Auf die unerbittlichen Mahnungen des erzkonservativen und einflussreichen Senators Cato (234–149 v. Chr.) hin, der am Schluss jeder seiner Senatsreden, egal zu welchem Thema, jedes Mal sagte »Ceterum censeo Carthaginem esse delendam« – »Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss«, zogen die Römer in den dritten Punischen Krieg (149–146 v. Chr.). Ziel und Ergebnis war die völlige Zerstörung der Stadt und die Versklavung der letzten 50000 von einstmals 500000 Bewohnern.
Was danach geschah: Durch die Niederlage Karthagos übernahmen die Römer dessen Vormachtstellung zur See. Mit Hispania und der Provincia transalpina (Provence) gewannen sie ihre ersten Reichsteile außerhalb Italiens. Nun folgte zügig die »Osterweiterung« durch die Eroberung Makedoniens und Restgriechenlands. Pergamon und vier Kleinkönigreiche in der heutigen Türkei fielen testamentarisch an Rom. Fehlten nur noch Syrien, Palästina und Ägypten.
Die Septuaginta, die Übersetzung des Alten Testaments ins Griechische, entstand um 200 v. Chr. Das lateinische Wort bedeutet »siebzig«, weil die Übersetzung von 70 Gelehrten in 70 Tagen erstellt worden sein soll – natürlich im hellenistischen Gelehrtenzentrum Alexandria. Es war die erste Übersetzung der Heiligen Schrift der Israeliten in eine andere Sprache.
166 v. Chr.
MAKKABÄER-AUFSTAND Das Problem der Selbstbehauptung in einer feindlich gesinnten Umwelt verschärfte sich für die Juden erneut, als der unter römischer Oberhoheit stehende Seleukidenherrscher Antiochos IV. Judäa zwangsweise hellenisieren wollte. Strenge Gesetze zwangen die Juden, Opfer nach den Riten der römischen Religion zu vollziehen. Im Jahr 167 v. Chr. nahm Antiochos Jerusalem ein, plünderte den Tempelschatz und entweihte den Tempel, indem er darin einen Zeus-Altar errichten ließ.
Dagegen erhoben sich die Makkabäer von 166 bis 165 v. Chr. unter der Führung von Judas, Spross der Priesterfamilie der Hasmonäer, mit dem Beinamen Makkabäus (aramäisch: »der Hammer«). Antiochos wurde vertrieben.
164 v. Chr.
CHANUKKA Zur Erinnerung an die Neueinweihung des Tempels 164 v. Chr. begehen die Juden das Chanukka-Lichterfest im Dezember. Chanukka bedeutet »Einweihung«. Ein zentraler Kultgegenstand im jüdischen Ritus ist die Menora, der siebenarmige Leuchter, der im Tempel immer brennen muss. Durch die Entweihung war nicht mehr genügend Öl vorhanden. Die Menge genügte eigentlich nur noch für einen Tag, zur Herstellung neuen geweihten Öles bedurfte es aber acht Tage. Trotzdem reichte das Öl in der Menora so lange. Zur Erinnerung an dieses »Lichtwunder« zünden die Juden jeden Abend zu Hause ein weiteres Licht an dem achtarmigen Chanukka-Leuchter an.
DIE SCHRIFTROLLEN VON QUMRAN Chassidim (hebräisch: »die Frommen«) waren schon in der Zeit des Zweiten Tempels so fromm, dass sie am Sabbat, wo den Juden jegliche Betätigung verboten ist, keinerlei Widerstand leisteten, trotz der Repressalien unter den Seleukiden. Lieber zogen die Chassidim in die Wüste, als sich gegen ihren Glauben verbiegen zu lassen.
Außerhalb religionsgelehrter Kreise würde kaum jemand etwas von der asketischen, strenggläubigen jüdischen Sekte der Essener (»die Heiligen«) gehört haben, wenn in der Nähe ihrer »Kloster«-Siedlung Qumran 1947 nicht antike Schriftrollen gefunden worden wären. Sie erregten deswegen so großes Aufsehen, weil sie die ältesten Schriftzeugnisse der jüdischen Bibel sind. Alle anderen überlieferten Bibeltexte sind spätere Abschriften.
Chassidim und Essener nahmen das religiöse Leben ausgesprochen ernst und lebten in der endzeitlichen Erwartung der unmittelbar bevorstehenden Ankunft des Messias, wo es darauf ankam, »rein« zu sein.
Im Ch’in-Reich des ersten Kaisers war die Grenze weit nach Norden vorgeschoben worden, in einige der besten Weidegründe der Reiternomaden. Deren Reaktion auf diese Beschneidung ihrer Existenzgrundlage ließ nicht lange auf sich warten.
vor 230 v. Chr.
