221 v. Chr.
CHINA – DER SOHN DES HIMMELS 8000 Terrakotta-Krieger bewachen die letzte Ruhestätte des ersten Kaisers von China. Diese legendäre Armee, die mittlerweile überall auf der Welt bekannt ist, wurde erst 1974 zufällig von Bauern entdeckt. Der eigentliche Mausoleums-Hügel von Kaiser Ch’in ist noch unangetastet.
Shao Sheng (geboren 259 v. Chr.) nannte sich als Kaiser Ch’in Shi Huang ti. Der Namensteil Ch’in ist von seinem Herkunftsland Ch’in abgeleitet. Ch’in war eines von den sieben Streitenden Reichen, die damals auf chinesischem Boden existierten, und es war das größte und wohlhabendste. Ab 230 v. Chr. unterwarf Shao Sheng innerhalb von neun Jahren alle Nachbarreiche. 221 v. Chr. war »alles unter dem Himmel« unter seiner Herrschaft vereint. Dieses erste gesamtchinesische Ch’in-Reich umfasste aber bei Weitem nicht das ganze heutige China, sondern lediglich das nördliche Kernland rund um den Huangho und südlich etwa bis zum Jangtsekiang. Shao Sheng nahm den Titel »Erster erhabener Gottkaiser von Ch’in« an und regierte bis zu seinem Tod 210 v. Chr. Mit einem »Mandat des Himmels« legitimierten die chinesischen Kaiser ihre Herrschaft, ähnlich wie die europäischen Kaiser und Könige »von Gottes Gnaden« regierten.
Den großen Mausoleumsbau gab Kaiser Ch’in gleich nach seiner Thronbesteigung in Auftrag, als er selbst erst 40 Jahre alt war. Natürlich wurde an der Langen Mauer gearbeitet, alles verbunden mit Zwangsrekrutierungen und Umsiedlungen in den eroberten Gebieten. Ohne Gewaltpolitik wäre eine solche Reichseinigung nicht möglich gewesen. Dazu gehörte auch eine groß angelegte Bücherverbrennung, um einen kulturellen Neuanfang, eine Art Kulturrevolution, zu markieren. Kaiser Ch’in wollte das kulturelle Gedächtnis der Unterworfenen auslöschen und sich keine gelehrte Kritik an seiner Herrschaft mit Begründungen aus der Vergangenheit anhören.
Was danach geschah: Ch’in begründete die 2311-jährige Kaisertradition in China, die erst mit der Abdankung von Pu Yi, des letzten Kaisers, 1912 endete. Die Chinesen selbst nennen ihr Land allerdings nicht China, sondern Dschung-guo, Reich der Mitte. Seine eigene Dynastie überdauerte Ch’in nur zehn Jahre lang. Dann blühte das Land in der vierhundertjährigen Han-Dynastie in Frieden und prosperierender Wirtschaft wie das teilweise gleichzeitige Römische Reich.
um 250 v. Chr.
INDIEN – DAS LÖWENKAPITELL IM STAATSWAPPEN In Indien fasste Kaiser Aschoka (300–232 v. Chr.) erstmals den Subkontinent unter einer Herrschaft zusammen. Der zum Buddhismus bekehrte Kaiser regierte nach seinen Eroberungen ausgesprochen friedfertig und »sozial«. Er schickte Gesandtschaften zu den hellenistischen Nachfolgereichen Alexanders (Seleukiden, Ptolemäer, Antigoniden).
Die ausgesprochen »ethische« Herrschaft Aschokas gilt in Indien bis heute als vorbildlich. Aschoka ließ in seinem ganzen Reich und weit darüber hinaus auf Säulen, Felsen und Höhlenwänden 33 Edikte einmeißeln zur Umsetzung religiöser Überzeugungen in die praktische Politik. Sie waren in verschiedenen Sprachen Indiens verfasst, aber auch in Griechisch und Aramäisch, den beiden damaligen Weltsprachen des Vorderen Orients.
Das Kapitell der Aschoka-Säule in Sarnath ist heute Hauptbestandteil des Staatswappens von Indien. Sarnath ist der Ort, wo Buddha nach seiner Erleuchtung zum ersten Mal predigte: der Gründungsort des Buddhismus.
Was danach geschah: Nach Aschokas Tod zerfiel sein Großreich bald wieder. Über die indische Geschichte während der folgenden fünfhundert Jahre gibt es kein gesichertes Wissen. Das nächste bedeutende politische Gebilde auf indischem Boden war dann das Gupta-Reich (ab 320 n. Chr.) im Ganges-Tal.
