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Was danach geschah: Von den Ajjubiden Saladins übernahmen die Mameluken also die Herrschaft in Ägypten und die Vorherrschaft in Palästina und Syrien. Sie verbündeten sich sogar mit den Kreuzfahrern, um Syrien gegen die Mongolen zu behaupten. 1517 mussten sich die Mameluken der osmanischen Oberherrschaft beugen, de facto aber regierten sie in ihrem angestammten Gebiet weiter. Um 1680 schüttelten die Mameluken die Osmanen wieder ab und regierten Ägypten und den Nahen Osten – während der europäischen Barock- und Aufklärungszeit sogar Irak – bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Im Grunde also verharrt seit dem Spätmittelalter der heute so explosive Nahe Osten spannungslos, friedlich und selbstzufrieden im orientalischen Gleichmaß seiner Tage unter der mamelukischen oder osmanischen Glocke, allerdings auch ohne sich seither in irgendeiner Weise zu entwickeln.

AFRIKA – GROß-SIMBABWE

Die Mauern von Groß-Simbabwe sind nach den ägyptischen Pyramiden der größte Steinbau Alt-Afrikas und die älteste bekannte Ruinenstätte südlich der Sahara. Die sogenannte Große Mauer besteht aus exakt behauenen Granitblöcken, die ohne Mörtel verfugt sind; sie ist fast 250 Meter lang.

Die große Einfriedung wurde vermutlich von einem Bantu-Volk um 1250 errichtet. Ob als heiliger Bezirk oder als »Stadt«, ist nicht klar. Die Grundlinien der Mauern erinnern sehr an einen Kraal. Groß-Simbabwe gehörte vermutlich zu dem Munhumutapa oder auch Karanga genannten Reich. Hauptquelle des Wohlstands war der Metallhandel. Als die Portugiesen im 16. Jahrhundert als erste Europäer hier ankamen, trafen sie noch auf Zerfallsherrschaften dieses Reiches.

Simbabwe ist der Namensgeber für den modernen Staat, das ehemalige Süd-Rhodesien, seit 1980 regiert von dem sozialistischen Diktator Robert Mugabe, der das einst blühende Kolonialland zu einem Armenhaus heruntergewirtschaftet hat.

WELT IM UMBRUCH

ca. 1300 bis 1650

MODERNES UND ALTES EUROPA

Die Kreuzzüge bringen einen Kulturtransfer vom Orient nach Europa mit sich, angefangen bei den indisch-arabischen Zahlen und den Windmühlen, die man erstmals in Syrien sah, über die verfeinerte Textil- und Waffenverarbeitung bis hin zu Reisanbau und neuen Früchten. In der islamischen Welt ist die Einheitlichkeit des Kalifats durch den Mongolensturm zersplittert. Im gleichen Jahrzehnt (1300–1310), in dem der Papst nach Avignon umzieht und Frankreich das führende Königreich in Europa wird, beginnt der Aufstieg der türkischen Osmanen. Die Mongolen auf dem chinesischen Kaiserthron werden bald wieder von einer einheimischen Dynastie, den Ming, ersetzt. Mit seinem Reisebericht reißt Marco Polo den Horizont der Europäer bis nach China auf, wenn auch vorerst nur sehr vage.

Italien wird der kulturelle Impulsgeber Nummer eins in Europa: Literatur, Malerei, Architektur, Bildhauerei und nicht zuletzt Musik. Noch Mozart schreibt »italienische Opern«.

1298/1299

MARCO POLO: IL MILIONE    Auch wenn viele Details aus dem Leben des Venezianers Marco Polo (1254–1324) nicht gesichert sind, steht doch fest, dass er 1271 nach China aufbrach, dort die Gunst des Kaisers Kublai Khan gewann, etwa 20 Jahre in China blieb und 1295 nach Venedig zurückkehrte. Als Marco Polo sich 1298/1299 in genuesischer Gefangenschaft befand, entstand seine Reiseerzählung Le livre des merveilles du monde (»Das Buch von den Wundern der Welt«), bekannt als Il milione, ein Spitzname, der sich zunächst auf Marco Polo selbst bezog, da er in Venedig dauernd von den »Millionen« des Großkhans sprach.