DIE HUNNEN Seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. gibt es in chinesischen Chroniken Berichte über Reiternomadenstämme, die sich im Gebiet der heutigen Mongolei am Fluss Orchon zu einem Großreich zusammenschlossen. Das war die hunnische Antwort auf die chinesische Expansion.
Die »Hunnen« oder chinesisch Hsiung-nu werden auch in der Spätantike von dem Geografen Ptolemäus in Alexandria erwähnt. Man weiß nicht, wer diese »Hunnen« waren, aber man geht davon aus, dass es sich um Turkvölker (und nicht etwa um Mongolen) handelte. Sie waren auch kein ethnisch einheitliches Volk, sondern wechselnde Zusammenschlüsse verwandter oder benachbarter nomadischer Stämme und Völkerschaften.
215 v. Chr.
CHINESISCHE MAUER Da nun die Hsiung-nu verstärkt in China einfielen, begann 215 v. Chr. unter dem ersten chinesischen Kaiser Ch’in der Bau dieses zunächst antihunnischen, im Mittelalter dann antimongolischen Schutzwalls.
Die chinesische Bezeichnung lautet Wanli Changcheng, was »zehntausend Li lange Mauer« bedeutet. Im Chinesischen spricht man also von der »Langen Mauer«, im Endausbau fast 9000 Kilometer. Allein die Hauptmauer ist 2500 Kilometer lang, das entspricht der Entfernung von der Ostsee bis Sizilien.
Die permanente Bedrohung durch die Reiternomadenvölker aus dem Norden war »die« Konstante der chinesischen Außenpolitik. Schon knapp 100 Kilometer nördlich von Peking ziehen sich wesentliche Teile der Chinesischen Mauer durch die Hügellandschaft, und wiederum nördlich davon lagen die Gebiete und Weidegründe der Hsiung-nu. Auch die moderne Mongolei grenzt nordwestlich an China. Die erste große Bauphase der Langen Mauer fand unter den Han-Kaisern statt, die dafür Hunderttausende von Menschen – Soldaten, Bauern, Strafgefangene – rekrutierten. Alle frühen Dynastien begnügten sich mit Erdwällen und Holzpalisaden. Den imposanten Endausbau in Stein, wie man ihn heute sieht, führten erst die Ming-Kaiser im 15. und 16. Jahrhundert durch.
ab ca. 206 v. Chr.
HAN-DYNASTIE I Die Reichseinigung der Ch’in-Dynastie und die Konsolidierung unter der nachfolgenden Han-Dynastie haben für China den Stellenwert, den die Zusammenfassung der Mittelmeerwelt samt Westeuropa unter den römischen Kaisern für das Abendland bedeutete: lang anhaltender Friede, wirtschaftliche und kulturelle Blüte, hohes zivilisatorisches Niveau. Han war das erste der Streitenden Reiche gewesen, die Kaiser Ch’in unterworfen hatte. Die 400 Jahre der Han-Herrschaft (206 v. Chr.-220 n. Chr.) prägten China nachhaltig, vor allem durch den für das Land typischen Aufbau eines Beamtenapparates, der auf den Konfuzianismus verpflichtet wurde.
Noch der erste Han-Kaiser, Kao-tsu, musste den Hunnen jährlich Lebensmittel und Stoffe liefern gegen deren Zugeständnis, den chinesischen Norden von ihren Plünderungen zu verschonen. Doch dann erlebte China unter den Han eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte. In jene Zeit fällt unter anderem die erste große Gesetzeskodifizierung Chinas, die durch später beigefügte Entscheidungen einen kolossalen Umfang von über 25000 Paragrafen annahm und im Prinzip bis ins 20. Jahrhundert in Kraft blieb. Auch der Handel auf der Seidenstraße florierte.
Ebenfalls in der Han-Zeit kam der Buddhismus mit indischen Fernkaufleuten nach China. Auf ihren jahrelangen Reisen wollten die indischen Händler geistlichen Beistand nicht entbehren, aber indische Brahmanenpriester durften ihr Heimatland nicht verlassen. Daher nahmen die indischen Kaufleute buddhistische Priester mit. Das Eindringen des Buddhismus brachte die Chinesen erstmals in Kontakt mit einer »ausländischen«, in ihren Augen »westlichen«, aber ebenfalls hochstehenden Kultur. Bis dahin hatten sie nur Nomadenstämme kennengelernt und alle anderen außerhalb ihres Gesichtskreises für Barbaren gehalten. Bis heute nennt sich das Staatsvolk der Chinesen »Han-Chinesen«. Dabei sind die Han-Chinesen keine ethnisch völlig einheitliche Gruppe im modernen Sinn. Ihnen wurden im Lauf der Zeit auch andere Völker auf dem Gebiet des heutigen China zugerechnet, die sich in Dialekten, Siedlungsformen, Kleidung und Ernährungsgewohnheiten unterscheiden.