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HINTERINDIEN – ANGKOR WAT    Unbehelligt vom großen chinesischen Nachbarn im Norden konnte sich in der Zeit der Ottonen und frühen Kapetinger auf dem Subkontinent Hinterindiens das Khmer-Reich der Könige von Angkor entfalten. Angkor war die Hauptstadt, und »Angkor« bedeutet in der Khmer-Sprache als ein vom Sanskrit abgeleitetes Wort nichts anderes als »Stadt«. Der Bau von Bewässerungsanlagen für den Reisanbau, was mehrmalige Ernten im Jahr ermöglichte, schuf die wirtschaftliche Grundlage für die Ausdehnung des Khmer-Reiches Kambuja (eingedeutscht: Kambodscha).

Kultur und Religion waren von Indien her zunächst hinduistisch, dann buddhistisch beeinflusst. Angkor Wat wurde als Vishnu-Tempel errichtet. Es handelt sich um die größte sakrale Anlage der Welt und das zweitgrößte Bauwerk der Erde nach der Chinesischen Mauer. Erbauer war der Khmer-Herrscher Suryavarman, der die Anlage in 37 Jahren Bauzeit errichten und, so ein chinesischer Gesandter, die Türme mit Gold überziehen ließ. Suryavarman regierte über ganz Südindochina.

Was danach geschah: Das Khmer-Reich erlag ab ungefähr 1200 der Invasion der Thai-Völker, die es mit eigenen Staatenbildungen überlagerten. Die Thai-Völker kamen aus dem gebirgigen Norden Indochinas und wichen in einer Art hinterindischer Völkerwanderung dem Druck der Chinesen und Vietnamesen aus. Sie übernahmen im Süden weitgehend die Kultur der Khmer. Seit etwa 1500 wurden die Tempelanlagen von Angkor nicht mehr genutzt und vom Dschungel überwuchert. In Europa wurden sie erst durch die Entdeckungsreisen des Franzosen Henri Mouhot (1826–1861) bekannt.

1206–1398

INDIEN – SULTANAT VON DELHI    Nach dem goldenen Zeitalter des Gupta-Reiches wurde Nordindien von Hunneninvasionen heimgesucht. Sie hinterließen verbrannte Erde und ein zersplittertes, stagnierendes Land. Kein einziger der vielen regionalen Herrscher konnte sich durchsetzen, die Bauern wurden ausgepresst. Seit 1000 stand Nordindien unter der lockeren Oberherrschaft einer türkischen Dynastie, der Ghasnawiden. Im europäischen Hochmittelalter, während der Staufer-Zeit, brach deren Herrschaft unter seldschukischem Druck auseinander.

Das Sultanat war die erste dauerhafte islamische Staatsbildung auf indischem Boden. Einer der Generäle aus dem Umfeld der Ghasnawiden, der an der Eroberung Nordindiens beteiligt war, machte sich in Delhi als unabhängiger Herrscher selbstständig. Sein Sultanat bestand rund 200 Jahre, bis es von Timur Lenk vernichtet wurde. Wegen der Herkunft der türkischstämmigen Herrscher aus Gebieten jenseits des Hindukusch war im Sultanat von Dehli der Pandschab, das uralte Kulturland am Indus (heute Pakistan), der Schwerpunkt. Trotz einer einzigen Abfolge von Thronkämpfen und Dynastie-Wechseln expandierte das Sultanat erfolgreich, sodass es im 14. Jahrhundert praktisch den gesamten Subkontinent beherrschte.

JAPAN – HEIAN    war das riesige Kaiserpalast-Areal in Kyoto, das in der Heian-Zeit (794–1185) Hauptstadt wurde und es bis 1868 blieb. Es war die klassische Kulturperiode Japans. Zwei Hofdamen der Kaiserin verfassten um 1000 japanische Werke der Weltliteratur, das Kopfkissenbuch, eine Art Tagebuch, und den Roman Die Geschichte des Prinzen Genji. So kultiviert der Hof aber auch war, so schwach waren die Kaiser, die sich ständige Machtkämpfe mit rivalisierenden Adelsclans und nicht erbberechtigten Nachkommen, den »Genji«, lieferten. Ein Angehöriger solch eines Genji, des Clans der Minamoto, wurde der erste Shogun.

