Выбрать главу

Unter den Gupta erlebte dieses weit gefasste Nordindien eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. In wirtschaftlicher Hinsicht kann man von einem weitgehend steuerfreien Liberalismus sprechen, die Städte genossen eine Art Selbstverwaltung durch Handwerker- und Händlergilden wie im europäischen Mittelalter, die Kaufleute verdienten exorbitant am Fernhandel zwischen Mittelmeer und China.

Der Hinduismus erlebte eine Renaissance, indem der Buddhismus selbst aus seinem »Heimatland« zurückgedrängt wurde. Danach konnte sich der Buddhismus in Indien nie mehr gegen den Hinduismus durchsetzen.

AMERIKA

292

MAYA I – TIKAL    Tikal im Hochland von Guatemala ist eine der ersten Städte am Anfang der Maya-Kultur. Hier wurde die erste zuverlässig datierbare Maya-Stele gefunden, die aus dem Jahr 292 n. Chr. stammt. Damals war die Stadt bereits seit 1000 Jahren ein Siedlungsplatz, nun begann hier auf jungsteinzeitlich-dörflicher Grundlage die Entwicklung zu einer städtischen Struktur mit Tempel- und Palastbauten aus Stein. Bis zum 5. Jahrhundert wurde aus dem Stadtstaat einer der mächtigsten Flächenstaaten der Maya.

Obwohl die Maya eine ganz andere Sprache sprachen und nur am Rande der Olmeken-Kultur lebten, führten sie einige von deren kulturellen Errungenschaften fort, insbesondere die Schrift.

100–650

TEOTIHUACÁN    Seit Jahrhunderten besiedelt, war die etwa 50 Kilometer nördlich von Mexiko City gelegene heutige Ruinenstadt von 100 bis 650 das politische und religiöse Zentrum einer mittelamerikanischen Kultur. Die Großbauten der nach einem ausgefeilten, schachbrettartigen Grundriss angelegten Riesenstadt mit ca. 150000 Einwohnern entstanden zwischen dem 3. und dem 7. Jahrhundert. Am bekanntesten ist die aus ca. drei Millionen Tonnen Steinen errichtete, 75 Meter hohe, stufenförmige Sonnenpyramide, eines der größten Bauwerke der Erde. Am Tag der Sommersonnenwende geht die Sonne genau auf der Mittelachse der Pyramide unter.

Teotihuacán war nicht mit Mauern befestigt. Wie andere Städte mittelamerikanischer Kulturen auch hält man Teotihuacán für ein religiöses Zentrum, Wohnort der Priesterschaft und der Kriegerkaste. Teotihuacán bedeutet »Ort, wo man zum Gott wird«, aber das ist nicht der ursprüngliche Stadtname, sondern eine Bezeichnung in der Nahuatl-Sprache aus späterer Zeit. Wer die Erbauer waren, weiß man nicht.

Die Gründe für den späteren rapiden Untergang der Stadt und ihrer Kultur sind ebenfalls unbekannt. Teotihuacán war offenbar ein für ganz Mittelamerika bedeutendes, »internationales« Kult- und Pilgerzentrum mit großer Ausstrahlung, vor allem auf die gleichzeitige Maya-Kultur. Eine der Hauptgottheiten war Quetzalcoatl, dem vermutlich Menschenopfer dargebracht wurden. Eine andere wichtige Gottheit war Tlaloc, der Regengott.

QUETZALCOATL I    Die »gefiederte Schlange« war für mehrere mesoamerikanische Kulturen die Hauptgottheit (coatl = Schlange; quetzalli = grüne Feder). Quetzalcoatl ist ein Schöpfergott, Vegetationsgott (Pflanzen und Ackerbau), der Erde und dem Wasser verbunden, Beschützer der Priester und Handwerker, Stifter des Kalenders. Spätere Gottkönige nahmen das Wort als Titel an. Die mythologische Vorstellung, Quetzalcoatl habe sich nach Yucatán zurückgezogen und würde als eine Art Erlöser aus dem Osten zurückkehren, soll von den Azteken auf den Konquistador Hernán Cortéz bezogen worden sein.