Als Alexanders Vater, Philipp von Makedonien, sein Land zur Vormacht in Griechenland führte, griffen auch die Römer erstmals wirklich in das Geschehen ein, und zwar bei ihren griechischen Nachbarn in Unteritalien. Dadurch kamen sie Karthago in die Quere, der unbestrittenen Seemacht im Mittelmeer.
280 v. Chr.
PYRRHUSSIEG Im Jahr 283 v. Chr. ereilte der Hilferuf einiger Dörfer in der Nähe der wohlhabenden griechischen Stadt Tarent, im Stiefelabsatz gelegen, die mittlerweile in Mittelitalien mächtig und selbstbewusst gewordenen Römer. Das Gesuch der armen unterdrückten Landitaliker um Beistand gegen die griechischen Kolonialherren wurde in Rom gerne vernommen. Endlich hatte man einen Anlass, sich einzumischen.
Rom war vorbereitet. 282 v. Chr. blockierte ein Geschwader den Hafen von Tarent. Umgehend baten die Tarenter den König Pyrrhus von Epirus um militärische Unterstützung. Epirus lag auf der anderen Seite der Adria, ungefähr im heutigen Albanien. Dort, auf dem Westbalkan, war Pyrrhus bereits ein mächtiger Herrscher und machte sich Hoffnungen, seinen Einfluss ausdehnen zu können. In drei Schlachten war sein Sieg jedes Mal zum Greifen nahe.
Doch in der ersten Schlacht gerieten Pyrrhus’ Kriegselefanten in Panik. (Die pomphafte und auf den ersten Blick Furcht einflößende Taktik, Elefanten militärisch einzusetzen, geht auf Alexanders Asienfeldzug zurück. Alexanders Nachfolger in Asien, Seleukos, hatte dessen Provinzen am Indus gegen 500 Tiere eingetauscht. Diese Art von »Panzerdivisionen« verbreitete sich schnell im Mittelmeer. Selbst Hannibal führte bekanntlich bei seiner transalpinen Italieninvasion Elefanten mit sich.) In der zweiten Schlacht erlitt Pyrrhus hohe Verluste. Außerdem fand der erhoffte Aufstand gegen die Römer in Italien doch nicht statt. Daraufhin soll König Pyrrhus gesagt haben: »Noch so ein Sieg, und ich bin verloren.« Die dritte Schlacht ging unentschieden aus, Pyrrhus musste sich aus Unteritalien zurückziehen. Damit war für die Römer der Weg nach Süditalien frei. Ihr Aufstieg zur Großmacht begann.
ab 264 v. Chr.
PUNISCHE KRIEGE Wieder kam ein »Hilferuf« – diesmal aus Messina. Die großen Inseln Sizilien, Sardinien und Korsika gehörten den phönizischen Karthagern. Spätestens seit der Vorherrschaft der Makedonen in Griechenland war Karthago die maritime Großmacht im Mittelmeer. Die Römer forderten die Phönizier, die Poeni, heraus (die im Deutschen als »Punier« bezeichnet werden – daher »Punische Kriege«).
Als Ergebnis des ersten Punischen Krieges (264–241 v. Chr.) musste Hamilkar Barkas, der Vater von Hannibal, Sizilien, Sardinien und Korsika an Rom abtreten. Im zweiten Punischen Krieg (218–202 v. Chr.) gelang Hannibal von Spanien her die spektakuläre Überquerung der Alpen mit den Elefanten, und in der Umfassungsschlacht von Cannae (216 v. Chr.) vernichtete er ein doppelt so starkes römisches Heer. Als es 212 v. Chr. darum ging, das verbündete Capua zu retten, unternahm Hannibal einen Scheinangriff auf Rom.
Was danach geschah: Der berühmte Ausspruch Hannibal ante portas (»Hannibal vor den Toren«) entstammt aber keineswegs dieser Zeit, sondern dem Munde Ciceros (106–43 v. Chr.). Cicero hatte erkannt, dass Cäsar und Marc Anton darauf aus waren, die Republik abzuschaffen. Deshalb griff er Marc Anton in mehreren Senatsreden massiv an und verglich ihn mit dem römischen Erzfeind Hannibal. Daraufhin wurde Marc Anton per Senatsbeschluss zum Staatsfeind erklärt. Doch seine Häscher griffen Cicero am 7. Dezember 43 v. Chr. in dessen Landhaus auf. Ciceros Kopf und Hände wurden auf dem Forum Romanum öffentlich zur Schau gestellt.
149–146 v. Chr.
CETERUM CENSEO Trotz des Scheinangriffs auf Rom konnte Hannibal die Stadt Capua nicht retten. Das war die Wende im zweiten Punischen Krieg. Hannibal wurde 202 v. Chr. auf afrikanischem Boden bei Zama geschlagen. Dabei hätten die Römer es bewenden lassen können.