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»Nun«, sagte ich, »Florentius muss nicht mitkommen. Und er wird kaum von Freunden umgeben sein.« Während Marcellus sich auszog, rissen wir Witze darüber, wie Florentius sich im Feld die Haare kräuseln und die Nägel feilen ließe.

»Vermutlich denkt er, dass er etwas verpasst«, sagte Marcellus, der nackt am Waschtisch stand.

»Er wird viel mehr Julian im Auge behalten wollen … oder jemand anders tut es.«

»Ja, durchaus möglich.« Inzwischen ernst geworden, drehte Marcellus sich herum und betrachtete mich durch die Falten des Handtuchs, während er sich das Gesicht abtrocknete. »Daran hatte ich gar nicht gedacht. Eutherius sagte ja, dass jeder bespitzelt wird. Was richtet das bei einem Menschen an? Das ist widerwärtig.«

Er rieb sich die Haare trocken und warf das Handtuch beiseite. Allmählich lernten wir die höfischen Sitten näher kennen.

Zwei Tage später, an einem feuchten grauen Morgen, traten wir an, um nach Norden zu marschieren.

Ich saß auf meinem Pferd inmitten der anderen Offiziere und sah mir an, wie die Abteilungen vor dem Kastell antraten. In der Ferne, jenseits der Seine, konnte ich den alten Bauernhof, den Heuschober und die Zisterne ausmachen, von wo ich neulich das eintreffende Heer beobachtet hatte. Lächelnd dachte ich darüber nach, welche Wende mein Schicksal seither genommen hatte.

Severus kam auf seinem großen Braunen herangeritten. Er wechselte ein paar Worte mit einem Tribun über irgendeine militärische Angelegenheit und schaute dabei zur Zitadelle hinüber. Dann verstummte er, den Blick noch immer auf die Zitadelle gerichtet, während der Tribun neben ihm zu lachen anfing.

Ich folgte Severus’ Blick. In der Ferne kam ein Apfelschimmel den Hügel herauf; der Reiter war Florentius in glänzender Paradeuniform mit Reitgerte und pelzverbrämtem Reitmantel, der ihm von den Schultern wallte und über die Flanken des Pferdes hing.

Belustigtes Gemurmel durchlief die Reihe, und viele Männer grinsten breit, bis Severus schroff »Ruhe!« befahl. Julian, der auf einem gewöhnlichen Pferd der Reiterei saß, drehte sich kurz um und schaute woandershin, als ginge ihn das alles nichts an.

Wir rückten nach Norden vor, folgten den Straßen, so weit sie führten, und zogen dann an Flussauen und gefrorenen Mooren entlang. Unausgesetzt wehte uns ein bitterkalter Nordwind entgegen. Als wir uns der Maas näherten, kamen wir an verlassenen Siedlungen vorbei; an den Häusern fehlten Fensterläden und Dächer, und die Felder verwilderten. Julian wies Florentius darauf hin und meinte, es sei eine Schande, dass so viel Land brachliege, während halb Gallien hungerte. Der Präfekt, der frierend und übellaunig unter seinem Pelz kauerte, erwiderte, die Bewohner seien in die Städte gezogen. »Sie wollen Sicherheit, was der Cäsar gewiss verstehen wird.«

Julian blickte stirnrunzelnd auf die verwüsteten Felder. Dort hatten die ersten Schösslinge Wurzeln geschlagen – Brombeeren, Weißdorn und schnell wachsende Ebereschen. Binnen einer Generation würde dort ein Wald stehen, und niemand würde mehr wissen, dass dies einmal Ackerland gewesen war. Dies hielt Julian dem Präfekten entgegen. »Aber die Menschen müssen essen, und das ist fruchtbares Land«, sagte er. »Wir müssen sie ermutigen, zurückzukehren, ehe alles überwuchert ist. Wir müssen für ihre Sicherheit sorgen.«

»Wie du meinst, Cäsar«, sagte Florentius kalt und lächelte verkniffen.

Ich sah, wie Julian zu einer Erwiderung ansetzte. Florentius sah es wohl auch, doch anstatt abzuwarten, zog er an den Zügeln seines Schimmels und schwenkte ab.

Julian schaute ihm nach, und einen Moment lang trafen sich unsere Blicke. Ich hatte erwartet, ihn zornig zu sehen. Stattdessen wirkte er gekränkt und traurig, beinahe wie ein Kind, das grausam behandelt wurde, wo es nicht damit gerechnet hatte, sich aber nichts anmerken lassen will.