Bald wurde das Buch ins Italienische und Lateinische, dann auch in andere Sprachen übersetzt, ungefähr 150 Abschriften sind erhalten (eine ungeheure Wirkung – damals gab es noch keinen Buchdruck). Der Reisebericht des Venezianers veränderte das Weltbild der Europäer tiefgreifend. Die Schilderungen der sagenhaften Reichtümer »Catheys« (China) und »Zipangos« (ein nicht genau lokalisiertes »Japan«) regten die Fantasie an. Die gesamte »Indienfahrerei« rund 200 Jahre später hat hier ihren sozusagen literarischen Ursprung.

ca. 1305

GIOTTO DI BONDONE: DIE ARENA-KAPELLE    Die Arena-Kapelle in Padua ist ein äußerlich schlichtes Gebäude auf dem Gelände eines ehemaligen, »Arena« genannten römischen Amphitheaters. Sie war Teil eines Wohnpalastes, den der Bankier Scrovegni ab 1300 hier am Stadtrand von Padua errichten ließ. Mit der kompletten Ausmalung sämtlicher Innenwände beauftragte er den Freskenmaler Giotto (1266–1337) aus Bondone bei Florenz. In über 100 Einzeldarstellungen schuf Giotto Szenen aus dem Leben von Maria, Jesus Christus und der Passion von einer bis dahin nie gesehenen Natürlichkeit, Lebendigkeit und dramatischen Bewegtheit. Diese Malerei wirkte völlig anders als die schematischen Figuren der am byzantinischen Ikonenstil orientierten Kunst seiner Zeit. Giotto stellte die biblischen Szenen erstmals vor den Hintergrund natürlich gemalter Landschaften und Stadtansichten. Die plastische Modellierung seiner Gestalten durch Licht und Schatten bestimmte die gesamte Malkunst bis Picasso.

Sowohl Dante als auch Boccaccio erwähnen den Künstler in ihren Werken. Petrarca besaß ein von Giotto gemaltes Bild.

ca. 1310

DANTE ALIGHIERI: DIE KOMÖDIE    Den geläufigen Titel Die göttliche Komödie gab ihr erst der Dante-Bewunderer Giovanni Boccaccio; er meinte damit eine »hervorragende Komödie«, so wie man heute auch sagt: ein göttlicher Genuss. Dante verwendete den schlichten Titel La Comedia so, wie man das Wort damals in Italien (und heute noch in Hollywood) verstand: Geschichte mit Happy End. Es ist aber keine Seifenoper, sondern ein hochgelehrtes Werk über die Wanderung des Dichters durch die drei Jenseitsreiche Hölle, Fegefeuer und Paradies.

Über Dantes (1265–1321) Leben ist wenig bekannt. 1302 wurde er aus seiner Heimatstadt Florenz verbannt, Die Komödie entstand im Exil ab 1307 auf Italienisch. Für die Italiener ist die Komödie Gründungs- und Hauptwerk ihrer Literatur und wegen der damaligen Vorreiterrolle Italiens auch der modernen europäischen Literatur.

ca. 1345

FRANCESCO PETRARCA: CANZONIERE    Weil sein Vater Petracco ein papsttreuer Florentiner Notar war, kam Francesco Petrarca (1304–1374) im Alter von sieben Jahren nach Avignon. (Petrarca ist eine latinisierte Form des Vaternamens.) Er wohnte später in einem Haus in Vaucluse und bestieg 1336 den nahe gelegenen Mont Ventoux, den Paul Cézanne um 1900 so oft malen wird. Nur zum Vergnügen einen Berg zu besteigen und seine Naturempfindungen in einem Brief auszudrücken, war etwas völlig Neues. Jeder mittelalterliche Mensch hätte darüber den Kopf geschüttelt.

Petrarca reiste durch ganz Europa, nach Paris, in die Niederlande, an den Rhein, später wieder nach Italien, als Gesandter auch nach Prag. Er war stets auf der Suche nach antiken Manuskripten, die Beschäftigung mit der Antike war der Hauptlebensinhalt des Gelehrten. Hierin fand er »alternative« Lebensformen zu denjenigen seiner eigenen Zeit. Sein Hauptwerk sind Gedichte, die meist als Canzoniere (»Lieder«) herausgegeben werden. Auch er schrieb in der »Volkssprache« Italienisch.