NEUE WELTMÄCHTE – NEUE ZEITRECHNUNGEN

ca. 300 bis 650

KIRCHE UND KIRCHENVÄTER

Während nördlich der Alpen vor allem die östlich der Elbe ansässigen germanischen Völkerstämme zu wandern begannen und in den Gebieten sesshaft wurden, die heute noch ihren Namen tragen, bildeten sich im Mittelmeerraum neue Formen des religiösen Lebens.

ca. 300

EREMITEN UND MÖNCHE    Urvater aller Mönche ist der heilige Antonius (ca. 250–356), der fast sein ganzes langes Leben am Rande der ägyptischen Wüste verbrachte. Ägypten war in der Spätantike eine Hochburg des jungen Christentums. Moralisch anspruchsvolle Männer wandten sich von den überfeinerten Zivilisationen ihrer Zeit ab und suchten wie Antonius ihr Heil in einem radikal einfachen Leben, in Askese und Hinwendung zu Gott. Da sie in der »Wüste« (altgriechisch eremos) lebten, hießen sie »Eremiten«. Da sie allein (griechisch mono) lebten, nannte man sie »Mönche«. Ein ähnlich eremitenhaftes Dasein führten die Säulenheiligen in Syrien in der Zeit um 450. Sie verbrachten zuweilen Jahrzehnte allein auf einer Säulenplatte – Sonne, Wind und Regen schutzlos ausgesetzt. Die Volksmassen waren fasziniert von den »heiligen Männern«. Man erwartete von ihnen Wunder, (göttlichen) Rat und Heilung.

ca. 300

HEILIGE UND MÄRTYRER    Für das Bekenntnis zum Christentum den Märtyrertod zu sterben, galt und gilt in der Kirche als heilig. Fast alle frühen Päpste starben diesen gewaltsamen Tod. Zu den ersten Heiligen, die keine Märtyrer waren, zählen der heilige Nikolaus (um 280–350) und der heilige Martin (um 320–400).

Der aus wohlhabendem Haus stammende Nikolaus war zunächst Klosterabt, dann Bischof in Myra an der damals griechisch besiedelten Südküste der heutigen Türkei. In der bekanntesten der vielen Legenden, die sich um ihn ranken, warf er drei Jungfrauen Goldklumpen durchs offene Fenster zu, damit sie von ihrem Vater nicht mangels Mitgift als Prostituierte oder Sklavinnen verkauft wurden, was in der Antike durchaus üblich war. Nikolaus ersparte den Schwestern dieses Schicksal. (Der Brauch, am Nikolaus-Tag Kinder zu beschenken, geht auf diese Geschichte zurück, auch wenn es heute nicht mehr darum geht, sie vor der Sklaverei zu bewahren.)

Als Offizier im Dienst des römischen Heeres durchschnitt Martin seinen Mantelumhang, die cappa, und schenkte ihn aus Barmherzigkeit einem frierenden Bettler. Martin stammte aus Pannonien (Ungarn) und war wegen der Kämpfe gegen die Alemannen nach Gallien gelangt. Er quittierte später den Militärdienst, gründete 361 das erste Kloster Galliens und wurde Bischof von Tours. Die cappa wurde zur bedeutendsten Reliquie des Frankenreiches. Zu ihrer Aufbewahrung ließen die merowingischen Könige die erste »Kapelle« bauen.

400

PONTIFEX MAXIMUS    Das Papsttum und die katholische Kirche zählen – genauso wie die orthodoxe Kirche – zu den wenigen Institutionen, die eine ununterbrochene, lebendige Kontinuität aus der Antike bis in die Gegenwart bewahrt haben. Die Liturgie orientiert sich an römischen Staats- und Weihezeremonien, die Messgewänder der katholischen (und orthodoxen) Priester gleichen den Gewändern hoher römischer Beamter, der Krummstab der Bischöfe, der lituus, diente bereits etruskischen Auguren zur Bezeichnung eines templum (»heiliger Bezirk«). Auch die lateinische Sprache führt die römische Tradition direkt fort.

Pontifex maximus war ein hohes republikanisches Staatsamt ebenfalls aus etruskischer Zeit für den Oberaufseher über die Priester (der aber selbst kein »Priester« war!). Auch Cäsar und alle Kaiser hatten dieses Amt inne. Erst Kaiser Theodosius überließ während seiner Regierungszeit von 379 bis 395 diesen Titel dem Bischof von Rom.

ca. 400

PAPST    Um 400 besannen sich die Bischöfe von Rom darauf, dass sie Herren über das Grab des Apostels Petrus auf dem Vatikanhügel waren, den Christus zu seinem Nachfolger eingesetzt hatte. Auf diese direkte, ununterbrochene Apostelnachfolge begründeten die römischen Bischöfe schon damals – und unmissverständlich bis heute – ihre Vorrangstellung gegenüber anderen Patriarchen (»Erzvater«), beispielsweise in Alexandria, Antiochia, Jerusalem und natürlich in Konstantinopel. Siricius war der Erste, der sich papa nannte. Er regierte kurz vor 400.