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Mr. Gorman muß ich mir die Geschichte zusammenreimen.« Er holte Notizblock und Kugelschreiber hervor. »Seit wann besteht dieses Hotel? Ich will alles über seinen Hintergrund, seine Kundschaft, seine .«

Jeremy Robinson runzelte die Stirn. »Einen Augenblick mal! Das ist gar nicht nötig. Ich meine - sie hätte überall sterben können.«

Frank Lonergan sagte verständnisvoll. »Ich weiß, aber es ist dort passiert. Ihr Hotel wird berühmt werden wie Watergate.«

»Mr. ...?«

»Lonergan.«

»Mr. Lonergan, ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie . ich meine, diese Art von Publicity ist sehr schlecht. Könnte man nicht irgendwie .«

Lonergan überlegte einen Augenblick. »Wenn ich mit Mr. Gorman reden würde, nehme ich an, daß ich eine andere Sicht bekommen würde.«

»Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar. Ich gebe Ihnen seine Adresse.«

Frank Lonergan wurde langsam nervös. Als die Grundzüge der Ereignisse Gestalt annahmen, wurde es allmählich klar, daß es eine Mordverschwörung und Vertuschungsbemühungen auf höchster Ebene gab. Bevor er zu dem Hotel ging, um mit dem Angestellten zu reden, entschloß er sich, kurz in seiner Wohnung vorbeizuschauen. Seine Frau Rita war in der Küche und bereitete das Abendessen vor. Sie war eine kleine Frau mit rotem Haar, funkelnden grünen Augen und einem hellen Teint. Sie drehte sich überrascht um, als ihr Mann hereinkam.

»Frank, was machst du mittags zu Hause?«

»Ich dachte, daß ich vorbeikommen könnte und hallo sagen.«

Sie studierte sein Gesicht. »Nein, etwas ist los. Was ist es?«

Er zögerte. »Wann hast du deine Mutter zum letzten Mal gesehen?«

»Ich habe sie letzte Woche besucht. Warum?«

»Warum besuchst du sie nicht wieder, Schatz.«

»Stimmt etwas nicht?«

»Ob etwas nicht stimmt?« Er ging zu dem Kaminsims. »Du solltest das hier abwischen. Wir werden hier bald einen Pulit-zerpreis und dort einen Peabody Award hinstellen.«

»Von was redest du?«

»Ich habe etwas herausbekommen, das einigen den Kopf kosten wird - und ich meine Leute in hohen Positionen. Das ist die aufregendste Geschichte, die ich je recherchiert habe.«

»Warum willst du, daß ich meine Mutter besuche?«

Er zuckte die Achseln. »Es könnte möglich sein, daß die Sache gefährlich wird. Es gibt Leute, die nicht wollen, daß diese Geschichte an die Öffentlichkeit dringt. Ich würde mich wohler fühlen, wenn du einige Tage weg wärst, bis alles gelaufen ist.«

»Aber wenn du in Gefahr bist .«

»Ich bin nicht in Gefahr.«

»Bist du sicher, daß dir nichts passieren wird?«

»Absolut. Pack deine Sachen ein, und ich rufe dich heute abend an.«

»Einverstanden«, sagte Rita widerwillig.

Lonergan schaute auf seine Uhr. »Ich fahre dich zum Bahnhof.«

Eine Stunde später hielt Lonergan vor einem bescheidenen Backsteinhaus im Stadtteil Wheaton. Er stieg aus, ging zur Haustür und klingelte. Keine Antwort. Er klingelte noch einmal und wartete wieder. Plötzlich ging die Haustür auf, und vor ihm stand eine dicke Frau mittleren Alters, die ihn mißtrauisch beäugte.

»Ja?«

»Ich komme vom Finanzamt«, sagte Lonergan und hielt ihr kurz einen Ausweis vor die Nase. »Ich möchte Carl Gorman sprechen.«

»Mein Bruder ist nicht da.«

»Wissen Sie, wo er sich aufhält?«

»Nein.« Das kam zu schnell.

Lonergan nickte. »Das ist aber schade. Na ja, Sie können damit anfangen, seine Sachen zu packen. Ich werde meine Dienststelle anweisen, den Möbelwagen herzuschicken.« Lonergan machte sich wieder auf den Weg zu seinem Auto.