1192

JAPAN – SHOGUN    Minatomo Yoritomo war nach über zehnjährigen verwickelten Kämpfen zwischen Adelscliquen letztendlich als Sieger übrig geblieben. Er vertrieb den herrschenden Tenno und setzte einen neuen ein. Dieser ernannte Yoritomo zum ersten »kaiserlichen Feldherrn«. Yoritomo war von 1192 bis 1199 der erste Shogun. Noch in der Heian-Zeit hatte das Militär dem Tenno gedient. Jetzt war das Machtverhältnis umgekehrt. Von nun an regierten die Shogune 800 Jahre lang in mehreren Dynastien unter den nur noch bei zeremoniellen Anlässen agierenden, machtlosen Kaisern das japanische Inselreich bis 1868. Das Shogunat war nichts anderes als eine Militärregierung, wenn nicht eine Militärdiktatur. Die erste Shogunat-Periode war das Kamakura-Shogunat (1185–1333).

JAPAN – SAMURAI    Ihre Macht stützten die Shogune auf die Samurai, den Kriegeradel Japans, der sich während der Heian-Zeit aus Palastwachen des Kaisers und der Genji gebildet hatte. Aus dieser Leibgarde entwickelte sich im Lauf der Jahrhunderte eine erbliche Adelsklasse, entfernt vergleichbar den europäischen Rittern. Der Samurai war in der Regel von einem Lehnsherrn (daimyo) materiell abhängig und kein unabhängiger Vasall mit eigenem Lehen wie in Europa. Fiel der Samurai in Ungnade oder starb der daimyo, waren der Samurai und seine Familie von wirtschaftlichem Abstieg bedroht. Es gab etwa 260 dieser daimyo genannten Kleinstfürsten. Da sie meistens nicht viel zu verteilen hatten, führten die Samurai eine eher bescheidene Existenz. Sie wurden nicht nur zum Kampf ausgebildet, sondern erhielten auch eine höfische, musische Bildung (Schreibkunst, Dichtung, Musik). Der Buddhismus war für viele Samurai ein spirituelles Gegengewicht zu dem rauen, asketischen, auf strengen Ehrbegriffen und Pflichterfüllung ausgerichteten Alltag. Viele Samurai zogen sich gegen Ende ihres Lebens in die Stille buddhistischer Klöster zurück.

Was danach geschah: In der langen Friedenszeit des Tokugawa-Shogunats ab 1603 gab es keine Kämpfe mehr. Aus den Krieger-Samurai wurden die tüchtigen und unbestechlichen Träger der lokalen Verwaltung. An ihren Vorrechten zwei Schwerter zu tragen, zu Pferd zu reiten und besondere Kleidung zu tragen, hielten sie eisern fest. Auf der Straße durften sie gegenüber Nicht-Samurai den Vortritt erzwingen.

ca. 1100–1500

AFRIKA – GANA, MALI, BENIN    Im Inneren Westafrikas, in der südwestlichen Sahara-Zone, gibt es mächtige Flüsse. Vor allem im Bereich des Bogenscheitels des Nigers bestanden während des gesamten Mittelalters afrikanische Reiche. Von 500 bis nach 1000 kontrollierte eine afrikanische Herrscherdynastie die Territorien und den Handel im sogenannten Reich von Gana (das nichts mit dem modernen Staat Ghana zu tun hat). Es wurde 1076 von muslimischen Berbern zerstört, die von Mauretanien und Marokko aus nicht nur die ganze Westsahara nach der Art von Reiternomaden unter ihre Herrschaft brachten, sondern auch das südspanische Al-Andalus. Ohne Verwaltungsunterbau war die almoravidische Macht in Westafrika aber nicht von Dauer. Hier entstand ab etwa 1300 das Mali-Reich in der gesamten Südwest-Sahara, dessen ethnisch afrikanische Herrscher bereits Muslime waren. Zentren waren Timbuktu und Djenné.

Am Unterlauf des Nigers bestand annähernd 1500 Jahre lang das von verschiedenen Dynastien regierte schwarzafrikanische Königreich Benin, das durch sein hochstehendes Kunsthandwerk berühmt ist. Benin wurde von seinen Königen mit starker Hand sozusagen absolutistisch regiert und entwickelte sich nach 1500 zu einem der Hauptumschlagplätze für den Sklavenhandel.

HANDEL UND WANDEL

Unterhalb der machtpolitischen Ebene der staufisch-welfisch-englisch-französischen und päpstlichen Politik bildete sich als völlig neue Gesellschaftsschicht in Europa das Bürgertum in den aufstrebenden und rasch nach Selbstverwaltung strebenden Städten. Die Bildung und die Ausbildung einer internationalen europäischen Wissenselite verlagerte sich von den Klosterschulen auf dem Lande in die Kathedralschulen der Städte, und ab der Mitte des 12. Jahrhunderts bildeten sich dort auch die ersten unabhängigen Universitäten. Die Geldwirtschaft kam auf, Banken wurden gegründet. Der Kaufmann trat als neuer Prototyp der europäischen Gesellschaft erstmals in Erscheinung.