik, in der der Senat die Grundzüge der Politik bestimmte und die Gesetze erließ. Nur Senatoren durften die Toga mit dem breiten Purpurstreifen tragen. Bewerber um Staatsämter trugen eine weiße toga candida, daher das Wort »Kandidat«.

Auch in der Gegenwart werden bedeutende Verfassungsinstitutionen als Senat bezeichnet: Das Oberhaus in den Parlamenten der USA, Italiens, Frankreichs, in Deutschland der Senat von Berlin, Hamburg, Bremen.

KONSUL    bedeutet »der, der Rat gibt«. Die Konsuln lenkten die Geschicke der Stadt und des wachsenden Reiches in der Tagespolitik. Sie waren neben einigen anderen sehr angesehenen Ämtern (Ädilen, Quästoren, Prätoren, Auguren, Pontifex Maximus) die obersten Exekutivbeamten, also die gewählten Könige. Die republikanischen Römer waren, wie die klassischen Athener, sehr skeptisch, einem Einzelnen zu viel Macht zu überlassen. Deswegen gab es immer zwei Konsuln zur gegenseitigen Kontrolle. Auch die Amtsdauer war, wie in Athen, zeitlich streng begrenzt. In der ungeschriebenen römischen Verfassung gab es eine gewisse Machtbalance zwischen Konsuln und Senat. Senator war man auf Lebenszeit, zum Konsul wurde man für ein Jahr gewählt. Eine unmittelbare Wiederwahl war nicht erlaubt.

ab 494 v. Chr.

TRIBUN UND TRIBUT    Die Interessen der Plebejer vertraten seit 494 v. Chr. die (Volks-)Tribunen im Senat. Von alters her war die römische Bürgerschaft in tribus (»Stamm, Bezirk«) eingeteilt. Sie bildeten die Grundlage für die Besteuerung, den »Tribut« – eine Vermögenssteuer, die nur im Kriegsfall erhoben wurde. Laufende jährliche Abgaben kannte man nicht. Wie in Athen und auch sonst in der Antike waren das Konsulat und alle öffentlichen Ämter Ehrenämter ohne Bezahlung. Deswegen konnten es sich nur »die Reichen« leisten, in den Staatsdienst zu gehen. Auch öffentliche Ausgaben (für Tempel oder Wasserleitung) wurden aus dem Privatvermögen Wohlhabender bezahlt. Heute würde man sagen, es waren Stiftungen. Wer nach einem politischen Amt strebte, hielt die plebejischen Massen in der Hauptstadt mit »Brot und Spielen« bei Laune.

ab ca. 490 v. Chr.

FORUM ROMANUM    Was einer griechischen Polis und insbesondere Athen ihre Agora war, Markt- und Versammlungsplatz der Bürger, war in Rom das Forum, der Mittelpunkt des städtischen Lebens. In Rom war das Forum darüber hinaus kultisches Zentrum und im späteren römischen Weltreich so etwas wie der Nabel der Welt. Die sumpfige Talsenke zwischen Kapitolshügel und Palatin diente in der Frühzeit den Siedlern auf den umliegenden Hügeln als Friedhof. In seiner ursprünglichen Bedeutung bezeichnet forum auch nichts anderes als eine mit Holzplanken oder Zäunen abgeteilte Begräbnisstätte.

Zunächst entwässerten die Römer oder eher die etruskischen Stadtoberhäupter den Sumpf durch die Anlage der Cloaca Maxima. Um 650 wurde das Forum erstmals gepflastert, um 490 entstanden die ersten Tempel für eine Vielzahl altlatinischer Götter wie den Ackergott Saturn, die Ernte- und Fruchtbarkeitsgöttin Ops Consiva oder die Herdgöttin Vesta. Die schlichte runde Form des Vesta-Tempels erinnert an die einfachen Behausungen, als die latinischen Stämme noch in Hütten auf den Hügeln lebten. Die ursprüngliche Religion der Römer war sehr »agrarisch« geprägt und viel eigenständiger, als die spätere Übernahme des griechischen Götterhimmels suggeriert.

Was danach geschah: Erst in den Jahrzehnten vor 300 v. Chr., während der Alexanderzeit in Griechenland, wandte sich die römische Politik auch nach außen. Die Römer unterwarfen die umliegenden Stämme in Mittelitalien. Um 280 v. Chr. griffen sie erstmals in das Geschehen im griechisch besiedelten Unteritalien ein. Das ist verbunden mit dem Namen Pyrrhus.