»He! Moment mal! Was denn für einen Möbelwagen? Wovon reden Sie überhaupt?«

Lonergan blieb stehen und drehte sich um. »Hat Ihr Bruder Ihnen nichts gesagt?«

»Was sollte er mir denn gesagt haben?«

Lonergan ging wieder ein paar Schritte aufs Haus zu. »Er befindet sich in Schwierigkeiten.«

Sie musterte ihn besorgt. »Was für Schwierigkeiten?«

»Bedaure, aber es steht mir nicht zu, darüber zu sprechen.« Er schüttelte den Kopf. »Und dabei scheint er doch ein ganz netter Kerl zu sein.«

»Das ist er auch«, betonte sie mit großem Nachdruck. »Carl ist ein wunderbarer Mensch.«

Lonergan nickte. »Das war auch mein Eindruck, als wir ihn im Finanzamt verhörten.«

Sie geriet in Panik. »Worüber haben Sie ihn verhört?«

»Er hat bei der Einkommensteuererklärung gemogelt. Wirklich schade. Ich wollte ihn nämlich auf eine Lücke im Gesetz hinweisen, die ihm herausgeholfen hätte, aber ...« Er zuckte die Schultern. »Wenn er nicht zu Hause ist ...« Er schickte sich an, zu gehen.

»Warten Sie! Er ist ... Sie finden ihn beim Fischen. Das sollte ich eigentlich keinem verraten.«

Lonergan zuckte die Schultern. »Warum denn nicht?«

»Weil er sich nicht an irgendeiner gewöhnlichen Angelstelle aufhält. Nein, diesmal ist's was Besonderes. Die Sunshine Fishing Lodge am See in Richmond, Virgina.«

»Okay. Ich werde ihn dort aufsuchen.«

»Das wäre wunderbar. Sind Sie sicher, daß für ihn alles gut ausgehen wird?«

»Absolut sicher«, erklärte Lonergan. »Ich werde dafür sorgen, daß man sich um ihn kümmert.«

Lonergan nahm die I-95 Richtung Süden. Richmond lag über hundertsiebzig Kilometer weit entfernt. Vor vielen Jahren hatte Lonergan in dem See dort einmal geangelt und Glück gehabt.

Er hoffte inständig, daß er auch diesmal genausoviel Glück haben würde.

Es nieselte, aber das störte Carl Gorman nicht. Bei solch einem Wetter sollten die Fische gut beißen. Er angelte gestreiften Barsch, mit weit ausgelegten Ruten. Die Wellen plätscherten gegen das kleine Ruderboot auf der Mitte des Sees, und der Köder trieb hinter ihm her. Die Fische hatten es nicht eilig, aber das machte nichts. Kein Problem. Er war in seinem ganzen Leben noch nie so glücklich gewesen. Er würde reich sein, reicher als er es sich in seinen kühnsten Träumen erhofft hatte. Es war einfach nur Glück gewesen. Du hast dich genau im richtigen Moment an genau der richtigen Stelle befunden. Er war noch einmal zum Monroe Arms zurückgekehrt, weil er dort eine Jacke vergessen hatte, und gerade im Begriff, die Garage zu verlassen, als die Tür des Pri vatfahr stuhl s aufging. Als er sah, wer da aus dem Lift trat, war er fassungslos in seinem Wagen sitzen geblieben. Er hatte beobachtet, wie der Mann wieder zum Lift ging, die Fingerabdrücke abwischte und anschließend davonfuhr.

Einen Reim auf die Sache hatte er sich allerdings erst machen können, als er am nächsten Tag in der Zeitung von dem Mord las. Irgendwie tat ihm der Mann leid. Ich bin wirklich ein Fan von ihm. Aber wenn man so berühmt ist, hat man eben ein Problem; da kann man sich nie verstecken. Wo man auch hingeht, man wird erkannt. Er wird mir Geld geben, damit ich den Mund halte. Er hat gar keine andere Wahl. Ich werde mit hunderttausend anfangen. Wenn er mir das erst mal gezahlt hat, wird er weiterzahlen müssen. Vielleicht kauf ich mir ein Chäteau in Frankreich oder ein Chalet in der Schweiz.

Er spürte, daß ein Fisch angebissen hatte, und holte die Angelrute ein. Er konnte die Befreiungsversuche des Fisches spüren. Du wirst mir nicht entkommen. Ich habe dich am Haken.

Er hörte aus der Ferne ein großes Rennboot näher kommen. Man müßte Rennboote auf dem See verbieten. Sie verscheuchen die Fische. Das Rennboot hielt auf ihn zu.

»Kommt mir nicht zu nah«, schrie Carl.

Das Rennboot schien direkt auf ihn zuzusteuern.

»He da! Aufpassen! Fahrt doch nicht einfach wild drauflos. Um Gottes willen .«

Das Rennboot pflügte in das Ruderboot und drückte es, samt Gorman, unter Wasser.

Du verdammter, betrunkener Idiot! Er rang nach Luft. Es gelang ihm, den Kopf über Wasser zu halten. Das Rennboot hatte gedreht und hielt erneut direkt Kurs auf ihn. Und das letzte, was Carl Gorman noch registrierte, bevor das Boot ihm den Schädel zertrümmerte, war das Zucken des Fisches an der Angel.