Wir gelangten ins Grenzgebiet. Nirgends war etwas von fränkischen Plünderern zu sehen, nur die Zerstörungen, die sie hinterlassen hatten. Den Grund dafür fanden wir bald heraus. Da die Mordbrenner uns entdeckt hatten, hatten sie sich in einen der Grenzposten an der Maas zurückgezogen, der aufgegeben worden war, als Magnentius und dann Constantius die Truppen der Provinz abgezogen hatten, um ihren Krieg gegeneinander auszufechten. Während die Männer nun das Lager aufschlugen, im harten Boden Gräben aushoben, die Zelte aufspannten und Palisaden errichteten, erkundeten wir die Umgebung, um zu sehen, wie das Kastell am besten einzunehmen war.

Es hatte einen hohen, nach Südwesten gelegenen Torweg. Das Tor selbst war verschwunden. Die Franken hatte den Eingang mit Steinen und alten Dachbalken aus den zerstörten Kasernen versperrt. Nun beäugten sie uns von der Brustwehr, und als sie uns nah genug glaubten, warfen sie Geschosse nach uns und brüllten Beleidigungen in ihrer rüden Sprache. Sie waren aufgebracht, weil wir es wagten, hierherzukommen und sie herauszufordern.

Wir blieben außer Reichweite. Als sie das begriffen, sparten sie ihre Geschosse und begnügten sich mit Schimpfwörtern.

»Es wird dauern, bis wir sie los sind«, bemerkte Valentinian, der die Barbaren voller Abscheu beobachtete. »Die haben sich gut verschanzt.«

»Ja«, pflichtete Julian finster bei, »und zwar in unserem eigenen Kastell. Aber wir sind draußen und sie drinnen, und ich bezweifle, dass sie für Vorräte gesorgt haben. Sie sind an unsere Schwäche gewöhnt. Bestimmt rechnen sie damit, dass wir wieder abziehen und sie weiter plündern lassen. Aber ich werde sie verjagen, und wenn es den ganzen Winter dauert.«

Florentius war nicht bei uns. Er war im Lager geblieben, um den Aufbau seines Zeltes zu beaufsichtigen – ein hoher, gestreifter Pavillon mit einem Vordach, das auf rot gebeizten Eschenpfosten ruhte. Ich ging mit Marcellus und unserem Kameraden Arintheus gerade daran vorbei, als die Möbel auf einem Stück Segeltuch abgeladen wurden und darauf warteten, von den Sklaven hineingetragen zu werden: Stühle mit Kissen, ein Tisch mit Einlegearbeiten, Lampenständer, eine gepolsterte Liege und mittendrin eine bronzene, mit Girlanden verzierte Badewanne. Als wir stehen blieben, um dies alles in uns aufzunehmen, kam ein livrierter Diener zu uns und sagte, der Präfekt wünsche uns zu sprechen.

»Ah, meine Freunde!«, rief Florentius zwischen halb ausgepackten Kisten hervor. »Jetzt lagern wir hier in dieser Einöde. Vielleicht könnt ihr unseren großen Heerführer zur Vernunft bringen.«

»Wie bitte?«, sagte ich.

»Nun, auf die Stimme der Erfahrung will er nicht hören, aber vielleicht hört er ja auf euch. Die Franken kommen und gehen schon seit Jahren durch diesen Landstrich; da überrascht es nicht, wenn sie ihn als ihr Eigentum betrachten. Begreift Julian denn nicht, dass er Unruhe stiftet? Die Barbaren werden sich bei ihren Brüdern jenseits von Rhein und Maas beschweren. Denkt an meine Worte: Wenn wir sie verärgern, bekommen wir Scherereien entlang der gesamten Grenze, und dann wird Julian sich vor dem Kaiser verantworten müssen.«

»Sollen wir das dem Cäsar ausrichten?«, fragte Arintheus.

Der Präfekt zuckte die Achseln. »Erzählt ihm, was ihr wollt. Ich bezweifle, dass er zuhören wird. Aber er wird es noch lernen. Er kann nicht mitten im Winter durch die Gegend marschieren. Was glaubt er denn, wer er ist? Ihr da!«, rief er plötzlich ein paar Sklaven zu, die an einer Zeltspannleine zogen, »hört auf, daran zu zerren, ihr Dummköpfe, sonst bringt ihr das ganze Ding zum Einsturz, und es landet in diesem verfluchten Matsch!« Er wandte sich wieder uns zu: »Ihr seid doch Soldaten. Also bringt ihm Vernunft bei, bevor er mit seinen Plänen an der ganzen Grenze Überfälle auslöst.«

Später, als wir mit Julian sprachen, erwähnte Arintheus, was Florentius gesagt hatte – jedoch ohne den hochfahrenden Ton.