Erst als Rom zur Vormacht in Italien aufgestiegen war, wurden der Hühner-, Fisch- und Gemüsehandel und ähnlich profane Geschäfte vom Forum verbannt und weitere repräsentative Bauten hochgezogen. Natürlich war das Forum das Zentrum von Politik und Rechtsprechung. Hier hielt Cicero seine großen Reden. Hier endeten die Triumphzüge. Die Triumphbögen stammen aus der Kaiserzeit. Im Frühmittelalter verfiel das Forum Romanum allmählich. Die Marmorplatten wurden zum Kalkbrennen verwendet. Das mittelalterliche Rom entstand als eng bebaute Stadt im Tiberbogen. Einige Forumsbauten wurden zu Kirchen umfunktioniert. Die Natur überwucherte die Ruinenlandschaft, und auf Barockgemälden sieht man das Forum als idyllisch-romantische Ziegen- und Kuhweide.

KELTEN – LATÈNE-KULTUR    Während Rom sich noch in altrepublikanischen Verfassungsbräuchen übte und sich Griechenland in Rivalitäten zwischen den Stadtstaaten selbst ruinierte, breitete sich an den Oberläufen von Donau und Rhein die keltische Latène-Kultur aus.

War die Hallstatt-Kultur noch gemischt bronzezeitlich-eisenzeitlich, so sind in der Latène alle Werkzeuge und Waffen aus Eisen. Dies war der Höhepunkt der eisenzeitlichen Kelten-Kultur in ganz Europa.

In La Tène, am Neuenburger See in der Westschweiz gelegen, entdeckten Archäologen 1857 einen der bis heute reichsten keltischen Fundorte. Man zog dort innerhalb einer Stunde 40 Eisenwaffen aus dem schlammigen Ufergelände. Dann tauchten im Zuge einer »Gewässerkorrektur« Siedlungsreste auf.Der Ort lag im eigentlichen Zentrum der Latène-Kultur im Donau-Oberrhein-Gebiet. Gemeint ist mit dem Begriff aber die gesamte Epoche der späten Kelten-Kultur, die von Spanien und Britannien über ganz Frankreich, Süddeutschland, Böhmen und die Alpenländer die Donau entlang bis ans Schwarze Meer reichte. Die Kelten pflegten einen noch viel intensiveren Kulturaustausch mit der Mittelmeerwelt und siedelten auch südlich der Alpen in Oberitalien.

Es war diese europaweite, höchst lebendige, in viele Stämme zersplitterte, aber vermutlich religiös einigermaßen einheitliche keltische Kultur, die Cäsar in Gallien antraf – und vernichtete.

387 v. Chr.

VAE VICTIS    Die Römer bekamen die Kampfeskraft der Kelten schon früh zu spüren. Sie wurden von ihnen 387 v. Chr. in der Schlacht an der Allia, nur zehn Kilometer nördlich von Rom, besiegt. Anschließend nahmen die Kelten unter ihrem Heerführer Brennus die Stadt ein, belagerten sieben Monate lang das Kapitol, wo sich die Römer verschanzt hatten, und zogen erst nach der Zahlung eines enormen Lösegeldes wieder ab. Als sich die Römer beim Abwiegen des Lösegeldes beklagten, die Kelten hätten nun genug bekommen, soll Brennus mit dem Ruf Vae victis! (»Wehe den Besiegten!«) zusätzlich sein Schwert in die Waagschale geworfen haben, um noch mehr Beute zu erhalten. Danach musste Rom praktisch neu aufgebaut werden, dieses Mal mit einer Mauer um die sieben Hügel.

Was danach geschah: Durch die Römer und Germanen kam es um die Zeitenwende zum völligen Zusammenbruch der keltischen Kultur. Auch wenn die Schauplätze der Auseinandersetzungen in Gallien lagen, verschwanden die Kelten offenbar auch in Süddeutschland, Böhmen und Mähren still und lautlos aus der Weltgeschichte. Wir kennen außer Vercingetorix keinen Namen, keine Herrschergestalt, keine authentischen Ereignisse, es gibt keine Aufzeichnungen, keine literarischen Hinterlassenschaften, keine architektonischen Zeugnisse. Allerdings gilt dies auch für die nördlich an die Keltenkulturen angrenzenden Germanenkulturen jener vorchristlichen Jahrhunderte.